Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Kein Platz für eine kirchliche Trauung?
Heute ist ein Samstag. Er erinnert mich an ein besonderes Erlebnis an einem Samstag im Jahr 2020. Es war am 12. September. Wer meine Updates genau liest, erinnert sich vielleicht noch an meine Zeilen vom 13.09.2020 (Update 182). Ich bin an diesem Tag direkt von der Europameisterschaft in Nordic-Walking nach Hersbruck zur Auferstehungskirche im Alten Friedhof gefahren. Ich hatte noch den Halbmarathon in den Knochen, aber geistig war ich doch voll fit! Dachte ich jedenfalls. Ich sollte in Vertretung der Hersbrucker Kollegen eine Beerdigung übernehmen.
Ich komme ca. 10 Minuten vor Beginn der Trauerfeier zur Kirche und staune nicht schlecht. Vor mir stehen einige Leute in Festkleidung. Die Situation sah nicht nach einer Beerdigung aus, sondern eher nach einer Trauung. Ein Mann kam auf mich zu. Sofort erkannte ich: Das muss der Bräutigam sein!! „Ich soll hier um 15.00 Uhr meine Braut heiraten. Ist da jetzt eine Beerdigung?“ Ich habe das bestätigt. „Vielleicht liegt ja eine Verwechslung vor und sie müssen in eine andere Kirche. In Hersbruck gibt es einige“. Der Bräutigam meinte, dass er rumänisch-orthodox sei und diese Gemeinde feiert immer hier ihre Gottesdienste. Und er kennt diese Kirche von den sonstigen Gottesdienstfeiern. Ich frage zurück: „Wo ist denn ihr Priester? Ist der schon da“. Der Bräutigam bestätigt mir, dass dies nicht der Fall ist. Ich habe ihn die katholische Kirche, zwei weitere evangelische Kirchen, die Neuapostolische Kirche und drei Freikirchen genannt. Sie sollten einfach mal suchen, an welcher Kirche der Priester steht.
Dann läuteten die Glocken zur Beerdigung. Weil es eine Aussegnungsfeier war, war der Gottesdienst schon gegen 15.35 Uhr beendet. Ich gehe aus der Kirche und vor mir steht der Priester von der rumänisch-orthodoxen Kirche. Ich habe mich entschuldigt, aber auch gleich ausgedrückt, dass ich für diesen organisatorischen Fehler nicht verantwortlich bin, da ich ja nur zur Vertretung da war. Der Priester hat gelächelt und gemeint: „Macht nichts. Alles ist in Ordnung“. Vermutlich hatte er Recht. Dann wurde eben eine Stunde später geheiratet, schließlich dauert so eine Ehe ja (hoffentlich) viele Jahre. Da kommt es auf eine Stunde hin und her auch nicht mehr an.