Vor 500 Jahren, am 31.10.1517 soll Martin Luther die 95 Thesen an die Türe der Schlosskirche von Wittenberg geschlagen haben. Unsere Kirchengemeinde nahm das zum Anlass, gemeinsam mit der Kirchengemeinde Reichenschwand eine Reise auf den Spuren von Martin Luther anzubieten. Auf dem Hinweg legten wir einen Stopp in Erfurt ein. Ein paar Kilometer von Erfurt entfernt, erlebte Luther sein Berufungserlebnis bei einem Gewitter bei Stotternheim. Er rief die HL. Anna an und gelobte, in ein Kloster zu gehen. Heute ist diese Stadt auch bekannt für die Herstellung einer besonderen blauen Farbe, die durch Waid gewonnen wird. Natürlich durfte ein Gang auf der berühmten Krämerbrücke nicht fehlen, die über der Gera gebaut ist.
Der Domplatz von Erfurt ist weltberühmt und wird von den beiden Kirchen, Severi-Kirche und Erfurter Dom überragt. Nicht nur für mich als Pfarrer ist und war es ein besonderes Gefühl vor der Stelle in der Kirche des Augustiner-Klosters zu stehen, an der Martin Luther sich bei seiner Priesterweihe auf den Boden gelegt hat um dem Bischof Treue zu geloben.
Am nächsten Tag erlebten wir eine sehr interessante Führung durch Wittenberg. Die Tür mit den 95 Thesen gab es zu bestaunen und einige Gegenstände im Lutherhaus. U.a. war auch ein Ablasskasten zu sehen, in dem das Geld für die Ablassbriefe verwahrt wurde.
Die Wohnverhältnisse waren für den Professor sehr ärmlich bis seine Frau Katharina den Haushalt führte. Die Gegenstände im Lutherhaus stammen noch aus der Zeit vor 500 Jahren. Heute steht mitten in Erfurt a Platz vor der Stadtkirche das Lutherdenkmal, an dem sich sehr gerne Jung und Alt vor allem an festlichen Tagen ablichten lassen. hier sieht man eine Konfirmandin von Wittenberg mit ihren Eltern.
Die Reformation hätte sich nicht so schnell ausgebreitet ohne Lukas Cranach den Älteren. Er verstand es auf geschickter Art und Weise das Anliegen der Reformation unter mit Wort und Bild unter die Leute zu bringen. Die Bilder stammen vom Innenhof seines Hauses und seiner Werkstatt. Zeitweise lebte hier Katharina v. Bora nach ihrer Flucht bevor sie dann Luther heiratete.
Die Stadtkirche war die Predigerkirche von Martin Luther. Sie zeigt sich als eine helle und freundliche Kirche. Vorne steht der Taufstein, den schon Martin Luther für die Taufe seiner Kinder benutzt hat. Er hat eine tiefe Schale. Ein Zeichen dafür, dass auch schon Kinder damals in das Wasser ein wenig getaucht wurden.
Weiter ging die Fahrt nach Eisleben. Dort ist Martin Luther am 18.02.1546 gestorben, nachdem er bei einem Streit unter Grafen als „Mediator“ erfolgreich aufgetreten war. Offenbar hat das aber so viel Kraft gekostet, dass er kurz darauf gestorben ist. Auf dem Bild sieht man die Kirche, von außen und von innen, in der Luther zum letzten Mal gepredigt hat.
Wer nach Eisleben kommt, schaut sich natürlich sein Geburtshaus und sein Sterbehaus an. Beide Häuser sind heute Museen mit vielen interessanten Details zu Luther.
Zu diesen interessanten Dingen von vor 500 Jahren gehört z.B. ein Ehebett aus damaliger Zeit. Offenbar war Kuscheln wichtiger als der Platz beim Schlafen. Tische im Haus waren aus festen Holz und Geschirr u.a. auch aus Ton.
Auf der Rückfahrt von Eisleben nach Wittenberg besuchten wir zwei besondere Stätten. Einmal machten wir einen Halt in Gräfenheinichen und besuchten das haus von Paul Gerhard. Auch Pfarrer aus unserer Zeit freuen sich an diesem Ort, zudem es das erste Mal dort war. Eine besondere Schule hat Wittenberg zu bieten. Das Luther-Melanchthon-Gymnasium (da kommen dann beide Reformatoren zu ihrem Recht) wurde von Hundertwasser renoviert. Ein beeindruckendes Gebäude, das dieses besondere Flair dieses besonderen Künstlers gut hervorhebt.
Nach vielen wertvollen Eindrücken haben wir dann Wittenberg wieder verlassen. Im Herzen haben wir den Blick auf die Stadtkirche mit den zwei imposanten Türmen und ein Bild vom Nachtleben in Richtung Schlosskirche.
Aber da kam doch noch etwas. Ja, richtig. Der Gottesdienst am Sonntag morgen in der Schlosskirche. Es war eine besondere Atmosphäre in der voll besetzten Kirche zu sitzen. Die Wittenberger Gemeinde feierte an diesem Sonntag Kantate einen „Handwerkergottesdienst“. Dabei gestalteten Handwerker aus der Umgebung mit Wortbeiträgen und mit den Fürbitten diese Feier. Musikalisch wurde der Gottesdienst neben dem Orgelspiel umrahmt vom Posaunenchor der Erlöserkirche aus Bayreuth. Und so hatten wir gleich heimatliche Gefühle.
Auf der Heimfahrt heilten wir noch in Leipzig. Es ist der Ort der sog. Leipziger Disputation von Martin Luther mit Dr. Eck von der „päpstlichen“ Seite. Luther ließ sich im Laufe der Disputation zu der Aussage hinreißen, dass sogar der Papst und die Konzilen irren können. Diese Aussage wurde ihm letztlich zum Verhängnis und es wurde ein öffentliches Ketzerverfahren eingeleitet. Mit dem Verbrennen der Bannandrohungsbulle im Dezember 1520 nahm dann alles seinen bekannten Verlauf. Am Sebastian Bach-Denkmal an der Thomaskirche war dann endlich Zeit für ein obligatorisches Gruppenfoto. Voller Eindrücke kamen wir am Sonntag abend in der Heimat an im Wissen, wieder einem unseren Erfahrungsschatz über Luther vertieft zu haben.