Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
„Was halten Sie von Engeln“? Diese Frage wird mir oft gestellt. Auch Schüler/-innen in der Schule stellen sie. Es gibt verschiedene Methoden, sich dieser Frage zu nähern. „Engel brauchen keine Flügel“ – so lautet das Gedicht des evangelisch-reformierten Theologen Kurt Marti. Es war eines der ersten Gedichte, die das Thema „Engel – unsichtbar oder sichtbar“ thematisierten. Er hat darauf aufmerksam gemacht, dass jeder Mensch zu einem Engel für einen anderen Menschen werden kann. „Du bist ein wahrer Engel“ – wer hat diesen Spruch nicht schon mal zu einem anderen Menschen gesagt. Mittlerweile schießen solche Gedichte, Bücher und Songtexte wie Pilze aus dem Boden.
Dennoch denke ich, dass auch die andere Dimension dieser Thematik nicht vergessen werden darf. In der Bibel sind die Engel Wesen und Boten Gottes. Sie treten aus der unsichtbaren Welt in die sichtbare Welt hinein und geben Menschen Weisung. Ich habe selbst schon solche Erfahrungen gemacht und andere Menschen haben mir Geschichten erzählt, bei denen ich mir sicher bin, dass Gott durch diese himmlische Gestalten gehandelt hat.
Und damit erinnere ich an mein Versprechen von vor zwei Tagen. Ich hatte versprochen, von meiner Lieblingsgeschichte des Petrus zu schreiben. Sie steht in der Apostelgeschichte im 12. Kapitel. König Herodes nimmt Petrus gefangen. Dieser liegt mit zwei Ketten gefesselt. In der Nacht vor dem Verhör schläft (welch eine Gelassenheit!!) Petrus. „Und siehe, der Engel des Herrn kam herein, und Licht leuchtete auf in dem Raum“ (V. 7a) so wird die Gegenwart des göttlichen Boten beschrieben. Die Ketten fallen von selbst ab und Petrus kommt frei. Er geht zum Haus der Maria, der Mutter des Markus. Dort waren viele beieinander und beteten. Er klopft an das Hoftor und eine Magd kommt. Sie hört die Stimme von Petrus und rennt ohne zu öffnen zu den anderen zurück und berichtet von ihrer Erfahrung. Sie sagt: „Es ist sein Engel“.
Spannend für mich ist, dass sie sagt, dass es „sein Engel“ ist. Es ist die vermutlich bekannteste und auch eindeutigste Stelle, in der von einem „persönlichen“ Engel in der Bibel die Rede ist. Und diesen Sprachgebrauch höre ich immer wieder. Menschen reden von ihrem Schutzengel, dem sie Geschehnisse zu verdanken haben. Engel werden auch Nationen zugeordnet. „Michael“ ist der Engel der Deutschen. Mit solchen Gedanken kann auch Schindluder getrieben werden. Aber es ist auch eine vertrauensvolle und seelsorgerliche Überlegung, so auf das Eingreifen Gottes zu hoffen. Es sind eben nicht nur menschliche Engel, die mir zur Seite stehen. Gott greift auch aus der unsichtbaren Welt in meine sichtbare Welt ein. „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“. Diesen Psalmvers aus Ps 91, 11 haben viele Menschen besonders in dieser Coronakrise wieder neu entdeckt. Und vielleicht komme ich im Rahmen dieser Updates irgendwann einmal dazu, meine eigene besondere Engelsgeschichte zu schreiben.