Wenn Corona will, steh (noch mehr) still, Update 254 vom 24.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der zweiten Welle begegnen

„Die zweite Welle ist jetzt da!“ Diese Worte höre ich jetzt überall in den Medien. Die Zahl der Infizierten steigt rasant an. Manche tun so, als wäre das überraschend und kaum nachvollziehbar. Dabei ist das ein grundsätzliches Phänomen ab Herbst. Die kalte Jahreszeit beginnt und damit steigen auch die Erkältungen. Viele Menschen husten, schniefen und räuspern sich. Mancher bekommt eine Lungenentzündung. In diesem Jahr lasse ich mich zum ersten Mal gegen Grippe impfen.

Bis jetzt war ich da eher vorsichtig. Aber ich will nicht unsicher sein, wenn ich doch Grippemerkmale im Lauf der nächsten Wochen bekommen sollte. Dann weiß ich, dass es jedenfalls nicht Influenza ist. Grundsätzlich halte ich aber diese Ankündigung der „zweiten Welle“ für sehr problematisch. Denn davon wurde von Anfang an gesprochen. Schon im April und Mai haben Politiker bei bestem und sonnigem Wetter mit dieser Sprechweise Angst geschürt. Sie hatten wohl gehofft, dass die Menschen auch in den sonnigen Monaten besonders aufpassen würden. Ich habe das für schwierig gehalten. Demnächst werde ich zwei Updates aus Tansania veröffentlichen. Dann erfahren Sie, dass dort nicht mit Angst gearbeitet wurde und dennoch Erfolge zu verzeichnen sind. Zugegeben hat das wohl auch mit den sommerlichen Temperaturen in Afrika zu tun.

In mir ist dieses Wort aus dem Buch Hiob: „Denn was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, hat mich getroffen. Ich hatte keinen Frieden, keine Rast, keine Ruhe, da kam schon wieder ein Ungemach“ (Hiob 3, 25). Wenn ich dieses biblische Wort richtig verstehe, dann ziehe ich mit meinen Worten das unheilvolle Geschehen wie magisch an. Das hat wohl auch damit zu tun, dass im Hebräischen das „Wort“ (dabar) ein konkreter Sachgegenstand ist und nicht wie bei uns abstrakt. Auch wir benutzen dies manchmal im Sprachgebrauch, z.B. wenn ich antworte: „Deine Worte haben mich jetzt sehr getroffen“.

Die Politiker haben diese sog. „zweite Welle“ also richtiggehend herbeigerufen. Heute vor genau einer Woche habe ich das Stichwort „Die dritte Welle“ gelesen. Aber Angst ist kein guter Ratgeber. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Menschen zu ermutigen und Freude zu verbreiten für das Leben im Sommer. Außerdem löst die Bezeichnung „zweite Welle“ in mir Furcht aus. Ich denke z.B. an eine große Welle wie bei einen Tsunami. Was Menschen jetzt benötigen ist Zuversicht und Stärkung. Denn wie ich jetzt mit den steigenden Infektionszahlen umgehen muss, das muss jeder selbst lernen.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 253 vom 23.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Das Memorial

„Im Jahr des Heils 1654. Montag. 23. November, Tag des heiligen Clemens, des Papstes und Märtyrers, und anderer im Martylogium. Vigil des heiligen Chrysogonus, des Märtyrers, und anderer. Seit ungefähr halb elf Uhr abends bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht. Feuer. Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, nicht der Philosophen und der Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden, Freude, Frieden. Der Gott Jesu Christi. Deum meum et deum vestrum (Ich fahre auf zu meinen Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott). Dein Gott ist mein Gott. Vergessen der Welt und aller Dinge, nur Gottes nicht. Er ist allein auf den Wegen zu finden, die im Evangelium gelehrt werden. Größe der menschlichen Seele. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht, ich aber kenne dich. Freude, Freude, Freude, Freudentränen. Ich habe mich von ihm getrennt. Dereliquerunt me fontem aquae vivae (Mich, die lebendige Quelle verlassen sie). Mein Gott, wirst du mich verlassen? Möge ich nicht auf ewig von ihm getrennt sein. Das ist aber das ewige Leben, dass sich dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen. Jesus Christus. Jesus Christus. Ich habe mich von ihm getrennt, ich habe mich ihm entzogen, habe ihn verleugnet und gekreuzigt. Möge ich niemals von ihm getrennt sein. Er ist allein auf den Wegen zu bewahren, die im Evangelium gelehrt werden. Vollkommene Unterwerfung unter Jesus Christus und meinen geistlichen Berater. Ewige Freude für einen Tag der Mühe auf Erden. „Non obliviscar sermones tuos“ (Ich habe Lust zu deinen Rechten und vergesse deiner Worte nicht). Amen

