Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Brückenbauer gesucht
Gestern fahre ich mit dem Auto in Richtung Happurg. Ich sehe die neuen Schilder: Ab dem 27.07. Umleitung Richtung Sulzbach-Rosenberg. Die gesamt B 14 wird durch die Stadt geleitet, weil die Stelzenbrücke bis zur Ausfahrt Happurg geteert wird. Etwa 4 – 6 Wochen wird sich das hinziehen. Das werden spannende Ferien für die Bewohner. Gleichzeitig wird auch die Kuhpegnitztalbrücke saniert, so dass in Hersbruck das Thema „Brücken“ ganz oben steht. Schon im vergangenen Jahr wurden beide Baumaßnahmen angekündigt. Das habe ich zum Anlass genommen, beim Altstadtfest 2019 die Predigt zum Thema „Brücken bauen“ zu halten. Heute wäre es wieder soweit und das Altstadtfest 2020 wäre im vollen Gang. Aber wegen Corona ist es leider ausgefallen. Zu diesem Anlass schreibe ich jetzt ein paar Zeilen aus meiner Predigt vom letzten Jahr.
„…Ich habe mir die eindringlichen Worte von Bürgermeister Ilg zu den Renovierungen der Kuhpegnitztalbrücke und der Stelzenbrücke angehört. Die Bilder zu diesen beiden Brücken haben mich seither nicht mehr losgelassen. Ich erlebe Hersbruck seit 23 Jahren als eine Stadt, in der die verschiedenen Meinungen und Standpunkte diskutiert werden, aber wo es dann auch wieder ein Miteinander gegeben hat. Menschen unterschiedlicher politischer Richtungen und mit verschieden persönlicher Meinungen konnten immer wieder aufeinander zugehen…Wir stehen vor der Kommunalwahl im Frühjahr 2020. Diesmal stehen mehr als früher verschiedene Lager gegenüber. Wo sind die Brückenbauer? Das lateinische Wort dafür heißt „Pontifex Maximus“. Früher wurde damit der oberste religiöse Führer im römischen Reich bezeichnet. Später haben diesen Titel römische Kaiser übernommen. Schließlich ist er auf die Päpste übergegangen. Leo I. (Papst von 29.09.440 – 10.11.461 n. Chr.) nannte sich als Erster so und erhielt auch den Beinamen Leo der Große. Und heute ist diese eine der vielen Bezeichnungen für einen Papst! Ob das die Päpste im Laufe der Geschichte immer waren, sei dahingestellt. Vermutlich nicht, weil das Menschliche doch immer auch eine große Rolle spielt.
Und gerade, wenn Menschen sich allzu sehr bemühen „Brücken bauen zu wollen“ – erreichen sie genau das Gegenteil. Simon & Garfunkel halte ich persönlich für das beste Songduo, das die Welt bis jetzt gesehen hat. Aber ausgerechnet ihr „Brückenlied“ „Bridge over trouble water“ hat einen Riss in ihr Leben gebracht und das Duo gesprengt. Da wollten sie angesichts der damals aktuellen Ereignisse in den USA (Attentate auf Martin Luther King und Robert Kennedy, Vietnam-Krieg) einen Song schreiben, der Brücken bauen soll, in dem dieses Lied das eigene Lebensgefühl und das vieler anderen beschreibt und sie erreichen genau das Gegenteil!!
„Ich bin an deiner Seite, wenn die Zeiten rau werden und Freunde einfach nicht zu finden sind. Wenn du völlig erledigt bist, wenn du auf der Straße bist, wenn der Abend dir total schwer vorkommt, wenn Tränen in deinen Augen sind, werde ich dich trösten“.
Was für ein Brückentext? Aber auch was für eine Tragödie, dass diese beiden Künstler mit diesem Lied den Anfang vom Ende ihrer Zusammenarbeit eingeläutet haben. Sie haben über dieses „Brückenlied“ so miteinander gestritten, dass es danach nicht mehr weiterging.
„Brückenbauer gesucht“ – ja, das soll auch in Zukunft in der Stadt Hersbruck ein Anliegen sein…So hoffe ich darauf, dass wir hier in Hersbruck miteinander im Gespräch bleiben und das an erster Stelle setzen: Wir dienen als Verantwortliche in der Kommune und in den Kirchen anderen Menschen. Wir sollen Brücken bauen und Menschen zusammenbringen trotz oder gerade wegen unterschiedlicher Meinungen und Positionen. Papst Franziskus hat einmal gesagt. „Ich wünsche mir wirklich, dass der Dialog zwischen uns dazu beiträgt, Brücken zwischen allen Menschen zu bauen, so dass jeder im anderen nicht einen Feind, einen Konkurrenten sieht, sondern einen Bruder, den er annehmen und umarmen soll“. Amen