Ein fröhliches Herz macht ein fröhliches Angesicht (Spr 15, Pfarrer Gerhard Metzger)

Predigt zum 11. Sonntag nach Trinitatis
Spr 15, 13
Prediger: Gerhard Metzger, Pfarrer
Oberkrumbach/Altensittenbach, 31.08.2014

Liebe Gemeinde,

bei einer Feier ist ein wunderschönes Buffet aufgebaut. Am Anfang der Tafel steht eine große Schale mit Äpfeln. Da auch einige Kinder dabei sind, steht ein kleines Schild daneben: „Bitte nur einen Apfel nehmen. Gott schaut zu“. Am Ende des Tisches steht eine Schale mit leckeren Keksen. Es dauert nicht lange, dann steht auch dort ein Schild in krakeliger Kinderschrift: „Nimm so viel du willst! Gott passt gerade auf die Äpfel auf!“

Kinder und Narren sagen die Wahrheit – sagt ein gelehrter Spruch. Es sind Kinder, die uns vieles deutlich machen, was Erwachsene nicht mehr wahrnehmen können. Und diese eine Wahrheit steht fest wie in Blei gegossen: „Ein fröhliches Herz macht ein fröhliches Angesicht“. Das Äußere ist also ein Widerschein für meinen inneren Zustand. Eine Familie besucht einen Tierpark in sehr früher Morgenstunde. Da fragt der kleine Fritz: „Vati, warum macht denn der Geier so ein dummes Gesicht?“ Sein Vater antwortet: „Weil noch kein Aas da ist…“. Das ist die lustige Variante dieses Bibelverses.

Ich denke zurück an eine kurze Begegnung vor einigen Jahren. Ich begegne nach längerer Zeit einer Frau auf der Straße. Wir grüßen uns und ich bemerke ein ernstes Gesicht. Das war für sie ungewöhnlich. Ich kannte sie nur als eine lächelnde Person. Ich fragte: „Geht es Ihnen nicht gut? Sie schauen so betrübt aus“. Sie antwortete: „Ich hab auch mal Probleme“. An dieser Antwort merkte ich, dass allein die Nachfrage in ihr ein negatives Gefühl hervorrief. Sie fühlte sich ertappt. Dabei meinte ich es wirklich mitfühlend. Menschen zeigen am Äußeren wie es in Ihnen aussieht. Bei Babys und kleinen Kindern ist es noch relativ einfach. Babys z.B. – so habe ich gelesen – zeigen reflexartig ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Also das bloße Anschauen ihres Gesichtes erzeugt eine lächelnde Reaktion. Deshalb kenne ich fast nur Bilder mit fröhlichen Babys. Das ist eine Art und Weise, diese Welt wahrzunehmen. Denken Sie nur einmal an sich selbst. Sie schauen z.B. Kinderbilder an von Freunden oder Nachbarn. Wetten, dass Sie dann sagen: „Ach, wie hübsch das Kind aussieht. Ach wie niedlich. Schau hin, wie das kleine Kind lacht“. Stellen Sie sich mal vor, ein anderer würde über ihr Kind oder über ihr Enkelkind das Urteil fällen: „Das sieht ja furchtbar aus. Euer Kind ist ja wirklich hässlich“. Ich glaube, die Freundschaft wäre schnell beendet.

