Archiv des Autors: Christl Schäfer-Geiger

Luther, Sport und Ehrenamt

Ein Ablassbrief bescheinigte dem Erwerber einen Ablass, das heißt den „Nachlass von auferlegten Strafen, die von dem Sünder nach seiner Umkehr noch zu verbüßen sind“. Er wurde als Druckwerk mit christlichen Darstellungen und beigefügten Gebeten verkauft.  Ausgestellt wurde der Ablassbrief im Namen eines vom Papst beauftragten Bischofs oder Kardinals. Den Käufern gewährte er einen Nachlass zeitlicher Sündenstrafen oder sogar einen vollkommenen Ablass.
Martin Luther war die Praxis, durch Ablassbriefe zum Beispiel den Bau des Petersdoms in Rom zu finanzieren, einer der Hauptkritikpunkte an der katholischen Kirche und motivierte ihn letztlich zur Verfassung seiner 95 Thesen.
1500wz_tdg20161023_maessen_43Das Reformationsjubiläum im kommenden Lutherjahr war Thema des Vortrags von Dekan Dr. Werner Thiessen anlässlich des Mitarbeiterabends der Kirchengemeinden Altensittenbach und Oberkrumbach. Der Geistliche beschrieb für die anwesenden Gemeindemitglieder den Reformator, diverse Zeitgenossen und Begebenheiten der damaligen Zeit. In deutlichen Worten zeichnete er ein Bild, wie manipulativ mit den Gefühlen und Ängsten der Bevölkerung damals umgegangen wurde.

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Weit gegenwärtiger war die Vorstellung von Rainer Koch, Sportler und Walking Team-Kollege von Gerhard Metzger. Insgesamt zum zehnten Mal hat er 2016 in einer der Mannschaften der Kirchengemeinde beim Landkreislauf teilgenommen und erhielt dafür ein Dankeschön. Rainer Koch ist der Leiter des Lauftreffs vom TV Sulzbach-Rosenberg. Er berichtete davon, dass seit fünf Jahren der örtliche Lauftreff immer mit einer Andacht von Pfr. Gerhard Metzger eröffnet wird.
Im Verlauf des Abends, der mit einem gemeinsamen Essen und guter Unterhaltung einherging, wurden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Altensittenbacher Kirchengemeinde für ihre langjährige Mitarbeit geehrt. tdg20161023_maessen_SaalPfarrer Gerhard Metzger, Ingrid Schwarz und Thomas Geiger bedankten sich für das Engagement und die Zeit, die die Ehrenamtler in vielen Jahren erbracht haben. Sie würden zu einem großen Maß dazu beitragen, die Kirchengemeinde lebendig zu erhalten und seinen nicht wegzudenken, betonte der Pfarrer.
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Geehrt wurden für 40 Jahre: Waltraut Baier, Frieda Strohmaier und Werner Wild. Für 30 Jahre wurde geehrt: Berta Uschalt. Für 25 Jahre wurde geehrte: Thomas Maul. Für 20 Jahre wurden geehrt: Petra Litz, Gabriele Metzger, Markus Werthner und Thomas Werthner. Für 10 Jahre wurden geehrt: Viktor Ambrusits, Regina Geiger und Marion Raab.

Thomas Geiger, der die Apfelsaftaktion zum Reformationsjubiläum in der Gemeinde ins Rollen gebracht und durchgeführt hatte, bedankte sich bei den Helfern für das arbeitsreiche Wochenende. Ergebnis seien stolze 700 Liter Bio-Apfelsaft in 5l Bag-in-Box-Kartons von Äpfeln aus Altensittenbacher Wiesen und Gärten.

Der Apfelsaft wird für 7.50 Euro der Karton im Pfarramt während der Öffnungszeiten verkauft.
Der Erlös kommt der Kirchengemeinde zugute.

Apfelsaftaktion der Kirchengemeinde

In der Woche vor dem 3. Oktober hat sich in unserer Kirchengemeinde alles um Äpfel gedreht.
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Im Rahmen der Aktion des Dekanats zum Luther Reformationsjubiläum haben unsere Jugendlichen, Präparanden und Konfirmanden und erwachsene Helfer Äpfel gesammelt und sie zu Saft verarbeitet.

