Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 56 vom 10.05.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit.

Zugegeben, es war auch im Nachhinein eine merkwürdige Situation. Aber sie zeigt etwas von dem geistlichen Aufbruch der Jugendlichen vor 50 Jahren. Ich erinnere mich noch ganz genau. Es war 1976. Ich war aktives Mitglied der ELJ (Evangelische Landjugend) Steinach-Habelsee. Es war die Zeit, in der überall die christlichen Jugendgruppen aus dem Boden geschossen sind. Auch CVJM (Christlicher Verein junger Menschen) – Gruppen sind entstanden, in der Hersbrucker Region wurden die Christusträger zu Evangelisationen eingeladen. In unserem Dorf haben wir uns jede Woche getroffen. Höhepunkt war das jährliche Theaterspiel. Es hatte auch einen großen finanziellen Aspekt. Wir übten jedes Jahr einen Dreiakter ein. „Was machen wir in der Pause?“ wurde überlegt. Schnell kam die Antwort. Wir singen neue geistliche Lieder. Und tatsächlich. In den beiden Pausen trat die gesamte Gruppe auf und mit Gitarre wurden z.B. „Kommt, sag es allen weiter“ und „Hört, wen Jesus glücklich preist“ gesungen. Was für ein Bild? In einer weltlichen Gastwirtschaft bei vollbesetzten Saal mit ca. 200 Leuten diese Lieder mit dieser biblischen Botschaft! Heute wohl kaum vorstellbar! Aber wir waren überzeugt davon, mit neuen geistlichen Liedern das Evangelium gerade an einem „weltlichen“ Ort zu verkündigen.

Heute ist der Sonntag Kantate – „Singet“, der „Singesonntag“. Oft fällt er – wie auch in diesem Jahr – mit dem Muttertag zusammen. Dann hat er noch eine besondere Note. „Am kommenden Sonntag werden sie doch sicherlich etwas zu Kantate im Update schreiben“ – so haben Gemeindemitglieder zu mir gesagt. Daran sehe ich, dass dieser Sonntag bei Menschen mehr im Gedächtnis verankert ist als andere Sonntage.

Es gibt viele bekannte Zitate zum Thema „Singen und Glauben“. Ich möchte diesen Zitatenschatz ein wenig erweitern. Dazu gehört etwa „Gott achtet uns, wenn wir arbeiten, aber er liebt uns, wenn wir singen“. Das Singen bringt mich körperlich und seelisch Gott nahe. Durch das Singen schlägt mein Herz für Gott. Durch das Singen wird mir bewusst, dass Gott mich so geschaffen hat, dass ich mit meinem Herzen und mit meiner Stimme ihn ehren und loben kann. Mit dem Singen bringe ich zum Ausdruck, dass Gott in meiner Freude und auch in meiner Trauer bei mir ist.

Ein weiteres Zitat dazu: „Das Lob Gottes wird dort am Glaubhaftesten gesungen, wo es aus der Tiefe kommt“. Wer mitten in der Traurigkeit steckt, dem hilft das Lob heraus und er erhält Kraft zu neuen Lebenswegen.

Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder„. Der Beginn des Psalm 98 hat den Sonntag den Namen gegeben. Dabei geht es weniger darum, ob ältere traditionelle Lieder gesungen werden oder neue Lieder erklingen. Es geht vor allem darum, dass mein Herz von dem ausgefüllt wird, dem ich immer vertrauen kann. Dann können die Lieder aus den verschiedenen Jahrhunderten mit Freude gesungen werden.

Das Singen hat therapeutische Funktion. Martin Luther hat einmal gesagt: „Die Musik ist die beste Gottesgabe – und dem Satan sehr verhasst„. Wer sich dem Singen öffnet, der hat also ein mächtiges Bollwerk gegenüber den dunklen Seiten des Lebens. Er hat eine starke Waffe gegenüber Dämonen und Kräfte, die mir meine Lebenskraft rauben wollen.

„Wenn Gott unser Herz berührt, fängt es an zu singen“ hat die deutsche Pfarrerin Hanna Ahrens einmal gesagt. Darum geht es letztlich auch an diesem Sonntag. Dass Gott mein Herz und meine Sinnen berührt. Und das gelingt mit dem Singen auf eine besondere Art und Weise. „Lasst das Wort Christi reichlich unter such wohnen: lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit, mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen“ (Kolosserbrief 3, 16).

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