Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
„Wenn Conora will, steht (fast) alles still“. Nein, nicht schon wieder falsch geschrieben. Ein neuer Versuch. „Wenn Coroan will, steht (fast) alles still“. Schon wieder falsch. Ein letzter Versuch. „Wenn Corona will, steht (fast) alles still“. Hurra, endlich habe ich es geschafft. Jetzt schreibe ich seit dem 15.03.2020 diese Updates und fast jeden Tag benötige ich zwei oder drei Anläufe für die Überschrift.
Was hat es nur mit diesem Coronavirus an sich? Das besonders am heutigen Tag. Denn der 14.05. ist der Tag der Hl. Corona. Als evangelischer Pfarrer bin ich nicht ganz so bewandert in den Heiligengeschichten. Aber die Geschichte hinter dieser Frau will ich schon herausfinden. Ich gebe zu, dass ich bis vor wenigen Wochen nicht wusste, dass es diese Heilige überhaupt gibt.
Die Hl. Corona ist Patronin für Schatzgräber, für die Lotterie, in Geldangelegenheiten und für Metzger. Na bravo. Ich wusste gar nicht, dass diese Corona auch meine Heilige ist. Dabei ist die Heilige Corona im zweiten Jahrhundert gemeinsam mit ihrem Mann zur Märtyrerin geworden. Mit 16 Jahren wurde sie 177 n. Chr. an zwei herabgezogenen Palmen gebunden, bei deren Emporschnellen sie zerrissen wurde. Reliquien von ihr liegen im Prager Dom. Sollte die geplante Fahrt in die Masuren Ende August klappen, kommen wir auf der Rückfahrt in Prag vorbei. Dann schaue ich mir diese Reliquie an. So jedenfalls mein Plan.
Aber so wie es sich mit dem Virus verhält, so ist diese Heilige selbst. Mal wird der 14.05. als Namenstag genannt, dann wieder der 20.02., in der Ostkirche der 11.11. Dann sollen die Reliquien wieder im Aachener Dom liegen. Dann gibt es den Hinweis auf den Ort „St. Corona am Wechsel“, der in Österreich liegt. Früher lebten dort ausschließlich Holzfäller und sie haben die Heilige um Schutz und Hilfe bei ihrem gefährlichen Beruf angerufen.
Und dann die Bedeutung des Namens selbst. „Corona“ = „Die Gekrönte“. Der Virus heißt so, weil er wie eine Krone aussieht. Bei uns wird eher die griechische Form genommen: „Stephanie“ oder „Stefanie“ mit allen Ableitungen. Mich lässt das Gefühl nicht los, mit der Heiligen ist es so wie mit dem Virus: Es gibt da verschiedene Möglichkeiten des Umgangs. Welcher ist richtig? Die Virologen streiten darum und die Politiker auch. Die Verschwörungstheoretiker haben Hochkonjunktur. Und sogar eine Erdbeersorte ist nach ihr benannt. Da halte ich mich dann doch lieber an das Wort aus der Bibel mit Jesus als den Gekrönten wie es in den Kreuzesdarstellungen der Romanik gezeigt wird: „Wir sehen auf Jesus, der durch das Leiden des Todes gekrönt ist mit Herrlichkeit und Ehre, auf dass er durch Gottes Gnade für alle den Tod schmeckte“ (Hebräerbrief 2, 9b).