Archiv der Kategorie: Allgemein

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 95 vom 18.06.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Gabriele Metzger

In Nicht-Corona-Zeiten bieten wir als Kirchengemeinde 14-täglich ein Treffen an, das den Namen „Auf Gott hören“ trägt. In dieser Zeit sind wir in der Stille, öffnen unsere Herzen für Gott und bitten IHN zu uns zu reden. Das, wovon wir denken, es von Gott gehört zu haben, teilen wir uns einander mit. Dabei werden wir immer wieder ermutigt. Beim letzten Treffen vor dem Lockdown waren folgende Gedanken in meinem Herzen:

Ich bin der Fels auf dem ihr stehen könnt und sollt. „Vertraut auf den HERRN für immer, denn ER ist ein ewiger Fels…“

Jesaja 26, 4: „Darum verlasst euch auf den HERRN immerdar, denn Gott der HERR ist ein Fels ewiglich“.

Jesaja 26, 3: „Wer festen Herzens ist, dem bewahrst du Frieden, denn er verlässt sich auf DICH“.

Egal, was ihr gerade erlebt, ob das das Coronavirus ist oder persönliche Probleme, Nöte oder auch Glück, egal, was ist – haltet unerschütterlich fest an MIR, ICH bin euer unerschütterlicher Fels.

ICH bin. ICH bin beständig. ICH halte euch, ICH stärke euch, ICH führe und leite euch und ICH schütze euch. Euer Leben und das Leben eurer ganzen Familien sind in Meiner Hand.

In meine Hände habe ICH euch gezeichnet und eure Zeit steht in Meinen Händen.

Befehlt MIR alles an und vertraut auf MICH, ICH werde es wohl machen.

ICH weiß einen guten Weg, den ICH mit euch gehe, ob es auf oder ab geht, ob steinige Wege, satte Wiesen, frisches Wasser, luftige Höhen – ICH bin da.

ICH bin für euch da. Mit euch auf allen euren Wegen. ICH bin da, immer und überall da.

Heile Welt ist nicht in deiner Welt, aber ICH bin da.

Alles Leben in dieser Welt ist unvollkommen (unperfekt) und bruchstückhaft, aber das genügt – für MICH seid ihr vollkommen, wie ihr seid – vollkommen genügend durch MICH.

ICH bin das I-Tüpfelchen – der Doppelpunkt – das Ausrufezeichen – das, was euch ausfüllt, vollkommen macht.

ICH bin das, was ihr so nötig braucht, ICH bin der Fels in der Brandung – der sichere Halt – der Leuchtturm – euer Wegbegleiter – eure Sicherheit in jeder Lebenssituation, Herausforderung und Krise.

ICH bin und ICH bin da. Meine Verheißung – mein Versprechen ist absolut verlässlich.

ICH bin absolut vertrauenswürdig.

ICH habe einen Bund mit euch geschlossen und der steht von meiner Seite unumstößlich. Mein Bund bleibt ewiglich bestehen.

Meine Erlösung bleibt ewiglich bestehen. Meine Gnade ist da für Euch und sie bleibt ewiglich bestehen.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 94 vom 17.06.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Schaut Euch genau die Bilder an und sagt, was ihr seht“. Ich werde diese Worte meines Lehrers Dieter Weth in der zweiten Klasse nicht vergessen. Er war ein äußerst bemerkenswerter Pädagoge und ich erinnere mich teilweise an Kleinigkeiten seines Unterrichts. Insgesamt drei Jahre habe ich davon profitiert. Er kam vom ersten Examen und wurde als Lehramtskandidat wie viele Lehrer in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in eine kleine Dorfschule geschickt. Immerhin: In der Klasse saßen die Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse und nicht mehr wie noch ein Jahr vorher alle acht Klassen eines Dorfes. So profitierte ich vom Unterricht in den beiden höheren Klassen.

Aber warum sollten wir ausgerechnet an diesem Tag so besonders genau hinschauen? Er hatte ein Leporello an die Tafel geheftet. Darauf waren protestierende Menschen und angstmachende Panzer zu sehen. Auch Rauch von Gewehren war zu erkennen. Es waren die Tage vor dem 17. Juni. Dieses Datum war bis zur Wiedervereinigung 1990 der „Tag der deutschen Einheit“.

