Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Wie Franz von Assisi zu Jesus gefunden hat?
„Ich weiß, dass er sich vor seinem Vater und vor anderen Leuten ganz nackt ausgezogen hat. Ich weiß auch, dass er mit Tieren gesprochen hat. Er ist der Verfasser des sog. Sonnengesangs. Er ist der Gründer der Franziskaner“. Diese Antworten höre ich, wenn ich mit anderen Menschen ins Gespräch über Franz v. Assisi komme. Alle diese Antworten stimmen irgendwie. Mancher antwortet noch dazu: „Hat er nicht dieses Gebet „O Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens“ gedichtet. Es steht im Evangelischen Gesangbuch sogar zweimal unter den Nummern 416 und 656. Aber der Zusatz „früher Franz von Assisi zugeschrieben“ ist nicht zu überlesen.
Tatsächlich gehört dieser Heilige zu den bekanntesten Christen überhaupt und seine Lebensgeschichte ist legendär. Man kennt nicht einmal sein genaues Geburtsjahr: 1181 oder 1182. Er war der Sohn eines wohlhabenden Tuchhändlers und sollte das Geschäft einmal übernehmen. Schon die Namensgebung ist spektakulär. Bei der Geburt war sein Vater auf Geschäftsreise in Frankreich. Seine Mutter taufte ihn auf den Namen Giovanni (Johannes). Als der Vater nach Hause kam, entrüstete er sich über diesen Vornamen und nannte ihn Francesco („kleiner Franzose“). Vermutlich ist das ein Hinweis darauf, dass der Vater Kontakt hatte zu außerkirchlichen frommen Kreisen in Frankreich, die gegen die römische Staatskirche agierten.
Die ersten 20 Jahre seines Lebens liefen geordnet und alles deutete darauf hin, dass er ein normales „bürgerliches“ Leben führen würde. Dann nimmt er an einen Waffengang gegen die Nachbarstadt Perugia teil und wir gefangengenommen. Ein Jahr bleibt er dort in Haft. Erst danach hat ihn der Vater freigekauft. Manche meinen, dass ihn dieses Erlebnis zur Umkehr gebracht hat. Dem ist aber nicht so. Denn nach seiner Freilassung lebt er weiter sein Leben in Saus und Braus. Im Sommer 1204 ist Franz so munter, dass er sich als Soldat den Truppen eines Mannes anschließt um im Kampf für die päpstliche Sache Ehre und Ruhm zu erlangen und vielleicht sogar den Adelstitel zu erstreiten. Gefängnis und eine daraus resultierende Krankheit haben sein Leben und bürgerliches Ich also nicht verändert. Der Vater gibt Geld und staffiert seinen Sohn prächtig aus.
Franz zieht mit dienendem Gefolge los und kommt ein paar Tage später überraschend zurück. Die Menschen in Assisi wundern sich, dem Vater ärgert das. Sein Sohn sollte nämlich auch ihn als Neureichen vertreten. Was war geschehen? Franz hatte einen Traum. Sein Name wurde gerufen und er wurde in einem weitläufigen Palast geführt. Der war voll von kostbaren Waffen, prächtigen Schildern und schimmernden Rüstungen aller Art. Plötzlich hörte er eine Stimme, die ihn fragte, wohin er zu ziehen gedenke. Franz gab die Auskunft. Dann wurde er gefragt: „Wer kann dir Besseres gegen, der Herr oder der Knecht?“ Franz antwortete: Der Herr!“ Da kam es zurück: „Warum verlässt du dann um eines Knechtes willen den Herrn, und wegen eines Armen den Reichen?“ Das Rätselwort verwirrte Franz. Er wollte wissen, wie er sich verhalten soll. Dann hörte er noch einmal die Stimme: „Kehr um!“ Franz gehorchte dieser Stimme zum ersten Mal in seinem Leben und tat etwas Ungewöhnliches. Er will kein Ritter mehr sein und kehrt nach Assisi zurück.
Es war der erste Anstoß zu einem neuen Leben. Weitere folgten. In dieser ersten Oktoberwoche ist sein Gedenktag (3.10. im evangelischen Kalender, 4.10. im katholischen Kalender). Trotz der Feiern zu 30 Jahre Wiedervereinigung von Deutschland und dem diesjährigen Erntedankfest, will ich bei den folgenden Updates auf ihn hinweisen, denn er und seine Familie haben viele Krisenzeiten durchmachen müssen. Ich freue mich, wenn sie als Leser/-in die Updates lesen und auf das Leben und Sterben von Franz v. Assisi sich einlassen.