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Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 256 vom 26.11.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Pfarrerin Monika Muck (beachten Sie dass diese Zeilen über Tansania im Frühling 2020 geschrieben worden sind. Morgen dann Zeilen über die Situation heute).

Wie gehen wir mit Angst um?

Wie leicht lassen wir uns von der Angst bestimmen, oft ohne dass wir es merken. Angst ist notwendig, um uns auf Gefahren aufmerksam zu machen. Aber wenn es zum bestimmenden Faktor – ja zum Motor – unseres Lebens wird, dann leben wir am Leben vorbei. Der tansanianische Präsident hat wegen der Angst machenden Gerüchte und Zahlen einen bewußt anderen Weg zur Bewältigung der Coronakrise gewählt als viele Länder in Europa. Er wußte, wie schnell seine Staatsbürger in der Konfrontation mit Tod überemotional regieren. Wahrscheinlich deshalb, weil nach traditionellen Denken, der Tod immer von anderen verursacht wird, die den anderen Böses wünschen, fluchen, etwas neiden und deshalb einen Zauber aussprechen, um selbst einen Vorteil zu gewinnen. Deshalb hat er seit sechs Wochen keine Zahlen über Covid-19 Infizierte veröffentlichen lassen. Es werden auch nur die Menschen getestet, die mit entsprechenden Symptomen in den Krankenhäusern erscheinen. Der tansanianische Präsident rief seine Staatsbürger zum Gebet und Gottesdiensten auf unter Berücksichtung der Sicherheitsmaßnahmen. Er verhängte keine Kontaktsperre in Städten, sondern ermutigt zur Erwerbsarbeit, damit die Menschen nicht verhungern.

In Deutschland versucht man durch Veröffentlichung von Infizierten und Sterbefällen die Menschen zu möglichst großer Vorsicht und Vermeidung von unnötigen Kontakten zu motivieren. Inwieweit ist unser Leben von der Angst motiviert?

Paulus schrieb an seinen ängstlichen jungen Mitarbeiter Timotheus in Ephesusin 2.Timotheus 1:7: Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht,

sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Er ermutigt ihn auch angesichts seiner bevorstehenden Verurteilung zum Tod unter den christenfeindlichen Kaiser Nero und angesichts von Anfeindungen um der Botschaft von Christus, sich nicht von der Angst bestimmen zu lassen. Angst kommt dann auf, wenn wir uns in Enge getrieben, hilflos und ohnmächtig fühlen. Unser Denken bestimmt immer unser Fühlen. Deshalb sagt Paulus dem Timotheus und uns: Denk daran, du bist nicht allein in deiner Krise, in deiner Lage, in deinem Auftrag, in deiner Not. Gott hat dich mit dem heiligen Geist beschenkt. Durch ihn ist der auferstandene Herr Jesus Christus in dir gegenwärtig, der alle Macht hat, ja ,der selbst dem Tod die Macht genommen hat (2.Tim.1:10). Angst lähmt. Aber wenn wir mit unserer Angst zu Jesus Christus gehen und beten: Herr, ich kann nicht, aber du kannst alles in und durch mich wirken, was für meine Lebenssituation nötig ist, dann wird die Angst weichen. Dann ist nicht mehr unsere Gesundheit, unsere Familie, unsere Arbeitssituation und unser Besitz unser Lebensmittelpunkt und unser Gott. Wenn wir unser Leben an vergängliche Dinge hängen, dann werden wir immer Angst haben sie zu verlieren. Aber wenn Jesus Christus unser Lebensmittelpunkt ist, dann schenkt er uns unvergängliche Gemeinschaft mit dem ewigen Gott, die ewig bleibt. Das macht uns frei von dem Kreisen um uns selbst und unsere Bedürfnisse. Es machte Petrus, der einst ängstlich seinen Herrn verleugnete, frei von Menschenfurcht und Angst vor Leid. Durch den heiligen Geist konnte er seinen auferstandenen Herrn bezeugen, auch wenn es ihn Diffamierung, Schläge, Gefängnis und am Schluss auch den Tod brachte. Warum wurde er frei von Angst?  Weil er sein Leben an seinen lebendigen Herrn Jesus Christus auslieferte und ihn durch sich wirken ließ.

