Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit von Pfr. Gerhard Metzger
Wo werden die meisten gesetzliche Feiertage gefeiert?
Die Quizfrage lautet: In welchem Bundesland gibt es die meisten gesetzlichen Feiertage? Ich denke, neun von zehn Gefragten kennen die richtige Antwort: In Bayern. In Berlin dagegen gibt es so viel weniger Feiertage, dass der Senat in diesem Jahr beschlossen hat: Wir brauchen noch einen Feiertag, damit unsere Arbeiter nicht so viel mehr als die in Bayern arbeiten müssen. Es gab ein langes Ringen. Ein kirchlicher Feiertag durfte es nicht sein, weil in Berlin zu wenig Christen wohnen – so war zumindest die Meinung der dortigen Regierung. Ich habe mir bei den Diskussionen gedacht: Wie wäre es z.B. im Iran. Würden die Verantwortlichen auch einen zusätzlichen Feiertag aussuchen, der nicht nach islamischer Tradition auf der Hand liegt. Denn im Grundgesetz der Bundesrepublik steht ganz am Anfang in der Präambel: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen…“. Für mich interessant, dass zuerst Gott genannt wird und dann die Menschen.
Sei es drum. Der Berliner Senat hat den 08.03. als neuen Feiertag festgelegt. Es ist der Weltfrauentag. Es ist für unser Land beschämend, dass Frauen in der Öffentlichkeit und im Beruf immer noch benachteiligt sind. Wenn dieser Feiertag in der Hauptstadt hilft, dass Frauen mehr und besser wahrgenommen werden, dann kann solch eine Entscheidung eine gute Sache sein.
Aber zurück zur Eingangsfrage. In Bayern gibt es die meisten Feiertage. Das ist nicht verkehrt, trifft aber auch nicht ganz die Wahrheit. Manche antworten: Die meisten Feiertage gibt es in katholischen Gebiete. Sie erwähnen den 15.08.2020. Es ist das „Fest Mariä Himmelfahrt“. Es ist nur in den Kommunen gesetzlicher Feiertag, in denen die Katholiken gegenüber den Evangelischen in der Mehrheit sind. Aber auch diese Antwort alleine stimmt noch nicht ganz.
Die meisten gesetzlichen Feiertage gibt es in einer bayrischen Stadt, weil nur dort morgen wie jedes Jahr ein Feiertag festgesetzt ist. In Augsburg wird das sog. „Hohe Friedensfest“ gefeiert und Arbeitnehmer müssen an diesen Tag nicht arbeiten bzw. können sich das als Feiertag anrechnen lassen. In diesem Jahr allerdings nicht. Denn sowohl der 08.08.2020 als auch der 15.08.2020 sind Samstage. Der Grund dieses Festes in Augsburg liegt in einer Krise. Ursprünglich feierten die Augsburger Protestanden damit das 1648 durch den sog. Westfälischen Frieden eingeleitete Ende ihrer Unterdrückung während des 30-jährigen Krieges. Am 08.08.1629 wurde den Augsburger Protestanden die Ausübung ihres Glaubens untersagt. Dieses Datum, der 08.08., wurde deshalb hergenommen, um an diesen konfessionellen Streit zu erinnern. Das Friedensfest sollte ein Ausdruck des Dankes der Protestanten sein für die Erhaltung ihres Glaubens in dieser Stadt.
Und deshalb freuen sich alle Einwohner für den 1950 eingeführten zusätzlichen gesetzlichen Feiertag. Ein Beispiel dafür, wie aus einer Krise etwas Gutes entstehen kann. Persönlich habe ich zu diesem Fest eine ganz besondere Geschichte. Aber davon dann morgen mehr.