Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 365 vom 15.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Bin ich ein Sprichbaidl?

Vor mir liegt die Hersbrucker Zeitung (Regionalausgabe der Nürnberger Nachrichten) vom 20.02.2021. Der Kulturteil ist mit „Mogst schmusn?“ überschrieben. Der 21.02. ist von der UNESCO zum Tag der Muttersprache ausgerufen worden. Tatsächlich ist es so, dass der Dialekt wieder im Kommen ist. Am Ende des vergangenen Jahrhunderts wurde gelehrt, dass Kinder nur hochdeutsch aufwachsen sollen. Dann würden sie besser der deutschen Sprache mächtig sein. Jetzt weiß man, dass dem nicht so ist. Fehlende Grammatikkenntnisse haben nicht unbedingt mit dem Dialekt zu tun.

Bei mir ist es so, dass ich Dativ und Akkusativ ständig verwechsle und dennoch auch als Pfarrer irgendwie gut durch das Leben gekommen bin. Meine Stärke ist der Genitiv. Ich ärgere mich, wenn sogar Literaten und Politiker Genitiv und Dativ verwechseln und niemand regt sich darüber auf. Sogar die Lehrer streichen das nicht mehr an. Ich finde das ungerecht: Verwechseln von Dativ und Akkusativ ist ein Fehler, das Verwechseln von Genitiv und Dativ dagegen nicht nach dem Motto: „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“. Bei mir dagegen gilt (leider): „Mir und mich verwechsle ich nicht, das fällt mich nicht schwer“.

In der Zeitungsausgabe vom 20.02.2021 kommen viele Künstler zu Wort, die den Dialekt lieben. Fast alle bekennen, dass sie in der Schule im Fach Deutsch schlecht waren, jetzt aber dennoch Sprachkünstler geworden sind als Kabarettisten oder Liedschreiber. Zum Schluss werden sie danach gefragt, welchen Lieblingssatz sie in ihrem Dialekt haben. Die Liedermacherin Karin Rabhansl sagt: „Mogst schmusn, mia wad´s wurscht“. Klingt doch super!! („Willst du knutschen, mir wäre es egal?). Auch folgender Satz gefällt mir besonders gut: „Boa, loa den Rollou rou“ („Junge, lass den Rollo herunter“). Als Kind erinnere ich mich, dass das Wort „Ding“ für alles stand nach dem Motto: „Geh nauf zum Ding und sooch zum Ding, der Ding soll runter, damit der Ding sein Ding holen kann“.

Ich verweise auch gerne auf die Asterix-Bände im Dialekt. Als Franke habe ich mehrmals beide Bände in der fränkischen Mundart gelesen. Ich habe mich köstlich amüsiert. „Der Asterix und sein Gscheiderle“ (Asterix und Maestria) und „Zwei Haiptling raffens raus“ (Der Kampf der Häuptlinge). Die Autoren schaffen es tatsächlich, diese zwei Bände durchgängig ohne einem harten D und ohne einem harten B zu schreiben.

Das Update 183 vom 14.09.2020 habe ich mit „Das Bergfest“ überschrieben. Aus meinen Erfahrungen von Usedom hatte ich geglaubt, genau die Hälfte der Updates geschrieben zu haben. Jetzt ist das „Coronajahr“ genau ein Jahr nach dem ersten Lockdown vorbei, aber die Situation hat sich noch nicht grundlegend geändert. Vor allem auch: Ich habe noch ein paar Updates „auf Lager“. Ich habe diese spontan geschrieben, wenn mir etwas aufgefallen ist bzw. wenn ich etwas Bestimmtes zu Corona erlebt habe. Diese will ich jetzt nicht einfach „entsorgen“. Deshalb kann ich mich an mein Versprechen nicht halten. Ich will aber auch nicht als „Sprichbaidl“ (Sprücheklopfer) da stehen. Also verlängere ich noch ein wenig diese Idee, solche „Tägliche Gedanken“ zu Papier zu bringen. Keine Angst: Ich werde mich nicht wiederholen. Es gibt nicht noch einmal die Erlebnisse von meiner Israelreise zur Passionszeit und zu Ostern. Ich will auch nicht künstlich diese Art meiner Aufarbeitung von Corona fortsetzen. Ich lasse es ruhig auslaufen und bin selbst gespannt, wann das Ende dann kommen wird.

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