Zugegeben. Das war gewagt und eine große logistische Herausforderung. Aber bei der diesjährigen Studienfahrt am Ende der Sommerferien lockten verschiedene Stationen in den Balkanländern. Dem busfahrenden Pfarrer Martin Kühn wurde alles fahrerische Können abverlangt, um durch die teils verschlungenen und engen Straßen in den Balkanländern zu kommen.
Über Marburg in Slowenien und Zagreb in Kroatien wurde in Richtung Bosnien
gefahren. Dabei gab es einen Abstecher nach Mostar mit der weltbekannten Steinbrücke. Der Wiederaufbau war ein Hoffnungszeichen nach dem Unabhängigkeitskrieg in den 90-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Immer wieder springen einzelne Leute oder Gruppen von der Brücke herunter ins Wasser.
Danach wurde nach Sarajevo weitergefahren. In der eindrucksvollen von der KuK-Monarchie geprägten Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina wurde am Originalschauplatz auch das nachgebaute Auto angeschaut, in der der Thronfolger Ferdinand mit seiner Frau Sophie am 28. Juni 1914 durch ein Attentat getötet wurden und so den 1. Weltkrieg ausgelöst hat.
Weiter ging es in Richtung Neum, in der ein Ruhetag zum Baden vorgesehen war. Das war auch dringend nötig, denn die beiden vorherigen Nächte waren durch die lange Fahrt in den Schluchten des Balkans sehr lang.
Alle waren danach gespannt auf die Stadt Dubrovnik, die als „Rothenburg des Balkans“ gilt. Die dortige Stadtführung verdeutlichte das eindrucksvoll. Von der Bombardierung und schlimmen Zerstörung durch den Balkankrieg nach der Wende war nichts mehr zu sehen. Die Reiseführerin machte sehr gut deutlich, wie diese Stadt durch geschickte Diplomatie etwa 600 Jahre als einzige Stadt auf dem Balkan ihr selbständiges Staatsgebiet behalten konnte. Das ist ein Vorbild für heutige Diplomatie zu werten und würde viele kriegerische Auseinandersetzungen verhindern.
Es ging weiter in Richtung Albanien zur Stadt Shkodra. Die Teilnehmer waren überrascht über die wundervoll gestaltete Innenstadt mit Marktplatz.
Die Stephanskathedrale war unter kommunistischer Herrschaft ein Mehrzweckpalast. Es wurden dort Tribünen aufgestellt mit der Aufschrift: „Ruhm dem Marxismus – Leninismus“. Sie wurde als Schwimmbad inklusive Duschen ausgestattet. Nach dem Zusammenbruch der albanischen Diktatur wurde die Kathedrale wieder eröffnet und Mutter Teresa von Kalkutta (sie hatte eine albanische Mutter) war anwesend.
Die Gruppe fuhr weiter in die Hauptstadt Tirana. Es wurde als Stadt der Gegensätze wahrgenommen. Auch hier ist der Niedergang des Kommunismus deutlich zu bemerken. Überrascht waren fast alle von der Nachricht, dass der türkische Präsident Erdogan dort die größte europäische Moschee bauen lässt.
Ein Höhepunkt war der Besuch eines evangelischen Gottesdienstes einer Freikirche, die auf Albanisch Lieder gesungen haben, deren Melodie uns Touristen bekannt vorkam.
Im jungen selbständigen Staat Nordmazedonien war der Ohridsee das Ziel. Er ist mit 358 qkm etwas größer als der Bodensee. Danach gab es einen längeren Stopp im Kloster Neum. Es liegt direkt am Meer und beeindruckt mit großer Weitläufigkeit und Schönheit.
Wir fuhren zurück nach Albanien und besuchten in Pogradez die soziale Einrichtung „Licht der Hoffnung“. Es wird ganz von Christen betrieben und lebt auch von vielen Spenden aus Deutschland. Denn dort werden behinderte Kinder und Jugendliche betreut, die es sonst in der Gesellschaft in Albanien schwer hätten.
Weiter ging es zur Festung Berat. Die Stadt selbst gilt als Stadt der tausend Fenster und wirkt wie eine Museumsstadt.
In Richtung Griechenland steuerten wir Igoumenitsa an, um mit der Fähre nach Ancona überzusetzen. Nach 20 Stunden wurde das Ziel erreicht und wir übernachteten ein letztes Mal in Cesenatico.
auf der Heimfahrt wurde in Schwaz/Tirol noch einmal Halt gemacht und die Innenstadt genossen. Die Fahrt war anstrengend, aber viele wertvolle Eindrücke konnten auf der Reise „Zehn Länder in elf Tagen“ verarbeitet werden.