Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 200 vom 01.10.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die gebackene Bibel

Johannes Huss ist der große Reformator aus Böhmen (siehe mein Update vom 06.07.2020). Schon 100 Jahre vor Martin Luther verkündigte er das Evangelium in einer Form, wie Luther das auch tat. Allerdings kannte man damals noch nicht den Buchdruck und auf dem Konzil von Konstanz 1415 hat der Kaiser nicht sein Wort zum „freien Geleit“ gehalten und Huss wurde auf dem Scheiterhaufen getötet.

In Böhmen erzählt man dazu folgende Geschichte: Eine Frau, deren größter Schatz das Wort Gottes war, stand gerade vor dem Ofen, um Brot zu backen. Da hörte sie, dass die Männer von der katholischen Inquisition das Dorf durchsuchten und alle gefangen nahmen, bei denen eine Bibel gefunden wurde. Kurz entschlossen nahm sie ihre Bibel und wickelte sie in einen großen Teigklumpen, den sie dann in den Ofen schob. Dann schob sie die anderen Brote hinterher. Bald darauf wurde ihr Haus durchsucht. Alles wurde durchwühlt vom Keller bis zum Boden, aber alles war vergeblich. Als die Verfolger das Haus verlassen hatten, war inzwischen das Brot gar, und auch die Bibel kam aus dem heißen Ofen wieder zum Vorschein. Und siehe da, die Bibel hatte ebenso wenig gelitten wie die drei Männer im glühenden Ofen im Buch Daniel.

Die Nachkommen dieser beherzten Frau haben die Bibel als kostbares Erbe bewahrt. Der letzte Erbe war Bauer Schebold, auch ein Böhme von Geburt. Er wohnte in Ohio/USA und hielt das Familienerbstück in hohen Ehren.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 199 vom 30.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Bibel in der eigenen Sprache verstehen können

Ich kann das Lutherdeutsch nur schwer verstehen. Ich benutze lieber eine moderne Übersetzung“. Wie oft höre ich das in Gesprächen mit anderen Christen. Ganz ehrlich: Mir ist lieber, jemand liest überhaupt die Bibel. Er kann sehr gerne eine moderne deutsche Übersetzung benutzen. Natürlich ist jede Bibelübersetzung auch eine Art Interpretation. Das gilt auch für die Lutherbibel. Und beim Neuen Testament schmunzle ich immer ein wenig, wenn mir jemand sagt: „Diese Übersetzung ist ganz wörtlich wie Jesus gesprochen hat“. Ich denke mir dann nur: Seit wann hat Jesus griechisch gesprochen? Die Sprache von Jesus war aramäisch. Es finden sich nur ganz wenige Texte in der Ursprache von Jesus wie z.B.: „Talita kum“ in Markus 5, 41. Das spricht Jesus zum Mädchen eines Synagogenvorstehers, dessen Tochter gestorben war. „Mädchen, steh auf“! Relativ bekannt ist auch das Wort von Jesus am Kreuz: „Eloi, eloi, lama asabtani“. Es steht bei Markus und bei Matthäus in der Passionsgeschichte. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Hier zitiert Jesus den Vers 2 aus Psalm 22. Aber insgesamt ist das Neue Testament in griechischer Sprache verfasst und nicht in der Sprache, die Jesus selbst gesprochen hat.

Für mich ein Impuls, wie wichtig es ist, dass Menschen die Bibel in ihrer Sprache lesen und verstehen können. Das war ja auch ein Uranliegen der Reformation. Deshalb war es im Altertum eine herausragende Leistung, dass der Kirchenvater Hieronymus die Bibel in die lateinische Sprache übersetzt hat. Es war in der Antike die Gelehrtensprache schlechthin. Hieronymus war ein Zeitgenosse von Augustin (siehe meine Updates Nr. 166, 167 und 170). In jungen Jahren ließ er sich taufen und mit 32 Jahren wurde er 379 zum Priester geweiht. Schließlich ließ er sich 386 n. Chr. in Bethlehem nieder und wurde vor allem bekannt für die Vulgata. Es ist die bedeutendste lateinische Bibelübersetzung überhaupt. Bis in die Gegenwart hinein gilt für viele katholische Gelehrte dieses Werk als das grundlegendste biblische Werk überhaupt. Vermutlich hat Hieronymus bei der Übersetzung des Alten Testamentes die sog. Septuaginta als Vorlage verwendet, auch wenn er das selbst immer bestritten hat. Aber die Ähnlichkeiten sind frappierend.