Der Heilige Geist befreit uns zur selbstlosen Liebe, die sich nicht mehr selbst schützen will vor Nachteilen oder verletzenden Worten, die nicht mehr nur für das eigene Wohlergehen lebt. Er macht frei die Bestimmung zu leben, zu der uns Gott geschaffen hat: seine selbstlose Liebe andern erfahrbar zu machen. Nöte und Probleme, die uns dazu bringen mit unsere Ohnmacht zu Jesus Christus zu gehen, geben Gottes Geist die Gelegenheit Jesu Kraft und Wesen in dir frei zusetzen. Im Ausliefern an Christus wächst uns ungeahnte Kraft, Liebe und Besonnenheit zu, die nicht mehr von den Umständen und Nöten bestimmt ist, in denen wir leben. Unser Wohlergehen ist dann ganz von der Gegenwart Christi abhängig. Das möchte Gott allen Menschen in ihren Herausforderungen durch seinen heiligen Geist schenken – in Tansania und Deutschland und weltweit.                                              

Monika Muck , Kidugala Lutheran Seminary, Tansania

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 255 vom 25.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Kathrein stellt den Tanz ein

Kathrein stellt den Tanz ein“. Dieser Spruch stammt vor allem aus den deutschsprachigen Alpenländern und aus dem fränkischen Raum. Ich habe ihn als Jugendlicher öfters gehört. Hintergrund war, dass der Samstag vor dem 25. November der Abschluss der Tanzsaison war. Denn heute am 25.11. ist der Gedenktag der Heiligen Katharina von Alexandrien. Kurz vor der Adventszeit sollte noch einmal Gelegenheit zum Tanzen sein. Denn die vorweihnachtliche Adventszeit gilt als Fastenzeit, das noch heute in den Gottesdiensten mit der Farbe Lila für Altarparament und Kanzelbehang ausgedrückt wird.

Von diesem „Fasten“ ist fast nichts mehr zu spüren. Unter Nicht-Coronazeiten ist diese Adventszeit zur Hauptverkaufszeit geworden. Ich habe gelesen, dass manche Geschäfte bis zu 80 % ihres Umsatzes in diesen vier Wochen machen. Wie oft habe ich folgenden Spruch von offiziellen Amtsträgern gehört: „Ich hetze in dieser  ruhigen Zeit von einem Termin zum anderen“. Das ist lustig gemeint. Ich habe mir dabei aber immer gedacht: „Wer zwingt Dich dazu?“ Meine eigene Konsequenz bestand darin, dass in dieser Zeit möglichst wenige Gemeindeveranstaltungen angesetzt werden. Der Tag dieser Heiligen erinnert mich daran, nur die unbedingt notwendigen Aktivitäten in der Adventszeit zu tun. Ein Spruch zu diesem Tag lautet: „Bass und Geigen bleiben eingesperrt vom Kathreintag bis zur Erscheinung des Herrn (06.01.)“.

Interessant ist die Geschichte dieser Heiligen. Sie gehört zu den 14 Nothelfern und gilt als Helferin bei Leiden der Zunge und bei Sprachschwierigkeiten. Deshalb ist sie Schutzpatronin der Schulen, der philosophischen Fakultäten, der Näherinnen und der Schneiderinnen. Sie lebte vermutlich um 300 n. chr. und soll durch das sog. „Rad“ ermordet worden sein. Dabei handelt es sich um vier „mit eisernen Sägen und spitzen Nägeln“ gesäumte Räder, die diese Frau zerrissen haben sollen. Die Legende erzählt, dass ein Engel kam und das Folterinstrument zerstört hat. Katharina wurde deshalb enthauptet und aus ihren Wunden floss Milch und Blut. Engel brachten ihre sterblichen Überreste zum Berg Sinai. Dort wurden 500 Jahre später ihre Reliquien gefunden und der Heiligen zu Ehren wurde das berühmte Katharinenkloster an der Fundstelle gebaut.

Und dieses Kloster ist bis heute der Ausgangspunkt für die Wanderung zum Berg hoch bei vielen Pilgern, die zum Sinai kommen. Und damit Sie als Leser/-in auch Stimmen aus der weltweiten Mission hören, werde ich in den nächsten zwei Tagen Berichte einer deutschen Pfarrerin in Tansania weitergeben.