Heute haben wir den 17. Juni  und dieser Gedenktag an den Aufstand in der damaligen DDR hat mich als Kind und Jugendlicher sehr geprägt. Ich bin aufgewachsen im sog. „Kalten Krieg“ und die Bedrohung im Konflikt von Ost und West habe ich auch als Kind mit acht Jahren gespürt. Für Landwirte kam dieser Tag sehr oft ungelegen. Schließlich lag er mitten in der Heuernte und „Rüben hacken“ war auch angesagt. Zu dieser Zeit wurde Gras noch kaum siliert und das klassische „Heu machen“ war angesagt. Später haben wir als Evangelische Landjugend auf diesen Tag unser Indiacaturnier auf Kreisebene gelegt.

Jedes Jahr am 17. Juni denke ich an diese Zeit zurück und wie der junge Lehrer dieses Ereignis uns nahe gebracht hat. In mir steigen dann die Gedanken und Gefühle auf, die ich als Kind hatte. Und darunter waren auch immer Ängste und Sorgen, ob der Frieden bleiben wird und es nicht zu einem fürchterlichen Krieg kommen werden würde. Denn so viel habe ich als kleines Kind schon gespürt: um den Frieden muss gerungen werden. Und das zeigt nicht nur die Jahreslosung von 2019: „Suche Frieden und jage ihm nach“ (Psalm 34, 15).

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 93 vom 16.06.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ich sitze relativ entspannt auf dem Stuhl in meinem Büro. Da kommt ein Anruf. Das ist am Dienstagmorgen nicht ungewöhnlich. Denn zu dieser Zeit ist auch Besuchsverkehr im Pfarramt. „Herr Metzger, wo bleiben Sie? Sind Sie etwa krank?“ Au Backe. Ich habe den Religionsunterricht in der Grundschule in Altensittenbach vergessen. Kann ja mal vorkommen. Schnell aufs Rad und dann hin. Dort angekommen, gelingt mir auch noch ein relativ angemessener Unterricht. Schließlich bin ich ja kein Anfänger.

Es vergehen drei Wochen. Es ist wieder Dienstag. Ich sitze gegen 12.15 Uhr in meinem Arbeitszimmer. Wieder ein Anruf. Wieder ist es eine Lehrerin aus der Schule. Wieder die Anfrage. Jetzt bin ich über mich wirklich ärgerlich. Ich frage mich, ob ich langsam (oder schnell) alt werde und der Kalk schon ziemlich stark rieselt. Mit 62 Jahren müsste ich gar keinen Religionsunterricht mehr geben. Pfarrer sind davon ab 60 Jahren befreit. Aber ich liebe den Kontakt zu den Schüler- und Schülerinnen. Die Gespräche mit ihnen und ihre Gedanken helfen mir, dass ich geerdet bleibe. Kinder in der Grundschule gehen „die Sache mit Gott“ noch auf einfache Art und Weise an. Ihre Antworten helfen mir, eine einfache Sprache beim Reden über Gott zu behalten. Und beim einen oder anderen Update habe ich davon auch geschrieben.

Ich erinnere mich an einen Impuls meines Mentors in meinem Lehrvikariat. „Herr Metzger, predigen sie so, dass es auch Grundschüler, ja sogar Kindergartenkinder verstehen können“. Das habe ich mir gemerkt. Es ist ein Ziel für mich, so die Botschaft des Evangeliums weiterzusagen. Das gelingt natürlich nicht immer, vielleicht sogar eher selten. Aber ich nehme es mir vor. Und damit ich den Schulunterricht am Dienstag in der 6. Stunde auch ja nicht vergesse, habe ich mir diesen Zettel an die Tür geklebt.

Heute ist der erste Dienstag nach den Pfingstferien. Aber ich werde nicht in der Schule sein. Leider. Ich vermisse das Gespräch mit den Schulkindern: Manchmal sind es tatsächlich nur Kleinigkeiten, die durch  Corona ausgelöst wurden. Aber sie wirken tief im Herzen.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 92 vom 15.06.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Christl Schäfer-Geiger

Yesterday

Yesterday
All my troubles seemed so far away.
Now it looks as though they’re here to stay
Oh, I believe in yesterday
Suddenly
I’m not half the man I used to be
There’s a shadow hanging over me
Oh, yesterday came suddenly

Der Song von den Beatles kam mir die Tage in den Sinn. Im ersten Teil heißt es übersetzt:

„Gestern schienen all meine Probleme so weit weg zu sein.
Jetzt sieht es so aus, als ob sie niemals verschwinden würden.
Oh, ich glaube an Gestern.
Plötzlich bin ich nicht mal mehr zur Hälfte der, der ich früher war.
Eine dunkle Wolke hängt über mir
Oh, Gestern kam plötzlich.“

Am 5. Januar ist mein Neffe zurück nach Peking geflogen. Kurz darauf hat er sich aus Deutschland einige hundert Mundschutzmasken schicken lassen, weil es in China keine mehr gab. Schon da hätte mir eigentlich bewusst sein müssen, dass Corona nicht in China bleibt, dass dieses Virus nicht an den Grenzen halt macht. Dazu leben wir viel zu global, überwinden große Strecken in viel zu großer Zeit. Doch ich habe nicht darüber nachgedacht, wiegte mich wie viele andere in Sicherheit.

