Archiv des Autors: Pfr. Gerhard Metzger

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 38 vom 22.04.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Monika Dorn

In dieser Zeit ….

In dieser Zeit, in der körperliche Nähe „verboten“ und somit nicht mehr möglich ist, spüre ich immer deutlicher, dass ein Grundbedürfnis in mir nicht mehr befriedigt wird:

Das Bedürfnis nach Berührung, das Bedürfnis nach einer freundschaftlichen Umarmung, auch der Blickkontakt, der mir das spontane zugehen auf Menschen ermöglicht durch das Wahrnehmen von Gestik und Mimik und das selber wahrgenommen werden.

Einfacher gesagt: Sehen und gesehen werden.

Wir bleiben auf Abstand. 1,5 bis 2m. Das Gesicht vielleicht hinter einer Maske zu 2/3 verborgen. In vielen Augen sehe ich Angst.

In meiner Seele beginnt sich etwas zu verändern in diesen Wochen der körperlichen Distanz. Eine eigenartige Traurigkeit und Leere macht sich in mir breit. Es ist als ob ich einen guten Freund verloren hätte, den ich unsagbar vermisse und der durch nichts zu ersetzen ist. Auch nicht durch noch so viele Freundestreffen via Internet.

Mitten in meiner Traurigkeit und Leere lese ich einen bekannten Satz, den Jesus zu seinen Jüngern gesagt hat: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matthäus 18, 20)“.

Mein Blick fällt auf das Wort „versammelt“. Jesus meinte wohl wirklich das physische Zusammenkommen. Sehen, hören und vor allem spüren. Gemeinschaft ERLEBEN! Körperlich. Um der Seele Nahrung zu geben. Sozusagen die Zugewandtheit und Liebe des Andern mit ALLEN Sinnen erfassen. Und um den Geist auszurichten auf Gott.

Wie wichtig diese Gesamtheit aus Körper, Seele und Geist für unsere Gesundheit und  unsere Ausrichtung ist, wird jetzt besonders deutlich, wo ein Teil nicht mehr gelebt werden darf. Es fehlt sozusagen ein Glied.

Ich bete, dass diese Pandemie baldmöglichst in den Griff bekommen wird.

Ich bete um unsere körperliche Gesunderhaltung.

Ich bete auch um unsere Seelen und um unseren Glauben.

Max Lucado schreibt in „He still moves stones“:

Was ist Glaube?

Glaube ist nicht die Annahme, dass Gott das tun wird, was wir wollen.

Glaube ist die Annahme, dass Gott das tut, was richtig ist.

Darauf will ich vertrauen. Gott ist gut.

