Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 71 vom 25.05.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Seit dem 16.03.2020 steht dieses Land und fast die gesamte Welt still. Das laute und oftmals hektische Leben gehört erst mal der Vergangenheit an. Menschen haben sich mit den verschiedenen Maßnahmen abgefunden. Auf der anderen Seite sind jetzt schon über 9 Wochen vergangen. Menschen hoffen darauf, dass es Zeichen für einen Neuanfang geben wird. Am Schlimmsten ist es, wenn sich nur noch Hoffnungslosigkeit breit macht.

Ich denke an das sog. babylonischen Exil des Volkes Israel. Die politisch Verantwortlichen hatten zum Kampf gegen den Babylonier Nebukadnezar auf militärische Hilfe in Form der Ägypter gesetzt und verloren. Juda wurde zur babylonischen Provinz. Der König von Juda musste sich dem Eroberer unterordnen. 10 Jahre später initiierte er dennoch einen Aufstand. Er wurde niedergeschlagen und die Rache des babylonischen Königs war grausam. So ließ er 587 v. Chr. u.a. den von Salomo erbauten Tempel zerstören. Die Bundeslade mit den 10 Geboten aus der Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten ist seitdem verschollen. Das Land Israel ist danach verödet und war nicht mehr fruchtbar. Weitere Mitglieder der Oberschicht von Juda wurden nach Babylon verschleppt und die Menschen daheim hatten wenig zum Überleben.

Wo waren Worte der Hoffnung? Wo gab es Zeichen der Verheißung? Sie sind nötig, damit das Warten nicht zu lange wird und nur noch Hoffnungslosigkeit müde und traurig macht. Mitten in dieser schwierigen Situation fallen Worte der Propheten Jeremia auf fruchtbaren Boden: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung“ (Jer 29, 11). Mitten in dieser Krise diese aufmunternden und aufbauenden Worte. Gott weiß, dass Menschen auch eine zeitliche Perspektive haben wollen und müssen, wann eine Krise vorbeigehen wird.

Diese wurden bei uns in der gegenwärtigen Krise zum ersten Mal nach Ostern und damit genau vier Wochen nach dem Shutdown eingefordert. Damit soll erreicht werden, dass die Menschen die Gegenwart besser aushalten können. Wer ein Ziel sieht, kann den Weg dorthin leichter gehen. Deshalb spricht der Prophet: „So spricht der HERR: Wenn für Babel 70 Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe…Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen“ (Jeremia 29, 10.13-14a).

Die Wartezeit vom 16.03.2020 bis zum Tag, da sich diese Situation ändern wird, sind keine 70 Jahre. Heute sind es jetzt 70 Tage. Die Diskussion um eine gesamte Öffnung der Beschränkungen hat durch die Aussagen von Bodo Ramelow, dem Ministerpräsidenten von Thüringen, neue Nahrung erhalten. Immerhin: So langsam aber sicher, scheint Licht am Horizont zu sein, auch wenn vermutlich noch viele Monate und vielleicht auch viele Jahre diese Zeit uns beschäftigen wird. Beim Propheten Jesaja lese ich. „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer“ (Jesaja 54, 10).

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