Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 213 vom 14.10.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Erinnerungen an meinen Opa

Ein kleines Bübchen bin ich, drum wünsch ich kurz und innig, ein glücklich neues Jahr. Gesundheit Freud und Frieden, sei dir von Gott beschieden, wie jetzt so immerdar“. An dieses Gedicht denke ich jedes Mal, wenn meine Gedanken an meinem Opa Fritz zurückgehen. Er wohnte in Endsee, nur zwei Kilometer von meinem Heimatort Habelsee entfernt. Vor allem zu bestimmten festlichen Gelegenheiten fuhren wir hin. Dazu gehörte der Besuch am Neujahrstag. Das Gedicht von oben war jedes Jahr die Begrüßung. Dazu wurde die Hand gegeben, was ja in der „heißen“ Phase der Coronakrise nicht einmal bei engen Verwandten erlaubt war.

Mein Opa saß immer auf den gleichen Platz hinter dem Tisch auf der Eckbank. Er hatte eine Pfeife im Mund oder rauchte eine Zigarette der Marke Eckstein ohne Filter. In Erinnerung bleibt er für mich als ein gemütlicher älterer Herr, der immer freundlich und gutmütig war. Wenn er bei uns auf dem Bauernhof mitgeholfen hat, dann habe ich mich zu ihm in die Küche zum Abendessen gesetzt. Wir hatten Gespräche und freuten uns an Kartoffel, Wurst, Brot und Sauerkraut. Gerne hat er mich ermuntert, doch genügend von der Wurst zu essen. Mein Leibesumfang als Kind war deshalb ja auch nicht unerheblich. Nie habe ich ihn ärgerlich oder wütend erlebt. Er hatte anscheinend eine Altersmilde bekommen.

Denn Erzählungen von meinem Vater haben verraten, dass er auch anders sein konnte. Seine vier Kinder mussten diszipliniert aufstehen für die Schule oder zum Mithelfen auf dem Hof. Mein Opa Fritz war sehr gewissenhaft und der eigene Hof war sehr gut organisiert. Von meinem Vater kenne ich die Geschichte, dass eine Krise für ihn eine bestimmte Situation auf dem Feld war. Er kramte in seiner Tasche um sich eine Zigarette hervorzuholen. Aber dann kam es doch auch mal vor, dass er keine gefunden hat. Er hatte es in der Hektik der Arbeit schlicht und einfach vergessen, sich einen kleinen Vorrat anzulegen. Da wurde er richtig ärgerlich und mürrisch. Das hat mein Vater so oft erzählt, dass es offenbar richtig nachhaltig für ihn als Sohn war. Ich konnte mir diesen Ärger wegen Zigaretten bei meinem Opa nicht wirklich vorstellen.

In Erinnerung bleibt ein Landwirt aus einem kleinen Dorf, wie es für diese Zeit mitten im letzten Jahrhundert typisch war. Und so werde ich ihn in Erinnerung behalten. Gestern vor genau 42 Jahren ist er „alt und lebenssatt“ verstorben. Und wer davon noch mehr erfahren will, den verweise ich auf mein Update 120 vom 13.07.2020.

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