Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Geht es Ihnen gut?
Es ist der 27. August. Meine Frau und ich fahren zu einem Tagesausflug nach Eichstätt. Obwohl ich jetzt schon fast 24 Jahre hier in Altensittenbach wohne, war ich noch nicht für längere Zeit in dieser bedeutenden Stadt. 732 n. Chr. hat Bonifatius die Wodanseiche gefällt und schon 10 Jahre später setzt er Willibald zum Bischof in Eichstätt ein. Dieser errichtet ein Kloster und das Bistum entsteht. Vielleicht ist es das älteste Bistum in Deutschland überhaupt. Das hat dann damit zu tun, wann ein geistlicher Ort als Bistum bezeichnet wird. Auch die Gebeine der Schwester von Willibald, die Hl. Walburga (siehe mein Update 46 vom 30.04.2020) wurden von Heidenheim nach Eichstätt überführt. Heute ist die Stadt und der Landkreis Eichstätt der Bezirk mit den wenigsten Arbeitslosen in ganz Deutschland. Jedenfalls ist es ein Ort, den ein Theologe wohl unbedingt mindestens einmal im Leben sehen sollte.
An diesem Mittwoch im Spätsommer 2020 sitze ich gegen 17.45 Uhr mit Blicknähe zum Dom auf den Stufen eines Gasthauses. Meine Frau ist im „Eine Welt-Laden“. Ich habe das Buch „Dieser Schmerz ist nicht meiner“ dabei und lese darin. Inhaltlich geht es in dieser Schrift um die Folgen von Traumata. Es ist also eine nicht ganz leichte Kost, die ich mir da einverleibe. Schließlich werde ich müde, lege das Buch auf eine Stufe vor mir, lege meinen Kopf in beide Hände und schlafe ein. Nach wenigen Minuten höre ich eine Frauenstimme: „Hallo. Ist etwas mit ihnen? Geht es ihnen schlecht? Benötigen sie Hilfe?“ Ich wache auf. Vor mir steht eine Frau, die sich als Besitzerin der Gastwirtschaft vorstellt. Etwas verschlafen antworte ich: „Ja, es geht mir gut. Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur eingeschlafen. Ich warte auf meine Frau, die im nahegelegenen Eine-Welt-Laden ist“. „Stimmt das wirklich? Brauche ich ihnen nicht helfen? Ich habe das Buch vor ihnen liegen gesehen und wusste nicht, ob sie Hilfe brauchen“.
Diese Frau hat mich zum Nachdenken gebracht. Sie war achtsam. Sie hat die Menschen um sich herum wahrgenommen. Sie wollte evtl. Hilfe anbieten. Sie war selbst froh, dass es nicht nötig war, auch wenn sie grundsätzlich skeptisch schaute. Aber sie hat meine Hochachtung verdient. Denn das ist eine sehr gute Einstellung mitten in dieser Coronakrise. Nicht nur auf sich selbst schauen, sondern darauf Acht zu haben, ob es auch den anderen neben mir gut geht.