ER weiß, was richtig ist, auch und gerade in dieser herausfordernden Zeit.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 37 vom 21.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wer darf was – was ist verboten, was erlaubt? Das war die Überschrift in der HZ vom 09.04.2020 und damit die Ausgabe vom Gründonnerstag/Karfreitag. Am Ende es Artikels die kleine Überschrift: „Kein Spaß mehr“. Dann wurde in alphabetischer Reihenfolge aufgezählt, welche Spaßorte geschlossen sind. Ich lese „Autohäuser, Badeanstalten“. Ich schaue nach G wie „Gottesdienste“. Ich lese „Gartenmärkte, Golfplätze“. Gottesdienste gehören also nicht zu den Orten mit Spaß. Ich schaue nach K wie „Kirche“ und lese „Kosmetiksalons“. Kirchen gehören auch nicht zu den Orten mit Spaß. Ein letzter Versuch. Ich schaue nach P wie „Posaunenchöre“. Ich lese „Piercingstudios“. Ein Posaunenchor wird auch nicht mit einem Ort verbunden, an dem Spaß zu erwarten ist. Jetzt komme ich ins Grübeln. Offenbar werden Glaube und die Orte der Gemeinschaft von Christen nicht mit Spaß in Verbindung gebracht. Hängt das damit zusammen, dass dieser Artikel am Karfreitag zu lesen ist? Oder ist das eine grundsätzliche Denkweise? Glaube an Gott – Gemeinschaft der Christen untereinander hat nichts mit Spaß zu tun. Da gibt es nur Ernst! Das ist erst dann etwas für mich, wenn das Leben seine Schattenseiten zeigt wie jetzt in der aktuellen Situation der Coronakrise. Das ist nur dann etwas, wenn ich krank bin oder ich mehr als sonst an das Sterben denken muss – also wenn ich alt bin? Ich werde ziemlich nachdenklich. Über das Thema wurden ganze Romane geschrieben wie z.B. „Der Name der Rose“ von Umberto Eco. Gott als der große Spaßverderber und viele Christen machen mit?? Gott als der große Aufpasser, Anstands-Wau-Wau, Wachmann, der penibel darauf achtet, dass seine Geschöpfe Regeln einhalten und ja keinen Spaß erleben? Ich zitiere einen Pfarrer: „Gott der ultimative Knigge, der penibel darauf achtet, dass wir uns ordentlich benehmen – und immer dann einschreitet, wenn es gerade anfängt, Spaß zu machen…Wie ein großer Buchhalter sammelt er meine Vergehen und wartet nur darauf, sie mir zu gegebener Zeit zurückzuzahlen. Lieber Gott, noch mehr Spaß verderben geht nicht!“ Ist das wirklich so oder werden Christen nur so wahrgenommen? Die Wahrheit liegt vermutlich dazwischen. Wenn ich die Bibel genau lese, merke ich, dass oft genug von Spaß die Rede ist. Denken Sie nur an das bekannte Gleichnis vom verlorenen Sohn. Am Ende der Geschichte meckert der ältere Sohn, dass für ihn nie ein Fest gefeiert wurde. Der Vater antwortet. „Du bist immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir“ (Lukas 15, 31). Ein Spaßverderber klingt anders. Der Sohn hätte die ganze Zeit feiern können. Warum nicht? Weil er gemeint hat, dass der Vater es ihm nicht vergönnt hätte? Der Vater steht in diesem Gleichnis für Gott. Ich erkenne: Gott ist nicht daran gelegen, irgendjemanden kurz zu halten, den Spaß zu verderben, etwas vorzuenthalten. Er gibt gerne und will Menschen an seiner Fülle teilhaben lassen. Und dann kann ich lachen vor allem dann, wenn Gott auf eine Art und Weise handelt, die über meinen Verstand geht so wie es die Frau von Abraham, Sarah, erfahren hat. Der Engel hatte ihr verkündet, dass sie noch im hohen Altar nach der Menstruationspause (1. Mose 18, 11 – 12) innerhalb eines Jahres ein Kind bekommen wird. Sie lacht darüber und erfährt, dass Gott auch Unmögliches schaffen kann. Das Kind, das sie bekommt wird deshalb auch „Isaak“ genannt, d.h. „Sie lachte“. Und zum Schluss deshalb heute eine lustige Geschichte, auch wenn ich diese schon öfters erzählt habe und jemand denken kann: Schon wieder dieser Witz. Kennen wir schon. Fritz und Hans sind befreundet. Fritz ist für eine Übernachtung bei Hans eingeladen. Die Eltern sagen zu ihm: „Fritz, benimm dich gut bei Hans. Seine Eltern sind eine sehr fromme Familie“. Fritz geht und kommt am nächsten Morgen wieder zurück. Die Eltern fragen ihn: „Na. Wie war es?“ Fritz antwortet: „Es war sehr schön. Und die Eltern sind wirklich ganz fromm. Sogar die Nähmaschine kommt vom Pfaff“.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 36 vom 20.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Normalerweise ist heute ist der Montag nach der Konfirmation. 1972 bei meiner Konfirmation wurde er ganz traditionell gefeiert, nämlich mit dem Konfirmandenausflug. Die Konfirmanden hatten schulfrei und so wurde mit den Mamas und Omas eine Busfahrt unternommen. Papas und Opas mussten arbeiten und fuhren nicht mit. Unser Ziel war damals der Schwanberg. Auf diesem Berg ist bis heute die Heimat des evangelischen Konventes Communität Casteller Ring. Diese Schwesternkommunität wurde von einer Frau, die in meiner Heimatpfarrei Mörlbach/Habelsee aufgewachsen ist, mitgegründet. Darauf war mein Konfirmator und Heimatpfarrer ganz stolz. Konfirmandenfreizeiten gab es in diesen traditionell geprägten evangelischen Kirchengemeinden im Westmittelfränkischen nicht. Überhaupt: Konfirmandengruppe hieß Lernen, Lernen, Lernen. Diskussionen über Inhalte gab es nicht. Woche für Woche mussten wir deshalb im Winterhalbjahr einen Psalm, ein Lied und ein Katechismusstück lernen. Dann die Prüfung jeweils am Ende der Präparandenzeit und am Ende der Konfirmandenzeit. Aber an diesem Montag nach der Konfirmation war endlich alles vorbei und wir konnten aufatmen.

Natürlich hätte ich lieber die Felsenbirne mit der Konfirmandengruppe gezeigt. Aber das ist im Internet verboten. Deshalb müssen die Leser/-innen mit meinem Bild vorlieb nehmen!!!!

