Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Heute ist der 03.05.2020. Ich schaue auf meinen Terminkalender. „Tag der Vereine“ ist eingetragen. Die Stadt Hersbruck hatte im letzten Jahr die Idee, beginnend mit 2020 alle zwei Jahre diesen Tag zu feiern. Dazu sollten die Vereine aus der Stadt die Möglichkeit haben, sich im öffentlichen Raum zu präsentieren. Auch die Kirchen wurden zu einer Teilnahme eingeladen. Das Besondere daran war, dass zu Beginn ein öffentlicher ökumenischer Gottesdienst im Freien am oberen Markt stattfinden sollte. Ich war von Anfang begeistert und der Kirchenvorstand als Altensittenbach war gleich dabei. Der Altensittenbacher Posaunenchor hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, diese Feier musikalisch zu begleiten.
Innerhalb der Leiter der Kirchen, Freikirchen und der Landeskirchlichen Gemeinschaft gab es dann aber doch eine Diskussion darüber, ob wir als Kirchen so etwas wie ein Verein sind und mitmachen sollen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein Anhänger der sog. Geh-Struktur bin. Kirche sollte also dorthin gehen, wo Menschen sich treffen um mit ihnen Kontakt zu pflegen und Beziehungen zu festigen. Dem gegenüber steht die sog. Komm-Struktur. Sie sagt aus, dass Menschen vor allem kommen sollen zu Gottesdiensten und Veranstaltungen.
Beide Dimensionen sind mir wichtig. Aber die Geh-Struktur hat für mich eine höhere Priorität. Kirche sollte deshalb jede Möglichkeit nutzen, zu den Menschen zu gehen und Kontakte aufzubauen. Sind wir als Kirche ein Verein? Was ist Gemeinde? Diese Frage treibt mich nicht nur heute an diesem Tag um. Als evangelisch-luth. Pfarrer schaue ich natürlich in unserem grundlegenden Bekenntnis nach, dem Augsburger Bekenntnis, das Philip Melanchthon auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 vorgelegt hat und das in unserem Gesangbuch unter der Nr. 906 steht. „Es wird auch gelehrt, dass allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muss, die die Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden. Denn das genügt zur wahren Einheit der christlichen Kirche, dass das Evangelium einträchtig im reinen Verständnis gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden. Und es ist nicht zur wahren Einheit der christlichen Kirche nötig, dass überall die gleichen, von den Menschen eingesetzten Zeremonien eingehalten werden, wie Paulus sagt: „Ein Leib und ein Geist, wie ihr berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe (Eph 4, 4 – 5).
Wenn ich das recht verstehe, kommt es nicht auf den Ort an, sondern auf den Inhalt der Feier. Ich bin persönlich froh, dass wir hier in der Region Hersbruck den sog. „Runden Tisch“ haben, bei dem sich evangelische und katholische Landeskirchen, Freikirchen, die Landeskirchliche Gemeinschaft und die beiden Kommunitäten Johanniskonvent und Selbitzer Schwesternkonvent auf dem Hof Birkensee um einen Tisch setzen, sich gemeinsam austauschen und auch zusammen Gottesdienste feiern wie z.B. das „Feiert Jesus – Fest“. Und ich erinnere daran, dass Kirche vom biblischen Urtext mit „ecclesia“ bezeichnet wird. Das heißt auf deutsch: „die Herausgerufenen“. Kirche bildet sich, weil Jesus seine Jünger ge- und berufen hat. Und sie haben offenbar den Auftrag, mitten in der Welt zu den Menschen zu gehen um das Evangelium zu verkündigen.
Und da sind wir ein Teil der Gesellschaft mit anderen Menschen zusammen mit diesem besonderen Auftrag. „Und er (Jesus) rief seine zwölf Jünger zu sich…Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: …Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (Verse aus Markus 10).