 

 

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750 Liter Apfelsaft aus Altensittenbacher Äpfeln in 5l Boxen, gelagert in allen verfügbaren Winkeln des Gemeindehauses, sind das Ergebnis eines arbeitsreichen Samstags, an dessen Ende sich die Helfer erst einmal die klebrige Süße des Saftes von den Händen und den Schweiß vom Gesicht wischen mussten. 
Sebastian Ertel hatte sich an diesem Tag mit seiner mobilen Presse im Hof von Werner Wild eingefunden. Dann war vor allem Handarbeit angesagt.

ApfelsaftaktionApfelsaftaktion

Die Äpfel wurden in einer Wanne gewaschen und danach zu einem Apfelbrei gehäckselt. Dieser wurde in Tücher gepackt und in der Presse ausgedrückt. Der aufgefangene Saft wurde in einem Bottich auf 80 Grad erhitzt, um danach in Beutel abgefüllt zu werden. Diese Plastikbeutel sind versehen mit einem Zapfhahn und gewähren eine lange Haltbarkeit. Dadurch, dass keine Luft in den Beutel gerät, hält der Saft auch nach Anbruch bis zu drei Monate. Handlich verpackt in Pappkartons wartet nun der Saft auf Abnehmer.
Apfelsaftaktion
Für alle Helfer war dieser Tag nicht zum Faulenzen. Den Gesichtern nach zu urteilen hat es aber allen großen Spaß gemacht. Die Gemeinschaft, die Energie und die so gut funktionierende Zusammenarbeit waren etwas ganz Besonderes. Neben der Absicht, sich an der Aktion des Dekanats zu beteiligen, stand dieser Wunsch auch hinter der Aktion: Es sollte eine Gemeinschaftsaktion der Kirchengemeinde sein. Es wäre schön gewesen, wenn sich noch mehr Gemeindemitglieder beteiligt hätten. Vielleicht war das lange Wochenende unglücklich gewählt, hatten doch sicher viele den Feiertag am Montag gerne für Kurzurlaube genutzt.

Denen, die dabei waren sei ein ganz herzliches Dankschön gesagt für die Mithilfe, für das Engagement, für die Zurverfügungstellung von Presse und Hofraum. Danke sagen wir auch der Stadt Hersbruck für die Genehmigung, die Äpfel auf dem Altensittenbacher Anger ernten zu dürfen. Ein weiterer Dank gilt denen, die uns bereits geerntete Äpfel gebracht haben.

Der Apfelsaft kann im Pfarramt zu den üblichen Öffnungszeiten für 7,50 Euro pro Pack erworben werden.
Apfelsaftaktion

Landkreislauf 2016

Am 23. Juli fand der diesjährige Landkreislauf statt und die Kirchengemeinde Altensittenbach war wieder mal stark vertreten. 90 Sportlerinnen und Sportler traten an, die Kirchengemeinde  war damit die teilnehmerstärkste Organisation.  Von den 10 Etappen zwischen Altdorf und Feucht waren fünf auch für Walking-Mannschaften ausgewiesen. Altensittenbach stellte insgsamt 6 Laufmannschaften und 6 Walkingmannschaften.

Pfarrer Gerhard Metzger durfte am Ende bei der Siegerehrung im Festzelt auf der Feuchter Kirchweih einige Pokale von Landrat Armin Kroder in Empfang nehmen. Die Mannschaft NW 1 hat die Mannschaftswertung beim Nordic Walking für gemischte Mannschaften gewonnen.
Pfarrer Gerhard Metzger und Libor Machata waren auf je einer Nordic Walking Strecke die ersten im Ziel.
Die kleine Eva Wild war mit ihren fünf Jahren die jüngste Teilnehmerin und nahm stolz und mutig ihre Auszeichnung entgegen. Judith Weisensee hat die 7. Etappe bei den Damenmannschaften gewonnen. Eine der Nordic Walking Mannschaften durfte die süße kleine blaue Schnecke mit nach Hause nehmen und freut sich auf das Stadtwurstessen mit dem Landrat.
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Feiert Jesus! Fest

Ein volles Haus hatten wir in unserer Thomaskirche zum Feiert Jesus! Fest am 20. Februar. Etwas getragener war es dieses Mal. Die Feiert-Jesus-Fest Band nutzte heuer die Passionszeit für ihr Mitsing-Konzert. Der Kerngedanken des Psalm 22  -von Gott verlassen und dennoch gehört- zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“, der Psalm wird König David zugeschrieben, ist aber gleichzeitig auch als Prophezeiung der Passion Christi zu sehen.Feiert Jesus Fest 2016 Christus, der Gott sein Leid klagt und am Ende gerettet wird. Klagelieder mit sehr viel Tiefgang gingen den Besuchern sichtlich unter die Haut. Genauso wie der Psalm von der Errettung erzählt, wurden auch die Lieder der Band immer fröhlicher und waren voller Dank. „Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt….“ Eine Botschaft, die hoffen lässt und in die Passionszeit mitgenommen werden darf.

Feiert Jesus! Fest am Samstag, 20. Februar, 19 Uhr

Feiert Jesus FestEin wenig getragener wird es dieses Mal sein. Die Feiert-Jesus-Fest Band nutzt heuer die Passionszeit für ihr Mitsing-Konzert. Lobpreislieder mit sehr viel Tiefgang gibt es am 20. Februar um 19 Uhr in der Thomaskirche in Altensittenbach. Gemeinsam Gott loben mit mittelalterlichen Chorälen, Taizé-Liedern und moderner Lobpreis-Musik ist das Thema des Abends. Der Runde Tisch christlicher Gemeinden und Gemeinschaften der Region Hersbruck betont, dass es eine offene Veranstaltung für alle Liebhaber christlicher Lobpreismusik ist und lädt herzlich dazu ein.

Vaterunser – ein beinahe alltägliches Gespräch

„Vaterunser – ein beinahe alltägliches Gespräch“ ist ein Kurs über fünf Abende, den die Kirchengemeinde Altensittenbach im Rahmen von „Stufen des Lebens“ anbietet.
An den Kursabenden soll das altbekannte Gebet wieder ins Gespräch gebracht werden. Meist wird es, einmal auswendig gelernt, nur noch routinemäßig gesprochen.

Der Kurs ist kostenlos und umfasst vier Einheiten und einen Festabend an folgenden Tagen:
18.01. – 25.01. – 01.02. – 15.02. – 22.02.2016 jeweils um 19.30 Uhr

Anmeldung s. Flyer

Kursleitung:
Peter Höfler, Sabine Stein, Christl Schäfer-Geiger

Stufen des Lebens          Flyer Vaterunser

Stiftungsgottesdienst

Königskinder hatten sich versammelt, am 29. November zum Stiftungs-Festgottesdienst. So hat es zumindest Dekan Dr. Werner Thiessen gesehen in seiner bedeutungsvollen Predigt, in der er sich auf die Suche nach dem wahren König machte. In der Tat gäbe es mitunter viele weltliche Könige, „von Gottes Gnaden“, politische und selbst ernannte. Aber nur in Jesus Christus würden wir den finden, der uns als Königskinder annimmt. Frei von jeglichem prunkvollen Auftreten sei er demütig auf einem Esel in Jerusalem eingezogen. Demut stände überhaupt so manchem selbsternannten König gut zu Gesicht. In bilderreicher Sprache fragte sich der Prediger, was sich wohl der Esel dabei gedacht hatte und was wir diesem für eine Bedeutung zukommen lassen sollten. Würden wir doch jemandem, der sich tollpatschig oder dumm anstelle, gerne einen „Esel“ nennen. Vielleicht sei diese Titulierung durchaus aber auch als Ehre anzuerkennen. Wem würde das mehr zustehen, als dem, der den König getragen hat.

Die Stiftung St. Thomas hatte Grund zu feiern. Ist sie doch seit dem 1.8.2014 selbstständig und damit eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Viele Gruppen aus der Gemeinde haben sich an der –vor allem- musikalischen Ausgestaltung beteiligt. Jugendgruppe, Singteam, Posaunenchor und Alwin Adelmann sorgten für einen kurzweiligen Verlauf. Erster Bürgermeister Robert Ilg als Vertreter der Stadt Hersbruck und Friedrich Rösner von der Landessynode sprachen Grußworte. Peter Uschalt als 2. Vorsitzender der Stiftung berichtete über die Entstehung der Stiftung.

Hauskreiswanderung

TDG - Ossinger Huette. Koenigstein, Amberg-Sulzbach, Ossinger Breitenstein Wanderung Hauskreise Altensitenbach, 16.05.2015 ; [© Thomas Geiger / TANDEM, P e g n i t z s t r. 30, D-91217 H e r s b r u c k , Tel.: +49-9151-824959 + +49-171-5149047 - V e r o e f f e n t li c h u n g n u r mi t H o n o r a r n a c h M F M , B e l e g u n d N a m e n s n e n n u n g ! C o p y r i g h t n u r f u e r J o u r n a l i s t i s c h e Z w e c k e, K e i n e P e r s o e n l i c h k e i t s r e c h t e v o r h a n d e n ! F r e i g a b e f u e r J o u r n a l i s t i s c h e V e r o e f f e n t l . e r t e i l t ! B a n k v e r b i n d u n g : P o s t b a n k M u e n c h e n - K o n t o 218530800 - BLZ 70010080]Samstagmorgen – Treffpunkt Ortsausgang Altensittenbach

Bei herrlichem Sonnenschein mit insgesamt 46 Teilnehmern, davon 27 Kinder, fuhren wir im Auto-Konvoi Richtung Oberpfalz, über Königstein nach Breitenstein.
Von hier aus wanderten wir bei ausgelassener Stimmung und munteren Gesprächen durch Wälder, an wunderschön bunt blühenden Frühlingswiesen und einer Herde Kühe vorbei, zum Ossinger. Der Ossinger ist mit 651 m ü. NN der höchste Berg in der Hersbrucker Alb.
Nach ein paar letzten Höhenmetern, die wir überwinden mussten, kamen wir an der bewirteten Hütte auf dem Ossinger an. Hier ließen wir uns die Brotzeit schmecken.
Manche stiegen auf den 32 m hohen Ossinger Turm und hatten so einen Überblick über die wunderschöne Landschaft der Fränkischen Alb.
Am späten Nachmittag kamen wir wieder in Breitenstein an.

Eine vertraute Gemeinschaft, unbeschwerte Kinder, Fröhlichkeit und Lachen in aufblühender Natur machten den Tag zu etwas Besonderem.
(Monika Dorn)

Einen kurzen Atem haben (4. Mose, Pfarrer Gerhard Metzger)

Predigt zu Reminiscere
4.Mose 21, 4-9
Prediger: Gerhard Metzger, Pfarrer
Oberkrumbach/Altensittenbach, 01.03.2015

Liebe Gemeinde,

kennen Sie das auch? Sie sind über den Winter nicht sehr viel aus dem Haus gekommen. Über Weihnachten wurde etwas mehr gegessen. Das Wetter ist trüb, kalt und regnerisch. Ich habe keine Lust, viel nach außen zu kommen. Dann endlich wird es frühlingshaft. Sie machen sich zu einem schnellen Spaziergang auf oder fahren Fahrrad. Und nach wenigen Minuten denken sie: „O je. Ich bin aus der Puste. Ich muss schnaufen. Keine Kondition mehr. Das kommt davon, hätte ich den Winter über nur nicht so gefaulenzt“. Kein gutes Gefühl! Irgendwie wünscht man sich mehr Antriebskraft, mehr Kondition, wieder in ein sonniges Leben zurückkommen. Ich spüre: „Ich bin außer Atem!“