Wenn Corona will, steh (noch mehr) still, Update 254 vom 24.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der zweiten Welle begegnen

„Die zweite Welle ist jetzt da!“ Diese Worte höre ich jetzt überall in den Medien. Die Zahl der Infizierten steigt rasant an. Manche tun so, als wäre das überraschend und kaum nachvollziehbar. Dabei ist das ein grundsätzliches Phänomen ab Herbst. Die kalte Jahreszeit beginnt und damit steigen auch die Erkältungen. Viele Menschen husten, schniefen und räuspern sich. Mancher bekommt eine Lungenentzündung. In diesem Jahr lasse ich mich zum ersten Mal gegen Grippe impfen.

Bis jetzt war ich da eher vorsichtig. Aber ich will nicht unsicher sein, wenn ich doch Grippemerkmale im Lauf der nächsten Wochen bekommen sollte. Dann weiß ich, dass es jedenfalls nicht Influenza ist. Grundsätzlich halte ich aber diese Ankündigung der „zweiten Welle“ für sehr problematisch. Denn davon wurde von Anfang an gesprochen. Schon im April und Mai haben Politiker bei bestem und sonnigem Wetter mit dieser Sprechweise Angst geschürt. Sie hatten wohl gehofft, dass die Menschen auch in den sonnigen Monaten besonders aufpassen würden. Ich habe das für schwierig gehalten. Demnächst werde ich zwei Updates aus Tansania veröffentlichen. Dann erfahren Sie, dass dort nicht mit Angst gearbeitet wurde und dennoch Erfolge zu verzeichnen sind. Zugegeben hat das wohl auch mit den sommerlichen Temperaturen in Afrika zu tun.

In mir ist dieses Wort aus dem Buch Hiob: „Denn was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, hat mich getroffen. Ich hatte keinen Frieden, keine Rast, keine Ruhe, da kam schon wieder ein Ungemach“ (Hiob 3, 25). Wenn ich dieses biblische Wort richtig verstehe, dann ziehe ich mit meinen Worten das unheilvolle Geschehen wie magisch an. Das hat wohl auch damit zu tun, dass im Hebräischen das „Wort“ (dabar) ein konkreter Sachgegenstand ist und nicht wie bei uns abstrakt. Auch wir benutzen dies manchmal im Sprachgebrauch, z.B. wenn ich antworte: „Deine Worte haben mich jetzt sehr getroffen“.

Die Politiker haben diese sog. „zweite Welle“ also richtiggehend herbeigerufen. Heute vor genau einer Woche habe ich das Stichwort „Die dritte Welle“ gelesen. Aber Angst ist kein guter Ratgeber. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Menschen zu ermutigen und Freude zu verbreiten für das Leben im Sommer. Außerdem löst die Bezeichnung „zweite Welle“ in mir Furcht aus. Ich denke z.B. an eine große Welle wie bei einen Tsunami. Was Menschen jetzt benötigen ist Zuversicht und Stärkung. Denn wie ich jetzt mit den steigenden Infektionszahlen umgehen muss, das muss jeder selbst lernen.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 253 vom 23.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Das Memorial

„Im Jahr des Heils 1654. Montag. 23. November, Tag des heiligen Clemens, des Papstes und Märtyrers, und anderer im Martylogium. Vigil des heiligen Chrysogonus, des Märtyrers, und anderer. Seit ungefähr halb elf Uhr abends bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht. Feuer. Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, nicht der Philosophen und der Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden, Freude, Frieden. Der Gott Jesu Christi. Deum meum et deum vestrum (Ich fahre auf zu meinen Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott). Dein Gott ist mein Gott. Vergessen der Welt und aller Dinge, nur Gottes nicht. Er ist allein auf den Wegen zu finden, die im Evangelium gelehrt werden. Größe der menschlichen Seele. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht, ich aber kenne dich. Freude, Freude, Freude, Freudentränen. Ich habe mich von ihm getrennt. Dereliquerunt me fontem aquae vivae (Mich, die lebendige Quelle verlassen sie). Mein Gott, wirst du mich verlassen? Möge ich nicht auf ewig von ihm getrennt sein. Das ist aber das ewige Leben, dass sich dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen. Jesus Christus. Jesus Christus. Ich habe mich von ihm getrennt, ich habe mich ihm entzogen, habe ihn verleugnet und gekreuzigt. Möge ich niemals von ihm getrennt sein. Er ist allein auf den Wegen zu bewahren, die im Evangelium gelehrt werden. Vollkommene Unterwerfung unter Jesus Christus und meinen geistlichen Berater. Ewige Freude für einen Tag der Mühe auf Erden. „Non obliviscar sermones tuos“ (Ich habe Lust zu deinen Rechten und vergesse deiner Worte nicht). Amen