Einige Konfirmandengruppen haben bei uns in den letzten Jahren einen Baum gepflanzt. Vor zwei Jahren war das an diesem Tag nach der Konfirmation, denn die Jugendlichen bekommen nur noch dann schulfrei, wenn am Montag nach der Feier auch inhaltlich gearbeitet wird. Im letzten Jahr wurde aus verschiedenen Gründen dieser Baum erst im Herbst gepflanzt. Die Eltern hatten sich eine Felsenbirne ausgesucht. Mich hat der Name des Baumes sehr zum Nachdenken inspiriert. Die Felsen-Birne. Darin steckt das Bild des Felsen. Bei meiner Kurzansprache bin ich darauf eingegangen ohne zu wissen, was ein halbes Jahr später mich und wohl auch viele Menschen bewegen würde. Wer oder was ist mein Fels in solchen Krisenzeiten? Worauf kann ich mich fest stellen? Wer hält mich in Zeiten, die mich daran erinnern, dass das Leben endlich ist? Ich denke an Gespräche mit Menschen zurück, die diesen Fels in ihrem Glauben an Gott gefunden haben in guten und in schwierigen Zeiten. Es sind Menschen, die für mich zu Vorbilder geworden sind. Ich denke zurück an Gespräche mit Menschen, die sich an Gott und Jesus festgehalten haben und ihren festen Stand, ihren Felsen in der Beziehung mit Gott gelebt haben. „Neige deine Ohren zu mir, hilf mit eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir hilfst! Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deiner Namens willen wollest du mich leiten und führen“ (Psalm 31, 3 – 4). Der Psalmbeter weiß es auch, worauf er fest stehen kann. Und das ist ein Hinweis in dieser Krisenzeit des Coronavirus und es gilt nicht nur für Konfirmanden. Zu wissen und zu erfahren, dass auf diesem Fels Verlass ist. „Herzlich lieb habe ich dich, HERR, meine Stärke! Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott, auf den ich traue, mein Schild und Berg meines Heiles und mein Schutz!“ (Psalm 18, 2 – 3).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 34 vom 18.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

In diesem Jahr fällt die Beichte aus„. Diese Überschrift in den Nürnberger Nachrichten hat vor zwei Wochen mein Interesse geweckt. Was war die Botschaft? Viele katholische Christen haben die Tradition, vor allem in der Karwoche zur sog. Ohrenbeichte zu gehen. Der Priester sitzt im Beichtstuhl und nimmt den Gläubigen die persönliche Beichte ab. Seit dem vierten Laterankonzil von 1215 wurde diese Beichtform unter Papst Innozenz III. für alle zur Pflicht. Manche evangelische Christen sind der Meinung, dass diese Art der Beichte eine rein katholische Sitte ist. Aber weit gefehlt! Auch für Martin Luther war diese Form sehr wichtig und er hat diese nicht nur als Augustinermönch praktiziert. Im Kleinen Katechismus betont er das ausdrücklich. „So kannst du zum Beichtiger sprechen. Ich bitte, meine Beichte zu hören und mir die Vergebung zuzusprechen um Gottes willen„. Luther war ein Anhänger dieser Beichtform. Erst die Zeit des Rationalismus des 18. Jahrhunderts hat es geschafft, dass Evangelische fast nur die sog. Allgemeine Beichte kennen. In etlichen evangelischen Kirchen sind bis heute Beichtstühle zu finden wie z.B. in der Stadtkirche Hersbruck oder auch in Luthers Predigerkirche, der Stadtkirche in Wittenberg. Ich selbst habe als Kind und Jugendlicher in meinem Dorf in Mittelfranken die Tradition erfahren, dass zweimal im Jahr Beichte und Abendmahl gefeiert wurde. Öfters war nicht nötig und öfters wäre auch „komisch“ gewesen. Ich erinnere mich an ein Gespräch als Jugendlicher mit einem Erwachsenen, der mir gesagt hat: „In diesem Jahr war ich nur einmal bei Beichte- und Abendmahl. Ich habe nicht so viel gesündigt“. Diesen Satz habe ich bis heute im Kopf. Beichte als quantitative Zählung? Das war für mich schon damals unbegreiflich. Als Pfarrer kann ich mich an etliche persönliche Beichtgespräch erinnern, bei denen Menschen ihr Herz ausgeschüttet haben. Manche konnten dann loslassen und in Frieden sterben. Ich selbst habe diese Privatbeichte geübt und es hat mir immer gut getan. Dass eine solche Beichtform unter dem Siegel der absoluten Verschwiegenheit steht, erleichtert das Gespräch. Nicht einmal vor Gericht darf der „Beichtvater“ darüber Aussagen machen, was ihm durchaus in Gewissensnöte bringen kann.

