Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 176 vom 07.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ein Wassereimer als Lebensretter

Wir haben Anfang September. Wenn ich auf die Felder schaue, sehe ich kein Getreide mehr. Die Maisfelder stehen noch. Aber auch sie werden bald abgeerntet sein. Früher war das anders. Zum einen gab es vor rund 50 Jahren noch die sog. Sommergerste. Sie wurde hauptsächlich verkauft und mit ihr wurde Bier gebraucht. Auch den Sommerweizen sehe ich praktisch nicht mehr. Dieser wurde in meiner Kindheit fast immer erst im September gedroschen.

Diese zu Ende gehende Erntezeit erinnert mich an eine Krisensituation, an die ich mich selbst nicht mehr erinnere. Mein Vater hat sie mir aber oft genug erzählt. Ich war etwa 3 Jahre alt. Wir hatten zu dieser Zeit einen „Ködel & Böhm“ als Mähdrescher. Damals noch mit Sackabfüllung. Deshalb saß mein Vater vorne auf dem Fahrersitz und mein Opa oder ein Mann aus dem Dorf kümmerte sich darum, dass der volle Getreidesack an die Seite gestellt und ein neuer leerer Sack eingespannt wurde. In der Regel war die Plattform so groß, dass mein Vater einmal um das Feld dreschen konnte oder zumindest einmal in der Länge zum nächsten Ende. Als kleiner Junge war ich natürlich bei diesem Dreschen immer dabei. Am Ende des Feldes stand ein Gummiwagen und auf diesen wurden die vollen Säcke abgeladen.

Eines Tages fährt mein Vater mit dem Mähdrescher zum Wagen und sieht, dass sich dieser ein wenig bewegt hat. Offenbar war die Handbremse nicht richtig festgemacht bzw. der Bremsklotz lag nicht unter dem Reifen. Der Gummiwagen wurde aber von einem Eimer aufgehalten. In diesem war Wasser zum Kühlen der Getränke. Dann die Überraschung: Hinter dem Eimer lag ich und schlief. Irgendwie hatten die beiden Männer in der Hitze des „Erntegefechtes“ nicht gemerkt, dass ich nicht mit auf dem Mähdrescher war. Der Getreidewagen stand – Gott sei Dank – nicht allzu abschüssig. Dennoch weiß keiner, wie diese Situation ausgegangen wäre, wenn der Eimer nicht direkt vor mir gestanden hätte. Vielleicht wäre der Wagen auch über mich gerollt und hätte mich zerdrückt.

Im Nachhinein war es auch für meinen Vater natürlich – bei allem schlechtem Gewissen – ein Gottesgeschenk, dass ich überlebt habe. Denn das lese ich oft genug in der Zeitung, dass bei landwirtschaftlichen Arbeiten Kinder ums Leben kommen. Ich kann für mich heute nur die Worte aus dem Psalm 107 beten: „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“

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