Beim letzten Treffen von Bibel-Input: „Neugierig auf mehr – Geheimnis Bibel“ gab Pfr. Gerhard Metzger einen Überblick der schriftlichen Überlieferung der Bibel von Luther bis Heute. Luther lebte in einer Zeit mit großen Umwälzungen. Bis heute wird die Neuzeit ab 1500 n. Chr. gezählt. Unter anderem wurde die Buchdruckkunst von Johannes Gutenberg erfunden und Amerika durch Columbus entdeckt. Das spielte der reformatorischen Bewegung in die Karten. Denn nun konnten viele Informationen in möglichst kurzer Zeit an möglichst vielen Leser weitergegeben werden. So hat Luther seine schriftlichen Verlautbarungen schnell unters Volk gebracht. Bei der Leipziger Disputation 1519 ging es darum, wer Recht hat bei der Auslegung der Bibel. Im Streitgespräch mit Dr. Eck hat sich Luther zu dem Satz hinreißen lassen: „Auch die Konzile und der Papst können sich irren„. Damit hat er sich gegen das kirchliche Lehramt gestellt, wonach Konzile und der Papst die letzte Autorität der Bibelauslegung haben. Der Konflikt musste eskalieren. Nach dem Wormser Reichstag 1521 war Luther fast ein Jahr auf der Wartburg und konnte in Ruhe das Neue Testament in die sächsische Kanzleisprache übersetzen. Damit war die hochdeutsche Sprache geschaffen. Im September 1522 erschien diese Bibelübersetzung (Septemberbibel) und wurde schnell unters Volk gebracht. Sie ist bis heute Grundlage aller modernen Lutherübersetzungen. Luther hat mit seinem Freund Melanchthon nach dem Grundsatz übersetzt: Ad Fontes (Zurück zu den Quellen). Er hat den hebräischen Text beim AT und den griechischen Text beim NT benutzt und nicht die Vulgata. Auch das war ein Affront gegen die katholische Kirche seiner Zeit.
Ab dem Zeitalter des Rationalismus (etwa ab 1700) standen sich auch in der evangelischen Kirche oft zwei Parteien gegenüber. Auf der einen Seite die Theologen, die stärker von der Vernunft her kommen und die Bibel eher als ein Buch unter vielen verhandeln. Und auf der anderen Seite die Theologen, die stärker auch mit der Offenbarung Gottes in den biblischen Texten rechnen. Wie handelt Gott mit der Vernunft durch sein Wort und wie mit seinem Hl. Geist? Der Streit geht bis heute und wird je nach Vorverständnis und eigener Frömmigkeit in die eine oder andere Richtung gehen. Wie gut, dass jeder sich selbst prüfen kann, wie das Wort Gottes ihn anspricht auf seine persönliche Art und Weise. Wie gut, dass jeder sich festhalten kann am Wort aus Ps 33, 4: „Denn des Herrn Wort ist wahrhaftig und was er zusagt, das hält er gewiss„.