Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Der Narr um Christi willen
Gestern habe ich davon geschrieben, wie Franz v. Assisi durch die Stimme Gottes in eine andere Lebensrichtung gekommen ist. Er hat die Stimme von Jesus gehört wie gut 1000 Jahre vorher die Jünger. Es ist schön zu sehen, wie Jesus immer und immer wieder Anstöße im Leben von Franz gegeben hat, damit dieser in der Nachfolge von Jesus gekommen ist.
Eines Tages kommt Franz an der Kirche San Damiano vorüber. Er fühlte das Bedürfnis einzutreten und zu beten. Als er nun vor dem Bild des Gekreuzigten stand, kam vom Kreuz her eine milde, gütige Stimme: „Franz, siehst du denn nicht, wie mein Haus verfällt? Geh und stelle es wiederum her!“ Vor Erregung zitternd antwortete Franz: „Gern will ich es tun, lieber Herr!“ Er verließ die Kirche, trat auf den Priester zu, der sich in der Nähe aufhielt, und gab ihm Geld, damit vor dem Kreuzbild die Lampe angezündet werde. Dann nahm Franz, voll ‚Freude über den Auftrag Christi, einen Ballen bunten Tuches aus dem Geschäft des Vaters, ließ ein Pferd satteln und ritt zum Markt in Foligno. Er verkaufte den Stoff und auch das Pferd und kehrte unverzüglich nach San Damiano zurück. Er küsste dem Priester die Hand und wollte ihm das Geld geben zum Zweck der Renovierung der Kirche. Der Priester wollte aber das Geld nicht nehmen, weil er einen üblen Scherz witterte, und auch aus Furcht vor den Eltern des Franz. Franz warf den Beutel mit den Münzen auf das Fenstersims und bat den Priester inständig, bei ihm bleiben zu dürfen. Dies wurde ihm gewährt.
Diese Geschichte zeigt den Ablösungsprozess vom Elternhaus. Das geschah wohl im Spätherbst 1206. Einen Monat lang blieb Franz unauffindbar. San Damiano liegt etwa einen Kilometer außerhalb von Assisi. Dann verließ er sein Versteck und ging nach Assisi hinauf. Kinder rannten hinter ihm her und riefen “Pazzo! Pazzo!“ Das Wort kann gut mit „Einfaltspinsel“ übersetzt werden. Franz ist also zum „Narren“ geworden. Er geht in Richtung seines Elternhauses in die Stadt. Vermutlich hat er dort von seinem Vater wütende Vorwürfe und Hausarrest erhalten. Als der Vater auf einer Geschäftsreise war, lässt ihn die Mutter frei. Ein Biograph schreibt: „Als sie erkannte, dass sie ihn nicht von seinem Entschluss abbringen konnte, fühlte ihr mütterliches Herz Erbarmen mit ihm. Sie löste ihm die Fesseln und ließ ihn frei“. Der Vater kommt nach Hause und läuft tobend und schreiende nach San Damiano hinunter. Weil der Sohn aber nicht mitkommt, verklagt der Vater ihm im Magistrat. Franz kommt zum festgesetzten Gerichtstermin. Er wird aufgefordert, das Geld zurückzugeben, mit dem er Armen geholfen hat. Franz antwortet: „Herr, nicht nur das Geld, das ihm gehört, will ich ihm wiedergeben, sondern auch die Kleider“. Er geht in eine Kammer des bischöflichen Hauses, entledigt sich seiner Kleider, kehrt nackt zurück und wirft die Kleider und das Geld dem Vater vor die Füße. Er spricht dazu: „Hört ihr alle, und versteht es wohl. Bis jetzt habe ich den Pietro Bernardone meinen Vater genannt. Jetzt gebe ich ihm das Geld zurück, um das er sich aufgeregt hat, nebst Kleidung, die ich von ihm habe. Und von nun an will ich sagen: „Vater unser im Himmel, und nicht mehr: Vater Pietro Bernardone“. Der Vater nahm wütend Geld und Kleidung an sich, während der Bischof dem Franz seinen Mantel umhing.
„Wir sind Narren um Christi willen, ihr aber seid klug in Christus; wir schwach, ihr aber stark; ihr herrlich, wir aber verachtet“ (1. Korinther 4, 10).