Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 188 vom 19.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Einen „Guten Rusch“

Für mich ist es immer interessant, zwischen Weihnachten und Neujahr andere Menschen zu treffen. Es ist der Jahresabschnitt, der „zwischen den Jahren“ genannt wird. Dieser Ausdruck ist mir nicht ganz verständlich. Denn wie können Tage „zwischen“ den Jahren sein. Es sind die Tage am Ende eines Jahres. Wenn ich Menschen in der Zeit begegne, dann wünschen sie mir einen „guten Rutsch“.

Irgendwann vor vielen Jahren habe ich damit angefangen zurückzufragen. „Was wünschen sie mir da? Ich kann es nicht verstehen“. Die Antworten faszinieren mich. „Ich weiß es auch nicht so genau, aber das wünscht man sich doch“, „Na halt, dass sie gut hinüberrutschen in das neue Jahr“, „Sie sollen bei Glatteis gut rutschen und keinen Unfall bauen“, „Ich wünsche Ihnen, dass sie gut beim Schifahren jetzt rutschen können“. Das sind interessante und für mich auch humorvolle Erklärungen. Ich hake nach: „Ich möchte gerne wissen, was sie genau meinen. Ich habe den Eindruck, dass sie es selbst nicht so genau wissen“. In der Regel bestätigt mir das mein Gesprächspartner. Sie Fragen: „Wissen sie es denn?“. „Ja, ich kann es ihnen erklären. Möchten Sie es hören?“ Bis jetzt gab es noch niemanden, der sich dem verweigert hat.

Und dann setze ich an. „Ja, wissen Sie. Das hat mit der Bibel zu tun. Das kommt vom hebräischen Wort „Rosch“. Das bedeutet so viel wie „Kopf, Beginn, Anfang“. Und das Wort „gut“ kommt vom hebräischen Wort „Tob“. Es bedeutet „gut“. Die Juden in Deutschland haben Jiddisch gesprochen. Das ist eine Mischung aus hebräisch und deutsch. Aus „Rosch tob“ (Adjektive werden im Hebräischen nach hinten gestellt) wurde im Jiddischen „Rusch tob“. Man wünschte sich als einen „guten Rusch“. Und daraus wurde im Laufe der Jahre eben der Wunsch nach einen „guten Rutsch“. Der Wunsch nach einem „guten Rutsch“ ist der Wunsch nach einem „guten Anfang, guten Beginn“ des neuen Jahres“.

Interessant ist für mich die Reaktion vieler Leute nach einem Jahr. Die einen rufen mir tatsächlich zu: „Herr Metzger, ich wünsche ihnen einen guten Rusch“ und ich erkenne ein Lächeln bei ihnen. Die anderen gehen mir „zwischen den Jahren“ lieber aus dem Weg. Zu viel Belehrung vom Pfarrer ist vielleicht doch nicht so gesund. Jedenfalls wünsche ich Ihnen jetzt einen „Guten Rusch“. Warum? Das erfahren sie dann in drei Tagen beim Lesen des Updates.

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