Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Vorbildliche Konfliktlösung in der Urgemeinde in Jerusalem
„Prince Philip, Duke of Edingburgh, der Prinzgemahl von Königin Elisabeth II. ist heute mit 99 Jahren gestorben“. Ich habe diese Meldung zuerst auf tagesschau.de kurz vor 15.00 Uhr am vergangenen Freitag gelesen. Zwei Tage vorher hatte ich einen ausführlichen Bericht über die Queen Victoria im Fernsehen geschaut. Aus dem Geschichtsunterricht wusste ich, dass das englische Königshaus eine starke Verwandtschaftslinie mit Deutschland hat. In Erinnerung ist mir auch, dass das englische Königshaus früher Haus Sachsen-Coburg und Gotha hieß. Im Zuge des ersten Weltkrieges hat sich die Familie am 17. Juli 1917 umbenannt und sich seitdem den Namen „Haus Windsor“ zugelegt. Schmunzeln muss ich, dass Königin Elisabeth II. im Februar 1960 bekannt gab, dass ihre Nachkommen den Familiennamen Mountbatten-Windsor tragen werden. Mountbatten ist eine Anglisierung des deutschen Namens „Battenberg“. So wurde deutsche Verwandtschaft des englischen Königshauses nicht ganz abgelegt.
Im Laufe meines Lebens hat es mich schon stark interessiert, wie diese Nähe zu Deutschland zustande kam. Es hat vor allem mit dem Mann von Queen Victoria zu tun: Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha hat die Regentin 1840 geheiratet und sie haben insgesamt neun Kinder bekommen. Außergewöhnlich war offenbar, dass es eine in solchen adligen Kreisen durchaus nicht übliche Liebesheirat war, die aber leider nur 21 Jahre währte. Dann ist Prinz Alber schon 1861 mit gerade einmal 42 Jahren gestorben. Aber der europäische Adel ist irgendwie stark miteinander verwandt.
Und so war Prinz Philip sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits mit seiner Frau Königin Elisabeth II. als Cousin dritten Grades verwandt. Das bedeutet: Königin Victoria war sowohl die Ururgroßmutter von Prinz Philip als auch für Königin Elisabeth. Philip selbst hat viele Krisen in seinem Leben durchgemacht bis er die damalige Prinzessin Elisabeth geheiratet hat. Zusammen war es für beide sicherlich nicht leicht, die vielen Ehebrüche und Krisen ihrer Kinder miterleben zu müssen. Aber das haben sie vermutlich in den letzten Tagen irgendwo schon gelesen.
Ich bleibe am Namen „Philip“ haften. Natürlich denke ich zuerst einmal an meinen Enkelsohn, der denselben Namen trägt. Dann gehen meine Gedanken an den biblischen Philip. Er wird in der Bibel in einer starken Krisensituation der Urgemeinde zum ersten Mal erwähnt. Nachzulesen ist das im sechsten Kapitel der Apostelgeschichte. Das starke Miteinander im Glauben an Jesus als den Messias konnte nicht verhindern, dass innerhalb der Urgemeinde ein Konflikt entstanden ist. Die hebräisch sprechenden und die griechisch sprechenden Juden hatten unterschiedliche Kulturen und wohl auch Sichtweisen. Da kommt es leicht vor, dass auch im Alltag eine Gruppe zu kurz kommen kann. Im sechsten Kapitel der Apostelgeschichte wird das genau erzählt. Nach außen sichtbar wurde das dadurch, dass die Witwen der griechisch sprechenden Juden übersehen wurden. Vorbildlich wurde der Konflikt gelöst und sieben Männer gewählt. Sie sollten sich diesem Problem annehmen. Sie gelten bis heute als die ersten Diakone in der Gemeinde Jesu.
Zwei von ihnen sind später bedeutend geworden: Stephanus als der erste Märtyrer und eben Philippus. Er begegnet später den Kämmerer (Finanzminister) von Äthiopien. Er legt diesem das Wort aus Jesaja 53 aus und erklärt, dass diese Textstelle in Jesus erfüllt worden ist. Ich habe das mehrmals schon in meinen Updates erwähnt. Interessant ist, dass es in Äthiopien eine der ersten christlichen Gemeinden gegeben hat. „Wie könnt ihr euch das erklären?“ so frage ich in der vierten Klasse. Die Antwort kommt dann postwendend: „Dieser Kämmerer wird an anderen Menschen in Äthiopien seinen Glauben an Jesus weitergegeben haben“. Richtig! Und deshalb erinnert mich der Name „Philip“ immer daran, den eigenen Glauben im Alltag nicht zu verstecken. Und heute vier Tage vor der Beerdigung von Prinz Philip erst recht nicht.