Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
„Wer darf was – was ist verboten, was erlaubt? Das war die Überschrift in der HZ vom 09.04.2020 und damit die Ausgabe vom Gründonnerstag/Karfreitag. Am Ende es Artikels die kleine Überschrift: „Kein Spaß mehr“. Dann wurde in alphabetischer Reihenfolge aufgezählt, welche Spaßorte geschlossen sind. Ich lese „Autohäuser, Badeanstalten“. Ich schaue nach G wie „Gottesdienste“. Ich lese „Gartenmärkte, Golfplätze“. Gottesdienste gehören also nicht zu den Orten mit Spaß. Ich schaue nach K wie „Kirche“ und lese „Kosmetiksalons“. Kirchen gehören auch nicht zu den Orten mit Spaß. Ein letzter Versuch. Ich schaue nach P wie „Posaunenchöre“. Ich lese „Piercingstudios“. Ein Posaunenchor wird auch nicht mit einem Ort verbunden, an dem Spaß zu erwarten ist. Jetzt komme ich ins Grübeln. Offenbar werden Glaube und die Orte der Gemeinschaft von Christen nicht mit Spaß in Verbindung gebracht. Hängt das damit zusammen, dass dieser Artikel am Karfreitag zu lesen ist? Oder ist das eine grundsätzliche Denkweise? Glaube an Gott – Gemeinschaft der Christen untereinander hat nichts mit Spaß zu tun. Da gibt es nur Ernst! Das ist erst dann etwas für mich, wenn das Leben seine Schattenseiten zeigt wie jetzt in der aktuellen Situation der Coronakrise. Das ist nur dann etwas, wenn ich krank bin oder ich mehr als sonst an das Sterben denken muss – also wenn ich alt bin? Ich werde ziemlich nachdenklich. Über das Thema wurden ganze Romane geschrieben wie z.B. „Der Name der Rose“ von Umberto Eco. Gott als der große Spaßverderber und viele Christen machen mit?? Gott als der große Aufpasser, Anstands-Wau-Wau, Wachmann, der penibel darauf achtet, dass seine Geschöpfe Regeln einhalten und ja keinen Spaß erleben? Ich zitiere einen Pfarrer: „Gott der ultimative Knigge, der penibel darauf achtet, dass wir uns ordentlich benehmen – und immer dann einschreitet, wenn es gerade anfängt, Spaß zu machen…Wie ein großer Buchhalter sammelt er meine Vergehen und wartet nur darauf, sie mir zu gegebener Zeit zurückzuzahlen. Lieber Gott, noch mehr Spaß verderben geht nicht!“ Ist das wirklich so oder werden Christen nur so wahrgenommen? Die Wahrheit liegt vermutlich dazwischen. Wenn ich die Bibel genau lese, merke ich, dass oft genug von Spaß die Rede ist. Denken Sie nur an das bekannte Gleichnis vom verlorenen Sohn. Am Ende der Geschichte meckert der ältere Sohn, dass für ihn nie ein Fest gefeiert wurde. Der Vater antwortet. „Du bist immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir“ (Lukas 15, 31). Ein Spaßverderber klingt anders. Der Sohn hätte die ganze Zeit feiern können. Warum nicht? Weil er gemeint hat, dass der Vater es ihm nicht vergönnt hätte? Der Vater steht in diesem Gleichnis für Gott. Ich erkenne: Gott ist nicht daran gelegen, irgendjemanden kurz zu halten, den Spaß zu verderben, etwas vorzuenthalten. Er gibt gerne und will Menschen an seiner Fülle teilhaben lassen. Und dann kann ich lachen vor allem dann, wenn Gott auf eine Art und Weise handelt, die über meinen Verstand geht so wie es die Frau von Abraham, Sarah, erfahren hat. Der Engel hatte ihr verkündet, dass sie noch im hohen Altar nach der Menstruationspause (1. Mose 18, 11 – 12) innerhalb eines Jahres ein Kind bekommen wird. Sie lacht darüber und erfährt, dass Gott auch Unmögliches schaffen kann. Das Kind, das sie bekommt wird deshalb auch „Isaak“ genannt, d.h. „Sie lachte“. Und zum Schluss deshalb heute eine lustige Geschichte, auch wenn ich diese schon öfters erzählt habe und jemand denken kann: Schon wieder dieser Witz. Kennen wir schon. Fritz und Hans sind befreundet. Fritz ist für eine Übernachtung bei Hans eingeladen. Die Eltern sagen zu ihm: „Fritz, benimm dich gut bei Hans. Seine Eltern sind eine sehr fromme Familie“. Fritz geht und kommt am nächsten Morgen wieder zurück. Die Eltern fragen ihn: „Na. Wie war es?“ Fritz antwortet: „Es war sehr schön. Und die Eltern sind wirklich ganz fromm. Sogar die Nähmaschine kommt vom Pfaff“.
Ich denke nicht, dass Gott uns den Spaß nicht gönnt, uns die Freude verbietet. Wir können das selber sehr gut. Zu lange war die Kirche mit Freudlosigkeit belegt. Da brauchen wir noch ein bisschen Zeit und Mut, um das zu ändern. Und dann erscheinen wir vielleicht auch mal als „Spaßort“. Besser wäre vielleicht als „Wohlfühlort“.