Archiv der Kategorie: Allgemein

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 183 vom 14.09.2020

Bergfest

Schau doch mal, wie die vielen Tische heute gedeckt sind. Die feiern vermutlich irgendein Fest“. Meiner Frau fällt so etwas sofort auf. Bei mir geht das eher vorüber. Aber nach ihren Worten sehe ich auch die Veränderung. Der Speisesaal des Reha-Zentrums Usedom in Kölpinsee hat an diesem Abend ein anderes Gesicht. 2005 sind wir mit unserem kranken Sohn Simon auf der „Juni-Kur“. Neben den Pfingstferien kann ich mir noch einige Tage frei nehmen und insgesamt vier Wochen verbringen wir dort die Kur, damit Simon die bestmöglichste Unterstützung erhält. Irgendwann gegen 19.00 Uhr treten viele Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger in den Speisesaal. Sie setzen sich an die festlich geschmückten Tische und verbringen offenbar einen sehr schönen Abend miteinander. Natürlich haben wir am nächsten Tag nach dem Grund dieses Festes gefragt. „Wir feiern das Bergfest“ wart die Antwort. „Bergfest, habe ich noch nie hier gehört. Die höchste Erhebung hat hier doch gerade mal 58 m“ – war meine Antwort. „Das Bergfest feiern wir hier im Osten, wenn genau die Hälfte der Arbeitszeit im Jahr vorüber ist. Jetzt werden die Arbeitstage in diesem Jahr weniger“. Ich war erstaunt über diese Erklärung. Gleichzeitig war ich überrascht, dass solch ein Fest wahrgenommen wird. Immerhin ein Grund, mit einer kleinen Feier das Miteinander im Kreis aller Mitarbeiter/-innen zu fördern. Heute ist für mich dieses Bergfest.

Wie lange hast du denn vor, diese Updates zu schreiben?“ wurde ich vor allem Ende Mai/Anfang Juni gefragt. Langsam aber sicher, begann damals die Arbeit wieder. Gottesdienste werden seither gefeiert, Besuche können wieder durchgeführt werden, kleine Gruppen treffen sich, ein Gemeindebrief ist fertiggestellt worden und der zweite in Vorbereitung. Alles läuft noch auf Sparflamme. Die Arbeit in der Kirchengemeinde ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Alle hoffen, dass irgendwann ein Normalzustand erreicht werden kann. Keiner weiß bis jetzt, wie und wann das gehen soll. Mit dem Virus müssen wir wohl künftig leben, so wie das auch mit anderen Viren der Fall ist.

Ich will genau ein Jahr meine Updates schreiben“ gebe ich zur Zeit zur Antwort. Schaffe ich das, dann wird das Letzte am 15.03.2021 geschrieben. Dann feiere ich heute mit dem Update 183 das Bergfest. Damit habe ich die Hälfte erreicht. So ist heute das Ziel zu sehen. Jedenfalls geht die Wegstrecke jetzt hinunter so wie bei einer schönen Bergwanderung. Der Anstieg ist anstrengend, die Aussicht belohnt für alle Mühe, der Abstieg fällt leichter. Vielleicht ist das auch bei meinen Updates der Fall. Und hoffentlich werden sie auch noch künftig gelesen.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 182 vom 13.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Mein letztes Rennen – hoffentlich nicht

Sein letztes Rennen“. Für mich gilt dieser Film mit Dieter Hallervorden zu den besten Filmen überhaupt. Der Schauspieler verkörpert darin Paul Averhoff (ist eine fiktive Person), der 1956 olympisches Gold im Marathon gewann. Jetzt muss er mit seiner Frau Margot ins Altersheim. Aber Basteln und Singen sind nicht seine Sache. Er fängt wieder an zu trainieren, er will noch einmal einen Marathon über 42, 2 Kilometer schaffen. Da stirbt seine Frau und Paul will sein Versprechen halten, das Rennen alleine zu beenden. Die Heimleitung will das unbedingt verhindern und Paul wird ruhiggestellt und fixiert.

Aber der Pfleger Tobias und ein Bewohner befreien ihn heimlich und bringen ihn an den Start. Kurz vor dem Ziel bricht er im Berliner Olympiastadion zusammen. Mit letzter Kraft steht er auf. Die Zuschauer applaudieren und er erreicht erschöpft, aber glücklich die Ziellinie. 2014 erhält Dieter Hallervorden den deutschen Filmpreis für die „beste männliche Hauptrolle“ des Jahres. Und spätestens dann weiß jeder, dass er nicht nur der Komiker ist, dessen Sketche in „Nonstop nonsens“ tatsächlich durchaus Geschmackssache sind. Er ist ein wunderbarer Schauspieler, der auch mit „Honig im Kopf“ ein Jahr später eine überragende Leistung gezeigt hat. Am 5.9. dieses Jahres ist er 85 Jahre alt geworden.

Aber warum denke ich heute an ihn? Gestern früh habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Halbmarathon auf Zeit gewalkt. Er wurde als Europameisterschaft ausgeschrieben. Bei diesen 21, 2 km musste ich sechsmal den Schmausenbuck in Nürnberg steil hinauf und dann wieder herunter. Ich habe mir vorher die Startliste angeschaut und gedacht: „Oh je. Alles tolle Läufer, die ich von den letzten Jahren her kannte. Nur ganz wenige haben sich an dieses Strecke herangetraut“.