Und plötzlich war sie da, die Veränderung. Plötzlich waren unsere Probleme nicht mehr weit weg. Und ich habe mich gefragt warum ich nicht damit gerechnet habe.

Jetzt muss ich erkennen, dass eine dunkle Wolke über mir hängt und ich nicht mehr die bin, die ich früher war. Irgendwie hat mich Corona verändert. Jetzt darf ich keinen mehr umarmen, muss mich von allen fern halten. Meine Worte verebben hinter meinem “Maultäschle“, mein Lachen sieht man dahinter nicht mehr.

Je länger das Ganze geht, desto klarer wird mir, dass es keine Sicherheit gibt auf dieser Welt. Wir können sie nicht beherrschen. Was bleibt denn dann da zum Festhalten? Wo ist mein Fixpunkt auf den ich mich konzentrieren kann?

In Hiob 11 steht:

Wenn aber du dein Herz auf ihn richtest und deine Hände zu ihm ausbreitest….dann könntest du Zuversicht haben, weil es Hoffnung gibt, du wärest geborgen und könntest in Sicherheit schlafen.                                                                                                 

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 91 vom 14.06.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Erich Söhnlein

Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.

2. Tim. 3, 13-17

Im Jahr 1998 bin ich als junger Ingenieur mit Sack und Pack nach Brasilien gezogen. Bereits durch ein Praktikum konnte ich dieses Land ein Jahr vorher kennen lernen, und ich wollte unbedingt länger dort leben. Zum Glück gab es eine Stelle bei Bosch in Campinas und ich sagte zu.

Da war ich also, in Campinas. Äußerlich passte ich mich immer mehr meiner Umgebung an, lernte die Sprache und auch, dass Straßenverkehr nicht unbedingt Regeln braucht. Innerlich aber blieb ich noch lange bei meiner deutschen Haltung, dieser immer zu logischen, fast technischen Sichtweise auf Dinge.

Immer wieder fielen mir Leute dort auf, die zu allen Tageszeiten und an allen möglichen Orten in der Bibel lasen. Bei vielen Kollegen an den Tischen lagen Bibeln, total abgegriffen und mit unzähligen Zetteln zwischen den Seiten, in der Mittagspause gelesen wurden. Auf mich wirkte das befremdlich, etwas naiv, beim einen oder anderen unterstellte ich eine gewisse Scheinheiligkeit. Ich belächelte das alles etwas hochnäsig.

Um ganz ehrlich zu sein: Die Bibel war für mich damals ein altes Buch mit alten vielleicht sogar wertvollen Geschichten, die aber mit Gott, wie er ist, nichts mehr zu tun haben können. An Gott irgendwie glaubte ich schon, schließlich war ich ja konfirmiert, aber Gott, so dachte ich, hat sich doch auch weiterentwickelt.

Nein, Erich, Gott ist immer noch der Selbe, wie in der Bibel, und vielleicht solltest du sie auch mal wieder lesen. Du wirst staunen!“, sagten mir dann oft die Kollegen.

Was mich noch viel mehr wunderte, war, dass viele der Bibelleser sich Wort für Wort an das geschriebene hielten. Sie gingen auch gern und oft in ihre zahlreichen Kirchen und, man mag es kaum glauben, sie spendeten freiwillig den Zehnten, also 10% ihres Nettoeinkommens. Dabei waren viele in der Tat nicht reich. Ich verstand die Welt nicht. Wie kann jemand sein Leben auf ein altes Buch aufbauen, in einer Zeit der Roboter, Raumfahrt und Computer.

Irgendetwas musste an diesem Buch dran sein, aber ich, in meiner damaligen Überheblichkeit, hielt es nicht für nötig, es zu lesen. Trotzdem hatte ich meine Meinung. Vielleicht aber hatte ich auch ein wenig Angst, die Bibel könnte mein Leben ändern, ein Leben, das mit dem Turbo von einem Kick zum nächsten ging.