Ein kleines Kind sieht auch wirklich immer hübsch aus. Es reflektiert noch nicht die Wirklichkeit. Es kennt keine Kriegskonflikte und kleine sowie große Probleme. Es fühlt Nähe und Liebe und weiß sich in den Händen der Eltern geborgen. Es zeigt nach außen wie die Welt so unkompliziert sein kann. Wenn ich Bilder von meinem eigenen Enkelkind anschaue, dann füllt mir auf, dass er immer lächelnd in die Kamera schaut. Ich kann nicht genug von diesen Bildern haben. Ein Foto jagt das andere und ich schaue sie mir oft an. Der kleine Philip sieht dieses Ding da vorne und schaut lächelnd hinein. Alle freuen sich und sagen: Das machst du ja toll. Schaut mal her, wie gut er drauf ist. Schaut mal die Bilder an, wie er lächelt. Und dann wird er gelobt und denkt sich vermutlich: Wenn ich in dieses Ding da vorne hineinschaue, dann stehe ich immer im Mittelpunkt. Was will ich mehr?“ Ich kann allen Eltern nur raten, diese Zeit auszukosten und in sich aufzunehmen. Es werden andere Zeiten kommen! Ich garantiere ihnen: Später wird ein Mensch nie mehr so gelobt, nur weil er in eine Kamera schaut.

Ein fröhliches Herz macht ein fröhliches Angesicht“. Das Herz ist der Sitz meiner Gefühle. Vom Herzen her zeige ich, wie es mir geht und welche Empfindungen ich habe. Deshalb wird auch Liebe mit einem Herzen dargestellt. Da kommen zwei Herzen zueinander, wenn es zwischen zwei Menschen funkt. Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass ich als Mensch lerne, meine Gefühle wahrzunehmen und über sie zu reden. Deshalb ist es auch so wichtig, dass ich dem anderen mit Worten sage, wer er für mich ist und dass ich ihm von ganzem Herzen liebe. Die Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa hat einmal gesagt: „Ein fröhliches Herz entsteht normalerweise nur aus einem Herzen, das vor Liebe brennt“. In mir brennt dieses Feuer voll Liebe und dann kann ich auch diese Freude zeigen, die meinem Gesicht diese Fröhlichkeit verleiht.

Und wie sieht es dann aus, wenn es mir schlecht geht? Wenn ich traurig bin oder Trauer habe? Wenn ich voller Probleme stecke und nicht weiß, wie der morgige Tag aussehen kann und wird? Ich habe zwei Möglichkeiten. Ich bin ganz traurig und wie gelähmt. Ich scheue jeden Menschen. Ich will nicht mehr am Leben teilnehmen. Wird dadurch das Schwere überwunden? Wird es im Leben besser?

Oder ich versuche, mich dieser Trauer zu stellen. Ich äußere meine Gefühle. Ich will aber in das Leben wieder hineinfinden. Ich gehe unter die Leute und baue wieder Beziehungen auf. Dann sind die Probleme immer noch da und die Trauer ist nicht einfach weggeblasen. Aber diese Trauer hat keine Macht mehr über mich. Ich kann dieses Leben wieder neu leben. Vielleicht gibt es auch noch eine ganz andere Möglichkeit, dieses Schwere zu überwinden. Ich treffe die Entscheidung, mich einer neuen Freude und Fröhlichkeit zu öffnen trotz allem Schweren im Leben. Ich will dieses „Dennoch des Glaubens“ leben, von dem der Ps 73 spricht: „Dennoch bleibe ich stets bei dir“.

  1. Luther hat einmal gesagt: „Viel Reichtum tröstet nicht so sehr wie ein fröhliches Herz“. Er rückt damit die Verhältnisse im Leben wieder zurecht. Es geht darum, dass Menschen Liebe und Zuneigung weitergeben. Sie sollen erkennen, wie wichtig mein Mann/meine Frau an meiner Seite ist. Sie sollen im Heute leben können und ihre ganze Liebe den Kindern und der Familie weitergeben. Sie sollen spüren, wie diese Liebe mein Angesicht verändert und damit auch meine Umwelt. Ich will nicht mit einer Schnute herumlaufen. Ich will im Dennoch aller meiner persönlichen Probleme und aller Weltkonflikte lernen, dieses Leben als ein Geschenk anzunehmen und Fröhlichkeit leben. In Anlehnung an die Bergpredigt haben Christen das einmal so ausgedrückt: „Selig die, die lächeln können und kein böses Gesicht machen; ihre Wege werden sonnenbeschienen sein“.

Amen

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