Kein Wunder, dass dieses Gefühl auch im übertragenen Sinn gebraucht wird. Wenn jemand außer Atem ist, wenn er einen kurzen Atem hat, wenn er sich schnell aufregt, wenn er ungeduldig ist, wenn einer mit nichts zufrieden ist, wenn einer seine Situation ständig bejammert, wenn er das Gute einfach so übersieht, wenn er nur seine eigene Welt im Kopf hat und ständig rummosert. Dann stehe ich daneben und denke: „Wenn du wüsstest, wie es anderen geht. Wenn du wüsstest, wie es mir gerade zumute ist. Wenn du doch mal von dir wegsehen könntest. Wenn du endlich mal nicht nur um die selber kreisen würdest.“

Einen langen Atem haben. Das fällt in unserer Zeit vielleicht noch schwerer wie früher. Einfach, weil alles schneller ist. Das Flugzeug und das Auto – kein Vergleich mit der früheren Pferdekutsche oder dem von einer Kuh gezogenen Wagen. Mal schnell ins Internet, ans Handy, auf Facebook oder „What`s App“. Faszinierend war das für mich, über Skype auf dem Note-Book mit meiner Tochter und ihrer Familie in Indonesien sprechen zu können und sie zu sehen. So einfach mal ganz schnell. Früher musste man einen Brief schreiben und vor vielen Jahren hat das Tage gedauert bis er ankam. Aus Jerusalem habe ich 1978 eine Karte an meine Eltern geschrieben. Sie kam 2 Tage nach meiner Rückankunft an!

Dieses immer schneller und am besten schon angekommen noch bevor man es geschrieben hat – das führt zu einem ungewohnten und oft krankmachenden Lebensstil. Der heißt: Mach doch schnell mal, keine Zeit zu verlieren, das dauert mir viel zu lange, wie lange soll das noch so gehen! Da werden Menschen schnell unzufrieden mit ihrer Situation und ungerecht gegenüber dem anderen. Da geht schnell der Blick auf das Wesentliche verloren und man dreht sich im Kreis. Da wird vergessen, was mich bis hierher begleitet hat und wem ich meine jetzige Lebenssituation verdanke. Da werde ich undankbar, gereizt und bin verärgert. Ich suche einen Sündenbock, der an allem Schuld ist. Da hält das Motzen fröhliche Urstände und das Familienklima oder das Betriebsklima lässt sehr zu wünschen übrig. Ganz leicht regt sich in mir eine Aggression gegen alles. Ich versprühe Gift und Galle gegen meine Mitmenschen. Ich merke nicht, dass ich es bin, der sich ändern muss.

Ich spüre in mir Unmut und ein Vorwurf nach dem anderen kommt aus meinem Mund. Das ist hier eine vergiftete Atmosphäre – solch ein Urteil ist hart. Leider aber oft genug wahr.

Und damit bin ich genau in der Situation des Volkes Israel bei der Wüstenwanderung von Ägypten in das gelobte Land Kanaan.

Das Volk wurde verdrossen auf dem Weg“. Wörtlich aus dem Hebräischen: „Sie hatten einen kurzen Atem.“ Es reichte ihnen. Sie hatten keine Lust mehr. Sie hatten die Schnauze voll. Immer nur Manna und Wachteln. Nur einige Zeit vorher. Da hatten sie wirklich Hunger. Da ernährten sie sich nur ganz mager. Aber Gott hat dann jeden Morgen das Manna geschickt und an jedem Abend Wachteln. Jeden Tag Fleisch! Ich kenne Jugendliche, die haben Wochen lang jeden Tag Salami-Pizza gegessen und sich darüber gefreut. Die hatten es nicht satt, wochenlag dasselbe zu essen, wenn nur tüchtig Wurst und Käse auf dem Teig war.

Die Israeliten waren „gnäschiger“ – wie wir im Fränkischen sagen. Die hatten das Manna und das tägliche Fleisch irgendwann über. Das wäre in Franken eine Probe auf Exempel für viele: Jeden Tag Klöße und Sauerbraten!