Das sind die Worte des französichen Mathematikers und Philosophen Blaise Pascal. Sie sind in die Geschichte eingegangen als „Memorial“ (Erinnerungsblatt). Heute vor genau 366 Jahren, am 23.11.1654 hat er sie formuliert. Den Text hat er auf einen schmalen Pergamentstreifen geschrieben, den er sich immer wieder neu in das Futter seines Rockes eingenäht hatte und der nach seinem Tod von einem Diener zufällig entdeckt wurde. Es war für den Gelehrten wohl der wichtigste persönliche Text. Er drückt darin aus, dass Gott nicht über das Denken zu finden sei in philosophischen Gottesbeweisen, sondern dass Gott eine Erfahrung sei wie Feuer. Er nimmt damit Bezug zur Erzählung vom brennenden Dornbusch aus dem zweiten Mosebuch Kapitel 3, Vers 6.

Blaise Pascal war ein Genie, der schon eine Rechenmaschine entwickelte und die Wahrscheinlichkeitsrechnung begründete. Das veranlasste ihn zu vielen philosophischen Studien. Das alles hält ihn aber nicht davon ab, den Glauben an Gott so einfach zu beschreiben: Dieser Glaube ist allein durch das Evangelium zu finden und begründet sich in der Beziehung zu Jesus Christus.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 252 vom 22.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Sonntag mit den drein Namen

Heute feiern wir den Sonntag mit den drei Namen. Einmal ist es der „Letzte Sonntag im Kirchenjahr“. Meine Gedanken gehen dann fast immer schon eine Woche weiter. Der erste Advent hat bei mir schon als Kind eine große Rolle gespielt. Ich mag die Adventslieder. Irgendwie war ich dann mehr als sonst in dieser dunklen Zeit auf „Freude“ gestimmt. Ich lasse deshalb jedes Jahr am ersten Tag im neuen Kirchenjahr nach Einführung des neuen evangelischen Gesangbuches im Jahr 1994 „Tochter Zion“ singen. Endlich ist dieses Lied wieder im Gesangbuch unter der Nr. 13.

Eine Woche vorher hat der „Letzte Sonntag im Kirchenjahr“ einen weiteren Namen: „Ewigkeitssonntag“. Der Blick der Christen richtet sich darauf, dass das letzte Ziel das ewige Leben ist. Der Apostel Paulus nennt das „ewige Leben“ als die schlechthinnige Gabe Gottes: „Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn“ (Römer 6, 23). Und diese Botschaft gilt es, immer wieder zu verinnerlichen und weiterzusagen. Im ersten Johannesbrief steht: „Und das ist die Verheißung, die er uns verheißen hat; das ewige Leben“ (1. Jo 2, 25). Aus diesem Grunde ziehe ich an diesem Sonntag auch den „weißen Talar“ an als Zeichen der Auferstehung durch Jesus Christus.

Ich bin mir aber bewusst, dass im „Volksglauben“ dieser Sonntag mit dem dritten Namen als „Totensonntag“ begangen wird. Vor allem evangelische Christen gehen dann auf den Friedhof und stellen Kerzen auf das Grab in Erinnerung an einen Lieben. Die Namen der seit einem Jahr Verstorbenen werden in den Gottesdiensten vorgelesen und meistens brennt für ihn auch ein Kerzenlicht auf dem Altar oder auf dem Taufstein. Bei mir hinterlässt dieser Tag heute ein besonderes Gefühl. Denn in diesem Jahr ist meine Mutter am Karsamstag gestorben. Sie ruhe im Frieden Gottes!!