Eines Tages lernte ich eine junge Frau kennen, auch sie las gerne in dem Buch. Auch sie ging sehr regelmäßig zum Gottesdienst. An einem Abend nach dem Gottesdienst trafen wir uns wie so oft und gingen noch in eine Kneipe. Wie gewohnt bestellte ich mein Bier und plötzlich kam die Frage: „Erich, du bist doch Christ, oder?“ Ja, klar, bin ich Christ!

Erich, in der Bibel steht, ein Christ trinkt keinen Alkohol.“ Zack, das hatte gesessen! Um den Abend zu retten, habe ich im weiteren nichts Alkoholisches mehr getrunken.

Wieder allein zuhause, wollte ich es wissen. Wie kann die Bibel so etwas Radikales fordern? Und außerdem, das kann doch gar nicht stimmen! Ich lud mir eine Online-Bibel aus dem Internet auf den Computer, und ich suchte und las die ganze Nacht hindurch. Die Stelle mit dem Alkohol fand ich nicht, zumindest nicht in der Radikalität, aber immer wieder hielt es mich in den Evangelien, es zog mich hinein und ließ mich nicht mehr los.

In der Tat, ich kannte die Bibel nicht, aber die Bibel kannte mich. Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre, beim Lesen des Matthäus-Evangeliums: Ich fing an zu weinen. Weinen über mein zerbrochenes Leben, mein leeres Leben, auch mein falsches Leben. Die Bibel kannte mich in und auswendig.

Die Gestalten in der Bibel, die Jesus begegnen, die Jesus heilt, denen er vergibt, für die er stirbt, das war ich! Kann Jesus tatsächlich eins sein mit dem ewigen Gott? Ist Gott tatsächlich so, wie Jesus es zeigt? Wenn das alles wahr ist, dann war mein bisheriges Leben nicht auf Stein, ja nicht mal auf Sand sondern auf heiße Luft gebaut. Im Herzen wusste ich: Die Bibel hat recht.

In der Tat fing ich an, mein Leben zu ändern. Die Bibel wurde mein Begleiter, Ratgeber und Jesus ein Freund, der jeden Tag im Leben bei mir war, manchmal stiller, manchmal auch lauter. Nein, ich wurde kein perfekter Mensch, sondern nur einer, der jeden Tag aus der Vergebung Christi leben will.

Aus der jungen Dame von damals wurde übrigens meine Ehefrau.

Gott segne Sie alle!

Herzlichst,

Ihr Erich Söhnlein

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 90 vom 13.06.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heute vor genau 55 Jahren, am 13.06.1965 ist der vielleicht bekannteste jüdische Religionsphilosoph Martin Buber gestorben. Wie viele jüdische Gelehrte seiner Zeit hatte er mit den Wirren der Judenverfolgung durch das Nazi-Regime zu kämpfen. Er konnte sich aber rechtzeitig absetzen und so sein Leben und sein Werk retten. Als sein wichtigstes Werk gilt „Ich und Du“. Darin beschreibt er in philosophischen Worten, wie wichtig in dieser Welt die Beziehung der Menschen untereinander und mit Gott ist. Er spricht davon, dass Grundworte nicht Einzelworte sind, sondern Wortpaare. Das eine Grundwort ist Ich-Du, das andere ist das Wortpaar Ich-Es. Erst die Begegnung mit einem menschlichen Gegenüber, dem „Du“ oder mit der dinglichen Welt, dem „Es“ ermöglicht eine Abgrenzung des „Ich“ von seiner Umwelt.

Das klingt ein wenig hochwissenschaftlich. Ich versuche es in einfachen Worten zu erklären. Ein Mensch ist erst Mensch, wenn er in einer wirklichen und intensiven Beziehung zum anderen lebt. Dann kann es zu einem wirklichen Gespräch kommen. Das ist der Ansatz für eine Beziehung des Menschen mit Gott. Buber beschreibt das wörtlich so: „Die verlängerte Linien der Beziehungen schneiden sich im ewigen Du“. Der Mensch wird dadurch sprachfähig und kann in einem Gespräch mit Gott eintreten.