Also gab es für mich zwei Ziele: Nicht Letzter werden und diese mörderische Strecke in drei Stunden schaffen. Tatsächlich habe ich beide Ziele geschafft. Aber die letzte Runde war wirklich sehr schwer. Sechs Tage vorher meinte jemand zu mir: Bei deinen Rennen in Nürnberg denke ich an „Sein letztes Rennen“. Ehrlich gesagt: Ein wenig fühle ich mich aus so heute früh. Ich spüre noch die Müdigkeit in den Knochen und die Muskeln sind noch nicht ganz weich. Aber es ist doch gut, sich immer wieder einmal neue Ziele zu setzen und hinterher ein gutes Gefühl zu haben. Und vielleicht fahre ich heute mittag nach dem Gottesdienst noch einmal hin. Dann werden 16, 1 km in Angriff genommen und das gilt als Deutsche Meisterschaft. Naja, wenigstens haben diese Rennen wichtige Bezeichnungen. Und hoffentlich bin ich körperlich und mental in der Lage, auch morgen ein Update zu schreiben!!!!

Auf dem Bild bin ich vor dem Start mit Ortwin Kalb zu sehen. Die Zeiten stehen noch nicht ganz fest. Aber Ortwin war mindestens 15 Minuten schneller als ich. Herzlichen Glückwunsch!!

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, update 181 vom 12.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Moria

Feuer verwüstet Flüchtlingslager Moria“. Das ist in diesen Tagen eine große Schlagzeile. Dieser Ort auf der griechi8schen Insel Lesbos im Mittelmeer beherbergt zurzeit etwa 12.600 Flüchtlingen, obwohl nur 2.800 Plätze zur Verfügung stehen. Bei diesen Zuständen ist es kein Wunder, dass der Ort wegen mehrere Corona-Fälle unter Quarantäne steht. Viele Flüchtlinge wollen von dort fliehen um sich nicht anzustecken. Aber sie dürfen nicht. Zurzeit gehören die Behörden davon aus, dass dieses Feuer durch Brandstiftung gelegt worden ist. Wegen der Windböen ist ein Löschen nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Ein Kommentator meint: „Europa fehlt eine realistische Vision“.

All diese Gedanken und allein der Name „Moria“ lassen mich daran erinnern, dass ein Ort „Moria“ eine sehr große Rolle in der Bibel spielt und nicht nur für uns Christen ganz wichtig geworden ist. „Moria“ ist nämlich der Ort, an dem Abraham seinen Sohn Isaak gebunden hat. Sie steht im 1. Buch Mose im 22. Kapitel und ist eine der umstrittensten Geschichten der Bibel überhaupt. Gott befiehlt darin Abraham, seinen Sohn Isaak zu opfern. An der Opferstätte hält ein Engel Abraham jedoch im letzten Moment davon ab, seinen Sohn zu töten. Abraham wird für seine Gottesfurcht belohnt, da er bereit war, dieses große Opfer zu bringen.

Wer sich hier an die Historie klammert, der kann tatsächlich schnell ins Grübeln kommen, was das für ein Gott ist. Interessant ist für mich, dass diese Geschichte in den früheren Schriften des Alten Testamentes nicht stand. Sie ist relativ spät dort eingefügt worden. Das zeigt mir, dass sie einer besonderen Auslegung bedarf. Sie ist schon in der jüdischen Überlieferung ein Hinweis darauf, dass der Tod überwunden wird und ein neues Leben der Auferstehung erwartet werden kann. Deshalb haben Christen diese Geschichte schon immer auf das Kreuz von Jesus gedeutet. Er hat sich am Kreuz geopfert, damit die Gnade Gottes umso deutlicher wird.

Heute wird dieser Wort „Moria“ auf dem Tempelberg verortet. Und damit ist dieser Berg (und damit die Stadt Jerusalem) der Mittelpunkt aller drei monotheistischer Religionen. Für die Juden ist es der Ort der Bindung von Isaak. Für die Christen ist es der Ort, in dem Jesus gekreuzigt und auferstanden ist. Für Moslems ist es der Ort, an dem Mohammed mit seinem Rappen zum Himmel hinaufgeritten ist. Und Muslime feiern bis heute das sog. „Opferfest“ zur Erinnerung an das Geschehen um Abraham und Isaak. Es ist für sie immerhin der höchste Festtag.

Was ich auch noch interessant finde! „Moria“ bedeutet „Jahwe ist mein Lehrer“. Der Ort Moria ist das Land, in dem man sehen (erkennen) wird. Und das würde ich mir wünschen in diesen komischen Zeiten. Dass die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft sehen und erkennen, was konkret zu tun ist um nicht nur Flüchtlingen zu helfen, sondern einwirken auf Staatsmänner, dass solche Flüchtlingsströme gar nicht erst geschehen müssen.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 180 vom 11.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Eine neue Zeitrechnung?