Warum ich das heute schreibe? Heute ist der Samstag vor der Konfirmation. Dieses Fest findet in diesem Jahr nicht am Sonntag nach Ostern statt. Aber meine Gedanken gehen zum Beicht- und Abendmahlsgottesdienst, der heute um 17.00 Uhr hätte stattfinden sollen. Das Thema selbst wird bei einem Treffen während der Konfirmandenzeit an einem Nachmittag besprochen. Dazu kommt noch eine ganze Einheit zum Thema „Jesus vergibt mir meine Schuld“ (siehe Update Nr. 26 zum Karfreitag) an einem Samstag Vormittag. Aber können das Jugendliche verstehen? Habe ich das mit 14 Jahren verstanden? Ich bin da sehr barmherzig und versuche den Jugendlichen das u.a. mit einer besonderen Schreibweise zu vermitteln. Das Wort Beichte kann nämlich auch so geschrieben werden: Be – ich – te. Da wird schnell ein Aspekt der Beichte deutlich: Ich bete. Im Evang. Gesangbuch unter Nr. 884 ist das sehr schön beschrieben: „Die innere Beichte. Im eigenen Beten setzen sich Christen mit dem Anspruch Gottes auseinander und nehmen die eigene Schuld wahr… Sie machen sich bewusst, dass „vor den Engeln Gottes Freude sein wird über einen Sünder, der Buße tut“ (Lukas 15, 10). In der Erinnerung an Gottes Liebe können die Betenden zu der Gewissheit gelangen, dass Gott sie von ihrer Schuld lossagt„. Also auch hier gilt wie schon zum Osterfest: Die Beichte fällt nicht aus. In dieser Coronakrise können andere Formen neu entdeckt werden. Wichtig ist nur: Gott stellt immer wieder die Beziehung zu mir her, wenn diese gestört ist. Er freut sich, wenn Menschen durch Gebet und Beichte diese Beziehung neu leben. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit“ (1. Johannes 1, 9).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 33 vom 17.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ich habe gestern von Erlebnissen bei meiner eigenen Konfirmation vor 48 Jahren geschrieben. Dabei bin ich auf das „Bündel austragen“ eingegangen. Eine Beobachtung möchte ich Ihnen hiermit mitteilen und zum Nachdenken anregen. Unser Dorf war klein und dennoch zweigeteilt. Es gab das Groß-Habelsee und das Klein-Habelsee. In Groß-Habelsee lebten die großen Bauern mit teilweise über 30 ha Landwirtschaft. Das waren für damalige Verhältnisse eben große Bauern. Sie bestimmten mehr oder weniger auch das gesellschaftliche Leben im Dorf. Sie waren im Gemeinderat und im Kirchenvorstand. In Klein-Habelsee waren die Arbeiter zu Hause. Es waren Pendler, die vor allem nach Rothenburg gingen, kleine Handwerksbetriebe und kleine Bauern mit nur ganz wenigen Hektar Eigentum im Nebenerwerb. Beim Austragen der Bündel ist mir damals aufgefallen, dass ich die leckeren Kuchen in die Häuser von Groß-Habelsee mit einem Korb getragen habe, den Kuchen in die Häuser von Klein-Habelsee dagegen in einer festen Papiertüte. Das Leben in den Dörfern kannte Standesunterschiede und das wurde in solchen kleinen Details deutlich. Ich denke, dass dies gar nicht bewusst getan wurde. Erst recht nicht wollten Menschen andere damit kleiner machen. Es war einfach eine bestimmte Tradition, die niemand hinterfragte. Erst vor wenigen Jahren habe ich mit meinen Eltern darüber gesprochen. Sie konnten sich an dieses kleine, aber doch so eindeutige Detail nicht mehr erinnern und haben zu mir gesagt: „Was Du noch so alles von früher weißt“. Deshalb von meiner Seite auch keine Vorwürfe. Ich habe mich daran in unserer Gegenwart erinnert, als ich in der vergangenen Woche in der Zeitung gelesen habe, dass die Fußballer der ersten und zweiten Bundesliga bei den Tests Privilegien erhalten sollen. Alle drei Tage sollen sie getestet werden, während andere lange warten müssen. Eine Hersbruckerin schreibt im Leserbrief am 08.04.2020: „Wer hatte diese Idee? Es gibt zu wenige Coronatests für Ärzte und Krankenhauspersonal. Darum sind vermehrte Tests für Fußballer moralisch völlig unvertretbar. Es wäre für alle Menschen gesünder, auf Fußballer und Fußballspiele zu verzichten, als auf Mediziner und Pflegende“.