Hieronymus war auf alle Fälle der Vorreiter einer modernen Übersetzerkultur und damit Impulsgeber für alle weiteren Bibelübersetzungen bis heute. Diese Aussage gilt, obwohl die Reformatoren einen eigenen Weg eingeschlagen und die Vulgata nicht mehr als den grundlegenden kanonischen Text verstanden haben. Luther und Melanchthon wollten zu „den Quellen“ zurück und übersetzten das Alte Testament direkt aus der hebräischen und das Neue Testament aus der griechischen Bibel in das Deutsche.

1978 war ich zum ersten Mal in Bethlehem. Neben der Geburtskirche steht die Katharinenkirche. An diesem Ort soll der Kirchenvater die Übersetzung getätigt haben. Für mich als Student der Theologie war das auf alle Fälle ein besonderes Erlebnis. Heute vor genau 1600 Jahren, am 30.09.420 n. Chr. ist dieser berühmte Kirchenvater gestorben. Deshalb ist der 30.09. sein Heiligengedenktag.

Äpfel und Hilfe beim Ernten erbeten

Ein Teil der Ernte 2016

Vor vier Jahren war die Ausbeute unserer damaligen Apfelsaftaktion zum Luther Jubiläum 750 Liter Apfelsaft von eigenen Äpfeln. Der große Erfolg lässt uns diese Aktion nun heuer zum eigenen 50. Jubiläum des Pfarramts Altensittenbach mit Oberkrumbach wiederholen. Am 17.10. steht die mobile Saftpresse von Sebastian Ertel (mostbar.de) wieder im Hof der Wilds gegenüber unserer Kirche. In den Tagen davor wollen wir mit verschiedenen Aktionen Äpfel auf dem Altensittenbacher Anger und von gespendeten privaten Bäumen ernten, sammeln und dann am Samstag zum eigenen Saft pressen. Wer für uns noch Apfelbäume hat, die er selbst nicht ernten kann oder will und deren Obst nicht verfaulen soll, kann sich noch im Pfarramt (09151-862920) oder beim Koordinator der Aktion, Thomas Geiger (0171-3259880) melden. Ebenso mögen sich bitte alle melden, die sich mit ihrer Arbeitskraft an dieser Aktion beteiligen wollen. Helfer/innen sind an den Tagen/Abenden davor und am Samstag selbst sehr gerne gesehen und benötigt. Gerne dürfen Sie natürlich auch selbst geerntete Äpfel einfach am Vormittag des 17.10. in den Hof der Familie Wild am Biberhaus bringen. Herzlichen Dank dafür.

Von Thomas Geiger

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 198 vom 29.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Geburt der deutschen Nation

Heute ist für mich ein ganz besonderer Tag. Der 29.09. ist der Michaelistag. Meine Heimatkirche in Habelsee ist eine „Michaeliskirche“. Von klein auf habe ich deshalb immer wieder diesen besonderen Erzengel im Ohr. Gemerkt habe ich mir damals schon, dass er den Teufel besiegt hat und dass er der Schutzengel der Deutschen ist. Ich kannte damals aber noch nicht den genauen Hintergrund.

Ersteres ist bezogen auf die Bibelstelle in der Offenbarung des Johannes 12, 7 – 9: „Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, und sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel. Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen“. Das ist eine wunderbare Szene aus der Bibel. Die Mächte des Bösen werden besiegt von der Macht Gottes, die sich im Erzengel Michael und seine Engel repräsentieren. Schon als Kind habe ich das innerlich gespürt, dass Gott seine Engel sendet, damit ich bewahrt bin vor bösen Mächten. Der Blick auf die Heimatkirche hat mir das immer verdeutlicht.

Zum zweiten Grund: Wie ist Michael zum Schutzengel der Deutschen geworden? Da habe ich auf den Geschichtsunterricht warten müssen. Es war in der fünften Klasse. Der Hauptschullehrer hat ausführlich die Geschichte des Frankenreiches (Karl der Große etc.) und der Ottonen behandelt. Natürlich stand im Mittelpunkt auch die Schlacht auf dem Lechfeld am 10.08.955 n. Chr. Mit dem Sieg hat Otto I. endgültig die feindlichen Heere der Ungarn vertrieben und dieses Datum wird als „Geburt der deutschen Nation“ bezeichnet. 45 Jahre später war das erste Millenium und die Menschen hatten eine starke Naherwartung auf das Kommen Jesu in die Welt. Das hat mit der Lehre des 1000-jährigen Reiches am Ende der Offenbarung zu tun. Viele setzten das eben mit 1000 n. Chr. gleich.

So lag es nahe, diese Schlacht auf dem Lechfeld mit der Schlacht des Hl. Michael aus der Offenbarung zu vergleichen. Die Legionen von Otto zeigten deshalb auf ihrem Banner den Erzengel Michael und der positive Ausgang bewirkte, dass Michael zum Schutzpatron von Deutschland erwählt wurde. Ungewiss wäre es gewesen, wenn die Schlacht auf dem Lechfeld für Otto verloren gegangen wäre. Aber nicht nur hier, können Krisen sehr positiv wirken. Immerhin ist so auch der „Deutsche Michel“ entstanden und nicht nur die Kirche in Habelsee trägt den Namen dieses Erzengels.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 197 vom 28.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Jom Kippur

Heute feiern die Juden ein besonderes Fest: Jom Kippur. Es ist der große Versöhnungstag. Es ist der höchste jüdische Feiertag und findet immer 10 Tage nach dem jüdischen Neujahrsfest statt. Es ist Abschluss und Höhepunkt der zehn Tage der Reue und Umkehr. Im dritten Buch Mose im 16. Kapitel ist es genau beschrieben: „Am zehnten Tag des siebten Monats sollt ihr fasten und keine Arbeit tun, weder ein Einheimischer noch ein Fremdling unter euch. Den an diesem Tag geschieht eure Entsühnung, dass ihr gereinigt werdet; von allen euren Sünden werdet ihr gereinigt vor dem Herrn“ (3. Mosebuch 16, 29 – 30).

Nur an diesem Tag durfte der Hohepriester in das Allerheiligste im Tempel gehen, um stellvertretend für das Volk die Vergebung der Sünden zu empfangen. Er besprengte die Bundeslade mit dem Blut von zwei Opfertieren. Auch zwei Böcke wurden geopfert. Der eine zur Reinigung des Tempels. Beim anderen Ziegenbock hat der Hohepriester die Hände aufgelegt um damit symbolisch die Sünden des ganzen Volkes auf das Tier zu übertragen. Dann wurde der Bock über den Rand der Bergklippen in der judäischen Wüste geschickt, wo er starb. Von dieser Handlung kommt bis heute der Ausdruck des „Sündenbockes“.

Für mich ist dieser jüdische Feiertag vor allem 1973 in das Bewusstsein getreten. Damals hatten die Staaten um Israel herum einen Krieg angefangen und wollten das Land aus der Karte auslöschen. Die Menschen im Staat Israel waren in Schockstarre und völlig unvorbereitet. Wie durch ein Wunder konnten die jüdischen Soldaten aber zurückschlagen und gingen zum Gegenangriff über. Der UN-Sicherheitsrat hat mit der Resolution 338 zum Waffenstillstand aufgerufen und dieser Krieg wurde beendet. Die nachfolgende sog. Ölkrise hat auch die Staaten der westlichen Welt getroffen.

Der Krieg hatte aber dann doch noch etwas Gutes. Der ägyptische Präsident Anwar al-Sadat hatte erkannt, dass es einen Friedensvertag mit Israel geben muss. Dieser ging schließlich am 26. März 1979 als Camp-David-Abkommen in die Geschichte ein und kostete dem ägyptischen Präsident durch ein Attentat am 6. Oktober 1981 das Leben. Dennoch ist Jom Kippur ein Symbol dafür, wie aus einer Krise heraus etwas Gutes entstehen kann. Und das ist meine Hoffnung auch für diese Coronapandemie.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 196 vom 27.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die eingemauerte Bibel

Als es den St. Gotthard-Tunnel noch nicht gab, zog eine Gruppe von Maurern aus der Gegend von Lugano nach der Innerschweiz, weil sie dort mehr Geld verdienen konnten. Unter ihnen war Antonio. Eine Dame bot ihm eine schöne, in Leder gebundene Bibel zum Geschenk an. Er nahm sie mit, aber gelesen hat er nicht darin. Bei seiner Arbeitsstelle in Glarus musste er beim Bau eines großen Hauses mithelfen. Beim Verputzen einer Mauer sah er ein Loch, das noch zugemauert werden musste. Plötzlich fiel ihm die Bibel ein, die er in seinem Sack hatte und er sagte zu den Kameraden: „Jungs, ich weiß jetzt einen schönen Spaß. Ich stecke die Bibel in dieses Loch“. Die Bibel ging knapp hinein, nur der Einband wurde etwas beschädigt.

Am 10. Mai 1861 wütete in Glarus ein großer Brand. Die ganze Stadt war eine schreckliche Ruine. Ein Maurerpolier aus Norditalien, Johannes, hatte den Auftrag, ein noch neues Haus, das teilweise eingestürzt war, zu untersuchen. Er klopfte mit seinem Hammer und plötzlich fiel ein Brocken Mörtel herunter. Zu seinem Erstaunen fand er ein Buch, das in die Mauer eingeklemmt war. Er zog es heraus. Es war eine Bibel. Das war doch wirklich sonderbar. Johannes fing in seiner Freizeit an, fleißig in der Bibel zu lesen. Durch dieses Lesen fand er zum Glauben an Jesus.

In seiner Freizeit ging er mit einem Koffer voll Bibeln in die Dörfer der Umgegend, um diese zu verkaufen. So kam er auch in die Gegend, wo Antonio wohnte. Auf einem Jahrmarkt errichtet er einen Stand mit Bibeln. Als Antonio vorbeischlenderte, blieb er stehen und sagt: „Oh, Bibeln, die habe ich nicht nötig! Da brauche ich bloß nach Glarus zu gehen, denn da habe ich noch eine, die in einer Wand eingemauert ist“. Ernst sah Johannes den jungen Mann an. Ihm war sofort alles klar und er sagte: „Seien sie vorsichtig, junger Mann, Spotten ist leicht, aber was würden Sie sagen, wenn ich ihnen diese Bibel zeigte“. „Du kannst mir nichts vormachen“, sagte Antonio, „ich würde sie sofort wiedererkennen; denn ich habe sie gezeichnet. Und ich sage dir. Selbst der Teufel kriegt sie nicht aus der Mauer!“ Johannes holte die Bibel hervor und fragte: „Kennen Sie das Zeichen, mein Freund?“ Antonio war sprachlos, als er die beschädigte Bibel sah. Aber sein Hass gegenüber Gott steigerte sich noch mehr und Johannes bekam von Antonio und seinen Freunden Schläge und Tritte.

Eines Tages fiel Antonio von einem 17 m hohen Gerüst. Er kam schwerverletzt ins Krankenhaus. Johannes erfuhr das und besuchte ihn. Antonios Herz blieb wie ein Stein. Johannes aber besuchte ihn jede Woche. Tatsächlich begann Antonio in der Bibel zu lesen. Allmählich begann das Herz von Antonio aufzuweichen. Seine Seele war genesen, aber seine Hüfte blieb lahm. Seine frühere Arbeit konnte er nicht mehr tun. Er fand leichtere Arbeit, und später führte er eine glückliche Ehe mit der Tochter des Johannes. Sein Schwiegervater war nun gleichzeitig sein Freund. Nach seinem Tod galt seinen Kindern diese eingemauerte Bibel als das schönste Erbstück.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 195 vom 26.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die ersteigerte Bibel

Im Jahr 1817 heiratete im Bergischen Land im Ort Witzhelde der Schuhmacher Arnold Breidenbach seine Frau Friederike. Er hatte 200 Silbertaler und konnte damit ein kleines Anwesen erwerben. Es herrschte große Armut, weil das Land unter der Franzosenherrschaft von Napoleon Bonaparte gelitten hatte. Arnold Breidenbach war ein frommer Mann. Leider fand er im ganzen Dorf keinen Gesinnungsgenossen. Er verdiente etwa acht Groschen am Tag und konnte ein wenig für den Sparstrumpf zurücklegen. Das Ehepaar bekam einen Sohn, der mit den Eltern im einzigen Bett schlief. Dann kam das zweite Kind. Es lag noch in der Wiege, stieß aber mit Kopf und Füßen oben und unten an. Das dritte Kind war unterwegs.

Eines Tages gab es die Gelegenheit, ein Bett in der Gaststätte zu steigern. Arnold Breidenbach nahm die ersparten 17 Taler mit und ging in die Gastwirtschaft. Die Auktion begann. Das erste, was zur Versteigerung kam, war eine Bibel, etwa 120 Jahre alt und 7 kg schwer. Die anderen Besucher begannen Witze darüber zu machen. Arnold Breidenbachs Herz krampfte sich zusammen und er bot einen Taler für die Bibel. „Hochtreiben“ raunten sich die Leute zu. Der Schuhmacher bot immer mit. Schließlich erhielt er bei 17 Talern den Zuschlag.

Still nahm er seine Bibel und ging nach Hause. Als er dort ankam, war die erste Frage seiner Frau. „Was hast du denn da?“ „Eine Bibel“. „Und wo ist das Bett?“. „Ich habe kein Bett“. „Warum nicht?“ „Wegen der Bibel“. „Wie teuer war die Bibel?“ „17 Taler!“. Seine Frau antwortete mit Vorwürfe und Argumente. Er antwortete: „Ich hab es nicht ertragen, wie sie das heilige Buch verspottet haben“. Der Haussegen hing an diesem Tag schief!

Am nächsten Tag erschien in aller Frühe ein Müller aus der Nachbarschaft. Er kratzte sich verlegen an den Kopf und sagte: „Die Sache ist so. Ich komme wegen der Bibel und dem Bett. Als ich meiner Frau gestern die ganze Geschichte erzählt habe, hat sie mir gehörig den Kopf gewaschen. „Immer müsst ihr Männer spotten, wenn ihr getrunken habt“, hat sie gesagt. Den ganzen Abend hat sie mir keine Ruhe gegeben und mir gepredigt. Und heute in aller Frühe hat sie mich geweckt. Die ganze Nacht habe sie nicht geschlafen, sagte sie. Ich solle aufstehen und mit dem Knecht ein Bett aus der Gesindestube, das nicht gebraucht werde, zu euch bringen. Sie hat noch Stroh geschnitten und neue Bettwäsche aufgezogen. Bitte, seid so freundlich und nehmt das Bett, sonst bekomme ich keine Ruhe“.

Arnold Breidenbach hatte inzwischen seine Frau herzugerufen. Nun schauten sich beide an, und Frau Breidenbach ging hinaus und machte es wie seinerzeit Petrus – sie weinte. Das Bett wurde abgeladen und in der Kammer aufgestellt. Am Abend las Arnold Breidenbach seiner Frau aus Psalm 37: „Habe deine Lust an dem Herrn, der wir dir geben, was dein Herz wünscht. Befiehl dem Herrn deine Wege, und hoffe auf ihn, er wird es wohl machen“.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 194 vom 25.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die edle Gabe

Herr, dein Wort, die edle Gabe, diesen Schatz erhalte mir, denn ich ziehe es aller Habe und dem größten Reichtum für. Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn? Mir ist`s nicht um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun“.