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 251 vom 21.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Pilgerväter warten auf den Frühling

Viele Legenden ranken sich um sie. Neben der Santa Maria von Kolumbus gehört es zu den bekanntesten Schiffen überhaupt: Die Mayflower. 1620 kamen die ersten Siedler am Cape Cod, im heutigen Bundesstaat Massachusetts an. Keiner ahnte damals, wie sich Nordamerika entwickeln würde. 102 Männer, Frauen und Kinder starteten am 16.9. desselben Jahres im britischen Plymouth. Dazu kamen noch 30 Besatzungsmitglieder. Am Bord waren vor allem fromme evangelische Pilger, die in der neuen Welt ein besseres Leben suchten. Heute würden wir sagen, es waren „Wirtschaftsflüchtlinge“, die um ihres Glaubenswillen fort von der Heimat wollten. Das eigentliche Ziel war Neuengland mit dem heutigen Bundesstaat Virginia.

Diese „Pilgerväter“ mussten lernen, ihren Glauben mitten in der Krise zu leben und an Gott festzuhalten. Dies ist auch mit einer Vision nicht einfach zu erreichen. Während der Überfahrt starben zwei Menschen und ein Kind wurde geboren. Aber weil sie ihr eigentliches Ziel nicht erreichten, überwinterten die Passagiere auf dem wieder an der Nordspitze der Cape Cod Bay ankernden Schiff. Es herrschten beengte und hygienisch katastrophale Zustände. Lungenentzündungen und Tuberkulose dezimierten die Siedler und unter den Toten waren viele Kinder.

Alle warteten sehnsüchtig auf den Frühling. Dieser kam und am 31.03.1621 begann man mit der Besiedlung der Küste. Die Mayflower ist ein Mosaikstein für das Lebensgefühl, das heute noch bei den (vor allem weißen) Amerikanern vorherrscht. Und vermutlich muss ich als Deutscher mir das immer wieder vor Augen halten um zumindest ein wenig diese ureigene amerikanische Mentalität zu verstehen. Das weite Land wurde unter Mühsal, Kampf und Schmerzen besiedelt. Dass dabei die Urbevölkerung zu leiden hatte, wird kaum erwähnt. Der eigene Wille zum Leben und Überleben steht an erster Stelle.

Ein Vergleich zu unserer heutigen Coronapandemie gibt es immerhin: Das Warten auf den Frühling ist die Hoffnung, dass das Leben wieder einigermaßen „normaler“ wird. Heute vor genau 400 Jahren, am 21.11.2020 ist die Mayflower an der Ostküste von Amerika gelandet.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 250 vom 20.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wer gewinnt?

Mit dem Anfang dieser Coronakrise begann auch der Wettlauf um einen Impfstoff. Ein Ziel war es, dass die einzelnen Länder zusammenarbeiten sollten um eine schnelle Lösung zu finden. Seitdem höre ich immer wieder mal Erfolge und Misserfolge in dieser Frage. Ganz abgesehen von den Menschen, die eine Impfung gegen Corona grundsätzlich skeptisch beurteilen. Für mich nicht überraschend ist, dass Russland einen Impfstoff erprobt, der „Sputnik V“ heißt. Denn das war immerhin der Name des ersten Satelliten, der in die Erdumlaufbahn gestartet ist. Dieses Ereignis war am 4. Oktober 1957. Es löste in der westlichen Welt große Besorgnis aus. Fast genauso überraschend war die Meldung vom 13. August dieses Jahres über das Testprogramm der aktuellen russischen Regierung. Wie 1957 wollen die dort Regierenden zeigen, dass sie die Nase vorn haben.

Jetzt gibt es sehr gute Nachrichten von der deutschen Firma Biontech. Offenbar kann tatsächlich Anfang 2021 mit einem Impfstoff gerechnet werden. Weil es eine deutsche Firma ist, gehen meine Gedanken sofort an die Zeitenwende um 1900 zurück, bei der viele deutsche Wissenschaftler den Nobelpreis für Chemie erhalten haben. Hinter allen stehen natürlich auch wirtschaftliche Interessen. Vermutlich werden dadurch auch wieder Abhängigkeiten geschaffen. Denn wer zuerst dran ist, der kann auch bestimmen. Ende letzter Woche kam die Meldung, dass die Firma Moderna einen Impfstoff entwickelt hat, der zu 94,5 % wirkt, der Impfstoff von Biontech dagegen nur zu 90 %. Jetzt kam am 18.11.2020 die Nachricht, dass der Impfstoff von Biontech zu 95 % wirken soll. Ich warte auf die Meldung von Moderna, dass ihr Impfstoff einen Wirkungsgrad von 96 % hat!! Sputnik 5 muss vermutlich bei 110 % eingeordnet werden, wenn es nach der aktuellen russischen Regierung geht.

Solch einen Wettlauf um den „ersten“ Platz erlebte ich von einer ganz anderen Motivation heraus in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in meinem Heimatort Habelsee. Der neue Grundschullehrer Dieter Weth war begeisterter Sportler und die Kinder im Dorf sollten davon profitieren. Er besorgte eine Tischtennisplatte und stellt diese in die Schule. Er schrieb einen Wettkampf aus. Jede/r hatte die gleichen Chancen, denn keiner konnte vorher dieser Sportart nachgehen. Schnell wurden Schläger für die Kinder und Erwachsenen gekauft. Neben dem Training wurde ein Dorftunier ausgeschrieben. Ich war dabei und war erstaunt, wie schnell ich diesen Sport erlernt habe. Im Bereich „männliche Kinder“ habe ich dann auch ohne Satzverlust gewonnen.

Stolz habe ich ein Taschenmesser als Siegespreis mein eigen nennen dürfen. Später bin ich zum örtlichen Sportverein gegangen und habe ein Jahr in der damaligen Kreisliga 1 gespielt. Und noch heute reizt es mich, gegen die Jugendlichen auf den Freizeiten zu spielen und (fast immer) zu gewinnen. Dieses Talent hat meinem Leben viel Selbstbewusstsein gebracht. Um ein „Taschenmesser“ geht es beim Wettlauf um einen Impfstoff gegen Corona natürlich nicht. Da geht es um Millionen und Milliarden Euro. Aber vielleicht gibt es eben doch bald einen einigermaßen sicheren Impfstoff in dieser Pandemie.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 249 vom 19.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Aus Brot entstehen Rosen

Manchmal müssen Menschen nicht sehr alt werden um berühmt zu sein oder gar im Heiligenkalender zu stehen. Manchmal ist solch eine Lebensgeschichte eine einzige Krisengeschichte und doch bleibt der Mensch in Erinnerung. So geht es auch mit der Frau, die 1207 als ungarische Königstochter geboren wurde. Sie war damit Zeitgenossin von Franz von Assisi. Und auch ihr Leben wirft einen Blick auf die damalige geistliche Situation im heutigen Europa.

Im Alter von vier Jahren kam sie an den thüringischen Hof auf die Wartburg. Mit 14 Jahren heiratete sie den sieben Jahr älteren Ludwig IV. Ihr Mann musste in den Kreuzzug ziehen und starb dort. Sie war da gerade 20 Jahre alt und hatte drei Kinder geboren. Sie war auf der Wartburg ohne Rückhalt und wurde vertrieben. Im Schutz ihres Beichtvaters Konrad von Marburg kam sie in diese Stadt. Ein Jahr später gründete sie dort ein Hospital, das als erstes nördlich der Alpen dem heiligen Franziskus geweiht wurde, der da gerade zwei Jahre tot war (siehe meine Updates 205 – 210). Sie starb schon drei Jahre später mit gerade mal 24 Jahren.

