Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 244 vom 14.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Vom Heldengedenktag zum Volkstrauertag

Morgen wird in ganz Deutschland der sog. Volkstrauertag begangen. Im Kirchenjahr ist das der „Vorletzte Sonntag im Kirchenjahr“. Aber bei wem ist dieser Tag mit dem kirchlichen Namen in Erinnerung? Die meisten kennen ihn vermutlich mit dem „weltlichen“ Namen. Ich kenne viele Leute, die an diesem Tag nicht in die Kirche gehen. In der Regel gibt es in Nicht-Coronazeiten Abordnungen von Soldaten- und /oder Veteranenvereinen. Dann sehe ich noch Abordnungen von der Reservistenkamerdaschaft und von der Feuerwehr. In der Regel sind Fahnen an angebrachten Haken aufgereiht.

Persönlich finde ich es schade, dass Menschen aus diesen Gründen dann nicht zum Gottesdienst kommen. Aber ich habe auf der anderen Seite dafür auch Verständnis. Dieser Volkstrauertag hat eine schlimme Vergangenheit. 1922 fand die erste Gedenkstunde im damaligen Reichstag statt. Er sollte an die Kriegsopfer und Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen erinnern. Mit den großen Kirchen wurde vereinbart, diesen Gedenktag am Sonntag Reminiscere (zweiter Sonntag in der Passionszeit) abzuhalten. Aber schon in der Weimarer Republik (1918 – 1933) gab es republikfeindliche Reden, die diesen Gedenktag fragwürdig machten. Nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 2. August 1934 legten die Nationalsozialisten den Volkstrauertag als staatlichen Feiertag fest. Er bekam gleichzeitig eine andere Zielsetzung durch eine Namensänderung. Er wurde in „Heldengedenktag“ umbenannt und sein Charakter veränderte sich vollständig. Jetzt ging es nicht mehr um Totengedenken, sondern um Heldenverehrung. Selbst kriegsvorbereitende Schritte wurden um diesen Tag herum gelegt wie z.B. der Einmarsch deutscher Truppen in Österreich.

Kein Wunder, dass es schon unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg heftige Diskussionen um diesen Tag gab. Allmählich bildete sich aber das Thema „Gedenken an Kriegstote und Vermisste“ heraus. Weil die Zeit im November viel durch die Themen Tod, Zeit und Ewigkeit dominiert wird, wurde der Vorschlag gemacht, diesen Gedenktag am Ende des Kirchenjahres zu setzen. Weil keine direkten inhaltlichen Vorgaben gemacht wurden, wurde dieser Tag je nach Zeitgeschehen inhaltlich angepasst. Und das finde ich gut. So ist er herausgekommen aus der „Kriegsecke“ und ich empfinde ihn mehr und mehr als einen Gedenktag für den Frieden in der Welt. Der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge gibt jedes Jahr ein Heft dazu heraus, in dem auch Vorschläge für den Gottesdienst gemacht werden. Ich selbst bin seit meiner Kindheit an diesem Tag bei mindestens einer Rede am Kriegerdenkmahl dabei. Aber davon dann morgen mehr.

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