Mich erinnert diese Diskussion an eine bestimmte Geschichte aus der Bibel. Johannes und Jakobus waren Söhne von Zebedäus. Sie bzw. ihre Mutter baten Jesus, dass sie im Reich Gottes neben Jesus sitzen können. Aber Jesus lehnt dieses Ansinnen auf besondere Vorrechte ab und verweist darauf, wie es unter seinen Jüngern sein soll: „…sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele“ (Matthäus 20, 26 – 28). Und diese Einstellung ist jetzt besonders bitter nötig.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 32 vom 16.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heute ist der Donnerstag vor dem Konfirmationssonntag. Bei mir war dieser Tag der 06.04.1972. Ich erinnere mich noch genau daran. „Heute werden die Bündel ausgetragen“ – hat meine Mutter zu mir gesagt. Es war der Brauch (und in manchen Dörfern ist das heute noch so), dass in jedes Haus bestimmte Kuchen von mir als Konfirmanden hingebracht worden sind. Im Korb lagen ein „Schneeballen“, ein Stück „Hefezopf“, ein „Gollopf“ (Gugelhupf), ein „Streuselkuchen“ und ein paar „Küchle“. Das war auch bei anderen Feiern der Fall. Und ich habe mich immer darauf gefreut, obwohl es diese Art Kuchen bei uns in abgespeckter Form jede Woche immer (meine Predigtfreunde mögen es mir verzeihen, aber hier stimmt das Wort „immer“ tatsächlich) am Freitag gab. An diesem Wochentag gab es nie (noch einmal bitte ich meine Predigtfreunde um Verzeihung, auch hier stimmt dieses „nie“ tatsächlich) etwas anderes zum Mittagessen. Besonders war aber: Bei Festen schmeckte das besser als sonst. Warum nur? Eines Tages habe ich meine Mutter danach gefragt. Sie antwortete: „Bei Festlichkeiten sind mehr Zucker und Eier drin. Deshalb schmeckt es besser“. So ging ich kurz vor der Konfirmation in jedes Haus. Bei einem Dorf mit ca 200 Einwohnern und etwa 40 Haushalten war das kein Problem. Ich vermute, dass der eine oder andere Leser das ähnlich erfahren hat. Ich gab mein Bündel ab und erhielt dafür das Konfirmationsgeschenk. Das war damals natürlich noch nicht sehr kostspielig. Vor allem musste es nützlich sein. Jungs erhielten in erster Linie Gläser, Mädchen bekamen vor allem Tortenplatten als „Aussteuer“. Das Problem war, dass fast alle im selben Geschäft in der nahegelegenen Stadt Rothenburg o.T. eingekauft haben. Outdoor-Läden, Non-Food bei ALDI o.ä. gab es noch nicht. Und auch im Internet konnte noch nicht bestellt werden. Es kam so wie es kommen musste, was mir aber damals nichts ausmachte. Ich war eher ein wenig amüsiert. Wer mich kennt, weiß, dass ich gerne in der Welt der Statistik zu Hause bin. Das war damals schon so. Ich habe die Gläser also gezählt und sortiert. Ich habe 119 Gläser erhalten. Darunter waren besondere Vorrichtungen für Schnapsgläser. Jeweils immer 12 waren auf einem Gestell dabei. Ich habe 5 erhalten. Dazu noch 30 identische Gläser in irgendeiner Folie umwickelt. Immerhin war ich mit insgesamt 60 Schnapsgläsern gut ausstaffiert für den Rest meines Lebens. Ganz ehrlich: Ich habe mich um diese Geschenke nie wirklich gekümmert. Ich weiß nicht, wo sie hingekommen sind. Schnaps trinke ich auch fast nie und nehme ihn höchstens als Desinfektionsmittel. Da hilft er wirklich nach dem Motto: Wenn es brennt, dann hilft es auch. Ich habe mich daran erinnert, dass meine Schwester ein Jahr vorher mehr als 20 Tortenplatten erhalten hat, bei denen auch einige identisch waren. Hat sie nach vielen Jahren auch nur eine Tortenplatte davon benutzt? Ich weiß es nicht!!

Warum ich das schreibe? Ich erinnere mich, dass jetzt viele Menschen helfen und irgendetwas für andere tun wollen. Sie „schenken“ sich dem anderen. Sie wollen etwas Gutes tun. Das ist wirklich toll und ich finde die Bereitschaft dazu, ganz wichtig. Manchmal kann es aber auch sein, dass der andere eine Hilfe ausschlägt, weil er das auch jetzt gar nicht benötigt. Das Diakonische Werk hat uns Pfarrer informiert, dass es mehr Helfer/-innen gibt als Hilfsbedürftige beim Einkaufen und anderen Hilfen. Macht nichts! Es ist vielleicht ein sehr gutes Zeichen dafür, dass bei uns hier in Hersbruck die Nachbarschaftshilfe noch gut funktioniert. Und ich erkenne wieder einmal: Es kommt auf die Haltung und auf die Motivation an. Und die ist – Gott sei Dank – sehr gut. Und ich hoffe, dass der Präsident unserer Bundesrepublik, Frank-Walter Steinmeier in seiner Osteransprache Recht behält: Dieses Miteinander und gegenseitiges Achthaben sollte auch nach dieser schlimmen Zeit weitergehen. Über das Thema „Geschenke“ gibt es in der Bibel viele Stellen. Alle Facetten zu diesem Thema werden angeschnitten. Ich habe vor vielen Jahren dazu einmal gepredigt und denke dabei vor allem an die Geschenke der drei Weisen aus dem Morgenland, die sie Jesus gegeben haben. Im Buch der Chronik im 16. Kapitel lese ich: „Bringt dar dem HERRN die Ehre seines Namens, bringt Geschenke und kommt vor ihn und betet den HERR an in heiligem Schmuck“ (1. Chron. 16,29).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 31 vom 15.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Jetzt haben wir alle dieses komische Osterfest auf eine bestimmte Art und Weise gefeiert. Ich habe von Kollegen/-innen und Freunden viele Mails und WhatsApps erhalten, die mich auf bestimmte digitale Formate und kreative Einfälle hingewiesen haben. Drei Angebote haben mich besonders angesprochen. Zum Einen die beiden Ansprachen am Karsamtag abend von Markus Söder und Frank-Walter Steinmeier. Die beiden Politiker haben sich in ihren Reden klar und deutlich zu ihrem Glauben bekannt. So wichtig ihnen Themen sind wie „Umgang mit anderen angesichts der Coronakrise“, „Solidarität zeigen mit anderen Menschen“, „Dank an alle Menschen, die sich diszipliniert an die Regeln halten“, „Dank an die Helfer/-innen, die besonders gefordert sind wie z.B. Krankenschwester und Krankenpfleger“, „Hoffnung geben für die, die in eine wirtschaftliche Notlage kommen“ usw., so haben beide klar und eindeutig davon gesprochen, warum Ostern überhaupt gefeiert wird und dass sie selbst an diesen Gott glauben, der in Jesus Christus gezeigt hat, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Wir leben in einen religiös neutralen Staat. Es ist wichtig, dass Menschen unterschiedlicher Religionen miteinander gut leben können. Aber das heißt eben nicht, dass Politiker nicht zu ihrem eigenen Glauben stehen können. Im Gegenteil: Nur wer selbst weiß, woran er glaubt und das auch nach außen vertritt, nur der ist fähig, den anderen Menschen in seinem Glauben anzunehmen und wertzuschätzen. Da beide Politiker aus zwei verschiedenen Parteien kommen, kann ich das so in aller Offenheit sagen.

