Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Es ist Freitag, der 1. Mai. Ich schaue um 9.00 Uhr zum ersten Mal auf mein Smartphone. Ich sehe keine Meldung. Ich schaue um 10.30 Uhr auf mein Smartphone. Keine Meldung. Ich schaue um 12.00 Uhr drauf. Immer noch nichts los. Um 16.03 dann die erste WhatsApp. Na also. Ein wirklich lustiges Stück zum Thema „Corona“.
Wenn ich an Mitte März denke!! Die angeblichen und wirklich lustigen Videos und Bilder habe ich in Serie den ganzen Tag erhalten. Das hat alles nachgelassen. Und mancher fragt mich schon: Wie lange hältst Du das mit den Updates durch? Es ist wirklich erstaunlich ruhig in dieser Zeit. Fast keine Flugzeuge sehe ich am Himmel. Nur wenige Autos fahren auf den Straßen. Die Parkplätze am Stausee waren bis vor wenigen Tagen gesperrt. Beim Spazierengehen an diesem Ort um Ostern gab es kaum Zeitgenossen, denen meine Frau und ich begegnet sind. Es herrschte angenehme Ruhe.
Irgendwann aber wird diese friedliche Ruhe wohl zu einer trügerischen Ruhe. Irgendwann wollen Menschen wieder „in das Leben zurückkehren“. Ich schreibe diese Zeilen heute am Montag, den 04.05.2020. Gerade habe ich die Meldung gelesen, dass in Niedersachsen ab dem 11.05.2020 die Biergärten geöffnet werden sollen – natürlich mit notwendigem Sicherheitsabstand. Ich überlege: Wie lange können Menschen solch eine Ruhe vertragen?
Es gibt etliche Bibelstellen zu diesem Thema. Die bekannteste aus dem Alten Testament ist wohl die aus der Schöpfungsgeschichte. „Und so vollendete Gott am siebten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebten Tag vor allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn…“ (1. Mose 2, 2 – 3a). Es war völlig außergewöhnlich und ohne Beispiel in der Völkerwelt, dass Israel einen Tag nichts gearbeitet hat. Sie wurden damals dafür verspottet. Tatsache ist, dass diese jüdische Kultur als einzige der Antike überlebt hat, obwohl gegen alle wirtschaftliche Vernunft das Volk sich diesen Ruhetag geleistet hat.
Im Neuen Testament gibt es diese sehr schöne Stelle aus dem Hebräerbrief: „Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes. Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ruht auch von seinen Werken so wie Gott von den seinen“ (Hebr. 4, 9 – 10). Es liegt eine Verheißung in der Tatsache, dass Menschen sich in der Woche einen Ruhetag gönnen. Die Formel lautet 6 : 1. Ärzte haben mir bestätigt, dass dieses Verhältnis als gesund bezeichnet werden kann.
Vor der Coronakrise haben viele Menschen im Freizeitstress gelebt. Am Wochenende war das Leben oft noch mehr vollgestopft als während der Arbeitstage. Vielleicht war das auch so ein Art Ventil für den Arbeitsstress. Ich bin gespannt, ob sich das nach dieser Krise ändern wird. Vor allem bin ich auch gespannt, ob das nach dieser Zeit auch mit der Blickrichtung der Bibel gedeutet wird: am Ruhetag sich Zeit nehmen für Gott und ihm die Ehre geben.