Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 73 vom 27.05.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wer kennt sie nicht, die Lieder von Paul Gerhard. Ich nenne nur ein paar Beispiele: „Die güldne Sonne“, „Du meine Seele singe“, Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit“, „Ich singe dir mit Herz und Mund“, „Nun danket all und bringet Ehr“. Mit diesen Liedern nenne ich jetzt vor allem die, welche in diesen Frühlings- und Sommermonaten Hochkonjunktur haben. Wenn ich im Gesangbuch blättere und fröhliche Lieder such, die meine innere Stimmung zum Ausdruck bringen sollen, dann lande ich immer wieder bei den oben genannten. Ich bin ein Sommertyp und liebe deshalb vor allem die Monate Mai bis August. Herbst und Winter sind nicht meine Jahreszeiten. Schifahren macht mir keinen Spaß und für mich sind die Tage im Winter zu schnell dunkel.

Interessant für mich ist aber die Zeit, in der Paul Gerhardt seine Lieder vor allem schrieb. Er ist am 22.03.1607 am Vorabend des dreißigjährigen Krieges geboren. Vor drei Jahren hatte unsere Kirchengemeinde im Lutherjahr eine Gemeindefahrt nach Wittenberg und wir haben in Grafenhainichen, dem Geburtsort von Paul Gerhardt kurz gehalten. Sein Geburtshaus ist jetzt ein Gemeindehaus der dortigen evangelischen Kirchengemeinde.

Seine Eltern sind in den Wirren des Krieges schon 1619 (Vater) und 1621 (Mutter) gestorben. Er war also relativ schnell Vollwaise. Dennoch begann er mit dem Studium der Theologie in Wittenberg und verdiente sich Geld als Hauslehrer. Die Kriegszeit hat ihn geprägt. Erst nach dem Krieg erhielt er eine Pfarrstelle am 30.11.1651 in Mittenwalde. Es begann seine wohl schönste Zeit im Leben. Ein Lied nach dem anderen wurde geschrieben. Alle diese schönen und freudigen Choräle, die ich oben genannt habe, entstanden 1653 an diesem Ort. Auch seine Hochzeit fiel in diese Zeit. Dieses „Hochgefühl“ änderte sich später und er musste sehr schwere Zeiten durchleben. Von seinen fünf Kindern sind vier gestorben und es gab auch immer wieder endlose Diskussionen um den reformatorischen Glauben. Soll er in die lutherische Richtung gehen oder eher in die calvinistisch-reformierte? In der heutigen Zeit sind diese theologischen Streitigkeiten kaum zu verstehen. Damals kostete es vielen Pfarrern die Pfarrstelle, wenn sie nicht die Richtung des Landesfürsten vertreten haben.

So erging es auch Paul Gerhardt. Er war „eingefleischter“ Lutheraner. Schließlich wechselte er 1668 nach Lübben und lebte dort als Inhaber der Pfarrstelle bis zu seinem Tod am 27.05.1676. Deshalb steht heute sein Name im evangelischen Namenskalender. Heute vor genau 344 Jahren ist er dort gestorben und nahe dem Altar seiner letzten Wirkungsstätte beigesetzt worden. Die Kirche trägt seit 1930 seinen Namen und vielleicht komme ich auch mal dort hin. Ich erkenne aus seinem Leben, dass eigene Kreativität durchaus damit zu tun hat, wie es mir persönlich im Leben geht. Auch Christen müssen sich nicht verstellen. Sie brauchen ihre Gefühle und „seelische Befindlichkeiten“ nicht verstecken. Auch jetzt nicht in der Coronakrise.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert