Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 411 vom 30.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Optimismus – Pessimismus – Realismus

Die Lebenseinstellungen „Optimismus – Pessimismus – Realismus“ spielen zur Zeit eine sehr große Rolle. Prognosen über den Verlauf der Coronapandemie wurden von Anfang an gestellt. Wie oft habe ich bei Absage von Veranstaltungen gehört: „Dann halt im nächsten Jahr“. Aber so einfach war und ist es nicht. Auch für 2021 wurden schon viele „Events“ verschoben oder abgesagt. Selbst große und offenbar finanziell wichtige Turniere wie z.B. die Olympischen Spiele in Tokio oder die Fußball-EM stehen auf der Kippe. Jetzt berichten die Nachrichten, dass in Tokio jeder Teilnehmer täglich getestet werden soll.

Aber seit gestern gibt es vorsichtigen Optimismus dafür, dass die Lage sich in etwa drei Wochen ändern soll. Die Inzidenzzahlen steigen nicht mehr, sondern bilden eher so ein Art „Hochplateu“ mit leichter Tendenz, dass sie abnehmen.

Das alles erinnert mich an eine Erzählung meines Vaters aus seiner Kindheit. Er erinnert sich auch mit seinen 88 Jahren noch an seinen Konfirmator, Pfr. Deininger. Er hatte schon die Gabe, geistliche Zusammenhänge mit eindrucksvollen Beispielen zu erklären. Damals vor und während des Krieges war dieser Predigtstil nicht angesehen. Heute wäre das anders. Einmal hat er den Zuhörern erklärt, was unter den oben genannten Begriffen zu verstehen ist. Er meinte: „Optimismus ist, wenn einer sagt, der Emmentaler Käse besteht nur aus Käse. Pessimismus ist, wenn einer sagt, der Emmentaler Käse bestehe nur aus Löchern. Realismus ist, wenn einer sagt, der Emmentaler Käse besteht aus Käse und Löcher“.

Man kann ganz unterschiedlicher Meinung über dieses Predigtbeispiel sein. Ich finde es gut. Es ist sehr anschaulich. Und ganz ehrlich: Ich würde mir wünschen, wenn Politiker und Wissenschaftler gerade beim Coronavirus öfters mal anschaulicher sprechen würden. Dann würde ich mehr verstehen  und so manche Verordnung besser verstehen können.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 410 vom 29.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wo ist Schweigen angebracht?

Im Christentum sagt der liebe Gott gleichsam zu den Menschen: Spielt nicht Tragödie, das heißt Himmel und Hölle auf Erden. Himmel und Hölle habe ich mir vorbehalten“. Dieses Zitat könnte von einem großen Glaubenslehrer sein. Von „Himmel“ und „Hölle“ ist die Rede und davon, dass dies Gott vorbehalten ist.

Es stammt von dem großen Philosophen Ludwig Wittgenstein, der heute vor genau 70 Jahren, am 29.04.1951 in Cambridge gestorben ist. Ehrlich gesagt: Ich habe diesen Mann vor meinem Theologiestudium auch nicht gekannt. Um seine Philosophie wirklich zu verstehen, muss man ihn ganz genau studieren. Aber im Laufe des Studiums ist mir ein anderes Zitat von ihm tief ins Herz gegangen, an das ich in dieser Coronapandemie oft gedacht habe: „Was sich überhaupt sagen läßt, läßt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen“.

Ich denke an viele Diskussionen, Meinungen, Klarstellungen und Zielvorgaben aus dem Bereich der Politik und der Wissenschaft zum Coronavirus. Oft genug hatte ich das Gefühl: Zuhören und abwarten wäre keine schlechte Tugend. Aber schließlich stehen wir jetzt im Frühjahr 2021 vor der Bundestagswahl und der Wahlkampf hat begonnen. Aber öfters mal „Schweigen“, weil ich dazu nicht reden kann, wäre dennoch eine gute Tugend und wäre ein Zeichen von Größe. Aber vermutlich ist dieser Wunsch der Vater meiner Gedankens. Noch ein weiteres Zitat dieses großen Philosophen: „An einen Gott glauben heißt sehen, dass es mit den Tatsachen der Welt noch nicht abgetan ist. An einen Gott glauben heißt sehen, dass das Leben einen Sinn hat“.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 409 vom 28.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Sich die Hände – eine Geste geht verloren

Vor mir liegt die Hersbrucker Zeitung vom 24.05.2020 . Ich schaue das sog. „Magazin am Wochenende“ an. auf der ersten Seite sind fast immer interessante Berichte geschrieben. Bei dieser Ausgabe geht es wieder einmal um das Leben in der Coronakrise. Die Überschrift bringt mich zum Nachdenken. „Vom Ende eines Rituals“ lese ich. Dann heißt es weiter: „Der Handschlag ist mehr als eine Begrüßungsformel. Er kann Wichtiges besiegeln, Trost spenden, Vertrauen geben. Und man kann aus dieser Berührung auch mit geschlossenen Augen viel herauslesen. Die Hände verraten etwas über uns und den anderen. Doch jetzt dürfen wir sie einander nicht mehr reichen“.  

Soweit die Zeilen. Als Kind hat mich mein Vater am Samstagmorgen oft zum „Ferkelmarkt“ nach Rothenburg mitgenommen. Wenn sich Bauer und Schweinehändler einig waren, dann haben sie sich in die Hände geschlagen. „Abgemacht, so ist es“ hat das bedeutet. Theologisch gesagt haben beide ein „Amen“ gesprochen. Der Handschlag galt wie eine schriftliche Abmachung.  Begrüßung mit Handschlag gehörte für mich einfach dazu. Es ist eine Geste der Aufmerksamkeit und der Zuwendung. Menschen wenden sich einander zu und schauen sich (hoffentlich) dann dabei an. Vor einigen Jahren gab es im bayr. Landtag einen Abgeordneten, der u. a. auch Staatssekretär und Minister war. Er hieß Georg Schmidt. Und weil er so oft und so kräftig jedem die Hände gereicht hat, gab es für ihn den Spitznamen „Schüttelschorsch“. Ich habe ihn in meiner Dienstzeit in Alerheim im Dekanat Donauwörth selbst kennengelernt.

Ich habe bei allen meinen drei Pfarrstellen darauf geachtet, dass es diese Geste auch bei der Feier des Hl. Abendmahles gibt. Es sind innerhalb der Liturgie zwei Stellen, bei denen das zum Ausdruck gebracht werden kann. Einmal direkt nach dem liturgischen Friedensgruß. Die Leute wenden sich einander zu, geben sich die Hände und sagen: „Friede sei mit dir“. Nach der Austeilung geben sich die Menschen die Hand und ich spreche ein biblisches Wort. Mir ist aufgefallen, dass sich die einzelnen Kommunikanten vor dem Loslassen der Hände noch einen Händedruck weitergeben.

Die andere Seite ist die, dass dadurch offenbar Bakterien und Viren weitergegeben werden können. In manchen Arztpraxen hängt ein Schild mit den Worten: „Wir geben ihnen nicht die Hände, aber ein Lächeln“. In der letzten Woche hat mir ein Gemeindemitglied erzählt, wie er in solch einer Praxis war. Beim Hinausgehen sagte er zu der Helferin: „Mir fehlt noch etwas“. „Was denn, wir haben alle Arbeiten getan. Sie können wieder gehen?“ „Mir fehlt noch das versprochene Lächeln“ war die Antwort des Patienten.

Sich die Hände geben“. Es ist im Leben ein Paradox und in der Bibel auch. Wer kennt nicht das bekannte Zitat: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“ aus Ps 91, 11. Wenn Jesus geheilt hat, dann hat er oft die Hände auf jemanden gelegt. Beim Segnen ist das der Ritus für den Segnenden. In Zeiten von Corona kann ich nur mit Maske segnen. Ich hätte da gerne lange Hände von mindestens 1,5 m Sicherheitsabstand. Auf der anderen Seite sind Hände auch ein Symbol für die Macht Gottes. Auch strafend kann sich die Hand Gottes der Bibel nach auf die Menschen herabsenken. Und bei Hiob kommt beides zusammen: „Denn er verletzt und verbindet, er zerschlägt, und seine Hand heilt“ (Hiob 5, 18). Und so bin ich gespannt, ob und wann es wieder möglich sein wird, die segnenden, heilenden, tröstenden Hände als Pfarrer wieder zu gebrauchen ohne Angst vor Übertragung einer schlimmen Krankheit.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 408 vom 27.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

EWG

Was heißt denn „EWG“? Ich war noch nicht in der Schule, dass ich bei dieser Frage eines Tages zu meinem damaligen „Herrn Google“ gegangen bin, meinem Vater. Er hat es mir ganz ausführlich erklärt, dass diese Abkürzung „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft“ bedeutet. Dann gab es noch ausführliche Informationen über die damaligen sechs Gründerstaaten: Deutschland, Frankreich, Italien und die BENELUX-Länder. Und schon habe ich gelernt, dass Belgien, Niederlande und Luxemburg diesen Wirtschaftsverbund bilden und dass NE für „Netherland“ steht, dem internationalen Namen für unser Nachbarland.

Nur wenige Jahre später haben wir dann einen Fernseher bekommen, am 29.04.1967. Es war die Zeit der großen Familiensendungen am Samstagabend. Eine dieser Sendungen hat mich besonders fasziniert. Es war „Einer wird gewinnen“. Sie wurde ebenfalls mit EWG abgekürzt. Es gab Quizfragen für die Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern und zuletzt gab es den/die strahlende/n Sieger oder Siegerin. Im Rückblick wird mir klar, dass dieser Wettbewerb eher ein Art Beiwerk war. Im Mittelpunkt stand der Moderator der Sendung: Hans-Joachim Kulenkampff. Er plauderte vor den Zuschauern, schäkerte vor allem mit den weiblichen Teilnehmerinnen der Show und spielte bei allen Sketchen selbst mit. Er überzog „immer“ (und diesmal stimmt diese Bemerkung) um mindestens 30 Minuten. Er war ein Star und hatte dadurch viele Freiheiten. Von 1964 – 1987 lief diese Quizsendung im TV. In vielen anderen Sendungen und Filmen war Kulenkampff zu sehen. Meist war er der freundliche und etwas ältere Charmeur. Heute vor genau 100 Jahren, am 27.04.1921 ist er in Bremen geboren.

Den Titel der Quizsendung ist für mich wie ein Art Motto im Leben: Einer wird gewinnen. Das gilt bei Bewerbungen für einen bestimmten Arbeitsplatz. Das gilt für Pfarrstellenbesetzungen. Das gilt für Kanzlerkandidaturen und für Wahlsieger. Von diesem Motto leben viele „romantische“ Filme im Stil von „Rosamunde Pilcher“ oder „Inga Lindström“. Denn meistens gibt es viele Liebhaber und Liebhaberinnen, die sich im Verlauf eines Filmes erst finden müssen. Vielleicht ist das oft genug auch so im wirklichen Leben der Fall.

In der Coronapandemie gab es einen Wettlauf um die Entwicklung eines Impfstoffes. Jetzt diskutieren die Menschen, welcher mehr und welcher weniger Nebenwirkungen hat. Der heutige Geburtstag von Hans-Joachim Kulenkampff jedenfalls macht mir wieder einmal deutlich, dass es im richtigen Leben auch um Konkurrenzkämpfe geht und diese ein Zeichen dafür sind, dass „wir hier auf Erden noch nicht im Himmel sind“. Im Hinterkopf habe ich aber immer das Wort von Jesus „Vom Herrschen und Dienen“ aus dem Matthäusevangelium: „So sollt es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht“ (Matthäus 20, 26 – 27).

ZOOM-Gottesdienst am 02.05.2021

Die Coronapandemie lässt Raum für neue Ideen. Seit einem Jahr gibt es neben den präsentischen Gottesdienste Feiern im virtuellen Raum oder als Live-Stream. Wir in der Kirchengemeinde Altensittenbach versuchen es mit einem ZOOM-Gottesdienst am kommenden Sonntag, den 02.05.2021 um 18.30 Uhr. Es handelt sich um einen Live-Gottesdienst, zu dem Sie sich einlinken können um mitzufeiern. Wer dafür Interesse hat, soll sich bitte per Telefon (09151/862920) oder per Mail (Pfarramt.Altensittenbach@elkb.de) melden oder mich persönlich darauf ansprechen. Er bekommt vom Pfarramt den link zugesandt und kann sich dann mit einem Klick einwählen. Gut ist es, sich vorher eine Zoom-App herunterzuladen. Erfahrene User können unerfahrene dabei technisch helfen. Das ist alles keine Hexerei und lässt sich einfach bedienen. Auch ältere oder kranke Menschen können dann den Gottesdienst verfolgen. Vorsichtige Menschen, die wegen der Coronapandemie den Kirchenbesuch scheuen, können gut einen vertrauten Gottesdienst ihrer Kirchengemeinde verfolgen. Ab 18.00 Uhr kann sich jeder einlinken und wird dann vom mir als Moderator in den virtuellen Kirchenraum hereingelassen. Nach dem Gottesdienst besteht die Möglichkeit zu einem virtuellen Dämmerschoppen, bei dem sich die Möglichkeit bietet, miteinander ins Gespräch zu kommen. Dieser ZOOM-Gottesdienst ersetzt nicht den Präsenzgottesdienst am Morgen, sondern dient als Ergänzung. Deshalb gibt es auch jeweils verschiedene Predigttexte. Ich freue mich, wenn viele Menschen dieses Angebot wahrnehmen, die zur Zeit nicht in die Thomaskirche kommen.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 407 vom 26.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Stern, auf den ich schaue

Manche Lieder haben eine unheilvolle Geschichte und können gar nichts dafür. Hitler hat das schöne Lied „Großer Gott, wir loben dich“ missbraucht und bei den Parteitagen in Nürnberg singen und spielen lassen. Viele Christen sind auf diese Inszenierung hereingefallen und haben Hitler verehrt in naiver Unkenntnis der Situation. Auf manchen Altären stand sein Bild. Ich habe Menschen kennengelernt, die sich beim Singen dieses Liedes abgewandt und/oder mit mir eine Diskussion geführt haben, ob dieses „furchtbare Lied unbedingt gesungen werden muss“. Im neuen evangelischen Gesangbuch von 1994 steht es wieder unter der Nr. 331. Ich bin darüber froh, auch wenn ich die Seite der Gegner durchaus respektiere und verstehen kann.

Ähnlich verhält es sich mit dem Lied „Stern, auf den ich schaue“. Zunächst einmal taugt es für eine humorvolle Geschichte. Frage: „Welches Lied ist das Lieblingslied eines Mercedesfahrers? Klar: „Stern, auf den ich schaue“. Nicht ganz so witzig ist es dann, wenn ich über die nachfolgenden Zeilen spreche. „Stern, auf den ich schaue, Fels, auf dem ich steh, Führer, dem ich traue, Stab, an dem ich geh“. In Deutschland hat dieser Begriff des „Führers“ zu Recht einen negativen Klang. Das erinnert zu sehr an die unselige Zeit von vor 90 Jahren. Dabei ist dieses Leid allein auf Gott gemünzt und der Liederdichter bringt zum Ausdruck, dass er sich auf die Führung Gottes in seinem Leben absolut verlassen kann.

Adolf Krummacher hat das Lied 1857 verfasst. Er hat unter dem Titel „Harfenklänge“ eine Sammlung von Gedichten herausgebracht und an erster Stelle steht dieses sehr bekannte Lied, das u.a. auch im Gesangbuch der Mennoniten verzeichnet ist. Vermutlich wäre es nicht so populär, wäre die Melodie nicht von Minna Koch 1897 geschrieben worden. Sie war mit Adolf Krummacher verwandt (seine Tochter hat den Bruder von Minna Koch geheiratet). Angeblich hat sie den Text gehört, ging an sein Klavier und hat spontan die Melodie geschrieben. Als das Lied 1897 an die Öffentlichkeit kam, war die Komponistin schon sieben Jahre erblindet. Ohne die schlimme deutsche Wirkungsgeschichte drückt das Lied für mich eine ganz innige Beziehung zu Gott aus. Die Melodie unterstreicht das in beeindruckende Art und Weise. Ich habe mich sehr gefreut, dass es im neuen Gesangbuch unter der Nr. 407 (deshalb heute diese Zeilen) wieder aufgenommen worden ist.

Stern, auf den ich schaue, Fels, auf dem ich steh. Führer, dem ich traue, Stab, an dem ich geh. Brot, von dem ich leben, Quell an dem ich ruh. Ziel, das ich erstrebe, alles, Herr, bist du.

Ohne dich, wo käme, Kraft und Mut mir her? Ohne dich, wer nähme meine Bürde, wer? Ohne dich, zerstieben würden mir im Nu Glauben, Hoffen, Lieben, alles, Herr, bist du.

Drum so will ich wallen meinen Pfad dahin, bis die Glocken schallen und daheim ich bin. Dann mit neuem Klingen jauchz ich froh dir zu: nichts hab ich zu bringen alles, Herr, bist du!

Das Lied „Stern, auf den ich schaue“ spielt meine Schwägerin Silvia Dörr auf dem Klavier.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 406 vom 25.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Welcher Markus ist denn gemeint?

Es ist der 11.04.2021. Ich sitze an diesem Sonntag nach dem Osterfest relativ entspannt am Computer. An diesem Weißen Sonntag ging es bis 2019 bei mir „hoch her“. An diesem Tag wird unter normalen Umständen die Konfirmation in Altensittenbach gefeiert. In diesem Jahr lasse ich den Tag ruhig angehen und nehme mir viel Zeit, mit meiner Frau im Molsbachtal von Förrenbach nach Molsberg hinauf und hinunter zu gehen.

An diesem Tag interessieren mich aber auch besonders die Nachrichten. Es wird davon berichtet, dass sich Markus Söder und Armin Laschet auf eine Vorgehensweise bei der Nominierung des Kanzlerkandidaten geeinigt haben. Beide treten vor die Kameras und geben Statements ab. Mein Smartphone „läuft heiß“ und am Abend schaue ich die Tagesschau. Am nächsten Morgen fällt mir ein, dass irgendwann im April der Gedenktag des Hl. Markus ist. Ich hatte aber nicht mehr den genauen Tag im Kopf. Also google ich und gebe ein: „Markus“. Es öffnet sich „Markus Söder„. Gut, kann ich durchaus verstehen. Ich gebe ein: „Gedenktag von Markus“. Schon öffnet sich „Gedenktag von Markus Söder“. Ich staune. Ist er schon ein Heiliger und hat einen eigenen kirchlichen Gedenktag? Ich klicke an und sehe den Hinweis auf die Gedenkfeier an die Corona-Tote in Bayern vom 23.03.2021.

Ich mache einen dritten Versuch und gebe ein: „Evangelist Markus“. Jetzt habe ich das erhoffte Ergebnis. Heute am 25. April feiert auch die evangelische Kirche seinen Gedenktag. Er ist vermutlich am 25.04.68 in Alexandrien als Märtyrer gestorben. Die koptische Kirche sieht ihn als den ersten Papst. In Erinnerung sind mir die vielen Diskussionen in der „Alten Kirche“, wie Jesus als Sohn Gottes und als Mensch verstanden werden kann. Das ist wirklich kompliziert und erspare ich mir hier. Bei meinem mündlichen Examen war ich zu diesem Thema ein Fachmann. Es war mein Spezialgebiet.

Was mich als Pfarrer viel mehr interessiert ist die Tatsache, dass dieser Evangelist fast die Mission des Paulus verhindert hat. Zu Beginn der sog. „ersten Missionsreise“ war Markus mit Paulus und Barnabas unterwegs. Aber schon ganz am Anfang kam es offenbar in Perge zum Konflikt und Markus trennte sich von ihnen (Apostelgeschichte 13, 13). Dass dieser Streit tiefer ging, entnehme ich aus dem Bericht zu Beginn der sog. zweiten Missionsreise. Paulus will mit Barnabas wieder aufbrechen und zuerst einmal die Gemeinden besuchen, die bei der ersten Missionsreise gegründet worden sind. Barnabas wollte dazu auch wieder Markus mitnehmen. Paulus war nach den Erfahrungen bei der ersten Reise strikt dagegen. Der Konflikt eskalierte und die beiden haben sich getrennt. Paulus wendet sich in Richtung Europa, Barnabas geht nach Zypern und in Richtung Osten. „Und sie kamen scharf aneinander, so dass sie sich trennten. Barnabas nahm Markus mit sich und fuhr nach Zypern. Paulus aber wählte Silas und zog fort, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen“ (Apostelgeschichte 15, 39 – 40).

Was ich daran interessant finde: Gott hat nach dem Streit alle drei gesegnet. Sowohl Paulus als auch Barnabas haben viele Menschen zu Jesus geführt. Und Markus gilt bis heute als Gründer der koptischen Kirche (Ägypten) und wird dort sehr verehrt. Nicht immer muss ein Streit oder ein Konflikt in ein Chaos führen. Manchmal reinigt solch eine Krise die Situation und es entsteht Neues. Hoffentlich auch in der Coronapandemie!

Bekannt ist Markus bei den Meisten von uns vermutlich durch die Markuskirche in Venedig. Immerhin war ja auch Papst Johannes XXIII. dort Patriarch bevor er zum Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche gewählt wurde. Was ich noch spannend finde: Der Evangelist Markus ist auch Schutzpatron der Insel Reichenaus am Bodensee.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 405 vom 24.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Dieser Beitrag erscheint heute in der Hersbrucker Zeitung (Regionalausgabe der Nürnberger Nachrichten) als Geistliches Wort zum Wochenende

Wie schnell darf es denn sein?

Ich hätte es im Mai des vergangenen Jahres nicht für möglich gehalten. Aber auch in diesem Jahr fällt der Landkreislauf wieder aus. Dieser Event ist seit dem Jahr 2000 die größte Sportveranstaltung für Laien im Landkreis Nürnberger Land. Im Laufe der Zeit hat er sich zu einem Ereignis entwickelt, den nicht nur Sportlerinnen und Sportler sich dick im Terminkalender angestrichen haben. Auf verschlungene Art und Weise und durch Impulse einiger Gemeindemitglieder aus Altensittenbach spielt er bei uns in der Thomaskirche eine relativ große Rolle. Ich selbst habe dadurch viele Kontakte in der ganzen Region knüpfen können und hatte mich auf den 1. Mai 2021 sehr gefreut. Es sollte nicht sein!

Ich denke zurück an manche Begegnung während meines Nordic-Walkens im vergangenen Jahr. Eine besondere Begebenheit bleibt in meiner Erinnerung. Auf dem Weg von Altensittenbach in Richtung Hans-Görgl sehe ich etwa einen Kilometer vor Kühnhofen ein älteres Ehepaar auf einer Bank sitzen. Die Sonne scheint und sie freuen sich an den wärmenden Strahlen. Ich muss dazu erklären, dass ich sehr gerne das Power-Walking praktiziere. Etwas laienhaft ausgedrückt bedeutet dies, dass ich gerne schnell und kräftig mit den Walking-Stecken unterwegs bin. Beim Vorüberwalken höre ich noch mit einem Ohr wie die Frau zum Mann sagt: „Der walkt aber schnell! Muss das denn sein! Hat er keine Zeit?