Gertrud und Wolfgang Werthner blasen auf der Obstwiese hinter ihrem Haus Choräle in den beginnenden Ostermorgen

Das zweite Beispiel waren die Bläserinnen und Bläser der Posaunenchöre. Der Posaunenchorverband hat dazu ermutigt, dass die Mitglieder der Chöre sich den Mut nehmen und am Ostersonntag von zu Hause spielen. Das ist in vielen Teilen in Bayern und auch in Altensittenbach und Oberkrumbach geschehen. Ich habe mich darüber sehr gefreut.

Emil Raab bläst auf seinen Balkon.

Es ist ja nicht einfach, so ganz alleine zu musizieren. Im Chor klingt das viel besser. Aber darum geht es nicht. Es war ein Zeichen der Auferstehungskraft von Jesus Christus.

Und zum Dritten habe ich eine Überraschung erlebt. Ich gehe am Ostermorgen aus dem Haus und vor mir ist auf dem Gehsteig eine Schrift zu lesen: „Der Herr ist auferstanden„. Meine Frau hat dann dazu geschrieben: „Er ist wahrhaftig auferstanden„. Ich habe dann im Laufe des Tages erfahren, dass zwei junge Frauen aus unserer Gemeinde ab 5.00 Uhr einen „Osterspaziergang“ gemacht und an mehreren Stellen in Hersbruck dieses Osterevangelium auf die Straße geschrieben haben. Jeder auf seine Art und Weise kann in diesen schwierigen Zeiten auch ohne Gottesdienste und Gesprächskreise seinen Glauben so bekennen, dass es nicht aufdringlich wirkt. Denn schon Jesus hat selbst gesagt: „Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater“ (Matthäus 10, 32).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still. Update 29 vom 13.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach kommst. Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund„. Das sind die Worte am Ende der Liturgie des Hl. Abendmahles direkt vor der Austeilung. Das würde ich mir jetzt auch wünschen: dass Gott nur ein einziges Wort spricht und der ganze Coronaspuk wäre vorbei. Aber so einfach geht es nicht (immer). Ich habe beides schon erlebt. Da dauert etwas sehr sehr lange bis Gott eingreift und dann ist es anders gekommen als ich mir das gewünscht habe. Aber ich habe auch schon erlebt, dass Gott unmittelbar und schnell eingegriffen hat. Dieses Wort aus der Abendmahlsliturgie stammt aus der biblischen Geschichte vom „Hauptmann zu Kapernaum“ (Matthäus 8, 5 – 13). Als römischer Hauptmann war es ihm untersagt, mit einem Juden zu sprechen. Das galt auch umgekehrt. Aber weil sein Knecht so krank war, nimmt er allen Mut zusammen, verstößt gegen alle Konventionen und Vorschriften und bittet Jesus um Hilfe. Jesus erfüllt ihm den Wunsch und der Knecht „wurde gesund zu derselben Stunde“ (Matthäus 8, 13). Das erinnert mich an eine Ostergeschichte, die mein Innerstes in einer besonderen Weise berührt. Sie steht in Johannes 20, 11 – 18. Maria von Magdala steht vor dem Grab von Jesus und weint. Im Grab sieht sie zwei Engel und sie fragt die beiden, wo sie „meinen Herrn weggenommen“ haben. Sie dreht sich um und sieht einen Mann. Der Unbekannte fragt, warum sie weint. Maria meint, es sei der Gärtner und antwortet: „Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, dann will ich ihn holen„. Und dann spricht dieser Unbekannte ein einziges Wort: „Maria„. Dann werden ihr die Augen geöffnet und sie erkennt, dass es Jesus ist. Dieses einzige Wort war die Nennung ihres Namens. Die Schüler in der Grundschule staunen darüber, dass nur der Name die Augen öffnet und die enge Beziehung von Jesus zu ihr wieder hergestellt wird. Mich erinnert das auch an eine Bibelstelle, die oft von Eltern für die Taufe ihres Kindes und von Jugendlichen zu ihrer Konfirmation ausgewählt wird: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43, 1b). Die Beziehung zu Jesus wird hergestellt, weil ich höre, wie Jesus meinen Namen ruft. Maria wird mitten in ihrer Trauer angesprochen und sie wird fähig, diesen Jesus als den Auferstandenen zu erkennen. Das führt dazu, dass sie neu das Leben beginnen kann und nicht in der Trauer stecken bleibt.