Es ist früher Nachmittag. Ich fahre mit dem Auto nach Reichenschwand zum Hausarzt. Ich weiß gar nicht mehr den Grund meines Arztbesuches. Ich bin froh gestimmt. In der Früh feierte ich mit zwei Mitarbeiterinnen aus der Arbeit mit Kindern einen sehr schönen Schulanfangsgottesdienst in der Thomaskirche für die Schulanfänger. Wir sangen fröhliche Kinderlieder mit Bewegungen und hatten das Gefühl, die Schüler/-innen mit der Botschaft sehr gut erreicht zu haben. Ein Fahrradschlauch diente als sichtbares Symbol für die Verkündigung. Solch ein Fahrradschlauch kann prall aufgepumpt oder platt sein. So kann es mir auch in der Schule gehen. Ich kann mich darauf freuen oder Ängste haben. Gott verspricht euch, immer da zu sein, auch wenn wir ihn nicht sehen. Er hilft uns, dass wir nicht nur Lernen, sondern dass wir auch viele gute Freunde finden. So lautete die mutmachende Botschaft an diesem Morgen.

Am Nachmittag steht also der Arztbesuch an. Auch auf solch einer kurzen Strecke schalte ich wie immer „B 5 aktuell“ ein. Bei diesem Sender höre ich schnell die Kurznachrichten und bin informiert. Aber an diesem Tag verschlägt es mir auf diesen nur drei Kilometer langen Weg die Sprache und die mutmachende Botschaft vom morgen ist schnell vergessen. Kurz nach der Ausfahrt auf die B 14 höre ich die Schlagzeile: „Die Twintower in New York brennen“. Dann ein paar Meldungen über Terrorangriffe durch Flugzeuge auch auf andere Gebäude in der USA, erste Meldungen über Tote und dass die gesamte Lage noch unübersichtlich ist. Auf dem Parkplatz beim Hausarzt angekommen, höre ich noch kurz in die Worte des Korrespondenten hinein. Es wird vermutet, dass es ein Anschlag ist, der von Osama bin laden ausgegangen ist.

Ich gehe in die Arztpraxis und dort wird schon lebhaft diskutiert über den Islam und seine kriegerischen Ziele. Ich höre einfach zu, bete leise vor mich hin und denke an die Opfer und ihre Angehörige. Der Arztbesuch dauerte insgesamt nur 15 Minuten. Ich fahre schnell nach Hause und daheim angekommen rufe ich noch als Gruß in die Runde der Familie: „Habt ihr schon gehört. Es gab einen Anschlag in New York“. „Ja, wissen wir schon längst. Läuft im Fernseher“. Und dann saßen wir an diesem Tag noch viele Stunden vor diesem Medium, das damals neben Radio und noch ohne Internet und Smartphone der einzige Nachrichtenkanal war.

Heute vor genau 19 Jahren, am 11.09.2001 waren diese Schreckensbilder zu sehen. Es stürzte die Welt in einer dauerhaften Krise, die bis heute noch andauert. Das Ereignis hatte Folgen für die globale Welt. Der Afghanistankrieg, die Änderung der Weltordnung, das politische Erwachen der arabischen Staaten, die Erfahrung, dass eine Weltmacht wie die USA verletzt werden kann.

Ich ertappe mich oft in Gedanken und in den Worten, dass ich „vor dem 11.09.“ und „nach dem 11.09.“ spreche, wenn ich mit anderen über Weltpolitik diskutiere. Noch aber ist unsere Zeit in „v. Chr.“ und „n. Chr.“ eingeteilt. Aber manche Krisentermine haben sich fest in meine Gedanken eingeprägt. Und dazu gehört auch der 11. September 2001. Ich bin gespannt, ob die Menschen in ein paar Jahren von „vor Corona“ und „nach Corona“ sprechen werden.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 179 vom 10.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Auf geht’s nach München

Das war wirklich eine beeindruckende Vorstellung am 14.08.2020. Im Viertelfinale der diesjährigen Championsleague gewinnt Bayern München gegen den FC Barcelona mit 8 : 2. Gestern habe ich davon geschrieben, wie ich Fan dieses bayrischen Fußballvereins wurde in einer Zeit, in der niemand auch nur mit einem Gedanken daran gedacht hat, was aus diesem Verein einmal werden würde: der Sportverein mit den meisten Mitgliedern auf der Welt.

Also fahren meine Frau und ich einen Tag nach dem Viertelfinalspiel der Championsleague nach München. Das war am 15.08. und damit an unserem 39. Hochzeitstag. Was für ein Wunsch: den Hochzeitstag in München zu verbringen, vor allem nach diesem besonderen Fußballspiel. Das Wetter war angenehm. Nicht zu heiß und nicht zu kalt. Ein paar Wolken am Himmel.

Wir setzen uns ins Auto und fahren los. Zuerst in Richtung Lehental. Wir kommen nach Oed, fahren weiter nach Neukirchen b. Sulzbach-Rosenberg. Dort gibt es eine kleine Kaffeepause und dann endlich die letzte Etappe. Wir biegen vor Hirschbach nach links ein und dann sind wir da. „München“ steht groß auf dem Ortsschild. Nach fast 24 Jahren hier in der Hersbrucker Schweiz sind wir endlich einmal in München angekommen. Es gibt etwa 15 Häuser zu sehen. Alles ist ruhig. Von einem Fernsehturm oder einer Allianz-Arena ist nichts zu sehen. Wir fahren ganz durch und parken an einem Wanderparkplatz. Wir gehen in den Wald hinein auf einen herrlichen Wanderweg in Richtung Hirschbach. Sanfter Waldboden lässt das Herz höher schlagen. Es tröpfelt ein wenig und wir kehren um. Am Auto angekommen, steigen wir ein und fahren nach Hause.

Ich denke: Endlich war ich in München. Wenn auch nicht in der bayrischen Hauptstadt. Aber so kann es gehen. Leicht ist etwas zu verwechseln. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dem Wirt beim Kaffeetrinken. Er meinte spitzbübisch: „Ich habe schon mit Auswärtigen gewettet, dass ich in 15 Minuten in München mit dem Fahrrad bin. Manche haben sich darauf eingelassen und ich habe die Wette gewonnen“. So kann man sich täuschen. Manchmal ist es eben so, dass zwei das gleiche sagen, aber nicht dasselbe meinen.

Es ist fast so wie in der Coronakrise. In letzter Zeit häufen sich die Diskussionen um Verschwörungstheorien. Ich habe gelesen, dass manche leugnen, dass es diesen Virus überhaupt geben würde. Und zum Thema „verwechseln“: Bei den vielen Tests wurden auch schon welche verwechselt bzw. positiv Getestete sind nicht mehr auffindbar. Das ist für mich auch im Nachhinein wirklich überraschend, was das Wort „München“ in mir ausgelöst hat.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 178 vom 09.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Zu den Siegern gehören wollen (Dieses Update ist in verkürzter Form im Gemeindebrief September/Oktober 2020 erschienen)

Am 17.06.2020 sitzen die Pfarrer der Regionalgruppe Hersbruck im Nikolaus-Selnecker-Haus zusammen. Überlegt wird, ob und wann wieder ein gemeinsamer Gemeindebrief inmitten der Coronakrise geschrieben werden soll. Ende August/Anfang September soll einer erscheinen. „Wer macht die Andacht auf der ersten Seite? Gerhard, Du hättest doch diese beim normalen Gemeindebrief Anfang Mai geschrieben. Wie wäre es also damit?“ „Ja, stimmt. Ich hatte zwei tolle Bilder von Schülerinnen aus der vierten Klasse zum Pfingstgeschehen und die Andacht war schon abgeschickt. Aber von diesem Thema kann ich jetzt erst einmal nicht mehr schreiben“. „Dir fällt schon etwas ein. Schließlich schreibst Du doch seit dem 16.03. jeden Tag etwas“. „O.k., mach ich. Irgendetwas wird mir schon einfallen“.

Aber welches Thema soll ich jetzt Ende August/Anfang September nehmen? „Nicht schon wieder etwas über Corona“ – war mein Stoßseufzer. Der „normale“ Gemeindebrief wäre Ende Juli erschienen. Ganz klar: Da ist das Thema „Urlaub, Ruhe, Erholung“ dran. Da hat die Bibel viel zu sagen. Erntedankfest ist auch erst im Oktober. Zu spät für ein Thema auf der ersten Seite.

Also nehme ich meinen Kalender her und denke über Tage Anfang September in meinem Leben nach. Da fallen mir Gedanken zum 09.09. ein. Und damit habe ich mein Thema. Denn ich erinnere mich an den 09.09.1966. Es ist ein Freitag. Ich stehe mit so zehn anderen Jungs in der Mitte unseres Dorfes Habelsee. Jeder hat sein Fahrrad in der Hand und es kommt zum Gespräch. Die anderen diskutieren lebhaft über eine Fußballmannschaft, den sie den „Club“ nennen. Ich habe keine Ahnung von wem sie reden. In mir ist mit meinen acht Jahren eine Fußballbegeisterung erst vor kurzem erwacht, weil ich die Fußballweltmeisterschaft in England verfolgt habe. Das sog. „Wembleytor“ ist heute noch in aller Munde bei Fußballkennern. Meine Freunde reden und reden über den „Club“ und wie toll dieser ist und dass er deutscher Rekordmeister ist. Diese Empathie hat mir gefallen. Im Stillen habe ich bei mir gedacht: Ich will jetzt auch ein Fan des besten deutschen Fußballvereins sein. Aber wie bekomme ich das heraus? Ich denke mir: „Na, das ist der, der morgen am höchsten gewinnt“.

Gespannt warte ich auf die Ergebnisse des Spieltages. Am Abend in der Sportschau passe ich genau auf und lese, dass der Karlsruher SC zu Hause gegen Bayern München mit 1 : 6 verloren hat. Keine andere Mannschaft hat an diesem Spieltag höher gewonnen. Also muss dieser Verein, der FC Bayern München, jetzt mein Verein sein so wie auch bei den anderen Freunden im Dorf. Einen Tag später habe ich stolz verkündet, dass ich jetzt auch wie sie Fan von Bayern München bin. Aber die anderen schauen mich mitleidenswert an. „Fan von Bayern München. Bist du blöd? Wie kannst du das denn sein? Diese Mannschaft ist doch erst einmal deutscher Meister geworden. Wir sind Fans vom 1. FC Nürnberg“. Da hatte ich es. Anscheinend hatte ich auf das falsche Pferd gesetzt.

Mir war damals wichtig, ganz vorne dabei zu sein. Ich wollte zu den Siegern gehören. Damals gewann übrigens Fortuna Düsseldorf bei Hannover 96 mit 2 : 0. Viel hätte also nicht gefehlt und ich wäre Fan von Fortuna Düsseldorf geworden. Offenbar hatte ich im Hinterkopf schon etwas geahnt von dem, was Paulus so ausdrückt: „Wisst ihr nicht: Die im Stadion laufen, die laufen alle, aber nur einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge, jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen“ (1. Korinther 9, 24 – 25).

Und irgendwie wollte ich zu den absoluten Siegern gehören. Das Gelächter der anderen von damals höre ich manchmal heute noch in meinen Ohren. Heute allerdings lacht mich dafür keiner mehr aus.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 177 vom 08.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Mein erster Schultag

Heute ist Schulanfang. In normalen Zeiten feiern wir einen lebendigen Gottesdienst mit den Schulanfängern. Der ökumenische Gottesdienst zeichnet sich vor allem durch viele Kinderlieder aus, die mit Bewegungen unterstützt werden und in denen auch die Erwachsenen mitmachen. Da gibt es auch ein paar Klassiker wie z.B. „Volltreffer“, „Einfach spitze, dass du da bist“, „Bist du groß oder bist du klein“ oder auch „Gottes Liebe ist so wunderbar“.

In diesem Jahr ist alles anders. Mit der Maske singen wollten wir den Kindern nicht zumuten. Auch die Anzahl der Teilnehmer ist beschränkt. In normalen Zeiten erlebe ich, wie die Eltern sich Urlaub nehmen, die Großeltern und Verwandte dabei sind und hinterher geht es noch zum gemeinsamen Essen in eine Gastwirtschaft. Viele Großeltern geben auch noch eine Schultüte weiter. Einmal hat mir ein Erstklässer gesagt, dass er insgesamt vier Schultüten bekommen hat.

Meine Gedanken gehen zurück an meine eigene Einschulung. Solch ein großes Fest wie heutzutage war das damals nicht. Bei uns waren höchstens die Mütter dabei. Schulgottesdienst wurde zum Anfang gefeiert, aber mit Kirchenchorälen und Orgelspiel. Dann noch kurz in die Schule und das obligatorische Klassenfoto. Wir waren insgesamt 6 Kinder, im Jahr vorher waren es über zehn und im Jahr danach auch fast 10 Kinder. In drei Jahren wurden von 1963 – 1965 in einem Dorf wie Habelsee mit etwa 200 Einwohner fast 30 Kinder eingeschult. Nach heutigen Maßstäben unvorstellbar. Ich sage oft: „Wir waren sechs Kinder in einem Jahr, jetzt ist es ein Kind in sechs Jahren“.

Meine Gedanken gehen zurück an meine eigene Einschulung. Solch ein großes Fest wie heutzutage war das damals nicht. Bei uns waren höchstens die Mütter dabei. Schulgottesdienst wurde zum Anfang gefeiert, aber mit Kirchenchorälen und Orgelspiel. Dann noch kurz in die Schule und das obligatorische Klassenfoto. Wir waren insgesamt 6 Kinder, im Jahr vorher waren es über zehn und im Jahr danach auch fast 10 Kinder. In drei Jahren wurden von 1963 – 1965 in einem Dorf wie Habelsee mit etwa 200 Einwohner fast 30 Kinder eingeschult. Nach heutigen Maßstäben unvorstellbar. Ich sage oft: „Wir waren sechs Kinder in einem Jahr, jetzt sind es ein Kind in sechs Jahren“.

Ich schaue auf mein Klassenfoto. Es ist auch nach 56 Jahren gut zu erkennen, wer ich bin. Ich habe schon damals mit den „Pfunden kämpfen“ müssen. Was mir auch noch auffällt: Ich halte als Einziger die Schultüte so komisch. Vermutlich war das unbewusst. Ich erinnere mich nicht, dass ich das als „Rebell“ gemacht habe. Das war mir offenbar bequemer und ich habe nicht auf die anderen geschaut. Dann hätte ich das wohl bemerkt und vielleicht die Schultüte auch „richtig“ gehalten. Nach Schulgottesdienst, Klassenfoto und ein paar gute Worte für Mütter und Schulkinder, gingen wir nach Hause. Und dort wartete auf uns die Mitarbeit auf dem Hof. Ein „erster Schultag unplugged“ – wie es heute neuhochdeutsch genannt wird. Gemeinsames Festessen mit Verwandtschaft in einer Gastwirtschaft – undenkbar im Jahr 1964. Schule – das gehörte zum Leben dazu wie das Essen. Einschulung gab es im Vorübergehen. Ich freue mich, dass die Schulanfänger das heutzutage anders erleben.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 176 vom 07.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ein Wassereimer als Lebensretter

Wir haben Anfang September. Wenn ich auf die Felder schaue, sehe ich kein Getreide mehr. Die Maisfelder stehen noch. Aber auch sie werden bald abgeerntet sein. Früher war das anders. Zum einen gab es vor rund 50 Jahren noch die sog. Sommergerste. Sie wurde hauptsächlich verkauft und mit ihr wurde Bier gebraucht. Auch den Sommerweizen sehe ich praktisch nicht mehr. Dieser wurde in meiner Kindheit fast immer erst im September gedroschen.

Diese zu Ende gehende Erntezeit erinnert mich an eine Krisensituation, an die ich mich selbst nicht mehr erinnere. Mein Vater hat sie mir aber oft genug erzählt. Ich war etwa 3 Jahre alt. Wir hatten zu dieser Zeit einen „Ködel & Böhm“ als Mähdrescher. Damals noch mit Sackabfüllung. Deshalb saß mein Vater vorne auf dem Fahrersitz und mein Opa oder ein Mann aus dem Dorf kümmerte sich darum, dass der volle Getreidesack an die Seite gestellt und ein neuer leerer Sack eingespannt wurde. In der Regel war die Plattform so groß, dass mein Vater einmal um das Feld dreschen konnte oder zumindest einmal in der Länge zum nächsten Ende. Als kleiner Junge war ich natürlich bei diesem Dreschen immer dabei. Am Ende des Feldes stand ein Gummiwagen und auf diesen wurden die vollen Säcke abgeladen.

