Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Heute ist der Donnerstag vor dem Konfirmationssonntag. Bei mir war dieser Tag der 06.04.1972. Ich erinnere mich noch genau daran. „Heute werden die Bündel ausgetragen“ – hat meine Mutter zu mir gesagt. Es war der Brauch (und in manchen Dörfern ist das heute noch so), dass in jedes Haus bestimmte Kuchen von mir als Konfirmanden hingebracht worden sind. Im Korb lagen ein „Schneeballen“, ein Stück „Hefezopf“, ein „Gollopf“ (Gugelhupf), ein „Streuselkuchen“ und ein paar „Küchle“. Das war auch bei anderen Feiern der Fall. Und ich habe mich immer darauf gefreut, obwohl es diese Art Kuchen bei uns in abgespeckter Form jede Woche immer (meine Predigtfreunde mögen es mir verzeihen, aber hier stimmt das Wort „immer“ tatsächlich) am Freitag gab. An diesem Wochentag gab es nie (noch einmal bitte ich meine Predigtfreunde um Verzeihung, auch hier stimmt dieses „nie“ tatsächlich) etwas anderes zum Mittagessen. Besonders war aber: Bei Festen schmeckte das besser als sonst. Warum nur? Eines Tages habe ich meine Mutter danach gefragt. Sie antwortete: „Bei Festlichkeiten sind mehr Zucker und Eier drin. Deshalb schmeckt es besser“. So ging ich kurz vor der Konfirmation in jedes Haus. Bei einem Dorf mit ca 200 Einwohnern und etwa 40 Haushalten war das kein Problem. Ich vermute, dass der eine oder andere Leser das ähnlich erfahren hat. Ich gab mein Bündel ab und erhielt dafür das Konfirmationsgeschenk. Das war damals natürlich noch nicht sehr kostspielig. Vor allem musste es nützlich sein. Jungs erhielten in erster Linie Gläser, Mädchen bekamen vor allem Tortenplatten als „Aussteuer“. Das Problem war, dass fast alle im selben Geschäft in der nahegelegenen Stadt Rothenburg o.T. eingekauft haben. Outdoor-Läden, Non-Food bei ALDI o.ä. gab es noch nicht. Und auch im Internet konnte noch nicht bestellt werden. Es kam so wie es kommen musste, was mir aber damals nichts ausmachte. Ich war eher ein wenig amüsiert. Wer mich kennt, weiß, dass ich gerne in der Welt der Statistik zu Hause bin. Das war damals schon so. Ich habe die Gläser also gezählt und sortiert. Ich habe 119 Gläser erhalten. Darunter waren besondere Vorrichtungen für Schnapsgläser. Jeweils immer 12 waren auf einem Gestell dabei. Ich habe 5 erhalten. Dazu noch 30 identische Gläser in irgendeiner Folie umwickelt. Immerhin war ich mit insgesamt 60 Schnapsgläsern gut ausstaffiert für den Rest meines Lebens. Ganz ehrlich: Ich habe mich um diese Geschenke nie wirklich gekümmert. Ich weiß nicht, wo sie hingekommen sind. Schnaps trinke ich auch fast nie und nehme ihn höchstens als Desinfektionsmittel. Da hilft er wirklich nach dem Motto: Wenn es brennt, dann hilft es auch. Ich habe mich daran erinnert, dass meine Schwester ein Jahr vorher mehr als 20 Tortenplatten erhalten hat, bei denen auch einige identisch waren. Hat sie nach vielen Jahren auch nur eine Tortenplatte davon benutzt? Ich weiß es nicht!!
Warum ich das schreibe? Ich erinnere mich, dass jetzt viele Menschen helfen und irgendetwas für andere tun wollen. Sie „schenken“ sich dem anderen. Sie wollen etwas Gutes tun. Das ist wirklich toll und ich finde die Bereitschaft dazu, ganz wichtig. Manchmal kann es aber auch sein, dass der andere eine Hilfe ausschlägt, weil er das auch jetzt gar nicht benötigt. Das Diakonische Werk hat uns Pfarrer informiert, dass es mehr Helfer/-innen gibt als Hilfsbedürftige beim Einkaufen und anderen Hilfen. Macht nichts! Es ist vielleicht ein sehr gutes Zeichen dafür, dass bei uns hier in Hersbruck die Nachbarschaftshilfe noch gut funktioniert. Und ich erkenne wieder einmal: Es kommt auf die Haltung und auf die Motivation an. Und die ist – Gott sei Dank – sehr gut. Und ich hoffe, dass der Präsident unserer Bundesrepublik, Frank-Walter Steinmeier in seiner Osteransprache Recht behält: Dieses Miteinander und gegenseitiges Achthaben sollte auch nach dieser schlimmen Zeit weitergehen. Über das Thema „Geschenke“ gibt es in der Bibel viele Stellen. Alle Facetten zu diesem Thema werden angeschnitten. Ich habe vor vielen Jahren dazu einmal gepredigt und denke dabei vor allem an die Geschenke der drei Weisen aus dem Morgenland, die sie Jesus gegeben haben. Im Buch der Chronik im 16. Kapitel lese ich: „Bringt dar dem HERRN die Ehre seines Namens, bringt Geschenke und kommt vor ihn und betet den HERR an in heiligem Schmuck“ (1. Chron. 16,29).