Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Der Tag es Herrn
Heute ist ein Sonntag. In diesem Jahr ist das besonders zu erwähnen. Denn vor genau 1700 Jahren machte Konstantin der Große den Sonntag zum gesetzlich geschützten Sonntag. Am 3. März 321 erklärte der römische Kaiser diesen Tag zum allgemeinen Tag der Arbeitsruhe.
Manche fragen, ob das in der heutigen Zeit noch zeitgemäß ist. Sie verweisen auf den immer weniger werdenden Anteil der Christen auch in unserem Land. Auf der anderen Seite verteidigen ihn auch Atheisten und der Kirche Fernstehende als einen arbeitsfreien Tag. Der Kolumnist Heribert Prandl von der süddeutschen Zeitung meint: „Der Sonntag ist anders als andere Tage. Er geht um die große gemeinsame Pause, um die Grundtaktung des Lebens“. Er meint, dass die Ausnahmen von der Regel auf keinen Fall überhand nehmen dürfen, denn das sei schädlich.
Ich selbst habe schon oft genug davon geschrieben, dass ich aus einem bäuerlichen Hof komme. Einen ganzen arbeitsfreien Tag in der Woche gab es nie. Spätestens zur Stallarbeit gegen 17.00 Uhr/17.30 Uhr stand ich fast jeden Sonntag im Stall und half mit. Mittlerweile gibt es starke ökonomische Lobbygruppen, welche die Abschaffung solch eines gesetzlichen Ruhetages fordern. Gerade nach der Coronakrise wird diese Forderung wohl vermehrt gefordert werden um verlorenen Umsatz wettzumachen. Keine guten Erinnerungen habe ich auch an viele Diskussionen mit 7-Tage-Adventisten. Sie sagen, dass die Kirche das Sabatgebot verlassen hat und Gott untreu war, weil der Ruhetag um einen Tag nach hinten verschoben worden ist. Christen feiern ja nicht den siebten Tag der Woche, sondern den ersten Tag, weil Jesus an diesem Tag auferstanden ist. Ich halte diese Vorwürfe an Christen für „kleinkariert“. Denn schon die Jünger von Jesus haben bald den Sonntag als Feiertag begangen. Und an einem solchen Tag hat z.B. der Seher Johannes seine Offenbarung erhalten. „Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herrn und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune“ (Offenbarung 1, 10). Wenn selbst Gott an diesem Tag diese große Schau vom Weltende geoffenbart hat, dann wird das wohl nicht ganz unbiblisch sein, dass Christen den Tag der Auferstehung als Ruhetag für sich in Anspruch genommen haben. Ich lobe mir die Italiener, die bis heute diesen Tag „Domenica“ (Tag des Herrn“) nennen. Auch in Rumänien wird er so genannt: „Dumenica“.
Für mich ist das bis heute ein komisches Gefühl, wenn ich an einem Sonntag nicht im Gottesdienst war. Mir fehlt dann irgendetwas, was ich gar nicht richtig ausdrücken kann. Mein Vater hat einmal gesagt: „Ein Sonntag ohne Gottesdienst und ohne Sauerbraten mit Klöße ist kein richtiger Sonntag“. Diese Zusammenstellung finde ich richtig gut. Gott sorgt sich um die Seele und um den Leib. Auch wenn ich mittlerweile gelernt habe, auch ohne Sauerbraten den Sonntag zu fühlen, so freue ich mich jedes Mal, wenn ich an diesem besonderen Tag Gottesdienst feiern kann.
Der alte Choral von Johann Olearius aus dem Jahr 1671 bringt das immer noch sehr gut zum Ausdruck. Er findet sich im evangelischen Gesangbuch (EG) unter der Nr. 162.
„Gott Lob, der Sonntag kommt herbei, die Woche wird nun wieder neu. Heut hat mein Gott das Licht gemacht, mein Heil hat mir das Leben bracht. Halleluja.
Das ist der Tag, da Jesus Christ vom Tod für uns erstanden ist und schenkt mir die Gerechtigkeit, Trost, Leben, Heil und Seligkeit. Halleluja.
Das ist der rechte Sonnentag, da man sich nicht g`nug freuen mag, da wir mit Gott versöhnet sind, dass nun ein Christ heißt Gottes Kind. Halleluja.
Mein Gott, lass mir dein Lebenswort, führ mich zur Himmelsehrenpfort, lass mich hier leben heiliglich und dir lobsingen ewiglich. Halleluja.