Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Ilka Kolb
Es ist gerade eine schwierige Zeit für uns alle. Wir können unser Leben nicht so leben, wie wir es gewohnt sind. Die Kinder sind zu hause, ich muss sie nicht zu so vielen Terminen fahren und auch ich selbst habe keine Termine außerhalb der Arbeit. Die Ferien der Kinder tragen sicher dazu bei, dass es bei uns gerade etwas entspannter zu geht. Vor den Ferien war das etwas anders, bei drei Kindern auf drei verschiedenen Schulen war es nicht immer einfach meine Arbeit, die vielen mails etc. der Lehrer, meinen Haushalt und mein Seelenleben in Einklang zu bringen und zu koordinieren.
Je länger die Zeit des Shut downs ist, umso mehr verschieben sich die Prioritäten. War es am Anfang meine Sorge, dass die Kinder in der Schule mit dem Stoff durchkommen. Die Sorge, wie das alles werden wird im Gesundheitswesen. Die Angst, dass der Medienkonsum meiner Kinder bis ins unermessliche steigt und sie Schaden nehmen, etc. die meinen, unseren Alltag bestimmt haben, so hat sich dies jetzt verschoben. Eine gewisse Gelassenheit in der Arbeit und auch in der Handhabung der Schuldinge der Kinder ist gekommen. Was sich jedoch ändert ist mein Blick auf die sozialen Belange und auf die Ängste.
Meine Kinder können diese nicht immer formulieren, doch merke ich an ihrem Verhalten ganz deutlich, dass es ihnen sehr zu schaffen macht, dass sie sich mit ihren Freunden nicht treffen können. Und ich spreche nicht vom virtuellen Treffen, sondern vom richtigen körperlichen Treffen.
So merke ich auch, dass sie sich immer häufiger einfach nur mal ein paar Streicheleinheiten holen, die ich gerne verteile, weil sie auch mir gut tun. Ich gehe zwar zur Arbeit, aber auch ich darf momentan nur am Telefon oder per email beraten. Ein Face-to face Kontakt ist gerade nicht möglich. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne mal jemanden in den Arm nehme zur Begrüßung oder über den Arm streiche, wenn ich mich mit jemanden unterhalte, um meine Aufmerksamkeit zu unterstreichen.
Ich habe an Ostern sehr die gemeinsamen Gottesdienste und Begegnungen vermisst. Auch meinen Kindern hat die Osterwache gefehlt, die Gemeinschaft, die damit verbunden ist. Dass sie in diesem Jahr nicht stattgefunden haben ändert natürlich nichts an der Botschaft von Ostern, aber durch persönliche Begegnungen bekommt der Tod Jesu Christi und seine Auferstehung für mich noch einmal eine andere Präsenz, eine andere Aufmerksamkeit.
Mit der Ostergeschichte wurde mir auch klar, dass es immer ein Licht am Ende des Tunnels gibt und dass es auch manchmal positiv stimmt, wenn man seine Blickwinkel verändert.
Eine Freundin von mir hat gestern auf whats app folgendes gepostet:
Das große Osterfest
Tote Seelen werden lebendig.
Hilflose helfen, Stumme reden,
Blinde sehen die Möglichkeiten.
Unbewegliche kommen in Bewegung.
Ängstliche stürzen sich in Vorhaben.
Anonyme machen sich einen Namen.
Die Passiven packen mit an.
Die mit den Ausreden reden sich Mut ein.
Unsichtbare lassen sich sehen.
Fernstehende treten näher.
Die sonst nie kommen, sind alle da…
Und alle feiern wir Auferstehung
Lothar Zenetti
Ich finde das spiegelt auch viel die positiven Veränderungen vom Ich zum Wir in letzter Zeit in unserer Gesellschaft wider. Lassen wir uns nicht entmutigen, denn Gott hat seinen Sohn für uns gegeben und er begleitet uns und nimmt uns in seine Arme. In diesen können wir uns geborgen fühlen. Und ein Lächeln, ein Winken und ein freundliches Zunicken kann man auch über 1,5 m Abstand zu seinem Nächsten bringen und dieser kann dann Gottes Wirken spüren.