Hoffentlich ist das immer noch nicht zu kompliziert. Aber am Anfang der Coronakrise hatten viele Menschen nur noch über das Telefon oder über das Internet miteinander Kontakt. Viele Menschen sind vereinsamt oder haben sich in eine Scheinwelt zurückgezogen. Ich habe viele Infos erhalten, wie Menschen mit diesen körperlichen Abbruch der Beziehungen leben und „überleben“ können. Das Problem der Beziehungen untereinander ist heutzutage klar erkannt. Martin Bubers Schrift zu dieser Thematik ist aber schon 1923 erschienen, also vor knapp 100 Jahren. Da wurden solche Probleme noch kaum thematisiert. Er war seiner Zeit um mindestens 50 Jahre voraus. Und dass konkrete Treffen stärker meine Beziehungen vertiefen als über irgendwelche technische Geräte, haben jetzt viele Menschen erkannt, auch wenn die digitale Kommunikation durch die gegenwärtige Krise noch mehr gefördert werden wird.

Dem Apostel Paulus war beides immer wichtig. Konkrete Treffen mit den Christen der Gemeinden und Kontakt über Briefe, um seine Gefühle zu benennen und um seine Gedanken weiterzugeben. So hat er die Gemeinden besucht und hat mit ihnen auch mit Briefen Kontakt gehalten. Das wird besonders im Brief an die Philipper deutlich. Immerhin war das die erste Gemeinde, die er in Europa gegründet hat. „Ich bin aber hoch erfreut in dem Herrn; dass ihr wieder eifrig geworden seid, für mich zu sorgen, ihr wart zwar immer darauf bedacht, aber die zeit hat es nicht zugelassen….ihr habt wohl daran getan, dass ihr euch meiner Bedrängnis angenommen habt. Denn ihr Philipper wisst, dass…keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein“ (Philipper 4).

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 89 vom 12.06.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Morgen wird das Update 90 seit dem 16.03.2020 geschrieben. Eine wirklich lange Zeit. Ein wirkliches Ende ist dennoch noch nicht in Sicht. Wie reagiere ich darauf? Es ist ganz unterschiedlich. Und ich bin immer mal hin- und hergerissen. Es wechseln sich Hoffnung und Bangen in mir ab. Manchmal sehe ich Licht am Tunnel und dann höre ich wieder von der Kanzlerin, dass die Pandemie erst am Anfang steht.

Ich denke bei der Zahl 90 vor allem an Sarah, der Frau von Abraham. Ich habe sie schon einmal im Update 25 erwähnt. Der Name ihres Sohnes Isaak bedeutet: „Sie lachte“. Grund war, dass sie in ihrem hohen Alter noch ein Kind bekommen sollte. Sie war zu der Zeit tatsächlich schon 90 Jahre alt und Abraham war 99. Was viele nicht wissen ist, dass auch Abraham über diese Verheißung gelacht hat. „Da fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen: Soll mir mit hundert Jahren ein Kind geboren werden, und soll Sara, neunzig Jahre alt, gebären?“ (1. Mose 17, 17). Beide hatten die Hoffnung auf einen Sohn schon längst aufgegeben und konnten offenbar nur noch mit Humor (und Spott) reagieren. Sarah hatte ja die Magd Hagar dem Abraham gegeben, damit diese ein Kind von ihm bekommen sollte. Das war Ismael.

Aber das Verhältnis von Sarah zu diesem Kind war sehr schwierig. Wer kann es verdenken? An dieser Geschichte lerne ich, gegen den Augenschein zu vertrauen, dass Gott gegen alle Vernunft handeln und wirken kann. Gegen den äußeren Augenschein steht er zu seiner Verheißung. Deshalb sollten wir nicht nachlassen, im Gebet und in der Hoffnung zu vertrauen, dass er zu seinen Verheißungen steht. Daran kann und will ich mich jetzt auch in dieser Coronakrise festhalten. Sarah haben meine Frau und ich auch unser zweites Kind genannt. Die Bedeutung des Namens lautet: „Fürstin“. Und das soll sie für uns und unserer Familie immer sein.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 88 vom 11.06.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Situation

Heute müsst ihr alle dabei sein. Ihr erlebt etwas Besonderes“. Diese Ankündigung eines anderen Jungen aus unserem Dorf Habelsee hat mich als 5-jähriger zum Erstaunen gebracht. Was war geschehen? Im Dorf war ein Mann gestorben. Das war nichts Besonderes. Normal war auch, wie die Dorfkinder damit umgegangen sind. Alle Schulkinder sangen im „Beerdigungschor“. Dieser wurde vom Dorflehrer geleitet. Das gehörte zu seinen Pflichten. Aber diese Aufgabe auszuführen war gar nicht so leicht.