Und doch wird sie die „Mutter von Thüringen“ genannt. Vermutlich liegt ihr Einsatz und ihr christliches Engagement darin begründet, dass diese geistlichen Erneuerungsbewegungen im 13. Jahrhundert auch ihr Leben ganz stark bestimmt haben. Es waren vor allem Armutsbewegungen, die mit dem Besitzreichtum von Adeligen im Widerspruch lagen. Ich habe vom Herbst 1979 bis Sommer 1980 in Marburg studiert und bin fast jeden Tag an der Kirche vorbeigegangen, die ihren Namen trägt, die Elisabethenkirche. Ich hatte beim Vorbeigehen fast immer so ein besonders Hochgefühl für diese Frau, die sich gegen allen Widerständen ihrer Familie als eine besondere Persönlichkeit zeigte. Heute hat die Hl. Elisabeth von Thüringen ihren Heiligengedenktag, denn sie ist am 19.11.1231 in Marburg beerdigt worden.

Keine andere Geschichte bringt ihr Verhalten so klar zum Ausdruck wie das sog. Rosenwunder. „Als Elisabeth eines Tages in die Stadt (Eisenach) geht, um den Armen Brot zu geben, obwohl gerade dies ihr unter Strafe verboten ist, trifft sie die Mutter ihres Mannes, die ihre Barmherzigkeit nicht gutheißt und ihr eine Falle stellen will. Auf die Frage, was sie in dem Korb habe, den sie bei sich trägt, antwortet Elisabeth, es seien Rosen im Korb. Ihre Schwiegermutter bittet sie, das Tuch zu heben, um die wunderbaren Rosen sehen zu können. Widerwillig hebt Elisabeth das Tuch und im Korb sieht die Schwiegermutter nur Rosen“.

Das „verschwebende Sein“

Ein weiterer Abend in der Reihe „Bibel Input. Neugierig auf mehr“ beschäftigte sich mit der Geschichte von Elia im ersten Königsbuch im Alten Testament. Dort wird im 19. Kapitel das Leben dieses Propheten so eindringlich wie fast nirgends geschildert. Nach den Geschehnissen auf dem Berg Karmel flieht Elia in die Wüste. Isebel, die Frau von König Ahab will ihn umbringen, weil der Prophet für den Tod von 450 Baalspropheten verantwortlich war. Gleichzeitig bekannte sich das Volk Israel zum Gott Jahwe. 40 Tage und 40 Nächte geht Elia ohne zu essen und zu trinken. Am Berg Horeb (anderer Name: Sinai oder Gottesberg) sucht er Unterschlupf in einer Höhle. Dort will ihn Jahwe begegnen. Es kamen ein starker Wind, Erdbeben und Feuer. Aber Jahwe war darin nicht gegenwärtig. Dann kam ein „stilles, sanftes Sausen“ und Elia spürte darin, wie Gott jetzt ganz nah bei ihm war. Martin Luther hat diese Gegenwart Gottes sehr schön übersetzt. Wörtlich heißt es sogar, dass Gott in einer „hörbaren Stille“ war. Der große jüdische Religionsphilosoph Martin Buber hat das mit „verschwebenden Sein“ übersetzt. Das hebräische Wort ist kaum zu übersetzen. Aber inhaltlich bedeutet es, dass Gott nicht so sehr bei großen und lautstarken Treffen zu finden ist als vielmehr in der Stille und beim leisen Hören auf das biblische Wort.

Bei den Rückfragen nahm die Diskussion über die sog. Prädestinationslehre breiten Raum ein. Hintergrund war die Feststellung, dass auch Elia erst im Nachhinein die Gegenwart Gottes gespürt hat. Pfr. Gerhard Metzger verwies auf die Erfahrung von Mose aus dem zweiten Mosebuch 9, 16. Dort geht Jahwe an Mose vorüber, hält seine schützende Hand über ihn und Mose sieht im Nachhinein, wie Gott in seiner Nähe war. Der Apostel Paulus nimmt diese Geschichte im Römerbrief auf. „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. so liegt es nun nicht an jemandes wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen„. Dieses Wort zeigt, dass Gott beim Menschen immer der Handelnde ist, dass dieser zu ihm kommen und an ihn glauben kann. Letztlich können wir als Menschen das aber nie ganz begreifen!!

Ökumenischer Gottesdienst (Fest des Lebens) am Samstag, 21.11.2020 um 16.30 Uhr in der Katholischen Kirche

In den letzten Jahren hat es sich der Runde Tisch christlicher Gemeinden und Gemeinschaften zur Aufgabe gemacht, mit dem Feiert-Jesus-Fest und dem späteren „Fest des Lebens“ dem Totensonntag und der Trauer um unsere Verstorbenen, einen Leuchtpunkt für das Leben entgegen zu setzen.
Auch in diesem Jahr gibt es einen kleinen Gottesdienst, der sich etwas anders gestaltet. Er findet am Samstag, 21.11.2020 um 16.30 Uhr in der katholischen Kirche in Hersbruck statt. Eine Band wird den ökumenischen Gottesdienst unter dem Motto „Wir sind da!“ musikalisch und meditativ ausgestalten. Der Gottesdienst wird unter den bestehenden Hygieneregeln gefeiert.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 248 vom 18.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Buß- und Betttag!!!!

Er gehört zu einer meiner ersten lustigen Theologensprüche, die ich gehört habe. Er lautet: „Buß- und Bettag. Die Glocken läuten. Die Gemeinde erhebt sich – aus ihren Betten“. Zugegeben. Der Vergleich von „Beten“ und „Betten“ liegt nahe. Und es gab sicherlich viele Menschen, die aus dem Buß- und Bettag einen „Betttag“ gemacht haben.

In meiner Erinnerung als Kind und Jugendlicher hat sich eingenistet, dass dieser Feiertag ein evangelischer Feiertag war. Tatsächlich: Erst ab 1981 wurde er für alle in ganz Bayern gefeiert. Vorher war er nur in den Regionen ein gesetzlicher Feiertag, in der die Mehrheit der Menschen in Bayern evangelisch waren. Es verhielt sich also so wie bis heute mit dem Fest Maria Himmelfahrt am 15.08. für katholische Christen (siehe mein Update vom 15.08.2020). Deshalb war der Protest von evangelischer Seite bei Abschaffung dieses Feiertage sehr viel größer als von katholischer Seite. Die Meinung war: „Typisch. Die wollen uns einen evangelischen Feiertag wegnehmen. Da sieht man wieder einmal um die Macht der katholischen Kirche“. Tatsächlich war es so, dass zum Ausgleich für die Pflegeversicherung ab 1995 aus diesem Tag ein „geschützter“ Feiertag wurde. Arbeitnehmer können sich frei nehmen, wenn sie zu Gottesdiensten gehen. Und die Arbeitgeber wollten einen Tag nehmen, der jedes Jahr ein Arbeitstag war und nie auf das Wochenende gefallen ist. Weil keine Schule an diesem Tag ist, bieten seither die Kirchen Bibeltage für Kinder an. Das wird auch ganz gut angenommen und die Eltern können gut zu ihrer Arbeit gehen.

In meinem Heimatdorf Habelsee hatte der Buß- und Bettag eine herausragende Stellung. Denn in diesem tiefprotestantischen Teil unseres Bundeslandes wurde zweimal im Jahr Abendmahl gefeiert. Einmal während der Passionszeit und einmal am und um den Buß- und Bettag. Das hat auch mich geprägt. Und ich spüre das noch immer vor allem in unserer Filialgemeinde in Oberkrumbach. An diesem Tag sind abends um 20.00 Uhr sehr viel mehr Menschen im Gottesdienst als an einem „normalen“ Sonntag.