Das sind die Worte des französichen Mathematikers und Philosophen Blaise Pascal. Sie sind in die Geschichte eingegangen als „Memorial“ (Erinnerungsblatt). Heute vor genau 366 Jahren, am 23.11.1654 hat er sie formuliert. Den Text hat er auf einen schmalen Pergamentstreifen geschrieben, den er sich immer wieder neu in das Futter seines Rockes eingenäht hatte und der nach seinem Tod von einem Diener zufällig entdeckt wurde. Es war für den Gelehrten wohl der wichtigste persönliche Text. Er drückt darin aus, dass Gott nicht über das Denken zu finden sei in philosophischen Gottesbeweisen, sondern dass Gott eine Erfahrung sei wie Feuer. Er nimmt damit Bezug zur Erzählung vom brennenden Dornbusch aus dem zweiten Mosebuch Kapitel 3, Vers 6.

Blaise Pascal war ein Genie, der schon eine Rechenmaschine entwickelte und die Wahrscheinlichkeitsrechnung begründete. Das veranlasste ihn zu vielen philosophischen Studien. Das alles hält ihn aber nicht davon ab, den Glauben an Gott so einfach zu beschreiben: Dieser Glaube ist allein durch das Evangelium zu finden und begründet sich in der Beziehung zu Jesus Christus.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 252 vom 22.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Sonntag mit den drein Namen

Heute feiern wir den Sonntag mit den drei Namen. Einmal ist es der „Letzte Sonntag im Kirchenjahr“. Meine Gedanken gehen dann fast immer schon eine Woche weiter. Der erste Advent hat bei mir schon als Kind eine große Rolle gespielt. Ich mag die Adventslieder. Irgendwie war ich dann mehr als sonst in dieser dunklen Zeit auf „Freude“ gestimmt. Ich lasse deshalb jedes Jahr am ersten Tag im neuen Kirchenjahr nach Einführung des neuen evangelischen Gesangbuches im Jahr 1994 „Tochter Zion“ singen. Endlich ist dieses Lied wieder im Gesangbuch unter der Nr. 13.

Eine Woche vorher hat der „Letzte Sonntag im Kirchenjahr“ einen weiteren Namen: „Ewigkeitssonntag“. Der Blick der Christen richtet sich darauf, dass das letzte Ziel das ewige Leben ist. Der Apostel Paulus nennt das „ewige Leben“ als die schlechthinnige Gabe Gottes: „Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn“ (Römer 6, 23). Und diese Botschaft gilt es, immer wieder zu verinnerlichen und weiterzusagen. Im ersten Johannesbrief steht: „Und das ist die Verheißung, die er uns verheißen hat; das ewige Leben“ (1. Jo 2, 25). Aus diesem Grunde ziehe ich an diesem Sonntag auch den „weißen Talar“ an als Zeichen der Auferstehung durch Jesus Christus.

Ich bin mir aber bewusst, dass im „Volksglauben“ dieser Sonntag mit dem dritten Namen als „Totensonntag“ begangen wird. Vor allem evangelische Christen gehen dann auf den Friedhof und stellen Kerzen auf das Grab in Erinnerung an einen Lieben. Die Namen der seit einem Jahr Verstorbenen werden in den Gottesdiensten vorgelesen und meistens brennt für ihn auch ein Kerzenlicht auf dem Altar oder auf dem Taufstein. Bei mir hinterlässt dieser Tag heute ein besonderes Gefühl. Denn in diesem Jahr ist meine Mutter am Karsamstag gestorben. Sie ruhe im Frieden Gottes!!