Was passiert denn da eigentlich – hier in der Wüste? Es kommt zur Revolte! Sie lehnen sich auf! Dieses äußere Essen stand nur sinnbildlich für die ganze Haltung der Menschen. Es ging ihnen nach der harten Zeit in Ägypten wieder gut. Sie hatten alles, was sie auf der Wanderung in das gelobte Land Kanaan brauchten. Gott hat ihnen sogar einen Weg gezeigt, dass sie nicht durch das Land der Edomiter gehen müssen. Dort hätte es einen Krieg gegeben. Und das sind ja wahrlich keine guten Aussichten. Aber dadurch wurde der Weg auch länger. Nichts mit: Jetzt mal schnell in Kanaan einwandern und dort sesshaft werden. Stattdessen: Noch einmal die lange Tortur. Noch einmal warten müssen. Noch einmal nicht den geraden Weg nehmen können. „Ihr Atem wurde kurz“. Sie hechelten, wenn sie nur an Gott dachten.

Und mit solch einer Glaubenseinstellung geschieht etwas ganz eindrucksvoll: Es kommt Gift in die Beziehung zwischen ihnen und Gott. Hier in der Geschichte in der Gestalt von giftigen Schlangen. Da hatten sie dann die Schnelligkeit, die sie sich wünschten. Ehe sie sich umgeschaut haben, waren sie gebissen und sind gestorben. Ich kann auch formulieren: Die Israeliten haben rumgegiftet und jetzt hatten sie ihr Gift!

Noch aber waren sie bereit zur Wende. Sie erkannten ihre Sünde und bitten Gott bei Mose um Heilung. Aber so leicht hat es Gott ihnen auch wieder nicht gemacht. Nicht, weil er ärgerlich über sie gewesen wäre. Nein, sie sollten etwas lernen über ihre Beziehung zu ihm. Mose stellt diese kupferne Schlange als ein Feldzeichen auf. Ein Feldzeichen ist eine Fahne wie in einer Schlacht. Es ist das Zeichen dessen, für den man kämpft. Es soll Mut geben und Kraft schenken. Die Menschen sollen lernen: Gott ist mehr als der schnelle Nothelfer. Also: Eine schwierige Situation – ist natürlich Gott schuld. Es geht mal wieder nicht so wie ich es gerne im Leben hätte – warum nur verweigert Gott immer meine Wünsche? Ich würde gerne andere Lebenswege finden – warum zeigt sie mir Gott nicht? Dieser Gott sollte schon so sein wie ich das gerne hätte. Aber das ist nicht so. In mir wächst Bitterkeit gegenüber Gott, die wie ein Gift wirkt. Ich merke das und fühle mich wie gebissen, werde krank im Glauben zu Gott.

Ach Herr, vergib mir meine Sünde“. Gott hat ein Feldzeichen gesetzt. Da schau drauf. Es steht auf dem Hügel Golgatha. Es ist das Kreuz von Jesus. Schau auf ihn als Zeichen des Vertrauens. Das hat so auch schon der Apostel Johannes in seinem Evangelium ausgedrückt: „Wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, so muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, nicht verlorengehen“ (Jo 3,14).

Deshalb ist dieser atl. Text eine besonders gute Botschaft in dieser Passionszeit. Denn am Kreuz hält Jesus unseren Widerspruch, unsere Auflehnung, unsere Revolte gegen Gott selbst aus. Aber wir müssen hinschauen, weil wir anders keine Antwort auf unsere Fragen bekommen. Diese Auflehnung gegen Gott zerstört meine Beziehung zu ihm. Aber das Hinschauen auf das Kreuz von Jesus entgiftet mich und heilt den Riss zwischen ihm und mir.

„Das Kreuz ist aufgerichtet, der große Streit geschlichtet. Dass er das Heil der Welt in diesem Zeichen gründe, gibt sich für ihre Sünde der Schöpfer selber zum Entgelt“.