Eines Tages fährt mein Vater mit dem Mähdrescher zum Wagen und sieht, dass sich dieser ein wenig bewegt hat. Offenbar war die Handbremse nicht richtig festgemacht bzw. der Bremsklotz lag nicht unter dem Reifen. Der Gummiwagen wurde aber von einem Eimer aufgehalten. In diesem war Wasser zum Kühlen der Getränke. Dann die Überraschung: Hinter dem Eimer lag ich und schlief. Irgendwie hatten die beiden Männer in der Hitze des „Erntegefechtes“ nicht gemerkt, dass ich nicht mit auf dem Mähdrescher war. Der Getreidewagen stand – Gott sei Dank – nicht allzu abschüssig. Dennoch weiß keiner, wie diese Situation ausgegangen wäre, wenn der Eimer nicht direkt vor mir gestanden hätte. Vielleicht wäre der Wagen auch über mich gerollt und hätte mich zerdrückt.

Im Nachhinein war es auch für meinen Vater natürlich – bei allem schlechtem Gewissen – ein Gottesgeschenk, dass ich überlebt habe. Denn das lese ich oft genug in der Zeitung, dass bei landwirtschaftlichen Arbeiten Kinder ums Leben kommen. Ich kann für mich heute nur die Worte aus dem Psalm 107 beten: „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 175 vom 06.09.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Lektor Erich Söhnlein

In welcher Art von Organisation wollen wir arbeiten?

Die meisten von uns gehen einer Arbeit nach, die irgendwie in einem Betrieb, einer Firma stattfindet. Und sobald wir dort ankommen, sind wir plötzlich in einer gewissen Rolle: Wir sind Mitarbeiter, wir sind Kollegen, wir sind vielleicht auch Vorgesetzte oder sogar Eigentümer. All das ist die sogenannte Organisation. Und in einer Firma, in einer Organisation, geht es darum, dem Zweck des Unternehmens zu dienen. Das kann dann sein, zum Beispiel möglichst leckeres Brot zu backen, oder Kindern etwas beizubringen, oder Autoteile herzustellen (in meinem Fall). Das kann aber auch ein Verein oder eine Kirchengemeinde sein.

Viele Unternehmen sind mittlerweile so groß, dass nicht einmal mehr der Chef in der Lage ist, alle Details genau zu kennen. Ab einer gewissen Größe kommt es zu einer Spezialisierung, zu einer Teilung der Aufgaben und zur Bildung von Abteilungen. Abteilungen sind genau das, was das Wort sagt: Unterteilung eines vormals zusammenhängenden.

Viele von Euch wissen vielleicht, dass ich mich derzeit beruflich mit dem Bilden von Organisationen beschäftige, und man kann dazu viele kluge Artikel und Bücher lesen, z.B. von Peter Drucker, Frederick Taylor oder Alfred Sloan, wie man das am sinnvollsten macht.

Wenn das Geschäft wächst, dann gibt dort viele gute Tipps, wie man sinnvoll unterteilt, Leute nach harten Kriterien als Leiter aussucht, auch gerne mal einen Spezialisten oder eine erfahrene Führungskraft von einem Konkurrenten abwirbt. Wichtig ist bei allem, was man an- und umbaut an der Organisation, dass es danach besser läuft, als vorher.

Ein besonderes Buch, dass ich allen Chefs ans Herz lege, ist die Bibel. Vor allem die Apostelgeschichte. Dort wird mit sehr vielen Details beschrieben, wie der engste Kreis um Jesus, die Zwölf, wie sie dort heißen, die erste Gemeinde gründen, missionieren, Gemeindewachstum begleiten, soziale Dienste ins Leben rufen und mit Konflikten innerhalb und außerhalb der Gemeinde umgehen müssen.

Klar, die gesamte Bibel ist voller guter und schlechter Beispiele für Führungskräfte. Die Apostelgeschichte hat jedoch den Charme, dass wir dort Menschen finden, die aus Lebenssituationen kommen, die wir heute auch so kennen, mit Problemen und Lösungen, die uns näher erscheinen, als manch andere Stelle in der Bibel.

Im Kapitel 6 finden wir so eine Situation:

Die Gemeinde in Jerusalem war in kurzer Zeit stark gewachsen. Immer noch lag an den 12 Gründungs-Aposteln, die Gemeinde zu leiten, zu predigen, Gottesdienste zu halten und auch die Sozialdienste zu koordinieren.

Bei ihnen lag praktisch alles, um das man sich in einer Kirchengemeinde kümmern musste, möglicherweise noch etliches mehr, da die Gemeinde im Wachstum war.

Jedes neue Gemeindeglied wollte eingebunden werden, es mussten ständig neue, größere Räume für Versammlungen gefunden werden, und im Zentrum stand der Auftrag Jesu, seine frohe Botschaft zu erzählen, dass möglichst viele Menschen zum Glauben kommen. Menschen, egal, wer sie sind.

