Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 211 vom 12.10.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Papst kann jeder werden

Was wird nicht alles unternommen, wenn ein Verantwortlicher für eine Gruppe, für einen Verein o.ä. gesucht wird. Vielleicht ist der/die Vorgänger/in sehr lange an der Spitze gewesen und hat geprägt. Dann ab er tritt er nicht mehr an und es gilt einen Nachfolger zu finden.

So erging es der katholischen Kirche im Jahre meiner Geburt: 1958. Papst Pius XII. war nach einem Pontifikat von fast 20 Jahren gestorben. Wer sollte ihm nachfolgen? Die Kardinäle im Konklave hatten eine große Entscheidung vor sich. Sollten Sie einen eher älteren Herrn aussuchen? Sollten Sie schon einen jüngeren zum Papst wählen? In den Startlöchern war der Bischof von Mailand, Giovanni Battista Montini. Aber offenbar misstrauten ihm die Kardinäle, weil dieser noch nicht einmal Kardinal war. Er sollte noch ein wenig warten und wurde 1963 zum Papst Paul VI. gewählt. Was also tun?

Die Konklave wählten im elften Wahlgang den Bischof von Venedig: Angelo Giuseppe Roncalli. Er war durchaus im Favoritenkreis, aber er war schon 77 Jahre alt. Kein Papst vor ihm war bei der Wahl so alt. Was sollte schon passieren? Die Meinung war: Er wird die Zeit irgendwie absitzen und auf seine alten Tage nicht viel Wirbel verursachen! Aber weit gefehlt! Er hat das zweite Vatikanische Konzil ausgerufen. Die Überraschung war gelungen. Das Leitwort war: „Aggiornamento“. Frei übersetzt bedeutet das „Anpassung an heutige Verhältnisse“. Als Papst Johannes XXIII. wollte er die katholische Kirche öffnen um ihr den Dienst in der Welt besser zu ermöglichen.

Das Konzil selbst fand von 1962 bis 1965 statt und brachte weitgehende Veränderungen. Unter anderem konnte danach der Gottesdienst in der Heimatsprache gefeiert werden. Er ist der Papst, der mit seinem hintergründigen Humor immer wieder einmal zitiert wird. „Papst kann jeder werden. Der beste Beweis dafür bin ich selbst“. Mit solchen Zitaten zeigte er, dass sich ein Mensch nicht zu wichtig nehmen sollte. „Ich bin kein bedeutender Papst wie mein Vorgänger, ich bin kein schöner Papst – seht nur meine Ohren an – aber ihr werdet es gut bei mir haben“. Glücklich kann der sein, der sich und dieses Amt so hintergründig kommentieren kann. Noch ein sehr schönes Zitat von ihm. Auf die Frage wie viele Menschen im Vatikan arbeiten, soll er gesagt haben. „Etwa die Hälfte“. Einmal hat er erzählt: „Mein Schutzengel sagt mir öfters: Johannes, nimm dich nicht so wichtig!

Das vielleicht bekannteste Zitat von ihm gilt für alle, die sich in einer Kirche oder auch in einem Verein engagieren: „Tradition heißt: das Feuer hüten, nicht: die Asche aufbewahren“. Gestern vor genau 55 Jahren, am 11.10.1965 ist das zweite Vatikanische Konzil beendet worden.

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