Dieses Lied steht im Evangelischen Gesangbuch unter der Nr. 198. Die Gesangbuchkommission hat vor fast 30 Jahren dieses Buch so zusammengestellt, dass von der Nr. 193 bis zur Nummer 199 insgesamt sieben Lieder dieses besondere Buch zum Klingen bringen. Das Wort Gottes als „edle Gabe“. Ich erinnere mich an etliche Besuche. Die Besuchten zeigen mir zum Beispiel die Bibel, die sie zu ihrer eigenen Hochzeit vom Pfarrer erhalten haben. Es sind besondere Bibeln. Sie haben eine wunderschöne Aufmachung, meist mit einer Zeichnung oder einem Bild auf dem Außenband. „Schauen Sie mal, Herr Pfarrer. Wie schön diese Traubibel noch aussieht. Wir bewahren sie ganz besonders. Da darf auch niemand hingehen und sie berühren. Auch wir selbst lassen sie immer im Schrank stehen, weil sie dann auch schön bleibt“. Voller Stolz erzählen mir die Menschen, wie sie ihre Traubibel schonen und nicht darin lesen.

Ich höre mir das an und nicke ein wenig dazu. Aber ich verfalle nicht in Freudenausbrüche. Ich bleibe eher ein wenig distanziert. Ob das die Zuhörer immer merken? Ich weiß es nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob der Lieddichter Nikolaus v. Zinzendorf das so gemeint hat, wenn er mit 25 Jahren dieses Lied so gedichtet hat. Die Bibel als eine „edle Gabe“, als ein wertvolles Buch zu begreifen, das am besten im Schrank stehen bleiben soll?

Vielleicht ist damit auch etwas ganz anderes gemeint. Nämlich, dass der Inhalt der Bibel ein „edler Schatz“ sein soll. Dass die Worte der Bibel so ins Herz hineingehen, dass Menschen darin Trost, Hilfe und Kraft finden. Dass es eine „edle Gabe“ ist, weil wir darin den Willen Gottes erkennen können.

Vor allem auch: Ich sehe die Verheißungslinie Gottes mit den Menschen. Von der Schöpfung über Noah zu Abraham und Mose, den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten bis zur Landnahme in Kanaan. Die Bedeutung von Jerusalem als Davidstadt bis hin zu dem Ort, an dem Jesus gekreuzigt und auferstanden ist. Es zieht sich eine sehr große Verheißungslinie durch die Bücher der Bibel.

Kein Wunder, dass Zinzendorf dieses Buch als „edle Gabe“ bezeichnet hat. Und  deshalb werde ich in den nächsten Tagen insgesamt dreimal eine besondere Geschichte zu diesem „Buch der Bücher“ als Update schreiben von Menschen, die damit besondere Krisensituationen erlebt haben.

Halleluja, Ja und Amen! Herr, du wollest auf mich sehn, dass ich mög in deinem Namen fest bei deinem Worte stehn. Lass mich eifrig sein beflissen, dir zu dienen früh und spat und zugleich zu deinen Füßen sitzen, wie Maria tat“ (V. 2 von EG 198).

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 193 com 24.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Das erste Mal

Gerhard, du bist doch jetzt im zweiten Semester. Da könntest du doch mal einen Gottesdienst halten. Ich bin am 24. September in Oestheim (bei Schillingsfürst) eingeteilt und kann jetzt doch nicht. Außerdem kennst du doch schon ein wenig die Gemeinde. Du spielst doch dort alle zwei Wochen die Orgel“. So redete ein Freund im Sommer 1978 mit mir. Er hatte in allen Punkten Recht. Aber es kostet vermutlich jedem eine gewisse Überwindung, zum ersten Mal in einem sonntäglichen Hauptgottesdienst zu predigen und auch den gesamten Gottesdienst zu leiten. Gut, vor der Liturgie hatte ich keinen Bammel. Schließlich spielte ich seit Jahren sonntäglich die Orgel. Aber die erste Predigt?? „Gut. Mache ich für dich. Einmal muss es ja sein“. Meine Antwort erfreute meinen Freund, der gerade vor dem ersten Examen stand und schon viele Jahre Predigterfahrung hatte.