Gut, in den allermeisten Fällen waren das Juden. Eine gewisse Anzahl der neuen Mitglieder waren hellenistische Juden, Menschen also, die aus dem griechischen Kulturkreis kamen, meist griechisch sprachen und sich auch anders benahmen. Und einer der karitativen Dienste in der Gemeinde war, eine Art Tafel, eine Versorgung der Witwen mit dem Nötigsten. Das war vor allem für Witwen etwas sehr wichtiges, weil sie oft nach dem Tod des Mannes komplett ohne Versorgung dastanden.

Es war den Aposteln wichtig, dass innerhalb der Gemeinde echte Christusliebe wirklich praktiziert wird, und allen Witwen so gut es ging geholfen wird. Aus anderen Kapiteln der Apostelgeschichte wissen wir, dass die Gemeinde das Teilen der Güter untereinander sehr ernst nahm.

Nun aber passierte etwas eigentlich vollkommen normales: Die Apostel waren zwar zu zwölft, aber halt auch nur zwölf, und es kam der Punkt, an dem auch zu zwölft nicht mehr alles mit gleicher Qualität zu schaffen ist. Ausgerechnet die Witwen auf Seiten der griechisch sprachigen Juden wurden vergessen bei der täglichen Versorgung! Schnell kam es Murren, dass es wohl Gemeindemitglieder erster und zweiter Klasse gäbe.

Die Zwölf mussten handeln. Sie hatten mehrere Möglichkeiten.

So hätten sie zum Beispiel das Murren ignorieren können. Bei einer Gemeinde im Wachstum kann sowas schon mal vorkommen und irgendwie hätte sich da schon einer drum gekümmert. Vielleicht noch aus der Ferne zugucken und erst reagieren, wenn es nicht mehr anders geht. Aussitzen nennt man das heute.

Eine andere Möglichkeit wäre auch gewesen, zwar einzugestehen, dass manches gerade nicht rund läuft, den Fehler aber eher außerhalb der eigenen Organisation zu suchen, vielleicht bei den griechischen Juden selbst, die sich da an die eigene Nase fassen sollten und proaktiv die eigenen Witwen besser versorgen sollten. Oder es liegt einfach daran, dass es eigentlich zu viele Witwen bei den griechischen Juden gibt. Heute ist das eine Art der Kommunikation, die nichts ändert, aber die Unternehmensleitung gut aussehen lässt. Ja, die 12 sind in gewisser Weise Unternehmer. Die Strategie und der Auftrag kommt von Gott.

Eine andere Möglichkeit wäre auch gewesen, zwar einzugestehen, dass manches gerade nicht rund läuft, den Fehler aber eher außerhalb der eigenen Organisation zu suchen, vielleicht bei den griechischen Juden selbst, die sich da an die eigene Nase fassen sollten und proaktiv die eigenen Witwen besser versorgen sollten. Oder es liegt einfach daran, dass es eigentlich zu viele Witwen bei den griechischen Juden gibt. Heute ist das eine Art der Kommunikation, die nichts ändert, aber die Unternehmensleitung gut aussehen lässt. Ja, die 12 sind in gewisser Weise Unternehmer. Die Strategie und der Auftrag kommt von Gott.

Oder, sie hätten Berater für Gemeindebau rufen können, die dann die Gemeinde mal umstrukturiert hätten, die Störer aus der Gemeinde entfernt hätten und zugleich Führungskräfte aus anderen Gemeinden einstellen können, ein paar Pharisäer. Die kannten sich schließlich sehr gut mit dem Teilen aus (vgl. Matth. 23).

Die Zwölf hätten als harte Manager reagieren können und recht schnell die erste Gemeinde in eine toxische Organisation umkippen können. Keine echte Liebe mehr, nur noch kalte Effizienz. Kein Verzeihen mehr, nur noch abstreiten und aussitzen von Verantwortung.

Und hier setzt das Lehrstück für heutige Führungskräfte an. Die 12 tun genau das richtige!

Die 12 stellen sich vor die versammelte Gemeinde und sprechen offen an, was in der Gemeinde vor sich geht.

Sie sprechen aber auch offen an, was ihnen wichtig ist, nämlich die Verbreitung des Wortes. Die Versorgung der Witwen ist es auch, aber der Auftrag der Wortverkündung darf darunter nicht leiden. Sie erklären klar, dass sie als 12er Leitungsteam sich auf das Wort konzentrieren wollen. Einfach, weil sie das am besten können.

Die Versorgung der Witwen soll in kompetentere Hände gelegt werden, und dafür darf die Versammlung 7 Männer bestimmen, die voll Geist und Weisheit sind sowie einen guten Ruf haben. Männer also, denen man dieses Amt zutraut. Leute, die durch ihre Art auch weitere Menschen anziehen, bei der neuen Aufgabe mitzumachen. Männer, die den Auftrag Jesu verstanden haben, die dienen wollen und nicht einfach ein prominentes Amt haben wollen. Männer, die in der Gemeinde gewachsen sind, die man kennt. Männer, die der Gemeinde und Gott dienen wollen.

Und man findet die 7 Männer, den Namen nach wohl alle selbst griechische Juden. Einer davon ist Stephanus, der später gesteinigt wird.

Und ganz wichtig: Es bleibt nicht dabei, die neue Organisation ernannt zu haben. Sie wird noch dem Gebet und dem Segen Gottes unterstellt. Erst dann kann sie wirken.

Die Rechnung geht auf! Die Gemeinde wächst schneller als vorher und das Problem war gelöst.

