Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Elena Kropf, Teil 2
Viele Bewohner haben mir erzählt, dass dieses Bild sehr schön geworden ist. Ein Bewohner sagte stolz, dass er den Wasserfall im Hintergrund des Bildes mit gemalt hat. Ein anderer Bewohner, der nicht beim Malen dabei war, fragte mich, ob ich dieses Bild allein gemalt hätte? Ich sagte ihm, dass dieses Bild unter meiner Leitung mit verschiedenen Bewohnern gemeinsam entstanden ist. Wieder ein anderer Rollstuhlfahrer war tief beeindruckt vom Bild und sagte, dass ihn dieses Bild besonders anspricht und eine tiefe, innere Freude vermittelt. Ich freue mich immer wieder, dass dieses Bild mit den verschiedensten Farben und dem ausdrucksstarken Motiv so vielen Bewohnern inneren Frieden und Freude bringt.
Für mich ist es eine tägliche Ermutigung, wenn sich die von mir betreuten Bewohner kreativ und mit Freude beschäftigen. Ich versuche in meinem täglichen Dienst die anstehenden Aufgaben immer so einfach wie möglich umzusetzen. Für den Beginn des Malens zeichnen wir das Bild in der richtigen Größe mit Bleistift vor. Danach teile ich die Bewohner auf verschiedene Gebiete des zu malenden Bildes auf. So hat jeder Bewohner, der mit malen möchte, seinen eigenen Bildausschnitt, den er oder sie dann individuell gestalten kann. Das heißt, es können mehrere Bewohner an verschiedenen Stellen des Bildes gleichzeitig arbeiten: das ist der Vorteil eines großen Bildformates. Ich wähle dann die Farben für den entsprechenden Bildausschnitt aus und danach malen alle Beteiligten die vorgezeichneten Formen aus. So können sie Gottes Schöpfung in Farbe und Form auf ihre ganz individuelle und persönliche Art und Weise miterleben.
Wenn das gesamte Bild dann am Ende fertig ausgemalt ist, ergänze ich noch die Details. Oft frage ich die Bewohner, ob es schwierig für sie war, dieses Bild zu malen. Hier kommt immer die gleiche Antwort, dass es eben nicht schwierig war.
Ich verbinde mit dem Kreuz Christi Hoffnung, Erlösung, Vergebung und Gottes Liebe.
Eine passende Bibelstelle fand ich im Johannesevangelium Kapitel 3:
„Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3,16) Das Kreuz zeigt mir, dass ich lernen darf, an die vergebende Liebe Gottes zu glauben und damit auf diese Liebe in meinem Leben zu vertrauen! Und diese Liebe ist mit der Person Jesus Christus eng verbunden! Nur ER war es, der unschuldig für uns ans Kreuz gegangen ist. Ich bemühe mich, eine persönliche Beziehung zu Gott durch Gebet, Musik, Meditation aber auch im täglichen Dienst aufzubauen. In solchen Momenten des gegenseitigen Miteinanders kann ich Seine liebevolle Zuwendung und Führung durch Seinen Geist besonders gut spüren. Denn Gott ist kein sichtbarer Mensch, sondern Geist, der mit unseren normalen Sinnen nicht erkannt werden kann. Deshalb hat ER auch zu uns gesagt, dass wir uns IHM nur im Geist und in der Wahrheit nahen können (Joh 4,24). Die Wahrheit steht in Seinem Wort, unserer Bibel. In Wahrheit anbeten und damit IHM nahen, heißt für mich, dass ich mit aufrichtigem Herzen zu IHM gehen kann. Dabei ist Gebet für mich wie ein Dialog, wo ich mit Gott spreche, aber auch ER zu mir spricht. Solche Augenblicke Seiner Gegenwart, wo ER sich mir durch ein Wort, eine Bibelstelle oder einen inneren Impuls offenbart, sind mir besonders wertvoll.
Bezüglich der aktuellen Situation mit dem Coronavirus ist das Bild eine Inspiration für mich, Gott zu gefallen, ein reines Herz zu haben und mich in Seiner Liebe geborgen zu fühlen. Dieses Kreuz ist deshalb auch eine Herausforderung für mich, mein Herz immer wieder zu IHM hin auszurichten und so auch lernen von seelisch belastenden Situationen in meinem Leben loszulassen. Die Bibel nennt dies Reinigung unserer Herzen. Jesus sagte in Seiner berühmten Bergpredigt in Matthäus Kapitel 5: „Glücklich sind, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen.“ (Mt 5,8)
Abschließend möchte ich festhalten, dass unser Bild vom „Kreuz Christi“ gerade wegen der starken Besuchseinschränkungen im Rahmen der Ausbreitung des Coronavirus unter vielen Bewohnern das Gemeinschaftsgefühl gestärkt hat. So ist dieses Bild auch ein Zeichen für die gegenwärtige Situation von Kontaktverboten und geforderten Abständen geworden. Der Abgrund zwischen den beiden Ufern, über den nur das Kreuz führt, wird zu einem versöhnenden Symbol zwischen einem „Hier“ des Altenheims und einem „Dort“ der Außenwelt, der Angehörigen und der ganzen Familie. Das Kreuz schafft hier eine Verbindung, so empfinden es unsere Bewohner, die durch die Liebe und Treue Gottes ganz nah in unseren Herzen zu spüren ist.