Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Das Tor des Monats
Ich habe das damals vor genau 50 Jahren, am 28.03.1971 live in der Sportschau mitbekommen: das erste „Tor des Monats“. Morgen werden es also genau 50 Jahre. Den Namen des ersten Schützen habe ich mir gemerkt: Gerhard Faltermeier aus Regensburg. Es wurde und werden bis heute immer fünf Tore vorher ausgewählt und dann zur Abstimmung gestellt. Zugegeben: Ich habe nie eine Postkarte mit meiner Stimme für ein Tor nach Köln gesandt. Das Porto war mir im Vergleich zu den Erfolgsaussichten zu teuer. Es haben damals oft schon um die 30 000 Sportbegeisterte geschrieben und dann gab es dreimal zwei Eintrittskarten zu irgendwelchen Fußballspielen zu gewinnen. So vernarrt und gewinnsüchtig war ich dann doch nicht. Und als „Hohenlohefranke“ war ich im Vergleich zu den Erfolgsaussichten auch zu „geizig“.
Aber die Spannung, wer gewinnt, hat mich immer sehr interessiert. Interessant ist für mich, dass bis heute immer noch Lukas Podolski der Spieler ist, der die meisten „Tore des Monats“ geschossen hat. Der Gewinn ist im Vergleich zu damals sehr viel höher. Der Gewinner erhält zurzeit ein Auto im Wert von ungefähr 60 000 Euro. Außerdem muss keine Postkarte geschrieben werden, sondern es genügt eine Antwort per Mail. Das spart viel Geld (keine Portokosten) und Zeit. Also mache ich gegenwärtig öfters mit und freue mich über die vorgestellten Tore. Gewonnen habe ich bis heute immer noch nicht!!
Warum ich das hier schreibe? Das „Tor des Monats“ ist ein Gewinnspiel. Es geht darum, wer der Beste ist. Und langsam spüre ich das auch bei den einzelnen Debatten in der Politik. Es stellt sich mehr und mehr die Frage: „Wer ist der/die Beste?“ Ich spüre, dass es im Jahr 2021 einige Wahlen gibt und denke vor allem an die Bundestagswahl im September. Die politischen Entscheidungsträger geben immer mehr Statements ab, bei denen im Hintergrund auch die Frage steht: „Werde ich bei bestimmten Entscheidungen zu Corona auch von meinen Wähler/-innen unterstützt oder wenden die sich ab?“ Das kann man bedauern und muss es vielleicht auch. Auf der anderen Seite versuche ich mich in die Politiker/-innen hinzuversetzen. Wenn sie nicht mehr gewählt werden, dann können sie auch nichts mehr entscheiden.
Ich bin froh, dass es im vergangenen Jahr kaum Wahlen gab. Ich hoffe, dass das Gewissen der Politiker/-innen trotz aller Vorsicht vor der eigenen Klientel eine entscheidende Rolle bei Entscheidungen spielt. Für mich hatte das deshalb nur mit den anstehenden Wahlen zu tun, dass bestimmte Parteien nach der Entschuldigung der Kanzlerin am 24.03.2021 die Vertrauensfrage gefordert haben.