Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit (Dieser Artikel erscheint heute in der HZ als „geistliches Wort“.
Eine Frau, die Mut macht
Ich schlage am 15. Mai, heute vor einer Woche die Nürnberger Nachrichten auf. Eine interessante Meldung war: „Eine Frau, die Mut macht“. Ein Artikel und ein Kommentar befassten sich mit der neuen Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich.
Mit gerade einmal 25 Jahren hat sie dieses Amt übernommen. Sie kam ursprünglich aus Thüringen und hatte keinerlei religiöse Erfahrungen im Elternhaus gemacht. Sie erzählt, wie sie durch die Grundschule und mit positiven Erfahrungen in der Kirchengemeinde zum Glauben an Jesus gefunden hat. Der Kommentator, Hans Böller, meint: „Es war deshalb mutig, die 25 Jahre alte Anna-Nicole Heinrich zur Präses zu wählen, eine junge Frau aus einer kirchenfernen Arbeiterfamilie, die den Weg in die Kirche über die Heilsbotschaft fand und jenseits aller strukturellen Debatten den Halt betont, den eine Gemeinschaft der Gläubigen geben kann – vielleicht gerade in einer rasant sich verändernden Welt, in der viele Menschen nach Halt, nach Orientierung suchen. Wenn ihr wollt: Die Kirche ist da für euch, für euch alle, ihr könnt dort finden, was ihr nirgendwo sonst findet…Menschen wie sie findet, wer sich auf die Kirche einlässt, in vielen Gemeinden, an der Basis, im gelebten Glauben…Es gibt gute Gründe, die Kirche zu verlassen. Aber es gibt auch gute Gründe, sie zu mögen“.
Auf derselben Seite findet sich ein Kommentar von Michael Husarek über den Antisemitismus in Deutschland. Nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen im Nahen Osten ist er wieder stark aufgeflammt.
Rechts oben auf derselben Seite 2 findet sich eine wirklich witzige Karikatur von Thomas Plaßmann. Eine Mutter sagt zu ihrem Sohn: „Bald ist Pfingsten! Weißt du, was da gefeiert wird?“ Die Antwort des Sprösslings lautet. „Dass die Außengastronomie wieder öffnet?“.
Ich denke, alle drei Meldungen und Meinungen hängen mit der Frage dieser Woche zusammen: Was bedeutet Pfingsten im Leben der Menschen? Welche Bedeutung hat dieses Fest in unserer Gesellschaft? Es bedeutet, dass das Wirken Gottes diese Welt und meine Person verändert. Die neue Präses wurde von Gott zum Glauben geführt ohne „frommes“ Elternhaus. Andere Menschen haben ihr gezeigt, was Jesus bedeutet. Christen sind geprägt davon, dass Jesus aus dem Volk der Juden stammt und wir ein christlich-jüdisches Erbe haben, das Christen nicht verleugnen sollen.
Pfingsten zeigt mir: Gott verändert durch seinen Heiligen Geist. Das war bei den Jüngern vor fast 2000 Jahren schon so. Sie haben die Angst verloren und haben begeistert von ihren Erfahrungen mit Jesus erzählt. Das war damals wie heute in einem Umfeld, das weniger auf Jesus als eher auf sich selbst geschaut hat. Im zweiten Brief an Timotheus fasst der Apostel das so zusammen: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1, 7). Es ist schön, dass die Nürnberger Nachrichten diese Tatsache auf der ihr eigenen journalistischen Art und Weise würdigen.