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 251 vom 21.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Pilgerväter warten auf den Frühling

Viele Legenden ranken sich um sie. Neben der Santa Maria von Kolumbus gehört es zu den bekanntesten Schiffen überhaupt: Die Mayflower. 1620 kamen die ersten Siedler am Cape Cod, im heutigen Bundesstaat Massachusetts an. Keiner ahnte damals, wie sich Nordamerika entwickeln würde. 102 Männer, Frauen und Kinder starteten am 16.9. desselben Jahres im britischen Plymouth. Dazu kamen noch 30 Besatzungsmitglieder. Am Bord waren vor allem fromme evangelische Pilger, die in der neuen Welt ein besseres Leben suchten. Heute würden wir sagen, es waren „Wirtschaftsflüchtlinge“, die um ihres Glaubenswillen fort von der Heimat wollten. Das eigentliche Ziel war Neuengland mit dem heutigen Bundesstaat Virginia.

Diese „Pilgerväter“ mussten lernen, ihren Glauben mitten in der Krise zu leben und an Gott festzuhalten. Dies ist auch mit einer Vision nicht einfach zu erreichen. Während der Überfahrt starben zwei Menschen und ein Kind wurde geboren. Aber weil sie ihr eigentliches Ziel nicht erreichten, überwinterten die Passagiere auf dem wieder an der Nordspitze der Cape Cod Bay ankernden Schiff. Es herrschten beengte und hygienisch katastrophale Zustände. Lungenentzündungen und Tuberkulose dezimierten die Siedler und unter den Toten waren viele Kinder.

Alle warteten sehnsüchtig auf den Frühling. Dieser kam und am 31.03.1621 begann man mit der Besiedlung der Küste. Die Mayflower ist ein Mosaikstein für das Lebensgefühl, das heute noch bei den (vor allem weißen) Amerikanern vorherrscht. Und vermutlich muss ich als Deutscher mir das immer wieder vor Augen halten um zumindest ein wenig diese ureigene amerikanische Mentalität zu verstehen. Das weite Land wurde unter Mühsal, Kampf und Schmerzen besiedelt. Dass dabei die Urbevölkerung zu leiden hatte, wird kaum erwähnt. Der eigene Wille zum Leben und Überleben steht an erster Stelle.

Ein Vergleich zu unserer heutigen Coronapandemie gibt es immerhin: Das Warten auf den Frühling ist die Hoffnung, dass das Leben wieder einigermaßen „normaler“ wird. Heute vor genau 400 Jahren, am 21.11.2020 ist die Mayflower an der Ostküste von Amerika gelandet.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 250 vom 20.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wer gewinnt?

Mit dem Anfang dieser Coronakrise begann auch der Wettlauf um einen Impfstoff. Ein Ziel war es, dass die einzelnen Länder zusammenarbeiten sollten um eine schnelle Lösung zu finden. Seitdem höre ich immer wieder mal Erfolge und Misserfolge in dieser Frage. Ganz abgesehen von den Menschen, die eine Impfung gegen Corona grundsätzlich skeptisch beurteilen. Für mich nicht überraschend ist, dass Russland einen Impfstoff erprobt, der „Sputnik V“ heißt. Denn das war immerhin der Name des ersten Satelliten, der in die Erdumlaufbahn gestartet ist. Dieses Ereignis war am 4. Oktober 1957. Es löste in der westlichen Welt große Besorgnis aus. Fast genauso überraschend war die Meldung vom 13. August dieses Jahres über das Testprogramm der aktuellen russischen Regierung. Wie 1957 wollen die dort Regierenden zeigen, dass sie die Nase vorn haben.

Jetzt gibt es sehr gute Nachrichten von der deutschen Firma Biontech. Offenbar kann tatsächlich Anfang 2021 mit einem Impfstoff gerechnet werden. Weil es eine deutsche Firma ist, gehen meine Gedanken sofort an die Zeitenwende um 1900 zurück, bei der viele deutsche Wissenschaftler den Nobelpreis für Chemie erhalten haben. Hinter allen stehen natürlich auch wirtschaftliche Interessen. Vermutlich werden dadurch auch wieder Abhängigkeiten geschaffen. Denn wer zuerst dran ist, der kann auch bestimmen. Ende letzter Woche kam die Meldung, dass die Firma Moderna einen Impfstoff entwickelt hat, der zu 94,5 % wirkt, der Impfstoff von Biontech dagegen nur zu 90 %. Jetzt kam am 18.11.2020 die Nachricht, dass der Impfstoff von Biontech zu 95 % wirken soll. Ich warte auf die Meldung von Moderna, dass ihr Impfstoff einen Wirkungsgrad von 96 % hat!! Sputnik 5 muss vermutlich bei 110 % eingeordnet werden, wenn es nach der aktuellen russischen Regierung geht.