Amen

Über die Liebe, (Hoheslied, Pfarrer Gerhard Metzger)

Predigt zu Silvester
Hoheslied 2, 8-13
Prediger: Gerhard Metzger, Pfarrer
Oberkrumbach/Altensittenbach, 31.12.2014

Liebe Gemeinde,

ich habe die Geschichte einer frommen Familie aus der Gemeinschaftsbewegung in Baden- Württemberg gelesen. Das war vor 40 Jahren. Jeden Morgen wurden um die 20 Kapitel Bibel laut gelesen. Der Großvater Hugo las vor. Eines Tages kommt er auch zum Buch des Hohen Liedes und liest folgende Verse aus dem 3. Kapitel: „Deine Lippen sind wie eine scharlachfarbene Schnur, und dein Mund ist lieblich. Deine beiden Brüste sind wie junge Zwillinge von Gazellen, die unter den Lilien weiden“. Da ruft die Großmutter völlig entrüstet hinein: „Hugo. Doch nicht vor dem Jungen! Ruhig und gelassen antwortet der Großvater: „Gertrud – das ist Gottes Wort“.

Es ist fast unbekannt. Dieses Buch der Bibel mitten in der Hl. Schrift. Ich habe darüber noch nie gepredigt. Es ist zunächst einmal eine Sammlung von Liebesliedern. Es ist Liebesdichtung. Es zeigt, dass die Liebe eine Atmosphäre braucht, die sie wachsen und gedeihen lässt. Es zeigt, dass Menschen von der Kraft diese Liebe leben. Es geht um Sehnsucht nach Intimität. Es geht um Leidenschaft. Es geht um die erste unvergessliche, verzehrende Liebe. Es geht um die geborgene Liebe, wenn man länger verheiratet ist. Das Hohe Lied ist ein Hoch auf die Liebe in all ihren Varianten. Eine Liebe, die Geist, Seele und Körper umfasst. Es geht darum, dem anderen ganz nahe zu kommen und erfüllt zu werden. Darin liegt ganz viel Sprengkraft. Der andere wird erkundigt mit seinem Körper, mit seinen Gedanken, mit seinen Geheimnissen und auch mit seinen Schwächen. Aber nur so wird er entdeckt als etwas ganz Besonderes.

Es geht also um Liebe und nicht um korrumpierte Körper, nicht um Frauen- und Männerkörper, die zu Werbezwecken ausgestellt werden. Vielleicht noch nach dem Tod wie in der Ausstellung „Körperwelten“ in Nürnberg. Ein Toter in Plastilin verpackt und gezeigt: Wie korrupt kann eine Gesellschaft sein, die das auch noch gut findet?

Ich habe gelesen, dass sich niemand erklären kann, woher es kommt, dass sich Menschen, die sich in Bewunderung und Hingabe als junge Menschen gefunden haben, immer noch respektieren und lieben, wenn sie älter geworden sind. Nacht für Nacht verbringen sie nebeneinander und nur noch die Bettritze ist zwischen ihnen. Wie oft habe ich aber auch schon das Gegenteil erlebt: Ein Ehepaar hat Kinder. Sie ziehen diese auf. Dann sind die Kinder weg und das Paar ist plötzlich mit 55 Jahren allein. Es kommt zur Trennung. Sie merken, dass sie sich nichts mehr zu sagen haben. Sie haben vor lauter Kinder verlernt, ihre Ehe zu gestalten und zu intensivieren. Dann höre ich: „Jetzt wo die Kinder weg sind, hätten wir es doch schön. Und jetzt trennen wir uns“! Ich gebe jedem neu verheirateten Ehepaar den Rat: „Der Ehepartner steht an erster Stelle, dann kommen die Kinder“.

Aber natürlich kommt das immer wieder vor: Dass Paare sich trennen. Und da ist es wichtig, nicht mit dem moralischen Zeigefinger zu kommen. Im Gegenteil: Jeder kann wieder eine neue Chance bekommen. Und ich kenne viele Paare, die bei der zweiten Trauung sehr glücklich geworden sind. Sie können dafür wirklich sehr dankbar sein.

