Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Das ist für jeden angehenden Pfarrer ein wichtiger Brief. Der Regionalbischof schreibt. Und damit endet langsam aber sicher das sog. „Lehrvikariat“. In diesen zwei Jahren war er einem Pfarrer zugeordnet und nimmt immer mehr Einblicke in das Leben eines evang.-luth. Geistlichen. Im Laufe der Zeit übernimmt er fast alle Tätigkeiten, die er dann später als Pfarrer braucht.
Aber eines fehlt noch: seine Ordination. Mit dieser Ordination wird er in das „Amt der öffentlichen Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung“ berufen. Im Brief des Regionalbischofes wird erwähnt, dass der Lehrvikar sich melden soll um einen Gesprächstermin zu vereinbaren. Denn vor der Ordination soll geklärt werden, welche Stellung er zur Confessio Augustana hat.
Es ist das grundlegende Bekenntnis für die lutherischen Kirchen. Heute vor genau 490 Jahren, am 25.06.1530 ist sie auf dem Reichstag zu Augsburg dem Kaiser Karl V. von den reformatorischen Reichsständen vorgetragen worden. Martin Luther war zu dieser Zeit auf der Veste Coburg, weil er seit dem Wormser Konzil von 1521 mit der Reichsacht belegt war und nicht dorthin reisen konnte. Aber Reiter überbrachten ständig Informationen durch Briefe hin und her. Melanchthon betonte dabei auch die Übereinstimmungen von Katholiken und Reformatoren. Aber die Unterschiede waren dann doch so gewaltig, dass sie von der Gegenseite nicht akzeptiert wurde und die evangelischen Stände ein Jahr später den Schmalkaldischen Bund gegründet haben, der sehr viel Krieg und Leid gebracht hat.
Luther hat Melanchthon unterstellt, er hätte zu zaghaft formuliert. Aber letztliche ist dieses Bekenntnis die Grundlage aller lutherischen Kirchen auf der Welt. Natürlich hat dieses Bekenntnis in den evangelischen Kirchen nicht die Wertigkeit wie eine dogmatische Erklärung in der katholischen Kirche. Über einzelne Artikel kann heftig geredet und gestritten werden. Aber es ist eine sehr gute Grundlage dafür, über Geschichte und Bedeutung der Reformation bis heute nachzudenken. Und sie ist ein sehr gutes Gerüst für mich als Pfarrer, dieses „Amt“ in dieser Kirche auszuüben. Manche Landeskirchen nennen sich konkret nach diesem Bekenntnis wie z.B. „Evangelische Kirche A. B. (steht für Augsburger Konfession) in Österreich“ oder auch die „Evangelische Kirche A. B. in Rumänien“. Ich jedenfalls schmunzle immer ein wenig, dass ausgerechnet die grundlegende Bekenntnisschrift der lutherischen Kirchen nicht von Martin Luther stammt.