Solch einen Wettlauf um den „ersten“ Platz erlebte ich von einer ganz anderen Motivation heraus in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in meinem Heimatort Habelsee. Der neue Grundschullehrer Dieter Weth war begeisterter Sportler und die Kinder im Dorf sollten davon profitieren. Er besorgte eine Tischtennisplatte und stellt diese in die Schule. Er schrieb einen Wettkampf aus. Jede/r hatte die gleichen Chancen, denn keiner konnte vorher dieser Sportart nachgehen. Schnell wurden Schläger für die Kinder und Erwachsenen gekauft. Neben dem Training wurde ein Dorftunier ausgeschrieben. Ich war dabei und war erstaunt, wie schnell ich diesen Sport erlernt habe. Im Bereich „männliche Kinder“ habe ich dann auch ohne Satzverlust gewonnen.

Stolz habe ich ein Taschenmesser als Siegespreis mein eigen nennen dürfen. Später bin ich zum örtlichen Sportverein gegangen und habe ein Jahr in der damaligen Kreisliga 1 gespielt. Und noch heute reizt es mich, gegen die Jugendlichen auf den Freizeiten zu spielen und (fast immer) zu gewinnen. Dieses Talent hat meinem Leben viel Selbstbewusstsein gebracht. Um ein „Taschenmesser“ geht es beim Wettlauf um einen Impfstoff gegen Corona natürlich nicht. Da geht es um Millionen und Milliarden Euro. Aber vielleicht gibt es eben doch bald einen einigermaßen sicheren Impfstoff in dieser Pandemie.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 249 vom 19.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Aus Brot entstehen Rosen

Manchmal müssen Menschen nicht sehr alt werden um berühmt zu sein oder gar im Heiligenkalender zu stehen. Manchmal ist solch eine Lebensgeschichte eine einzige Krisengeschichte und doch bleibt der Mensch in Erinnerung. So geht es auch mit der Frau, die 1207 als ungarische Königstochter geboren wurde. Sie war damit Zeitgenossin von Franz von Assisi. Und auch ihr Leben wirft einen Blick auf die damalige geistliche Situation im heutigen Europa.

Im Alter von vier Jahren kam sie an den thüringischen Hof auf die Wartburg. Mit 14 Jahren heiratete sie den sieben Jahr älteren Ludwig IV. Ihr Mann musste in den Kreuzzug ziehen und starb dort. Sie war da gerade 20 Jahre alt und hatte drei Kinder geboren. Sie war auf der Wartburg ohne Rückhalt und wurde vertrieben. Im Schutz ihres Beichtvaters Konrad von Marburg kam sie in diese Stadt. Ein Jahr später gründete sie dort ein Hospital, das als erstes nördlich der Alpen dem heiligen Franziskus geweiht wurde, der da gerade zwei Jahre tot war (siehe meine Updates 205 – 210). Sie starb schon drei Jahre später mit gerade mal 24 Jahren.

Und doch wird sie die „Mutter von Thüringen“ genannt. Vermutlich liegt ihr Einsatz und ihr christliches Engagement darin begründet, dass diese geistlichen Erneuerungsbewegungen im 13. Jahrhundert auch ihr Leben ganz stark bestimmt haben. Es waren vor allem Armutsbewegungen, die mit dem Besitzreichtum von Adeligen im Widerspruch lagen. Ich habe vom Herbst 1979 bis Sommer 1980 in Marburg studiert und bin fast jeden Tag an der Kirche vorbeigegangen, die ihren Namen trägt, die Elisabethenkirche. Ich hatte beim Vorbeigehen fast immer so ein besonders Hochgefühl für diese Frau, die sich gegen allen Widerständen ihrer Familie als eine besondere Persönlichkeit zeigte. Heute hat die Hl. Elisabeth von Thüringen ihren Heiligengedenktag, denn sie ist am 19.11.1231 in Marburg beerdigt worden.