Ich suchte den Text heraus und fand: Apostelgeschichte 16, 9 – 16. Es ist die Geschichte, in der Paulus nach Philippi kam und die Purpurhändlerin Lydia sich bekehrte (siehe mein Update 142 vom 04.08.2020). Ich fahre also am 24.09.1978 nach Oestheim und bereite mich in der Sakristei auf den Einsatz vor. Die Liturgie klappt. Ich gehe auf die Kanzel. Nach dem sog. Kanzelgruß folgt die Textlesung, stilles Gebet und die Predigt beginnt.

Ich schaue auf die Zuhörer und was sehe ich unter anderem? Meinen Freund!! Er sitzt in der Empore bei den Männern. Er versucht sich etwas wegzudrücken. Aber ich sehe ihn. Im Stillen denke ich beim Reden: Hatte er nicht gesagt, keine Zeit zu haben??!! Im Gottesdienst waren noch einige Freunde von mir.

Danach redeten wir miteinander. Ich aber wollte nur mit meinem „verhinderten“ Predigerfreund reden. „Hattest du nicht gesagt, du bist heute nicht da und ich sollte für dich den Gottesdienst halten?“ „Ja, schon. Aber ich wollte unbedingt, dass du einmal selbst den Gottesdienst mit Predigt machst. Und da habe ich zu einer Notlüge gegriffen“. Tja, was sollte ich dazu sagen. Aber vielleicht muss jede/r angehende/r Pfarrer/in zu ihrem/seinem Glück – sprich zum ersten Gottesdienst – geholfen werden. Anders wäre der Mut vielleicht doch nicht so groß.

Persönlich war für mich noch interessant, dass mein Vater mir an diesem Tag erklärte, dass am Verlobungssonntag meiner Eltern 1955 ebenfalls dieser Text gepredigt wurde. Und das war für die beiden ein besonderes Geschenk. Denn meine Mutter hieß: Lydia!!

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 192 vom 23.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Vergiss den Sommer nicht

Ich weiß nicht, was Sie für ein Typ sind. Ich jedenfalls liebe den Frühling und den Sommer. Ich bin immer traurig, wenn die Tage kürzer sind als die Nächte. 1980 wurde die Sommerzeit eingeführt und ich war darüber begeistert. Ich erinnere mich an meine Kinder- und Jugendzeit. Wenn wir dann am Abend noch Fußball gespielt haben, dann wurde es selbst von Mitte Juni bis Mitte Juli schon gegen 21.00 Uhr dunkel. Im August haben wir dann immer mit einem weißen Ball gespielt und zwar solange bis nur noch dieser Ball zu sehen war.

Seit Einführung der Sommerzeit vor genau 40 Jahren genieße ich es, bis 22.00 Uhr die Sonnenstrahlen zu sehen. Wenn ich am Baggersee in Happurg noch so spät schwimmen kann, schwimme ich dem Sonnenuntergang „entgegen“ und freue mich daran. Die zweimalige Zeitumstellungen machen mir da nichts aus. Die verkrafte ich gut und nehme sie mir für diese „Abenderlebnisse“ gerne auf mich. Vor einigen Jahren wurde entschieden, dass die Umstellung auf die MEZ (Mitteleuropäische Zeit) um vier Wochen verschoben wird. Deshalb beginnt sie erst am letzten Sonntag im Oktober. Das finde ich persönlich klasse. So kann ich auch den Oktober noch relativ „hell“ genießen.

„Vergiss den Sommer nicht“. Ja, den will ich nicht vergessen. In langen Winternächten denke ich daran, auch wenn ich nicht Frederic heiße und ich auch keine Maus bin. In der Bibel wird der Sommer im Lukasevangelium als Bild für das nahekommende Gottesreich hergenommen. „Sehet an den Feigenbaum und alle Bäume: wenn sie jetzt ausschlagen, so sehet ihr es an ihnen und merkt, dass jetzt der Sommer nahe ist. Also auch ihr: wenn ihr dies alles seht angehen, so wisset, dass das Reich Gottes nahe ist“ (Lk 21, 30 – 31). Für mich eine sehr schöne Vorstellung. Wenn das Reich Gottes sichtbar ist, dann ist Sommer nicht nur in meinem Herzen, sondern für das ganze Universum.