Es gab in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bei uns noch keine Leichenhalle. Der Tote wurde zu Hause im Wohnzimmer für drei oder vier Tage aufgebahrt. Die Bewohner des Dorfes versammelten sich vor dem Wohnhaus und zogen in einem langen Zug vom Haus direkt Richtung Friedhof zum Grab. Vorneweg die Schulkinder, die in der Regel bekannte Beerdigungschoräle sangen. Die Kinder, die noch nicht in der Schule waren, durften nicht auf das Friedhofsgelände. Warum das so war, wusste keiner. Vermutlich wollten die Erwachsenen Kindern, die noch nicht in die Schule gingen, eine Beerdigung nicht zumuten.

So versteckten wir uns während der Bestattung draußen hinter der Friedhofmauer. Als Grundsatz galt: Die Erwachsenen durften uns nicht sehen!! Also haben wir uns wie Cowboys und Indianer versteckt so als würden die Erwachsenen nicht wissen, dass wir heimlich zuschauen. Aber an diesem Tag sollte ja etwas „Besonderes“ sein. Meine spannungsvolle Erwartung sollte nicht enttäuscht werden. Im Friedhof stand nicht der auch schon mir bekannte evangelische Pfarrer im schwarzen Talar. Es war ein Mann mit weißem Umhang und zwei Kinder mit ebenfalls weißen Umhängen. Ab und zu nahm der Mann ein Art Seil mit einem runden „Etwas“ und schlenkerte dieses in die Luft, so dass sich ein komischer Duft verbreitete. Ich war zuerst verwirrt und sprachlos. Nach einer Weile fragte ich die anderen, wer dieser Mensch sei und ob jemand diesen schon einmal gesehen hat. Die Antwort war: „Das ist ein Marsmensch“. „So sieht also ein Marsmensch aus“ – war mein Gedanke.

Und noch heute denke ich immer wieder an diese Geschichte in meiner Kindheit zurück, wenn ich irgendwas vom Mars höre. Zur Zeit laufen Pläne, dass vielleicht in 30 Jahren Menschen zum Mars fliegen könnten. Und wer weiß, vielleicht sehen sie dann Marsmenschen, die wie katholische Priester aussehen. Immerhin: So habe ich bei der Beerdigung des einzigen katholischen Einwohners von Habelsee zum ersten Mal Ministranten gesehen.

Warum mir gerade heute diese Gedanken gekommen sind? Weil katholische Christen heute den Fronleichnamstag feiern. In dem streng evangelischen Westmittelfranken haben die evangelischen Bauern an diesem Tag gearbeitet. Zu ihrer Ehrenrettung muss aber gesagt werden, dass dieser Festtag für einen Landwirt immer in die arbeitsreiche Zeit Mai/Juni fällt. Aber die Wertschätzung der Eucharistie bzw. der Feier des Hl. Abendmahles können evangelische Christen hier gut von den katholischen Christen lernen.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 87 vom 10.06.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Elena Kropf, Teil 2

Viele Bewohner haben mir erzählt, dass dieses Bild sehr schön geworden ist. Ein Bewohner sagte stolz, dass er den Wasserfall im Hintergrund des Bildes mit gemalt hat. Ein anderer Bewohner, der nicht beim Malen dabei war, fragte mich, ob ich dieses Bild allein gemalt hätte? Ich sagte ihm, dass dieses Bild unter meiner Leitung  mit verschiedenen Bewohnern gemeinsam entstanden ist. Wieder ein anderer Rollstuhlfahrer war tief beeindruckt vom Bild und sagte, dass ihn dieses Bild besonders anspricht und eine tiefe, innere Freude vermittelt. Ich freue mich immer wieder, dass dieses Bild mit den verschiedensten Farben und dem ausdrucksstarken Motiv so vielen Bewohnern inneren Frieden und Freude bringt.

Für mich ist es eine tägliche Ermutigung, wenn sich die von mir betreuten Bewohner kreativ und mit Freude beschäftigen. Ich versuche in meinem täglichen Dienst die anstehenden Aufgaben immer so einfach wie möglich umzusetzen. Für den Beginn des Malens zeichnen wir das Bild in der richtigen Größe mit Bleistift vor. Danach teile ich die Bewohner auf verschiedene Gebiete des zu malenden Bildes auf. So hat jeder Bewohner, der mit malen möchte, seinen eigenen Bildausschnitt, den er oder sie dann individuell gestalten kann. Das heißt, es können mehrere Bewohner an verschiedenen Stellen des Bildes gleichzeitig arbeiten: das ist der Vorteil eines großen Bildformates. Ich wähle dann die Farben für den entsprechenden Bildausschnitt aus und danach malen alle Beteiligten die vorgezeichneten Formen aus. So können sie Gottes Schöpfung in Farbe und Form auf ihre ganz individuelle und persönliche Art und Weise miterleben.