Keine andere Geschichte bringt ihr Verhalten so klar zum Ausdruck wie das sog. Rosenwunder. „Als Elisabeth eines Tages in die Stadt (Eisenach) geht, um den Armen Brot zu geben, obwohl gerade dies ihr unter Strafe verboten ist, trifft sie die Mutter ihres Mannes, die ihre Barmherzigkeit nicht gutheißt und ihr eine Falle stellen will. Auf die Frage, was sie in dem Korb habe, den sie bei sich trägt, antwortet Elisabeth, es seien Rosen im Korb. Ihre Schwiegermutter bittet sie, das Tuch zu heben, um die wunderbaren Rosen sehen zu können. Widerwillig hebt Elisabeth das Tuch und im Korb sieht die Schwiegermutter nur Rosen“.

Das „verschwebende Sein“

Ein weiterer Abend in der Reihe „Bibel Input. Neugierig auf mehr“ beschäftigte sich mit der Geschichte von Elia im ersten Königsbuch im Alten Testament. Dort wird im 19. Kapitel das Leben dieses Propheten so eindringlich wie fast nirgends geschildert. Nach den Geschehnissen auf dem Berg Karmel flieht Elia in die Wüste. Isebel, die Frau von König Ahab will ihn umbringen, weil der Prophet für den Tod von 450 Baalspropheten verantwortlich war. Gleichzeitig bekannte sich das Volk Israel zum Gott Jahwe. 40 Tage und 40 Nächte geht Elia ohne zu essen und zu trinken. Am Berg Horeb (anderer Name: Sinai oder Gottesberg) sucht er Unterschlupf in einer Höhle. Dort will ihn Jahwe begegnen. Es kamen ein starker Wind, Erdbeben und Feuer. Aber Jahwe war darin nicht gegenwärtig. Dann kam ein „stilles, sanftes Sausen“ und Elia spürte darin, wie Gott jetzt ganz nah bei ihm war. Martin Luther hat diese Gegenwart Gottes sehr schön übersetzt. Wörtlich heißt es sogar, dass Gott in einer „hörbaren Stille“ war. Der große jüdische Religionsphilosoph Martin Buber hat das mit „verschwebenden Sein“ übersetzt. Das hebräische Wort ist kaum zu übersetzen. Aber inhaltlich bedeutet es, dass Gott nicht so sehr bei großen und lautstarken Treffen zu finden ist als vielmehr in der Stille und beim leisen Hören auf das biblische Wort.

Bei den Rückfragen nahm die Diskussion über die sog. Prädestinationslehre breiten Raum ein. Hintergrund war die Feststellung, dass auch Elia erst im Nachhinein die Gegenwart Gottes gespürt hat. Pfr. Gerhard Metzger verwies auf die Erfahrung von Mose aus dem zweiten Mosebuch 9, 16. Dort geht Jahwe an Mose vorüber, hält seine schützende Hand über ihn und Mose sieht im Nachhinein, wie Gott in seiner Nähe war. Der Apostel Paulus nimmt diese Geschichte im Römerbrief auf. „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. so liegt es nun nicht an jemandes wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen„. Dieses Wort zeigt, dass Gott beim Menschen immer der Handelnde ist, dass dieser zu ihm kommen und an ihn glauben kann. Letztlich können wir als Menschen das aber nie ganz begreifen!!

Ökumenischer Gottesdienst (Fest des Lebens) am Samstag, 21.11.2020 um 16.30 Uhr in der Katholischen Kirche

In den letzten Jahren hat es sich der Runde Tisch christlicher Gemeinden und Gemeinschaften zur Aufgabe gemacht, mit dem Feiert-Jesus-Fest und dem späteren „Fest des Lebens“ dem Totensonntag und der Trauer um unsere Verstorbenen, einen Leuchtpunkt für das Leben entgegen zu setzen.
Auch in diesem Jahr gibt es einen kleinen Gottesdienst, der sich etwas anders gestaltet. Er findet am Samstag, 21.11.2020 um 16.30 Uhr in der katholischen Kirche in Hersbruck statt. Eine Band wird den ökumenischen Gottesdienst unter dem Motto „Wir sind da!“ musikalisch und meditativ ausgestalten. Der Gottesdienst wird unter den bestehenden Hygieneregeln gefeiert.