Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 331 vom 09.02.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Regenbogen als Zeichen Gottes

Heute ist der 09.02.2021. Heute vor genau sieben Jahren, am 09.02.2014 lautet der Lehrtext der Herrnhuter Losungen: Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?“ (Römer 8, 35).

Es ist ein Sonntag. Es ist 2.00 Uhr. Ich bin von einem kurzen Schlaf aufgewacht und gehe zum Bett von Simon. Er atmet wie durch ein kleines Röhrchen – ganz langsam. Ich bin erleichtert. Er atmet!! Ich singe zwei Lieder mit Gitarre und lege mich wieder hin. Um 3.00 Uhr kommen zwei Pfleger in das Zimmer und richten Simon im Bett schön hin. Alle vier Stunden sollte das sein. In dieser Zeit bin ich immer im Gemeinschaftszimmer und rede ein paar Worte mit den anderen. Dann gehe ich wieder in das Zimmer von Simon. Gegen 5.00 Uhr wache ich auf. Wieder nehme ich die Gitarre und singe ein paar Lieder. Ich lege mich wieder hin.

Um 7.00 Uhr kommen die Betreuer wieder in das Zimmer und schauen, dass Simon gut liegt. Ich bin nur etwa 5 Sekunden im Gemeinschaftszimmer, als plötzlich ein Pfleger hereinstürmt und ruft: „Ich glaube, Simon stirbt jetzt“. Ich eile zu ihm hin und sehe, dass er nicht mehr atmet. Ich fühle seinen Puls. Ganz schwach ist er. Nach ein paar Sekunden spüre ich seinen Puls nicht mehr. Ich nehme ihn die Sauerstoffbrille ab und plötzlich macht Simon einen großen „Schnaufer“ – und das war es. Ich wundere mich, dass ich so ruhig bleiben kann. Ich spreche ein Gebet und den Psalm 23. Ich halte seine Hände und streichle seinen Kopf. Ich schließe seinen Mund und warte – warte ein paar Sekunden, Minuten. Erst dann kann ich weinen.

Ich gehe von seinem Bett weg und schaue auf die Uhr. Es ist 7.05 Uhr. Also ist er genau um 7.00 Uhr gestorben. Ich weiß nicht warum. Aber irgendwie wollte ich die genaue Todeszeit festhalten. Ich greife zum Telefon und rufe meine Familie an. Sie waren in einer Ferienwohnung untergebracht – etwa einen Kilometer entfernt. Ich teile Ihnen den Tod von Simon mit. In wenigen Minuten werde ich sie holen. Vorher rufe ich noch meine Kollegen an, welche die beiden Gottesdienste in Oberkrumbach und Altensittenbach übernommen haben. Sie sollten den Tod von Simon der Gemeinde nach dem Gottesdienst mitteilen. Dann gäbe es wenigstens keine Gerüchte, sondern Klarheit. Ich gehe wieder zum Totenbett von Simon. Ich verweile ein wenig und fahre dann zu meiner Familie.

Alle zusammen fahren wir zurück in die Wohnung von Simon und trauern zusammen. Irgendwie sind wir auch gefasst. Sein Tod kam nicht überraschend und plötzlich! So waren wir darauf vorbereitet. Da bemerkt meine Frau an diesem Sonntagmorgen einen Regenbogen. Es ist ein besonderer, ein doppelter Regenbogen. Hatte ich vorher noch nie gesehen. Wir nehmen das als ein Zeichen Gottes für uns. So wie für Noah mit dem Regenbogen ein neuer Bund mit Gott aufgestellt wurde, ein Zeichen für die Nähe Gottes nach der Flutkatastrophe, so nehmen wir dieses Zeichen am Todestag von Simon als Zeichen der Nähe Gottes für uns. Interessant war, dass die Geschichte von Noah am Sonntag vorher Predigtthema war und meine Frau darüber eine sehr tiefgründige und seelsorgerliche Auslegung im Gottesdienst in Bamberg gehört hat. Auch so können die Wege Gottes sein. „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“ (1. Mose 8, 22).

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