Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 125 vom 18.07.2020

Der Prediger von Buchenwald

Wie sollen sich Christen konkret in einer Krise verhalten? Was sollen Christen tun, wenn sie in einem Land leben, das diktatorisch regiert wird und in dem das Bekenntnis zu Jesus Christus verboten oder verfälscht ist? Von Anfang an wurde diese Frage verschieden beantwortet. Tausende sind wegen ihres Glaubens an Jesus getötet worden. Als erster christlicher Märtyrer gilt Stephanus. Seine Geschichte wird in der Apostelgeschichte in den Kapiteln sechs und sieben erzählt. Viele kennen Dietrich Bonhoeffer, der im Update Nr. 26 gewürdigt worden ist. Nicht ganz so bekannt ist die Geschichte von Paul Schneider. Er war gerade 17 Jahre alt, als seine Mutter starb. Mit 18 Jahren nahm er am ersten Weltkrieg teil und wurde schwer verwundet. Nach dem Krieg begann er das Theologiestudium und als Pfarrer stellte er sich von Anfang an gegen die Ziele der NSDAP. Er wurde Mitglied der Bekennenden Kirche und stellte sich offen gegen Zeitungsartikel von Joseph Goebbels. Er wandte sich gegen das sog. dritte Reich z.B. auch durch Wahlverweigerung. Mehrere Inhaftierungen folgten bis er schließlich zuletzt am 27. November 1937 in das KZ Buchenwald kam. Aber auch dort rebellierte er gegen das Regime und kam so in den Bunker. Von dort aus rief er immer wieder den Häftlingen auf dem Appellplatz Bibelverse und mutmachende Worte zu. Bekannt ist seine „Osterpredigt“ 1938. „Kameraden, hört mich. Hier spricht Pfarrer Paul Schneider. Hier wird gefoltert und gemordet. So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ Dann ließen massive Stockschläge ihn verstummen. So wurde er zum „Prediger von Buchenwald“. Er hätte das KZ verlassen dürfen, wenn er einer Versetzung in den „Wartestand“ zugestimmt hätte. Das lehnte er aber ab und so wurde das zu seinem Todesurteil. Schwer misshandelt und gekennzeichnet von Folterungen, hat ihn der Lagerarzt Erwin Ding-Schuler durch eine Überdosis des Herzmedikamentes Strophanthin ermordet. Genau heute vor 75 Jahren, am 18. Juli 1945 ist er dadurch gestorben und gilt als wahrer Bekenner des Glaubens an Jesus Christus, der auch seinen eigenen Tod nicht gescheut hat. Sogar Papst Johannes Paul II. würdigte ihn im Rahmen eines Märtyrergedenkens im Kolosseum in Rom am 7. Mai 2000 Mitten in der Coronakrise denke ich an diesen aufrechten Christen, der viele zum Vorbild wurde. „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“ (Offenbarung 2, 10).

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