Wenn das gesamte Bild dann am Ende fertig ausgemalt ist, ergänze ich noch die Details. Oft frage ich die Bewohner, ob es schwierig für sie war, dieses Bild zu malen. Hier kommt immer die gleiche Antwort, dass es eben nicht schwierig war.

Ich verbinde mit dem Kreuz Christi Hoffnung, Erlösung, Vergebung und Gottes Liebe.

Eine passende Bibelstelle fand ich im Johannesevangelium Kapitel 3:

„Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3,16)  Das Kreuz zeigt mir, dass ich lernen darf, an die vergebende Liebe Gottes zu glauben und damit auf diese Liebe in meinem Leben zu vertrauen! Und diese Liebe ist mit der Person Jesus Christus eng verbunden! Nur ER war es, der unschuldig für uns ans Kreuz gegangen ist. Ich bemühe mich, eine persönliche Beziehung zu Gott durch Gebet, Musik, Meditation aber auch im täglichen Dienst aufzubauen. In solchen Momenten des gegenseitigen Miteinanders kann ich Seine liebevolle Zuwendung und Führung durch Seinen Geist besonders gut spüren. Denn Gott ist kein sichtbarer Mensch, sondern Geist, der mit unseren normalen Sinnen nicht erkannt werden kann. Deshalb hat ER auch zu uns gesagt, dass wir uns IHM nur im Geist und in der Wahrheit nahen können (Joh 4,24). Die Wahrheit steht in Seinem Wort, unserer Bibel. In Wahrheit anbeten und damit IHM nahen, heißt für mich, dass ich mit aufrichtigem Herzen zu IHM gehen kann. Dabei ist Gebet für mich wie ein Dialog, wo ich mit Gott spreche, aber auch ER zu mir spricht. Solche Augenblicke Seiner Gegenwart, wo ER sich mir durch ein Wort, eine Bibelstelle oder einen inneren Impuls offenbart, sind mir besonders wertvoll.

Bezüglich der aktuellen Situation mit dem Coronavirus ist das Bild eine Inspiration für mich, Gott zu gefallen, ein reines Herz zu haben und mich in Seiner Liebe geborgen zu fühlen. Dieses Kreuz ist deshalb auch eine Herausforderung für mich, mein Herz immer wieder zu IHM hin auszurichten und so auch lernen von seelisch belastenden Situationen in meinem Leben loszulassen. Die Bibel nennt dies Reinigung unserer Herzen. Jesus sagte in Seiner berühmten Bergpredigt in Matthäus Kapitel 5: „Glücklich sind, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen.“ (Mt 5,8)

Abschließend möchte ich festhalten, dass unser Bild vom „Kreuz Christi“ gerade wegen der starken Besuchseinschränkungen im Rahmen der Ausbreitung des Coronavirus unter vielen Bewohnern das Gemeinschaftsgefühl gestärkt hat. So ist dieses Bild auch ein Zeichen für die gegenwärtige Situation von Kontaktverboten und geforderten Abständen geworden. Der Abgrund zwischen den beiden Ufern, über den nur das Kreuz führt, wird zu einem versöhnenden Symbol zwischen einem „Hier“ des Altenheims und einem „Dort“ der Außenwelt, der Angehörigen und der ganzen Familie. Das Kreuz schafft hier eine Verbindung, so empfinden es unsere Bewohner, die durch die Liebe und Treue Gottes ganz nah in unseren Herzen zu spüren ist.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 86 vom 09.06.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Elena Kropf, 1. Teil

Gedanken zum Bild vom „Kreuz Christi“ im Sigmund Faber Haus Hersbruck

Bevor ich zu meinen eigentlichen Gedanken zum Bild vom „Kreuz Christi“ komme möchte ich mich und meine Arbeit kurz vorstellen.

