Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 78 vom 01.06.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heute ist der Pfingstmontag. Bei diesem Tag gehen mir hier in Altensittenbach immer zwei Gedanken durch den Kopf. Einmal denke ich daran, dass an diesem Sonntag seit vielen Jahren ein ökumenischer Gottesdienst aller Kirchengemeinden von Hersbruck gefeiert wird. Abwechselnd in der Stadtkirche und in der katholischen Kirche feiern Christen unterschiedlicher Konfessionen gemeinsam den Gottesdienst. Es ist jedes Mal eine bewegende Feier und ich freue mich, dass dies in unseren Zeiten möglich ist.

Der andere Gedanke ist für einen Altensittenbacher wohl noch wichtiger. Am Pfingstmontag feiern mehr als tausend Leute die sog. „Hansgörglkirchweih“. Warum und seit wann es dieses Treffen gibt, weiß offenbar keiner mehr so richtig. Aber es ist so wichtig für die Einheimischen, dass selbst im Einheitsvertrag von 1976 fest geschrieben worden ist, dass nur Altensittenbacher Betriebe dort verkaufen dürfen. 1976 kam Altensittenbach zu Stadt Hersbruck und ist seitdem der größte Ortsteil. Allerdings gab es damals vor 44 Jahren noch mehrere Dorfgastwirtschaften.

In den 90-er Jahren gab es eine Initiative, diese „Kirchweih“ mit einem Gottesdienst zu beginnen. 1997 wurde ich zum ersten Mal gefragt, ob ich das weiterführen würde. Ich war natürlich sofort dabei. „Kirche soll zu den Menschen kommen“. Das ist eine Leitlinie von mir (siehe Update 49 vom 03.05.2020). „Der Gottesdienst soll aber sehr früh sein, Herr Pfarrer“ wurde mir gesagt. „Wir wollen nicht stören, wenn die Leute in Scharen kommen“. Ich habe bei diesen Worten eines Altensittenbachers ein wenig gestutzt. Aber versuchen kann ich es ja einmal. Der Gottesdienst fand praktisch vor leeren Rängen statt. Posaunenchor und Sängerbund gaben sich große Mühe, den Gottesdienst musikalisch auszugestalten. Ich bin ihm da heute noch dankbar.

Irgendwie hatte ich dennoch ein ungutes Gefühl. Gut. Noch einmal einen Versuch und noch einmal. Aber nach vier Jahren haben wir das beendet. Irgendwie hatten ich und die anderen Mitarbeiter/-innen den Eindruck, das passt nicht. Aus dem „wir bieten uns an“ war wohl ein „wir biedern uns an“ geworden. Gottesdienst auf Abstand bevor die Leute kommen um nicht zu stören. Das ging einfach nicht. In Coronazeiten ist das vielleicht ein „humorvoller“ Gedanke. Nicht aber grundsätzlich. Manchmal ist es anscheinend wichtig, als Mensch da zu sein und mit Menschen zu reden ohne gleich einen Gottesdienst anbiet(d)e(r)n zu müssen. Das ist nicht immer leicht zu erkennen. Aber auch Jesus zieht sich immer wieder zurück. Auch er geht nicht immer hinein in die Masse. „Distanz“ und „Nähe“ zu erkennen, das ist vermutlich wichtig, wenn auch nicht immer einfach.

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