Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 112 vom 05.07.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Lektorin Barbara Weider

Haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Ihnen ein Mensch ganz bewusst und gezielt etwas Böses angetan hat? Sie gekränkt und beleidigt hat? Ihnen das Leben vielleicht sogar unerträglich erschwert hat?

Wenn wir uns gegenseitig aus unserem Leben erzählen, würde wahrscheinlich die ein oder andere persönliche Geschichte dazu auftauchen. Das ist nichts Ungewöhnliches. Anfeindungen oder Feindseligkeiten kann ich auf unterschiedlichste Weise erleben.

Besonders dokumentiert und archiviert findet man im digitalen Netz eine Fülle von Hasskommentaren, schnell ändert sich das Vokabular und endet in Kraftausdrücken, deren Angemessenheit jegliche Reflektion fehlt. Hinter dem Schützengraben der Online-Anonymität werden Beleidigungen, Beschuldigungen oder Unterstellungen munter ausgesprochen. Ohne Rücksicht, ohne Empathie. Aber nicht nur Anonym, es ist auffällig, dass Menschen schneller dazu neigen, andere im Netz anzugreifen, als sie im tatsächlichen persönlichen Kontakt tun würden.

Deshalb stellt sich immer wieder aufs Neue die Frage: Wie gehe ich damit um? Wie werde ich damit fertig? 

Es ist nicht zu leugnen, dass es hart in unserer Welt zugeht. Das gab es lange, lange bevor es überhaupt Facebook, Instagram oder youtube gab.

Denken wir an die Josef-Geschichte, als die Brüder ihn rücksichtslos im Brunnen ausgesetzt haben. In den Psalmen lesen wir auf vielfache Weise um das Leid mit den Feinden. Und der Verrat Jesus durch seinen Jünger Judas läuft in die gleiche Richtung. Menschen haben schon immer auch Böses getan.

Die eigene Lebenssituation sieht sich ab und an immer wieder mit Anfeindungen und der bösen Seite von Menschen provoziert. In der Bibel heißt es „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde“ Der Hirtenpsalm zeigt, dass wir bei Gott Schutz finden und Feinde zu unserer Lebensrealität gehören. 

Für Paulus im Römerbrief ist es sonnenklar, dass Menschen untereinander feindlich gesinnt sein können. Wer den Römerbrief einmal von Anfang an liest, der wird überrascht sein, wie desillusionierend und realistisch das Bild ist, das Paulus von den Menschen der Welt zeichnet – und zwar von allen: von Frommen und von Gottlosen. Er kommt zum Fazit: Kein Mensch ist nur gut. Da kann er sich noch so sehr anstrengen. 

Menschen können in unterschiedlichen Umständen feindselig sein. Jedem kann es passieren. Tage die aufbrausend, schräg oder unsensibel verlaufen. Eine Whatsapp, eine Antwort die härter ausfällt – auch wenn es gar nicht so gewollt ist. Die Rollen Opfer-Täter können schnell im Alltag wechseln.

Aber wie läuft das jetzt mit dem Miteinander – wie sieht das nun in der Praxis aus?

Wenn möglich, soviel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden! (Römer 12,18)

Gott akzeptiert und sieht unsere Situation. Er ist uns nah und hinter diesem fast verwegenen Aufruf steckt etwas Großes. Das er uns und unserem Nächsten geben will.

Wenn möglich, soviel an euch ist, ….

Gott ist gnädig. Er verlangt nichts von mir, was ich nicht leisten kann. Er will keine Selbstaufgabe oder gar Selbstzerstörung, wenn ich Aggressionen von Anderen ausgesetzt bin. Er ist besorgt um uns und um unseren Feind! 

Wenn möglich, soviel an euch ist, ….

Gott ist gnädig, er kennt meinen Hintergrund, meine Möglichkeiten, meinen Wirkungsradius – soviel an mir liegt – Gott verweist auf meine Handlungsfähigkeit, ermuntert mich so weit zu gehen, wie ich kann, motiviert mich zum aktiven Leben. 

Wenn möglich, soviel an euch ist, ….

Gott ist gnädig. Er sichert mir meine eigene Grenze, damit mein Feind seinen Verantwortungsbereich einnehmen kann. Auch für mich gilt, die Grenze meines Feindes nicht zu überschreiten. 

Denn genau das war der Anfang des Konfliktes! Die Tatsache, dass die eigene persönlichen Grenze einfach übertreten wurde, ohne Rücksicht! Mit der Folge, dass Herzen verletzt und hart geworden sind, und am Ende drohen zu brechen.

Die Ermutigung „Lebt mit allen Menschen in Frieden“ richtet sich an unser Herz.

Frieden bedeutet hier nicht das Gegenteil von Krieg. Frieden bedeutet eine gute Beziehung zu haben, zu anderen Menschen, zu sich und zu Gott. Das hebräische Wort schalom bedeutet Frieden im Sinne von „heil sein“ oder „ganz sein.“ 

Mutig sein und trotz allem offen bleiben – leitet Gott uns barmherzig an. 

„Schalom“ – uns allen!

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