Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Auf ein Nimmer-Wiedersehen
Heute ist der 17.02.2021. Heute vor genau 475 Jahren, am 17.02.1546 weilt Martin Luther in seiner Geburtsstad Eisleben. Es haben ihn aber keine nostalgischen Gefühle hingetrieben. Im Gegenteil: Er hatte ganz schwierige Wochen hinter sich. Die beiden Mansfelder Grafen, die Herren seines Geburtsortes, sind zerstritten. Nachdem alle Versuche einer Einigung fehlgeschlagen sind, wird Martin Luther wie so oft in seinem Leben als Schiedsrichter angerufen. Heute würde man sagen: Er soll als Mediator fungieren.
Am 23.01.1546 nimmt er Abschied von seiner Frau, von seiner Familie und von seinen Freunden. Er reist von Wittenberg in seinen Geburtsort. Seine Lieben sollten ihn nicht mehr wiedersehen. Am 6. Februar beklagt er sich in einem Brief an Melanchthon über die festgefahrenen Verhandlungen: „Hier sitzen wir und liegen herum, müßig und geschäftig, lieber Philippus: müßig, indem wir nicht fertigbringen, geschäftig, indem wir Unendliches erdulden, da uns die Nichtswürdigkeit Satans übt“. Am 7. Februar schreibt er in einem Brief an seine Frau: „Meiner lieben Hausfrau Katharina Lutherin, Doktorin, Saumärkterin zu Wittenberg, meiner gnädigen Frau zu Händen und Füßen…Ich hatte heute im Sinn, den Wagen zu schmieren in meinem Zorn. Du kannst Dich damit trösten, dass ich Dich gerne lieben hätte, wenn ich könnte, Du weißt ja…“.
Am 10. Februar erzählt er „Der heiligen sorgfältigen Frau, Frau Katharina Lutherin, Doktorin, Zülsdorferin zu Wittenberg“ eine Geschichte, bei der er hätte leicht zu Tod kommen können. In seinem Gemach rieselt seit zwei Tagen über seinen Kopf Kalk und Lehm herab, bis sie Handwerker beauftragen, nach dem Rechten zu sehen. „Die rührten den Stein an mit zwei Fingern, da fiel er herab, so große wie eine langes Kissen und eine große Hand breit. Wir wollten nun gerne sofort los sein und heimfahren, wenn es Gott wollte! Amen. Eure Heiligkeit williger Diener M.L.“.
Aber Luther hält aus. Er bleibt in Eisleben und versucht vermutlich „über seine Kräfte hinaus“ zu schlichten. Endlich ist es am 14. Februar so weit. Der Streit ist geschlichtet. Er tut dies mit folgenden Worten kund: „Am Tag der Scholastica 1546. Meiner freundlichen lieben Hausfrau, Frau Katharina Lutherin von Bora, zu Wittenberg. Gnade und Friede im Herrn! Liebe Käthe, wir hoffen, diese Woche wieder heimzukommen, so Gott will. Gott hat große Gnade hier erzeigt“. Er ist bester Dinge. Er sorgt sich für das Wohl der Seinen und schreibt: „Ich schicke Dir Forellen, welche mir die Gräfin Albrecht geschenkt hat; die ist von Herzen froh über die Einigung“. Die Freude über die Vollendung des schwierigen Werkes der Mediation durchstrahlt den ganzen Brief. Er hat Vorfreude darauf, seine Frau nach der langen Trennung bald wieder zu sehen. Aber es sollte anders kommen.
Meine Schwägerin, Silvia Dörr, spielt auf dem Klavier das bekannte Weihnachtslied von Martin Luther „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Text und Melodie sind vom Reformator.