Mein Name ist Elena Callejas Correa und ich arbeite als Betreuungsassistentin im Sigmund Faber Haus Hersbruck. Mit viel Freude kann ich täglich erleben, wie sich der Tagesablauf der Bewohner durch liebevolle Betreuung positiv gestalten lässt. Viele Bewohner haben neben ihren „normalen“ Altersbeschwerden massive Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Demenz und Zustand nach Schlaganfall mit verschiedenen körperlichen Lähmungen. Einige von ihnen können nur noch mit dem Rollstuhl bewegt werden. Trotz solcher vielen Herausforderungen in meiner Arbeit arbeite ich sehr gern und versuche ein Stück Miteinander gerade in Coronazeiten für die älteren Menschen zu verwirklichen. Meine Meinung ist, dass eine Arbeit, die man mit Freude und Hingabe tut nur halb so schwer fällt. Erleichtert bin ich, dass wir als Team mit der organisatorischen Leitung gut zusammenarbeiten.  

Nun zu meinen eigentlichen Gedanken und Erlebnissen beim gemeinsamen Malen des Bildes vom „Kreuz Christi“. 

Dieses große Bild (2mx1,50m) soll an das alljährliche Osterfest erinnern, dass wir in dem Gedenken an den Tod aber auch die Auferstehung von Jesus Christus feiern. Dies haben auch die Bewohner oft zum Ausdruck gebracht, indem sie sagten, dass das Bild sie immer wieder an das Leiden Jesu aber auch an die Vergebung unserer Schuld erinnere. Ich bin froh, dass das Kreuz für viele Menschen ein wichtiges Symbol für ihre Erlösung ist! Viele der Bewohner haben eine Leidensgeschichte von Krankheit und Not hinter sich und wissen, dass es sich unter Gottes Trost zufriedener leben lässt. Mein Mann, Dr. Mathias Kropf, hat mir dazu ein wunderbares Wort eines berühmten Mönches (Zisterzienser) beigesteuert: „Das Kreuz ist eine Last von der Art, wie es die Flügel für die Vögel sind. Sie tragen sie aufwärts.“ (Bernhard von Clairvaux 1090 – 1153)

Die beiden entgegen gesetzten Seiten des Bildes sind sehr deutlich zu sehen: einmal die linke, dunkle Seite und zum anderen die rechte, Licht durchflutete Seite. Beide Seiten sind nur durch das Kreuz über einen tiefen und unüberbrückbaren Abgrund verbunden. Beim Betrachten des liegenden Kreuzes über den Abgrund kommt mir eine Bibelstelle in den Sinn, wo Jesus Christus sagt, dass nur ER dieser Weg zu  Gott, dem Vater, ist (Joh 14,6). Das Kreuz ist somit auch ein Symbol für den Weg  von unserem irdischen Sein hinüber zu Gottes Herrlichkeit. Jeder, der will darf diesen Weg über das Kreuz und damit über den trennenden Abgrund hinweg gehen. Gott lädt jeden Menschen dazu ein! Ein einfaches und ehrliches „Ja!“ aus unserem Herzen reicht schon aus. Das hat viel mit kindlichem Vertrauen auf Seine Wege zu tun. Unser himmlischer Vater hilft uns im Leben immer wieder, aus Traurigkeit und Einsamkeit hinaus in Sein Licht zu kommen. Der Liedermacher Manfred Siebald lässt es in einem Lied so erklingen:

„Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit Ihm gehen wir ins Licht. Sind wir ohne Gott, macht die Angst sich breit, aber mit ihm fürchten wir uns nicht.“ 

Wenn ich mich mit den Bewohnern unterhalte, sagen sie oft, dass sie mit dem „Licht“ auf der rechten Seite des Bildes die tägliche Fürsorge Gottes verbinden. Darauf vertrauen sie und dies erbitten sie auch in ihren Gebeten. Mich überrascht, dass unsere Bewohner trotz starker Behinderungen immer wieder zum Malen motiviert sind; eine Frau mit starken Gelenkschmerzen hat trotzdem mit gemalt. Eine andere kranke Bewohnerin, die fast blind ist, hatte auch Interesse am Malen, obwohl sie sich gerade wegen ihrer Behinderung schwer tut. Außerdem haben zwei Bewohnerinnen mit Parkinson ebenso unter erschwerten Umständen mit gemalt. Eine andere Bewohnerin, die nicht mit gemalt hat, ist immer wieder zu mir gekommen und hat gesagt, dass dieses Bild im Andachtsraum ihr besonders gut gefällt und sie immer wieder zur Meditation anregt. Das Kreuz Christi ist dabei für sie nicht nur eine Quelle der Kraft, sondern schenkt außerdem viel Frieden für ihre Seele. Sie sagte dann noch zu mir, dass sie hofft, dass wir gemeinsam noch weitere Bilder malen können.