In welcher Organisation wollen wir sein? In einer toxischen? Jeden Morgen gehen wir mit Magenschmerzen hin und sind froh, wenn der Tag um ist. Die Zahlen passen, aber die Menschen, egal ob Mitarbeiter oder Führungskräfte brennen innerlich aus, der Urlaub wird zur Flucht aus der Organisation.

Oder träumen wir nicht von einer Organisation, wie sie Kraft des Heiligen Geistes und mit Jesus in der Mitte damals in Jerusalem entstanden ist? Tätige Liebe im Auftrag, aber auch im Miteinander. Liebe in der Wahrnehmung der Menschen, ihrer Unterschiedlichkeit und ihrer Probleme. Gemeinsames Gebet und Segnung der gefundene Lösung. Die Organisation als lebendiger Leib Christi.

Ein Traum? Etwas, das wir nur, wenn überhaupt im geschützten Biotop einer Kirche vorfinden? Nein, mitnichten! Es gibt sie tatsächlich, diese durch Liebe gewirkten Organisationen, heute, außerhalb von Kirchen oder ähnlichem. Es gibt sie, sogar mit großem geschäftlichen Erfolg.

Vielleicht kann ich in einem weiteren Update noch etwas mehr dazu schrieben. Seid gespannt.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 174 vom 05.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Gut oder Böse?

„Einer für einen – alle für einen“. Das war der Leitsatz der drei Musketiere. Ich habe davon gestern geschrieben. So schön dieser Satz klingt und auch richtig ist. Als Erwachsener habe ich mich vor allem als Pfarrer in Alerheim von 1988 – 1996 ein bisschen mehr mit dem 30-jährigen Krieg befasst. Irgendwie hat mir die Rolle von Kardinal Richelieu als der böse Schurke nicht gefallen. Die Rollen sind in diesem Film zu klar und eindeutig verteilt und ich wollte die geschichtlichen Ereignisse hinter diesen Film näher anschauen.

Kardinal Richelieu war Premierminister mitten in diesen grausamen Krieg des 17. Jahrhunderts. Weil der damalige französische König Ludwig XIII. wohl ein eher schwacher Regent war, musste sich Richelieu um die Stärkung der Zentralmacht kümmern. Diese lag im politischen Kampf mit den Habsburgern und damit mit dem „Heiligen Römischen Reich deutscher Nation“. Die Fehde zwischen Frankreich und Deutschland reicht also weit zurück. Der Kardinal war ein kluger Staatsmann und sehr guter Stratege. Als die Schweden die Schlacht bei Nördlingen am 5./6. September 1634 verloren hatten, erkannte Richelieu die Gefahr für sein Land. Als katholischer Kardinal schickt er militärische Truppen gegen den Papst und den katholisch geprägten Habsburgern.

Spätestens an dieser Stelle wird sichtbar, dass selbst der 30-jährige Krieg kein „Konfessionskrieg“ oder „Glaubenskrieg“ war. Allerdings wird die Religion oft missbraucht, um Emotionen und Ängste zu schüren (siehe mein Update 141 vom 03.08.2020). Kardinal Richelieu war also keinesfalls der Böse, wie er im Film „Die drei Musketiere“ hingestellt wird. Er hat seine Verantwortung als Ministerpräsident wahrgenommen und klug politisch gehandelt. Er war auch nicht der finstere Gegenspieler des Königs. Das erkenne ich auch daran, dass er von König Ludwig XIII. eine eigene militärische Leibwache erhalten hat. Natürlich hat er politische Gegenspieler ausgeschaltet. Er hat die Hugenotten bekämpft, die in Frankreich zu der Zeit einen Art „Staat im Staate“ hatten.

Diese Seite von Kardinal Richelieu will ich nicht leugnen. Auf der anderen Seite ist es diesem katholischen Staatsmann zu verdanken, dass nicht ganz Europa und vor allem auch nicht ganz Deutschland wieder rekatholisiert wurde. Vielleicht denken Sie daran, wenn der Film „Die drei Musketiere“ wieder einmal im Fernsehen läuft. Und wie bin ich auf diese Impulse gekommen? Am 09.09.1585 und damit fast genau heute vor 435 Jahren ist dieser Staatsmann geboren und hat in diesem Jahr ein Jubiläumsjahr. War er gut? War er böse?

Und warum denke ich jetzt an Bil Gates? Vor fünf Jahren hat er eine große Stiftung gegründet. Sein Ziel ist es, dass vor allem Kinder in ärmeren Ländern durch Impfungen geholfen werden soll, damit sie keine Krankheiten bekommen sollen, die für sie lebensgefährlich sind. Jetzt wurde er für viele zum großen Feindbild. Die Coronaepidemie ist nur ein Fake, damit seine Sichtweise der Welt sich durchsetzen kann. Mit dem Forschen nach einem Impfstoff gegen den Virus hat er die Möglichkeit, diese Welt „zu erobern“ und eine Art Weltmacht zu installieren. Ich habe diese Ansicht auch von einigen Christen gehört. Es wird auf das Interview mit ihm in der Tagesschau im April dieses Jahres verwiesen. Ich habe es mir angehört. Diese Behauptung über ihn finde ich darin nicht bestätigt. Ist er gut? Ist er böse. Auch hier gilt vermutlich das Wort von Jesus aus dem Matthäusevangelium: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ (Mt 7, 1).