Meine Frau und ich hatten in den Tagen vor dem Palmsonntag ein Seminar bei der Christusbruderschaft in Selbitz geplant. Es ist wegen der Coronakrise ausgefallen. Die beiden Referentinnen haben uns die Texte zugeschickt, die an den Tagen uns begleiten sollten. Ein Text war eine Hinführung zu dieser Ostergeschichte. Eine Referentin wäre Beate Thiessen gewesen, die der/die ein/e oder andere Leser/-in kennen wird, weil sie bis vor einem Jahr in Hersbruck gelebt hat. Sie nimmt Bezug auf die Schriftmeditation nach Ignatius von Loyola und gibt Impulse. Ich zitiere daraus: „Ich stelle mir die Szene dort vor dem Grab ganz anschaulich vor: die weinende Maria, die Engel im Grab, die Umgebung, den ganzen „Schauplatz“ des Geschehens. Ich tue das mit all meinen Sinnen: Was sehe ich, was höre ich, was rieche ich? Vielleicht finde ich auch selber einen Platz darin? Ich höre und sehe, was geschieht und wie die beiden miteinander im Gespräch sind. Ich bin mit hineingenommen, erlebe mit…Was regt sich dabei in mir? Ich sehe und höre ihrem Gespräch weiter zu. Wieder stelle ich mir die Situation ganz anschaulich vor. Ich schaue zu, erlebe mit und lass das auf mich wirken, was Jesus Maria sagt. Auch versuche ich zu erspüren, welche Wirkung seine Worte auf mich haben“. Beate Thiessen hat mir erlaubt, Teile ihrer Texte hier abzudrucken. Ich danke herzlich dafür und verweise auf ihre Homepage, auf der sich neben vielen anderen Impulsen auch diese Meditation zum Thema findet unter www.beate-thiessen.de. Für mich ist insgesamt interessant, wie bei diesem Text eine Brücke vom Alten Testament (Prophet Jesaja) zum Neuen Testament (Evangelisten Matthäus und Johannes) geschlagen wird. Und wie mitten in den Krisen, Ängsten, Trauer und Hoffnungen dieser verschiedener Menschen die Gegenwart von Gott und Jesus erkannt wird. Denn am Ende dieser Ostergeschichte heißt es: „Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt“ (Jo 20, 18).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 28 vom 12.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden„. Das ist der Ostergruß der Christen seit vielen Jahrhunderten. Ich vermisse in diesem Jahr vor allem die Osternacht. Seit 1983 habe ich sie jedes Jahr gefeiert. Viele verschiedene liturgische Formen habe ich mit Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen verwendet. In jeder Kirchengemeinde meiner Tätigkeit gab es andere Traditionen. Bei zwei Gemeinden wurde dieser besondere Gottesdienst eingeführt. Vor allem vermisse ich den Wechsel von Nacht zum Morgen, von der Dunkelheit zum Licht. Wir drücken das in Altensittenbach neben dem Hereintragen des Osterlichtes vor allem damit aus, dass wir innerhalb der Liturgie den Altar schmücken, die Glocken läuten lassen und ich den schwarzen Talar ausziehe und den weißen Talar anziehe. Langsam steigt dann auch die Sonne auf und der Ostermorgen erwacht. Mir fehlt das heute und mir kommen auch ein paar Tränen beim Schreiben dieser Zeilen. Ich denke dann vor allem an zwei Osterauferstehungsfeiern in meinem Leben zurück. Am 23.03.2008 war diese Feier noch vor der Zeitumstellung, was vorher in meinem Leben nie der Fall war. Nach der Feier des Hl. Abendmahles und dem Segen gingen wir aus der Kirche und es lag Schnee. Dabei hatte es fast den gesamten Winter nicht geschneit und ich hatte erst zwei Tage vorher am Karfreitag die Schneeschippe zum ersten Mal in der Hand gehabt. Der Gang zum Hochziehen der Osterfahne im Schnee. Das bleibt in Erinnerung.