Inhaltlich ist dieser Tag sowieso wichtig ob als Feiertag oder ohne. Denn kaum ein anderer Tag bringt zum Ausdruck, was Martin Luther in seiner ersten der 95 Thesen sagt: „Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: „Tut Buße“ usw. (Matth. 4, 17) hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll“.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 247 vom 17.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit (der Artikel ist auch als Andacht in der Hersbrucker Zeitung am 14.11.2020 erschienen)

Leben zwischen Bestimmtheit und Gelassenheit

Es war im Mai dieses Jahres. Erst kurz vorher waren wieder Beerdigungsgottesdienste in der Kirche erlaubt. In Absprache mit den Angehörigen und nach den damaligen Hygienevorschriften wurde solch ein Gottesdienst in der Thomaskirche angesetzt. Ich stand vorher mit dem Stift in der Hand vor einem Bistrotisch. Ich musste und wollte die einzelnen Teilnehmer/-innen aufschreiben. Ich habe darauf hingewiesen, dass ein Nasen-Mund-Schutz getragen werden muss und dass die Hände desinfiziert werden müssen.

Ein Gottesdienstbesucher geht in die Kirche ohne sich an diese Vorschriften zu halten. Ich habe ihn angesprochen und ihn freundlich gebeten, bitte den Schutz anzuziehen. Nur so ist wieder ein Beerdigungsgottesdienst möglich. Er weigert sich zuerst. Es kommt zu einem heftigen Gedankenaustausch. Schließlich zieht er solch einen Schutz an und geht in die Kirche. Ich rufe ihn nach mit der Bitte, er soll noch einmal kommen und die Hände desinfizieren. Er kommt zurück und es gibt wieder einen Wortwechsel. Schließlich gibt er nach. Ich bin innerlich sehr aufgewühlt. Am Verhalten meines Gesprächspartners merke ich, dass er alles dabei hatte, aber vielleicht der Meinung war: „Der Pfarrer wird das wohl nicht so ernst nehmen“. Vielleicht wollte er mich auch nur testen nach dem Motto: „Mal schauen, ob der Pfarrer sich an die Vorschriften hält“. Das wäre der Versuch gewesen, ob ich authentisch bin.

Bis heute verfolgt mich diese Szene. Wenn Gottesdienstteilnehmer zu nahe sitzen oder bei Treffen außen mit anderen im Haufen stehen, dann schreite ich ein. Ich merke, dass ich kämpfen muss um eine ruhige, aber bestimmte Tonlage. Es ist mir nicht immer gelungen. Die Äußerungen der anderen zeigen mir das. Diese Erfahrung im Mai hat für mich offenbar etwas Traumatisches. Für mich heißt das, mich zu entschuldigen, wenn sich jemand zu scharf angegriffen fühlt. Es war nicht so gemeint!

Ich merke: Dieser Balanceakt von Bestimmtheit und Gelassenheit fällt mir schwer. Ich denke an ein biblisches Wort aus dem Neuen Testament, das im griechischen Urtext „Parakalein“ heißt. Auf Deutsch kann es mit „herbeirufen“ übersetzt werden. „Komm mal bitte her zu mir“. Das kann eine vertrauensvolle Bitte sein und/oder ein Wort des Trostes vorbereiten. Das kann aber auch ein Herbeiholen für eine Ermahnung sein.

Ich finde das spannend. Das Wort zeigt beide Seiten auf. Vor allem der Apostel Paulus benutzt es. Es wird manchmal mit „trösten“ übersetzt und manchmal mit „ermahnen“. Viele wählen „auferbauen“ als deutsche Übersetzung. Vielleicht trifft es am besten, was ich meine, wenn ich Leute mitten in dieser Coronazeit anspreche. Ich möchte Menschen helfen, dass Sie sich nicht anstecken. Ich will aber auch niemanden vergraulen. Mal schauen, ob es mir gelingt, in Zukunft näher in Richtung „Gelassenheit“ zu kommen, wenn ich wieder Menschen „herbeirufen“ und „ansprechen“ muss. Aber sie können mir auch in Zukunft gerne sagen, wenn ich den falschen Ton getroffen habe.