Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Warum heißt der Neandertaler so?
„Ich will mit euch über unsere Vorfahren reden“. Dieses Eingangswort unseres Lehrers in der 5. Klasse der Hauptschule hat mein Interesse geweckt. Ich dachte noch: Was kommt jetzt? Geht es über Affen? Oder geht es über biblische Texte? Wird er von Adam und Eva reden? Aber ich bin doch jetzt nicht im Religionsunterricht? Der Lehrer zeigte ein Bild von einem Neandertaler. „So sahen unsere Vorfahren aus. Schaut genau hin und entdeckt die Unterschiede zu uns. Wir werden die Homo Sapiens genannt“. Im Laufe der nächsten Unterrichtsstunden haben wir dann viel gelernt.
Ich habe mir nicht sehr viel von damals gemerkt. Aber das bleib in meinem Kopf: Der Neandertaler hatte eine andere Kopfform und ist vor ungefähr 40.000 Jahren ausgestorben. Eine kleine Nebenbemerkung des Lehrers ist mir auch noch in Erinnerung: „Der Neandertaler war nicht sehr klug“. Übrigens: Der Neandertaler hat vermutlich 300 000 Jahre gelebt! Ob wir, die Homo Sapiens, das auch einmal schaffen werden bei diesem Raubbau mit der Schöpfung!!!!!????
Viele Jahre lang habe ich mich damit nicht mehr beschäftigt. Ich war schon Pfarrer als mir eine Predigt zum Lied. „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ in die Hände fiel. Ich staunte nicht schlecht. Der Liederdichter dieses Liedes, Joachim Neander, ist der Namensgeber dieses Vorläufers heutiger Menschen. Er war Sohn eines Pfarrers und studierte selbst reformierte Theologie in Bremen. 1674 wurde er Rektor der Lateinschule in Düsseldorf. Er verfasste viele Texte und Lieder. Inspiriert wurde er vor allem bei seinen Spaziergängen in der eindrucksvollen Schlucht der Düssel bei Mettmann. Und genau dort wurde der erste Neandertaler gefunden.
Ihm zu Ehren wurde dieser Urmensch deshalb „Neandertaler“ genannt. Schon mit 29 oder 30 Jahren ist Joachim Neander gestorben. Obwohl noch so jung, hat er viele beachtliche und bekannte Liedtexte hinterlassen. Allein sechs Lieder finden sich im EG (Evangelischen Gesangbuch). Der bekannteste Choral ist das oben genannte Lied, das unter den Nr. 316 bzw. 317 (ökumenischer Text) zu finden ist. Deshalb heute dieses Update. Und wie oft habe ich schon gedacht: Warum hat Gott diesen begnadeten Liederdichter in solch jungen Jahren sterben lassen? Wie viele Lieder hätte er noch schreiben können, die wir noch heute kennen würden? Wie viele Melodien von ihm würden wir noch heute singen können? Aber das weiß nur Gott allein. Zum Beispiel beim Lied „Wunderbarer König“ (EG 327) stammen Text und Melodie von ihm.
„Wunderbarer König, Herrscher von uns allen, lass dir unser Lob gefallen. Deine Vatergüte hast du lassen fließen, ob wir schon dich oft verließen. Hilf uns noch, stärk uns doch; lass die Zunge singen, lass die Stimme klingen. Himmel, lobe prächtig deines Schöpfers Taten mehr als aller Menschen Staaten. Großes Licht der Sonne, schieße deine Strahlen, die das große Rund bemalen. Lobet gern, Mond und Stern, seid bereit, zu ehren einen solchen Herren“.