Im Hintergrund sieht man sogar noch die kleinen Schneehaufen vom Räumen. Mein weißer Bart stammt allerdings (leider) nicht vom Schnee!!!

Eine weitere sehr intensive Erfahrung war für mich die Osterauferstehungsfeier als Teilnehmer im Gartengrab in Jerusalem am 26.03.1978. Ich habe in meinen vorherigen Updates mehrmals von Erlebnissen auf dieser 4-wöchigen Reise in Israel geschrieben. Ostern – das Fest der Auferstehungsfeier von Jesus – der Tod hat endgültig seine Macht verloren – das Leben siegt – Christus ist stärker als alle Macht der Finsternis. Und das in Jerusalem, am Ort des Geschehens vor fast 2000 Jahren. Auch wenn dieses Gartengrab erst im 3. oder 4. Jahrhundert so gebaut worden ist, so hilft der Anblick zu verstehen, wie solch ein Grab damals ausgesehen hat. Es ist dem Josef von Arimatäa zu verdanken, dass Jesus nicht in eine Massengrab kam wie andere Schwerverbrecher, die am Kreuz hingerichtet worden sind. Er hat Jesus in sein privates Felsengrab gelegt, das sich nur Reiche leisten konnten. So ist dieser Mann ein Bindeglied der Osterbotschaft geworden. Der Engel verkündigt die Osterbotschaft: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden“. (Lukas 24, 5b – 6a). Und am Felsengrab von Jesus ereignet sich vor fast 2000 Jahren eine ganz besondere Ostergeschichte. Für mich die Ostergeschichte von damals, die mich am stärksten berührt. Aber davon dann morgen.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 27 vom 11.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heute endet mit dem Karsamstag die Passionszeit. Sie war ganz anders als ich das sonst gewöhnt war. Am Beginn standen noch die Reden zum politischen Aschermittwoch. Aber gleich danach zog der Coronavirus wie ein unsichtbarer Sturm herauf. Der Starkbockanstich wurde schon verschoben. Mir fällt auf, wie diese Zeit auch in meiner Gedankenwelt von politischen und kabarettistischen Veranstaltungen durchzogen ist. Wo bleibt der Gedanke an das Leiden und Sterben von Jesus? Ich gehe noch einmal in die Thomaskirche, bleibe am Altar stehen und schaue nach vorne. Ich sehe das violette Parament (Altartuch).

Violett ist die Farbe der Buße und Erneuerung. Nur noch am Buß- und Bettag (Wer sieht dieses Altartuch noch, nachdem dieser Tag seit 1994 kein gesetzlicher Feiertag mehr ist?) und in der Adventszeit leuchtet diese liturgische Farbe. Mir fällt auf, dass mir der biblische Text auf dem Tuch ins Auge springt. Ist mir noch nie aufgefallen, was ich jetzt lese. Ein Wort von Jesus: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ Dieses biblische Wort geht dann weiter mit den Worten: „Ich will euch erquicken„.(Matthäus 11, 28). Ich ärgere mich zuerst, dass ich in all den Jahren hier nie richtig auf dieses Parament geachtet habe. Diesmal ist das anders. Ich denke: Der Text trifft ins Schwarze. Genau so ist es. Das gilt es jetzt zu tun neben all den weltlichen Überlegungen wie es wirtschaftlich und persönlich weitergehen kann. Zu Jesus kommen! Einzugestehen, dass mein Leben nicht immer auf der Sonnenseite sein kann. Ich bin oft genug ein „Mühseliger“ und „Beladener“. Mir fällt ein, wie ich am Karsamstag 1978 in der Grabeskirche in Jerusalem war. Nach dem Eingangstor geht es rechts hoch zur Schädelstätte (Golgata). Dort also wurden die schlimmsten Verbrecher hingerichtet. Und darunter war auch Jesus. Aber was hatte er getan, dass er mit dem grausamsten Tod sterben musste? Am Kreuz! Erstickt sind die so Gehängten am Ende ihres Lebens, weil sie sich nicht mehr hochziehen konnten. Und dann gehen meine Gedanken jetzt wieder zurück an Zeitungsmeldungen, wie Coronakranke nach Luft ringen und beatmet werden müssen. Und wenn das nicht mehr hilft, dann gibt es hoffentlich Schmerzmittel, welche die Sterbenden in die Bewusstlosigkeit bringen und sie in Frieden gehen können. Diese Hilfen hatten die Gekreuzigten damals nicht. Sie haben nach Atem gerungen bis zum bitteren Ende. Kein schöner Text am heutigen Karsamstag für Sie als Leser/-in. Aber ich schreibe, was mir gerade kommt. Und dazu gehört auch, dass dieser Jesus diesen sog. Heilandsruf auch noch heute hinausschreit, vielleicht mehr denn je: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken„.