Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 111 vom 04.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern, keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder, es ist schwer, aber die Zuschauer, sie harren nicht aus. Wie könnten sie auch – eine Fußball-Weltmeisterschaft ist alle vier Jahre und wann sieht man ein solches Endspiel, so ausgeglichen, so packend. Jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer. Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt – und Bozsik, immer wieder Bozsick, der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball – verloren diesmal, gegen Schäfer, Schäfer nach innen geflankt. Kopfball – abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooo! Tooooor! Tooooor!

Das waren die Worte des unvergesslichen Rundfunkreporters Herbert Zimmermann, heute vor genau 66 Jahren, am 04.07.1954 anlässlich des Siegtreffers der deutschen Fußballnationalelf im WM-Endspiel gegen die hochfavorisierten Ungarn, die schon über vier Jahre nicht mehr verloren hatten. Die Worte sind legendär geworden genauso wie der Jubel nach dem Schlusspfiff und seine überschlagende Stimme im Mikrofon: „Aus, aus, aus – aus! Das Spiel ist aus! – Deutschland ist Weltmeister“. Bis zum heutigen Tag sagen Politiker und Geschichtsschreiber, dass dieses Ereignis Deutschland nach dem verlorenen zweiten Weltkrieg wieder in das Zeitgeschehen zurückgebracht hat. Ab diesem Tag war der Stolz für die Menschen in der Bundesrepublik wieder zurückgekommen. Wir sind wieder wer. Wir müssen uns nicht mehr verstecken. Wir sind wieder anerkannter Teil der Völkerfamilie.

Das Ereignis geht als „Wunder von Bern“ ein und wurde 2003 von Sönke Wortmann als Spielfilm gedreht. Ich habe ihn zum ersten Mal im City-Kino in Hersbruck gesehen und war tief beeindruckt. Der Regisseur hat dieses Ereignis gekonnt mit der Nachkriegsgeschichte verbunden und von den Schwierigkeiten eines heimgekehrten Kriegsgefangenen erzählt, der sich nur ganz langsam in sein neues Leben zurechtfindet. Aus der Krise heraus, gibt es neues Leben und neues Selbstbewusstsein durch ein herausragendes positives Ereignis.

Am 30.05.2020, am Pfingstsamstag dieses Jahres, habe ich eine Mail bekommen, in der steht wörtlich: „Manchmal geschehen Wunder – man muss nur hinschauen“. Ich gebe zu, dass ich in meinem Leben oft schon für Wunder gebetet habe. Manchmal habe ich sie erlebt – oft aber sind sie nicht in Erfüllung gegangen. Im Zeichen der Coronakrise hoffe vermutlich nicht nur ich auf ein Wunder besonderen Ausmaßes. „Na Herr Pfarrer, jetzt können Sie um ein Wunder beten“. Solche und ähnliche Sätze habe ich mehrmals gehört. Es hat mich dazu animiert, wieder einmal über „Wunder“ in der Bibel nachzudenken.

Es gibt dazu Hunderte von Büchern. Viele verstehen darunter vor allem Ereignisse, die ich nicht erklären oder mit dem Sinn verstehen kann. Interessant ist, dass in der Bibel bei diesem Thema eine andere Richtung aufgezeigt wird. „Wunder“ sind immer (da stimmt diese Redeweise von „immer“) Hinweise auf Gott und/oder auf Jesus. Dabei geht es weniger darum, dass z.B. Jesus als großer menschlicher Wundertäter dargestellt wird. Es geht darum, dass Menschen diesen Gott und diesen Jesus als Herrn der Welt und als den persönlichen Heiland erfahren. Wunder zielen also darauf, dass Menschen zum Glauben an Gott durch Jesus kommen. Wunder sind Zeichen der Liebe Gottes.

Diese Auslegung wird auch durch das griechische Wort für Wunder unterstützt. Es lautet „Semeia“. Das bedeutet „Zeichen“. Ein Wunder ist Zeichen für den Anbruch des Reiches Gottes in dieser Welt durch Jesus Christus. Wunder sind also weniger nicht erklärbare Ereignisse auf dieser Welt als vielmehr Zeichen dafür, dass Menschen in Jesus ihren persönlichen Herrn erkennen. Dazu will ich in den nächsten Tagen noch mehr schreiben. „Das ist vom HERRN geschehen und ist ein Wunder vor unseren Augen“ (Psalm 118, 23).

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