Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Wenn ich morgens zum Bäcker gehe, dann habe ich einen großen Vorteil. Beim Eintreten sehe ich sofort die größte deutsche Tageszeitung mit den vier großen Buchstaben. Auf den ersten Blick erkenne ich dann, was an diesem Tag über 4 Millionen Leser/-innen als Information erhalten. Denn es gibt täglich diese eine große Überschrift, die sofort ins Auge sticht.
Am vergangenen Mittwoch (06.05.2020) habe ich mich gefreut. Die Überschrift lautete: „Coronaumkehr ab heute„. Darauf habe ich schon lange gewartet, dass es im Denken und Handeln bei uns Menschen durch die Coronakrise eine Umkehr geben wird. Ich lese die Unterzeilen: „Biergärten sollen geöffnet werden – Menschen sollen sich wieder treffen können – Reisen innerhalb von Deutschland sollen möglich sein – Beschränkung von 800 qm bei Geschäften soll aufgehoben werden – Einzelsport zu zweit im nötigen Abstand wird ermöglicht“. So und ähnlich waren die Informationen. Ich stutze.
„Umkehr“ – da war doch was! Natürlich! Es ist eine biblische Bezeichnung für ein ganz bestimmtes Verhalten. Aber die Zeitung mit den vier großen Buchstaben nennt da nichts. „Gut“, denke ich, „es ist ja auch nicht die Bibel und auch keine geistliche Auslegung“ eines Theologen. Aber ein wenig bin ich enttäuscht und denke: „Knapp daneben ist auch vorbei“. Denn diese „Umkehr“ ist ein biblischer Begriff. „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Markusevangelium 1, 15), so sagt das z.B. Jesus zu Beginn seines Wirkens in Galiläa. In manchen Bibeln steht hier das Wort „Tut Buße„. Irgendwie hat dieser Begriff „Buße tun“ einen negativen Beigeschmack. „Büßen, sich unterwerfen, bestraft werden für etwas Schlechtes, das ich getan habe“ – so wird das oft verstanden. Im griechischen Urtext steht ein Wort, das mit „einen anderen Sinn bekommen“ übersetzt werden kann. Ich erkenne also falsche Wege, die ich gegangen bin. Ich merke, dass ich in einer Sackgasse stehe und wieder umkehren muss. Ich schlage eine andere Richtung ein.
Ich finde, dass diese biblische Bezeichnung durchaus sehr gut in unsere jetzige Situation passt. Denn dort weitermachen, wo diese Welt vor dem März 2020 gestanden ist, kann es wohl nicht sein. Hoffentlich kommt es zu einer Umkehr. Hoffentlich besinnen sich viele Menschen darauf, was anders werden kann und muss in dieser Welt. Und das nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht. Hoffentlich kommt es auch zu einer Umkehr bei vielen Menschen zu Gott, zu Jesus Christus. „Denn so spricht Gott der HERR, der Heilige Israels: durch Umkehr und Ruhe könntet ihr gerettet werden. Durch Stillsein und Vertrauen könntet ihr stark sein“ (Jesaja 30, 15).