Ich schmunzle ein wenig. Der Satz geht mir in den nächsten 90 Minuten aber nicht aus den Kopf. Nicht, weil ich langsamer walken will oder weil ich mich persönlich ertappt fühle, etwas ruhiger den Tag beenden zu wollen. Nein! Ich denke mir: Es gibt eben eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich fortzubewegen. Ich kann langsam spazieren gehen, Joggen, Laufen und eben langsam oder schnell walken.

Und irgendwie hänge ich während der ganzen Zeit an einen bestimmten Gedanken. Es geht darum, mit welcher Geschwindigkeit Menschen im Glauben unterwegs sind. Manche Christen haben mir schon gesagt, dass Gott ganz schnell und ganz viel erwartet. Er will Aktivitäten sehen. Die Gebete müssen viel und eindringlich sein – nicht unter einer Stunde – das ist Pflichtpensum. Bibellesen muss mindestens 30 Minuten dauern und das täglich. Ich muss im Glauben immer größer, weiter und tiefer denken. Stillstand ist Rückschritt. Dieser Slogan gilt nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch im Glauben an Jesus.

Dieser Glaube und die Gemeinschaft in einer bestimmten Gemeinde wird somit mit einer Firma verglichen. Oft merke ich das, wenn Christen vom „geistlichen Wachstum“ sprechen und dabei die Zahlen meinen. Ist es wirklich so? Vielleicht schaut Gott weder auf Tempo noch auf Zahlen!! Vielleicht weiß er auch im Glauben um ein bestimmtes Tempo für jeden Einzelnen. Der Eine geht schneller voran, sucht ständig die Herausforderung und kommt kaum zur Ruhe. Jemand anderes geht im Glauben „langsam spazieren“. Er sucht die Stille, das persönliche Gebet und will nur ganz wenige Aktivitäten.

Vielleicht kennt Gott mehr als wir denken, die persönliche Schnelligkeit im Glauben und gönnt das jedem nach seiner Weise. Für mich eine Herausforderung, das zu erkennen und dem anderen zuzugestehen. Nur beim persönlichen Walken will ich möglichst schnell sein, weil mir das einfach mehr Spaß macht. Ich freue mich aber über jeden, der sich im Walken und im Glauben schön langsam und gemütlich fortbewegt. Und gespannt bin ich schon, ob ich im kommenden Jahr wieder eine Andacht zum Landkreislauf schreiben kann, der dann auch wirklich stattfinden wird.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 404 vom 23.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Dem Coronavirus die Rote Karte zeigen

Ich habe es mir lange überlegt, ob ich bei diesem Beitrag das Wort nennen will und darf: „Die Arschkarte“. Aber dieser Begriff ist so zum Eigennamen geworden, dass ich es hiermit getan habe. Unter der „Arschkarte“ verstehen die Sportexperten die sog. „Rote Karte“. Mit dieser Karte wird ein Spieler vom Feld verwiesen.

Lange Jahre hat es diese Karte nicht gebraucht. Ein Spieler wurde nach einem groben Foul mündlich verwarnt und notfalls des Feldes verwiesen. Aber bei der Fußball-WM in England 1966 gab es große Probleme. Vor allem die südamerikanischen Spieler waren mit dieser Strafe nicht einverstanden. Bei den Spielen im Viertelfinale zwischen England und Argentinien bzw. Deutschland und Uruguay wurden die Spiele minutenlang unterbrochen, weil bestrafte Spieler nicht vom Platz wollten. So erinnerten sich die Funktionäre an die Verkehrsampel und brachten damit Farben in das Spiel: Die gelbe und die rote Karte. 1971 kam dann noch die gelb-rote Karte dazu.