Ich habe folgende mir sehr nahegegangene Gedanken gelesen: „Der Ernstfall der Liebe ist nicht ihr Scheitern. Der Ernstfall der Liebe ist ihr Gelingen. Denn eine Liebe, die bis zum Ende des Lebens währt, muss sich mit dem Tod messen. Denn sie muss den Tod des Geliebten bestehen. Die Geduld am Ende des gemeinsamen Lebens erträgt das Verwelken des Geliebten, erträgt Falten und Wülste, das Vergesslichwerden, das gemeinsame Langsamwerden. Sie erträgt die Gebrechlichkeit und den Rollator. Schließlich erträgt sie das Schlimmste, nämlich dass der andere stirbt und Untröstlichkeit zurücklässt“.

Meine Mutter wird im Februar 80, mein Vater wird 82. Wenn wir zusammen kommen, dann höre ich immer wieder den Satz: „Hoffentlich können wir noch lange zusammenbleiben, dann ist der andere nach dem Tod des einen nicht zu lange allein“.

Vor einem Jahr stand ich hier auf der Kanzel. Vielleicht erinnert sich mancher an meine Worte. Ich habe wörtlich gesagt: „Unser Simon stand mit einem Bein in der Ewigkeit“. Ein Jahr später ist dies eingetreten. Und die Predigt heute ist für mich eine sehr große Herausforderung. Denn wenn ich jetzt auf dieses Jahr zurückblicke, dann ist da ganz viel Trauer in mir. Und ich weiß nicht so recht, was ich denken soll. Da hilft mir, dass dieses Bibelbuch, das Hohelied, natürlich auf Gott übertragen werden kann und muss. Dort wo der Geliebte steht, sehe ich Gott. Da merke ich: Er ist auf dem Weg zu mir in seiner unendlichen Liebe. Die Stimme meines Freunds, das ist die Stimme Gottes, die in Jesus konkret geworden ist. Er hüpft über die Berge. Da wird deutlich, dass es mehr gibt als dieses Leben auf dieser irdischen Welt. Gott kommt zu mir und will mir neue Freude schenken, die sich in einem Reigen zeigt und mit einem jungen Hirsch und eine Gazelle verglichen wird.

Steh auf, meine Freundin, meine Schöne“. Gott nimmt mich an der Hand und hilft mir hoch. Vor allem auch: die Winterzeit vergeht, der Frühling ist im Anmarsch. Also: Trauer wird überwunden auch dann, wenn sie vielleicht nie ganz verschwinden wird. „Die Blumen sind aufgegangen im Land, der Lenz ist herbeigekommen“. Liebe und damit auch meine Beziehung zu Gott lässt sich eben vor allem in poetischer Sprache beschreiben.

Aber jetzt gilt auch für mich und für meine Frau das, was für alle Liebende gilt: die Liebe muss sich bewähren. Nach dem Tod eines geliebten Menschen kommt es am Ende eines Jahres zum Treueschwur gegenüber Gott. Was ist der Glaube wert? Darauf kommt es an: Den Glauben an Gott nicht verlassen trotz des Abschiedsschmerzes, die Liebesbeziehung zum himmlischen Vater nicht einseitig lossagen und ihm auch noch Vorwürfe machen.

Liebe bewährt sich in schwierigen Zeiten. Liebe wird stark durch harte Zeiten des Lebens. Jetzt heißt es für uns wie für jeden Menschen, der durch solche Lebensphasen geht: Fest halten an dieser Liebe, die stärker ist als der Tod. Das Lied der Liebe Gottes zu uns singen. Zu Gott kommen, der hier ruft: „Steh auf, meine Freundin, und komm, meine Schöne, komm her“.

Für die Juden ist das Buch des Hohenliedes der Lesetext an ihrem höchsten Feiertag, dem Jom Kippur. An diesem Tag wenden sich die frommen Juden an Gott in besonderer Art und Weise und bitten um Vergebung. Mit der Lesung zeigen sie: Gottes Liebe ist stärker als meine Schuld. Rabbi Akiba hat einmal gesagt: „Alle Zeiten sind nicht dem Tag ebenbürtig, an dem Israel das Hohelied verliehen wurde, denn alle Schriften sind heilig, aber das Hohelied ist das heiligste von allen“.
Amen