Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Heute ist der 30.04.2020. Genau vor 23 Jahren, am 01.05., war ich dabei, als der Walburgismarkt gefeiert wurde und unsere Familie dort den Nachmittag verbracht hat. Im Ries dagegen wurden diese beiden Tage fast ins Unerträgliche gesteigert. Ein Wettbewerb für den höchsten Maibaum wurde ausgerufen. Getrennt in Fichtenbaüme und Birkenbäume. Aber als diese Bäume immer höher wurden und es einen Unfall beim Aufstellen gab, wurden immerhin die Kriterien geändert. Es ging nicht mehr um den höchsten Baum, sondern um den am schönsten gestalteten Baum am Vorplatz. So fuhren der Landrat und einige weitere wichtige Personen zwei Tage lang von Dorf zu Dorf und bewerteten diese Kunst.
„Herr Pfarrer, passen Sie heute Nacht gut auf“ wurde mir kurz vor meiner ersten Freinacht 1989 von Gemeindemitgliedern gesagt. Diese Worte nahm ich leicht, denn wir hatten schon im ersten Jahr sehr gute Kontakte zu den jungen und älteren Menschen im Dorf gewonnen. Ich sollte mich täuschen! Ein relativ großer Haufen Mist lag am 1. Mai früh vor meiner Haustür und die Tore zum Grundstück waren weg. Ich habe es als Schabernack genommen wie die anderen Hausbesitzer auch. Aber in manchen Jahren wurden bei Bewohnern Fenster eingeschlagen, Geräte gestohlen und alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war.
Irgendwann habe ich mich dann doch einmal mit der Hl. Walburga beschäftigt. Viele hier im Raum Nürnberg-Erlangen kennen sie vor allem als Patronin auf dem „Walberla“, auf der Ehrenbürg bei Kirchehrenbach im Landkreis Forchheim. Geschichtlich ist sie die Heilige gegen Pest, Husten und Tollwut. In der Volksfrömmigkeit spielt sie aber auch eine Rolle bei Aberglauben und Hexenverehrung. Für den sog. Satanismus ist die Nacht vom 30.04. auf den 01.054. der höchste Feiertag im Jahr.
Walburga war die Nichte von Bonifatius, der 732 n. Chr. die Wodanseiche gefällt und damit die Tür öffnete für die Christianisierung der Germanen. Wir leben hier in Ostmittelfranken ganz in der Nähe von Eichstätt und von daher kennen vermutlich viele Leser/-innen den Zusammenhang von Walburga und dem Bistum Eichstätt, zu dem bis zur Gründung des Bistums Bamberg im Jahr 1006 n. Chr. auch das Hersbrucker Gebiet ganz gehörte. Der Bruder von Walburga, Willibald, war der erste Bischof des altehrwürdigen Bistums Eichstätt.
Was mir heute viel wichtiger ist? Aus einer guten Frömmigkeit heraus wurde aus dem Walburgistag ein Tag von Götzentum, Hexerei, Satanismus und Glauben ohne Gott. Deshalb ist es wichtig, allein auf Gott zu vertrauen und keiner anderen Macht Raum zu geben im eigenen Leben. Das gilt gerade in solch einer Krisensituation wie wir sie jetzt haben. „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken, denn er ist treu, der sie verheißen hat…Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat“ (Hebräerbrief 10, 23.35). Im Zusammenhang vom Maibaum in Alerheim habe ich eine meiner größten Krisen als Pfarrer erlebt. Aber davon morgen mehr.