Seither ist es viel leichter geworden, die Spieler wegen groben Tätlichkeiten zu verwarnen bzw. vom Platz zu stellen. Bei der Fußball-WM in Mexiko 1970 wurde die rote Karte eingeführt, aber nicht verwendet. Erst 1974 bei der Partie Deutschland gegen Chile sah mit Carlos Caszely zum ersten Mal ein Fußballer bei einer WM diese Farbe vor seinem Auge.

Aber schon drei Jahre früher, nämlich vor genau 50 Jahren, im April 1971 wurde die erste rote Karte in der Fußballbundesliga gezeigt. Friedl Lutz von Eintracht Frankfurt erhielt sie vom Schiedsrichter Wilfried Hilker nach einem Revanchefoul an den Braunschweiger Jaro Deppe. Natürlich gibt es immer wieder einmal Diskussionen über die Berechtigung solch einer Karte. Aber die Verhältnisse und Umstände sind wenigstens klar geregelt.

Ich würde mir wünschen, dass auch dem Coronavirus die rote Karte gezeigt werden könnten nach dem Motto: Verlassen Sie bitte den Platz Erde und lassen sie die Menschen wieder ruhig miteinander leben! Aber vermutlich ist das ein frommer Wunsch! Ach ja, warum heißt diese Karte „Arschkarte“. Ganz einfach. Ganz am Anfang und noch heute stecken viele Schiedsrichter/-innen diese Karte in ihr Gesäßteil, wohingegen die gelbe Karte im Trikot an der Brust aufgehoben wird.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 403 vom 22.04.2021

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit von Pfr. Gerhard Metzger

Schönster Herr Jesu

Es ist für mich immer wieder spannend, ob und wie die beiden großen Kirchen aufeinander zugehen. Die Basis ist ja oft weiter als die sog. „Oberen“. Überrascht war ich deshalb durchaus, im neuen evangelischen Gesangbuch unter der Nr. 403 das Lied „Schönster Herr Jesu“ zu finden. Schon beim ersten Vers merkt der aufmerksame Leser, dass in diesem Lied Maria eine wichtige Rolle spielt. „Schönster Herr Jesu, Herrscher aller Herren, Gottes und Marien Sohn, dich will ich lieben, dich will ich ehren, meiner Seele Freud und Kron“.

Nach meiner Einschätzung wird hier Jesus als der zu Ehrende besungen. Aber der Kenner wirft ein, dass in der katholischen Kirche der Monat Mai mit den „Marienandachten“ wahrgenommen wird. Viele Bräuche ranken sich darum. Für mich hat das auch damit zu tun, dass der Wonnemonat Mai mit „Frühling, Lebensfreude und aufgehender Saat“ verbunden wird. Ich selbst versuche in den Gottesdiensten im Mai so oft wie möglich dieses Lied singen (unter nicht Coronabedingungen) zu lassen. Ich bevorzuge aber ausschließlich die Melodie von Glatz vor 1842. Sie fließt leicht in Dur und hat nicht diese barocke Melodie von 1677 in dorisch. Das gesamte Lied besingt die Natur in ihrer Schönheit und stellt Jesus in den Mittelpunkt.

Schön sind die Wälder, schöner sind die Felder in der schönen Frühlingszeit; Jesus ist schöner, Jesus ist reiner, der mein traurig Herz erfreut.

Schön ist der Monde, schöner ist die Sonne, schön sind auch die Sterne all. Jesus ist feiner, Jesus ist reiner als die Engel allzumal.

Schön sind die Blumen, schöner sind die Menschen in der frischen Jugendzeit; sie müssen sterben, müssen verderben; Jesus bleibt in Ewigkeit.

Alle die Schönheit Himmels und der Erden ist gefasst in dir allein. Nichts soll mir werden lieber auf Erden als du, liebster Jesus mein.

Das Lied „Schönster Herr Jesu“ wird von meiner Schwägerin Silvia dörr auf dem Klavier gespielt.