Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Nur für heute
Papst Johannes XXIII. hat mit seiner Ankündigung des zweiten Vatikanischen Konzils alle überrascht und nicht nur viele Kardinäle waren darüber erschrocken. Sie hatten ihm dieses einfach nicht zugetraut. Mit seinem ihm eigenen Humor und Schlitzohrigkeit gilt er bis heute als ein besonderer Führer der katholischen Kirche. Erst Papst Johannes Paul I. hätte diesen Ruf erreichen können. Aber leider ist dieses kirchliche Oberhaupt 1978 schon nach genau 33 Tagen wieder verstorben. Immerhin ging er als der „lächelnde Papst“ in die Kirchengeschichte ein. Ich kann mich daran noch genau erinnern, schließlich war ich da auch schon 20 Jahre alt. Hinter dem Humor von Papst Johannes XXIII. stand aber eine tiefgründige Lebenserfahrung. Nirgends kommt das so sehr zum Ausdruck wie bei seinen zehn ehernen Grundsätzen, die bei meinem heutigen Update im Mittelpunkt stehen sollen.
- Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
- Nur für heute werde ich die größte Sorge für mein Auftreten pflegen. Ich werde niemanden kritisieren, ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern. Nur mich selbst.
- Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin. Nicht für die anderen, sondern auch für diese Welt.
- Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass sich die Umstände an mich und meine Wünsche anpassen.
- Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen. Wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, so ist die Lektüre notwendig für das Leben der Seele.
- Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen. Und ich werde es niemanden erzählen.
- Nur für heute werde ich etwas tun, wozu ich kein Lust habe es zu tun. Sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass niemand es merkt.
- Nur für heute will ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: Vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit.
- Nur für heute werde ich fest glauben – selbst, wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten, dass die gütige Vorhersehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
- Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist, und an die Güte zu glauben.